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Falsche Wahl; wohne wieder zuhause; Einsamkeit

Dings

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich wende mich an dieses Forum weil ich seit Wochen wirklich verzweifelt bin und einfach überfordert. Einfach auch um es mir einmal von der Seele zu schreiben.
Allerdings muss ich etwas ausholen, um meine Problematik aufzuzeigen, sorry schonmal dafür.

Ich bin 23 und komme aus einem Dorf, das ziemlich abgelegen liegt. Die nächsten größeren Städte sind alle zwischen 35 und 50 Minuten Fahrtzeit entfernt. Dort bin ich aufgewachsen, habe zuerst den Hauptschulabschluss, danach die Mittlere Reife gemacht. Danach habe ich erst einmal eine Ausbildung absolviert. Das war auch, nachdem ich zuerst einen falsche Wahl getroffen hatte, ziemlich in Ordnung: ein guter Betrieb, nette Kollegen, die Bezahlung während der Lehre war auch fair. Mir war aber schon ziemlich früh klar, dass ich es dabei nicht belassen will und auf jeden Fall studieren werde. Also holte ich direkt nach der Ausbildung in einem Jahr die Fachhochschulreife nach.
Während dieses Jahres packte mich ziemlich der Ehrgeiz: ich hängte mich richtig rein und hatte regelrecht ein Feuer in mir. Währenddessen habe ich mich auf viel umgeschaut nach diversen Studiengängen. Klar war mir auf jeden Fall, dass ich aus meinem Wohnort weg musste. Denn es hat mich so vieles gestört und ich hatte die Nase voll. Als ich dann von einer Möglichkeit hörte, mit der ich auch mit der FH-Reife in BaWü an die Universität konnte war das für mich wie der Jackpot. Es handelte sich um eine Art Aufbauprüfung, die ich mit guten Ergebnissen bestand.

Während des Schuljahres zeichnete sich eine starke Präferenz ab: ich wollte Psychologie studieren und war fest entschlossen. Ich erkämpfte mir die entpsrechenden Noten und siehe da: die Uni Konstanz bot mir eine Zulassung an.
Parallel bewarb ich mich auch an anderen Unis und Hochschulen für andere Fächer.
Und ab hier wurde es alles schwierig.

Ich hatte wenige Monate zuvor eine Frau kennengelernt, mit der alles "passte" und ich mich wohl fühlte. Bisher war ich in Sachen Liebe immer sehr glücklos, sodass man das (erst mit 23) als erste große Liebe bezeichnen konnte.
Im Nachhinein stelle ich ganz klar fest: es war eine äußerst schädliche Beziehung, aus der ich als Häufchen Elend hervorging, denn es lief vieles richtig falsch. Aber zum Zeitpunkt der Entscheidung konnte ich das nicht absehen.
Ich entschied mich gegen den Studienplatz für Psychologie und wählte eine wesentlich näher gelegene Uni und studierte dort Wiwi und Politikwissenschaft. Eigentlich ganz interessant, aber ich fühlte mich nicht wirklich zuhause. Zum Einen war ich jedes Wochenende bei meiner Freundin oder zuhause, zum anderen verkroch ich mich außerhalb der Vorlesungen.
Obwohl ich immer raus wollte, endlich was neues erleben etc. machte mir das alles so zu schaffen und ich sah meine eigentliche Heimat als toll und perfekt an. Als meine Beziehung dann in die Brüche ging war ich am Boden. Ich wollte einfach nur wieder mein gewohntes Umfeld.

Ich brach mein Studium ab und wechselte an die Hochschule, zu der ich problemlos von zu Hause aus pendeln konnte. Auch wenn ich es mir zu diesem Zeitpunkt nicht eingestanden hab: ich hab mich selbst belogen und im Prinzip einfach den Studiengang gewählt, der sich am ehesten nach meinen Interessen anhörte. Hätte man mir den selben Studiengang während der FH-Reife vorgeschlagen hätte ich den niemals in Betracht gezogen. Meine Eltern waren natürlich enttäuscht, wenn sie es auch nicht gesagt haben -ich habe es ihnen angemerkt. Damals erzählten sie immer stolz, was ich jetzt studiere etc. Nach dem Wechsel kam so etwas nicht mehr vor.
Ich zog zurück in mein Elternhaus, wo ich alles davor so satt hatte.

