E
Emma I
Gast
Hallo,
langsam weiß ich nicht mehr weiter ... bei uns ist seit Tagen die Hölle los und ich bin kurz vorm Durchdrehen. Meine 16-jährige Tochter hat seit einiger Zeit große Schwierigkeiten mit meinem Mann. Er ist zwar ihr Stiefvater, hat sie aber von klein an großgezogen und ist für sie ihr "Papa", da der Erzeuger seit Jahren nicht präsent ist. Die beiden hatten immer eine innige, liebevolle Vater-Tochter-Beziehung, die er zu unseren anderen Töchter (zwei von ihm, zwei von mir) nicht weniger und nicht mehr hat. Das ganze kippte vor ein paar Wochen durch typische pubertäre Probleme, bei denen er doch sehr streng reagierte. Die Situation schaukelte sich immer mehr hoch und am Ende war der Druck, den er auf meine Tochter ausübte kaum noch zu ertragen. Ich hab ihm das immer wieder gesagt, aber er war nur langsam wieder dazu zu bringen, auch mal runterzukommen (was ich von ihm bisher eher nicht so kannte, aber jeder dreht vielleicht auch einfach mal durch).
An einem Nachmittag vor ein paar Tagen schimpfte er wieder arg mit ihr rum, strich ihr das versprochene Auto zum anstehenden Führerschein und drohte, andere (ihr wichtige) Versprechen einfach zu streichen (Grund sind immer wieder von ihr gebrochene Versprechen, was ihn wohl sehr enttäuscht hat). Sie fuhr schließlich mit ihrem Freund zu dessen Oma, Geburtstag feiern - raus aus der Schusslinie.
Abends schließlich kam ein Anruf - ich möge doch bitte einmal zur Polizei kommen, man wolle mit mir (und nur mit mir) reden. Meine Tochter meinte am Telefon, es sei aber nichts schlimmes ... Ich war trotzdem durch den Wind und fuhr gemeinsam mit meinem Mann zur Wache. Mich liess man zu meiner Tochter, mein Mann mußte draussen warten. Ich glaube so panisch war ich noch nie in meinem Leben
Schließlich unterbreitete mir meine Tochter, daß mein Mann sie angeblich seit 8 Jahren immer wieder sexuell genötigt (also ohne Geschlechtsverkehr) hätte. Angefangen habe es, als sie 9 war, mit 15 hörte es auf, er habe sie jedoch immer mal wieder um ein "letztes Mal" gebeten. Da sie nun einen Freund habe und der Druck, den er daheim mache nicht zu ertragen sei, habe sie sich zur Anzeige entschlossen. Ich bin fast durchgedreht, denn ich habe sowohl zu meiner Tochter ein sehr sehr inniges Verhältnis, wie zu meinem Mann. Wir führten bisher eine glückliche, liebevolle, gleichberechtigte und sehr von Vertrauen geprägte Beziehung. Ich sass nun dort und wußte nicht, an wem von beiden ich zweifeln sollte. Ich bin ehrlich - ich habe beiden geglaubt, auch wenn mir durchaus klar ist, daß es nur eine Wahrheit geben kann.
All die Jahre habe ich nichts gemerkt. Die beiden hatten wie gesagt ein normales Vater-Tochter-Verhältnis, ich eine tolle Beziehung zu meinem Mann und zu meiner Tochter. Als ich meinem Mann von den Vorwürfen erzählte, ist er fast umgekippt. Er stritt natürlich alles ab. Meine Tochter übernachtete bei ihrem Freund, um aus der Schusslinie zu sein und mein Mann und ich sprachen die ganze Nacht durch und waren beide einfach nur verzweifelt. Er weinte, er fluchte, er resignierte ... ich glaube sowohl im Fall von Schuld als auch von Unschuld vollkommen normal und definitiv die schlimmste Nacht, die ich je erlebt habe. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, daß der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens so unbedingt verbringen wollte (will?), meinem Kind sowas angetan haben soll. Und daß ich absolut gar nichts gemerkt haben soll. Wirklich absolut nichts ... Ich kann mir aber auch absolut nicht vorstellen, daß meine Tochter, die mich auch abgöttisch liebt, so etwas erfinden würde und wissend unsere komplette Familie und unser Leben ruinieren würde.
Meine Tochter hat auf mein Bitten hin die Aussage erstmal zurückgezogen (nein, ich habe keinen Druck ausgeübt, ich habe sie nur gebeten und ihr Freund sagte auch zu ihr, daß das zumindest erstmal nicht der richtigere Weg ist, auch um ihre kleinere Schwester zu schützen, auch wenn das paradox klingt). Meine Tochter ging erstmal ein paar Tage zu ihrem Freund und danach zu ihrer besten Freundin. Ich hatte immer Kontakt zu ihr und war für sie da - fassungslos allerdings, das muß ich zugeben. Sie hätte nichts gesagt, weil ich doch so glücklich gewesen sei. Sagt sie wirklich die Wahrheit, wäre das wohl das, was ich am wenigsten ertragen könnte. Inzwischen richtet sie sich eine kleine Wohnung in einem von uns ungenutzten Hausteil ein. Mit eigenem Zugang, für den nur sie und ich einen Schlüssel haben. Irgendwann könne sie wieder mit meinem Mann an einem Tisch sitzen, er sei ja schließlich ihr Papa ... aber momentan nicht. Verständlich, ob sie die Wahrheit sagt oder nicht.
Ich muß zugeben, es gibt Punkte, die gegen die Glaubwürdigkeit meiner Tochter sprechen. Einige Punkte sogar. Unser sehr inniges Verhältnis allerdings ist das, was mich ihr aber auch glauben läßt. Mein Mann ist derzeit viel unterwegs - auch um Abstand zu bekommen und ihr Abstand zu geben ... aber er ist voller Wut inzwischen, das ist für mich ganz ganz schrecklich. Er sagt mir immer wieder, wie sehr er mich liebt (was ich ihm sogar glauben würde, wenn er schuldig wäre), daß er mich und die Familie nicht verlieren möchte, aber natürlich auch versteht, wenn ich zu meiner Tochter halte. Er ist auch komplett verzweifelt.
Ich war bei einer psychologischen Beratungsstelle und dort hat man mir erstmal zugehört. Der Schutz meiner Töchter habe (auch wenn sie nur gelogen hat) absolute Priorität. Dem stimme ich selbstverständlich zu. Die Lösung mit der Wohnung nebenan hielt sie für bedenklich, wenn meine Tochter das aber so weit in Ordnung fände, sei es wohl auch erstmal ok. Alles andere brauche einfach nur Zeit. Zeit, in der ich hier allerdings wahnsinnig werde. Mit wem kann man als Mutter über sowas reden ...? Ich habe eine Freundin, der ich mich anvertraut habe, aber überfordern will ich die natürlich auch nicht mit meinem Kopfkino. Ich möchte den ganzen Tag nur heulen. Dann glaube ich wieder meinem Mann ... dann sehe ich mein Kind und weiß irgendwie, daß sie sowas nicht ausdenken würde. Zu so viel Hass nur aus Verzweiflung ist sie nicht fähig. Aber soll der Mann, mit dem ich seit vielen Jahren komplettes Vertrauen lebe zu sowas fähig sein? Alles rotiert. Vor allem die Frage: wie soll es weitergehen?
Ich mache mich auch selbst total fertig. Wäre ich eine gute Mutter, hätte ich dann nicht meine Kinder gepackt und das Weite gesucht? Wäre ich eine gute Ehefrau, würde ich meinem Mann dann nicht bedingungslos weiter vertrauen und das überhaupt nicht in Erwägung ziehen, was im Raum steht? So oder so - ich verliere natürlich das, was mir am meisten bedeutet: meine Familie. Die schönen Zeiten sind unwiderruflich vorbei - das einzugestehen tut schon so weh, daß ich es nicht ertragen kann. Ich telefoniere viel mit meinem Mann und ich kann mit seiner Wut immer weniger umgehen. Ich habe ihm auch klipp und klar gesagt, daß kommen kann was will und stimmen kann was will - mein Kind bleibt mein Kind. Je böser er ist (es gibt aber auch Anrufe wo er sachlich redet oder auch weint ... ein komplettes Gefühlschaos bei allen), desto mehr zweifle ich an ihm. Desto unerträglicher wird das aber auch alles.
Ich kämpfe seit Jahren mit Depressionen und Panikattacken. Die hatte ich dank meines entspannten und schönen Zuhause zuletzt sehr gut im Griff. Aber nun sind sie wieder da. Ist es falsch, auf eine Zukunft mit meinem Mann zu hoffen? UND mit meiner Tochter? Ich verachte mich als Mutter, daß ich das überhaupt in Erwägung ziehe, überhaupt hoffe. Daß ich hoffe, daß beide irgendwann wieder miteinander in einem Raum sein können. Meine Tochter bringt übrigens relativ fröhlich ihre neue Bude in Schuss, geht feiern, shoppen und was auch immer. Sie redet über das angeblich Geschehene nicht. Für sie habe ich auch einen Termin bei einer Therapeutin, die sich mit Sexualdelikten auskennt, gemacht. Ich habe sie gestern gefragt, mit was für grandiosen Schauspielern ich all die Jahre zusammengelebt haben muß, daß ich wirklich absolut nichts gemerkt habe. Sie meinte, sie habe es sich halt nicht anmerken lassen. Als ich fragte, wie mein Mann mir denn heute noch in die Augen sehen könne, meinte sie nur knapp: "Konnte er die letzten Jahre doch auch". Dann hab ich sie lieber in Ruhe gelassen.