Jetzt bin ich im zweiten Semester, im ersten Semester habe ich problemlos alle Prüfungen bestanden. Seit einigen Wochen bin ich wieder an der Hochschule und seit der ersten Woche total unglücklich. Es gibt nichts woran ich mich feshalten könnte, nichts was mir wirklich Spaß macht. Dazu kommen einfach miserable Jobaussichten, weshalb ich auch nicht sagen kann "Beiß dich durch, danach wird das belohnt". Jeden Tag bereue ich meine Entscheidung, nicht an der Universität geblieben zu sein oder den Platz für Psychologie angenommen zu haben.
Ich könnte mir den ganzen Stoff meines Studiums problemlos (glaubt mir, ich will wirklich nicht überheblich klingen) beibringen und gute Noten haben. Ich will mich aber einfach nicht damit beschäftigen, sobald ich zuhause bin. Das vorher erwähnte Feuer ist weg. Ich vermisse meine Begeisterung für die Dinge.

Ich habe mir meine Möglichkeiten wirklich hart erarbeitet und dann einfach weggeworfen. Jeden Tag versuche ich mich zu motivieren, oft gelingt mir das irgendwie. Aber sobald ich im Hörsaal sitze ist es immer das selbe: nach spätestens 10 Minuten denke ich über alle möglichen Dinge nach und meine Stimmung wird schlecht. Diese Woche war eine Messe, bei der ich mich über meine Möglichkeiten nach dem Studium informieren konnte. Ich ging hin, mit der Hoffnung vielleicht etwas interessantes für mich zu entdecken. Mehrere Stunden war ich dort, habe Gespräche geführt etc., aber was ich suchte fand ich nicht. Irgendwann hat es mich dann zu anderen Ständen gezogen, Stände die eigentlich kaum etwas für mein Studium anbieten konnten. Dort waren interessante Möglichkeiten dabei. Das Reslutat war, dass ich danach wieder am Boden war.
So gerne würde ich diese Sorgen loswerden und mir nicht so viele Gedanken machen müssen.
Dazu kommt mein Freundeskreis, der kaum noch vorhanden ist. Die meisten meiner Freunde wohnen inzwischen in entfernten Städten -sie haben den Sprung geschafft, ich nicht. Wenige Freunde habe ich hier tatsächlich noch. Und in diesem ländlichen Gebiet, an dieser kleinen Hochschule ist es so schwierig neue Menschen kennen zu lernen, auch wenn ich es ernsthaft versuche.

Ich habe mir das alles selbst zuzuschreiben, das weiß ich. Ich denke so oft "ach könnte ich einfach nochmal an der Stelle vor einem Jahr stehen und mich die Zeit zurückdrehen".
Seit ca. zwei Wochen stelle ich fest, dass sich meine Stimmung deutlich verschlechtert. In eine Richtung, die mir Angst macht, ich denke ich kann hier von Depressionen sprechen. Auch, weil ich damit früher einmal zu kämpfen hatte und mir das deshalb nicht unbekannt ist. Zwar bin ich in Therapie, aber bis zum nächsten Termin dauert es noch ziemlich lange und irgendwie bringt mir das meist nur temporär etwas. Am nächsten Tag ist alles wieder mies. Meinen Eltern kann und will ich das nicht erzählen.

Bevor die Frage aufkommt: ich bin mir sicher, dass ein Studium das richtige ist. Ich habe nach wie vor einen großen Wissendurst und bin auch bereit, arbeit zu leisten um diesen zu stillen.
Aber nicht an dieser Hochschule. Nicht in diesem Studiengang, wo mich nahezu 90% der Inhalte nicht interessieren.

Diesen Text schreibe ich wirklich aus purer Verzweiflung. Wie gesagt, ich bin absolut selbst Schuld, das weiß ich (glaubt mir, Vorwürfe mache ich mir selbst jeden Tag genug. Meine innere Stimme hat lange nichts positives mehr von sich gegeben). Ich fühle mich so hilflos und verachte mich inzwischen manchmal selbst. Meine Selbstachtung ist am Boden.

Es fühlt sich alles einfach so falsch an, so wollte ich das nie. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.


Entschuldigt diesen sehr sehr langen Text, aber ich konnte meine Lage nicht kürzer darstellen...
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Lieber Dings,

psychologisch ist es falsch, sich in schwierigen Situationen auch noch selbst wegen evt. zweifelhafter und evt. falscher Entscheidungen zu beschuldigen. Besser: Man konzentriert sich auf die verbliebenen Chancen, seine Ziele zu erreichen.