Grade kommt mein Mann von einer Geschäftsreise heim, während ich das hier schreibe. Geladen ohne Ende. Am schimpfen und drohen, was er meiner Tochter nun alles entziehen will. Wie finde ich die Kraft zu gehen? Meine Kleine (14) meinte als ich sie fragte, sie wolle die Familie gern behalten (einschl. meinem Mann als Papa) - ein verständlicher kindlicher Wunsch. Wir haben viele Tiere. Ich kann nicht einfach packen und gehen. Obwohl ich es bei der momentanen Aggression (und mit meinen durch diese Aggression immer stärkeren Zweifeln) sofort sollte. Ich weiß, mir kann hier niemand ein Rezept geben und alles wird wieder gut ... aber vielleicht gibt es hier Mütter, die ähnliches erlebt haben? Ich liebe meinen Mann nach wie vor sehr und ich wünsche mir eine gemeinsame Zukunft ... aber sein momentanes Verhalten - selbst wenn meine Tochter gelogen hat - zerstört alles. Er meinte, er wolle ihr nichts mehr zahlen. Ich meinte, dann ginge ich halt arbeiten, um für mein Kind zu sorgen. Auch das ist nicht recht (ich werde mir aber umgehend was suchen, um aus dieser finanziellen Abhängigkeit rauszukommen, auch wenn er mich im Trennungsfall finanziell niemals im Stich lassen würde). Ich wohne auf dem Land, bin hier (und in der gesamten Gegend) kreuzunglücklich. Wir wollten noch abwarten, bis die Kids aus den Schulen sind und dann zurück in die Heimat ziehen - ein Lichtblick, der nun wohl dunkel wird.
Wenn ich gehe ... ich will so weit weg, wie es geht, denn alles hier tut weh. Das kann ich aber wohl wegen der Kinder nicht, oder was meint ihr? Im sozialen Umfeld/Freundeskreis lassen oder komplett neu anfangen? (Zumal meine Große hier ihren Freund hat). Mein Mann würde wohl ohnehin nicht hier bleiben, sondern in die Heimat zurückgehen, wo er auch beruflich tätig ist insofern müßte ich nicht vor der Nähe flüchten, der Angst vor Begegnung oder so. Aber ich halte es jetzt schon kaum noch aus hier ... was ist wohl das beste für meine Kinder? Was das beste in meiner Situation? Momentan treibt mich sein Verhalten nur noch weit weit weg ... so kenne ich ihn nicht. Ich verstehe in beiden möglichen Fällen seine Wut und seinen Hass - aber ich bin die definitiv Falsche, um das rauszulassen und so zu formulieren. Ich könnte momentan nur noch durchdrehen und heulen Ich bin für jeden Rat dankbar.
Ich wollte es grade abschicken und muß noch was anhängen. Nun verlangt er, daß ich meine Tochter dazu bringe, mir ihre Lüge zu gestehen. Diese Lüge verhindere jede Art der gemeinsamen Zukunft. Unter welchem Druck ich stehe begreift er scheinbar nicht. Es ist definitiv nicht der Mann, den ich kenne. Ich sagte, eine Entscheidung werde es nicht geben, denn zwischen Mann und Tochter könne ich nicht wählen. Daraufhin meinte er, dann ginge er nun raus und hänge sich auf. Ich bin nicht hinterher gegangen (glaube auch nicht, daß er das tut, er kommt wie ich ihn kenne gleich sicher wieder wutschnaubend rein, daß er sich das Leben für mein missratenes Kind sicher nicht nehme). Ich hab nur noch Angst, aber einfach keine Kraft mehr. Bettelnd hinterherrennen? Sicherlich tu ich das nicht, ich kann es gar nicht mehr ...
langsam weiß ich nicht mehr weiter ... bei uns ist seit Tagen die Hölle los und ich bin kurz vorm Durchdrehen. Meine 16-jährige Tochter hat seit einiger Zeit große Schwierigkeiten mit meinem Mann. Er ist zwar ihr Stiefvater, hat sie aber von klein an großgezogen und ist für sie ihr "Papa", da der Erzeuger seit Jahren nicht präsent ist. Die beiden hatten immer eine innige, liebevolle Vater-Tochter-Beziehung, die er zu unseren anderen Töchter (zwei von ihm, zwei von mir) nicht weniger und nicht mehr hat. Das ganze kippte vor ein paar Wochen durch typische pubertäre Probleme, bei denen er doch sehr streng reagierte. Die Situation schaukelte sich immer mehr hoch und am Ende war der Druck, den er auf meine Tochter ausübte kaum noch zu ertragen. Ich hab ihm das immer wieder gesagt, aber er war nur langsam wieder dazu zu bringen, auch mal runterzukommen (was ich von ihm bisher eher nicht so kannte, aber jeder dreht vielleicht auch einfach mal durch).