Und Niederlagen, Enttäuschungen gehören zum Leben. Diese nimmt man am besten stoisch hin und überlegt, was kann ich daraus lernen. Und das war es auch schon.

LG; Nordrheiner
 
G

Gast

Gast
ich verstehe nicht wieso du dich nicht einfach wieder bewirbst für den studiengang, der dich interessiert`??
und ich hoffe du lernst draus, nicht alles hinzuschmeißen weil du eine partnerin kennengelernt hast.
es geht ja nur um ein paar jahre, wenn man sich liebt. steht man dich auch durch ;)
du darfst dich nicht vergessen
 

Dings

Neues Mitglied
Guten Abend,
zunächst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass es so lange gedauert hat, bis ich mich wieder melde. Zum Einen wollte ich noch mit meiner Therapeutin über das Thema sprechen (ich bin in Verhaltenstherapie, weil ich Probleme habe Kontakt zu neuen Menschen herzustellen, insbesondere Frauen), zum Anderen hat meine Schwester ein Kind bekommen, wo dann vieles Andere in den Hintergrund gerückt ist. :)

Ja, ich merke selbst, dass diese Schuldzuweisungen nur dazu führen, dass ich mich meist schlechter fühle. Leider kommen solche Gedanken oft spontan und dann bin ich so schnell so tief in der Denkerei, dass es sich nicht verhindern lässt...

Ich denke die Ganze Zeit darüber nach, mich einfach nochmal zu bewerben. Ich denke dann aber immer "Dann bist du schon 24 und fängst ein neues Studium an... wenn du dann fertig bist, bist du fast 30"
Dazu kommt, dass ich große Angst habe, meine Eltern könnten enttäuscht von mir sein, was sie ja schon beim letzten Abbruch waren.
Im Februar habe ich relativ sicher ein einmonatiges Praktikum in der Landespolitik einer politischen Partei, für die ich mich schon länger engagiere. Auch da habe ich Angst, dass ich mir durch einen Wechsel des Studiengangs irgendwas verbauen könnte.
Das sind die drei Hauptargumente, die mich ausbremsen. Trotzdem ist der Wunsch, endlich was zu machen, was mich wirklich interessiert, rießig.

Und gelernt habe ich aus der Sache mit der damaligen Freundin auf jeden Fall was...
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Mir fehlt bei Dir die klare Zielsetzung sowie das konsequente Arbeiten auf dieses Ziel hin.

Was Du als Argumente benennst, sind bei mir lediglich Befürchtungen. Ein erfolgreicher Mensch konzentriert sich auf sein Ziel und nicht auf seine Befürchtungen. Wenn Du das Risiko des Scheiterns hoch halten willst, dann grübel weiter so. Sollten Deine Eltern enttäuscht sein, so wirst Du sie erfreuen, wenn Du Deine Ziele erreicht hast. Solange musst Du eben mit enttäuschten Eltern leben. Es geht ja nicht anders. Was Du an möglichen Nachteilen vermeiden kannst, das vermeide. Was Du nicht vermeiden kannst, dass nimm gelassen hin.
 
Z

zerstörtekinderseele

Gast
Viele Unis haben psychosoziale Beratungsstellen.
Ich würde es für wichtig halten, wenn du dich mit allem was du hier schreibst einem Professionellen anvertraust.
Ich sehe in den stetigen Abbrüchen tiefere Ursachen. Bestimmt findest du einen netten Berater, der dir zur Seite steht.
Oftmals haben die auch Listen, in denen Therapeuten vermerkt sind.
Ich denke, du steckst in einer Lebenskrise.

Ich weiß nicht, wie es mit Österreich ist, aber bedenke, dass man bei zu vielen Wechseln auch den Anspruch auf Bafög verliert und irgendwann in die Langzeitstudiengebühren abrutschten könnte.


Ich wünsche dir viel Glück und darüber zu reden ist der erste Schritt.

Du kannst es schaffen!
 

Jusehr

Sehr aktives Mitglied
Kompetenz und Neigung sollten zusammenfallen. Allerdings sollte die Pflicht über der Neigung stehen. Man wirft nicht einfach seine Pflicht für eine Frau weg. Allerdings kann ich das in Deinem Alter verstehen.

Und ein einmonatiges Praktikum würde ich nicht überbewerten.
 

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