An einem Nachmittag vor ein paar Tagen schimpfte er wieder arg mit ihr rum, strich ihr das versprochene Auto zum anstehenden Führerschein und drohte, andere (ihr wichtige) Versprechen einfach zu streichen (Grund sind immer wieder von ihr gebrochene Versprechen, was ihn wohl sehr enttäuscht hat). Sie fuhr schließlich mit ihrem Freund zu dessen Oma, Geburtstag feiern - raus aus der Schusslinie.
Abends schließlich kam ein Anruf - ich möge doch bitte einmal zur Polizei kommen, man wolle mit mir (und nur mit mir) reden. Meine Tochter meinte am Telefon, es sei aber nichts schlimmes ... Ich war trotzdem durch den Wind und fuhr gemeinsam mit meinem Mann zur Wache. Mich liess man zu meiner Tochter, mein Mann mußte draussen warten. Ich glaube so panisch war ich noch nie in meinem Leben
Schließlich unterbreitete mir meine Tochter, daß mein Mann sie angeblich seit 8 Jahren immer wieder sexuell genötigt (also ohne Geschlechtsverkehr) hätte. Angefangen habe es, als sie 9 war, mit 15 hörte es auf, er habe sie jedoch immer mal wieder um ein "letztes Mal" gebeten. Da sie nun einen Freund habe und der Druck, den er daheim mache nicht zu ertragen sei, habe sie sich zur Anzeige entschlossen. Ich bin fast durchgedreht, denn ich habe sowohl zu meiner Tochter ein sehr sehr inniges Verhältnis, wie zu meinem Mann. Wir führten bisher eine glückliche, liebevolle, gleichberechtigte und sehr von Vertrauen geprägte Beziehung. Ich sass nun dort und wußte nicht, an wem von beiden ich zweifeln sollte. Ich bin ehrlich - ich habe beiden geglaubt, auch wenn mir durchaus klar ist, daß es nur eine Wahrheit geben kann.
All die Jahre habe ich nichts gemerkt. Die beiden hatten wie gesagt ein normales Vater-Tochter-Verhältnis, ich eine tolle Beziehung zu meinem Mann und zu meiner Tochter. Als ich meinem Mann von den Vorwürfen erzählte, ist er fast umgekippt. Er stritt natürlich alles ab. Meine Tochter übernachtete bei ihrem Freund, um aus der Schusslinie zu sein und mein Mann und ich sprachen die ganze Nacht durch und waren beide einfach nur verzweifelt. Er weinte, er fluchte, er resignierte ... ich glaube sowohl im Fall von Schuld als auch von Unschuld vollkommen normal und definitiv die schlimmste Nacht, die ich je erlebt habe. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, daß der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens so unbedingt verbringen wollte (will?), meinem Kind sowas angetan haben soll. Und daß ich absolut gar nichts gemerkt haben soll. Wirklich absolut nichts ... Ich kann mir aber auch absolut nicht vorstellen, daß meine Tochter, die mich auch abgöttisch liebt, so etwas erfinden würde und wissend unsere komplette Familie und unser Leben ruinieren würde.
Meine Tochter hat auf mein Bitten hin die Aussage erstmal zurückgezogen (nein, ich habe keinen Druck ausgeübt, ich habe sie nur gebeten und ihr Freund sagte auch zu ihr, daß das zumindest erstmal nicht der richtigere Weg ist, auch um ihre kleinere Schwester zu schützen, auch wenn das paradox klingt). Meine Tochter ging erstmal ein paar Tage zu ihrem Freund und danach zu ihrer besten Freundin. Ich hatte immer Kontakt zu ihr und war für sie da - fassungslos allerdings, das muß ich zugeben. Sie hätte nichts gesagt, weil ich doch so glücklich gewesen sei. Sagt sie wirklich die Wahrheit, wäre das wohl das, was ich am wenigsten ertragen könnte. Inzwischen richtet sie sich eine kleine Wohnung in einem von uns ungenutzten Hausteil ein. Mit eigenem Zugang, für den nur sie und ich einen Schlüssel haben. Irgendwann könne sie wieder mit meinem Mann an einem Tisch sitzen, er sei ja schließlich ihr Papa ... aber momentan nicht. Verständlich, ob sie die Wahrheit sagt oder nicht.
Ich muß zugeben, es gibt Punkte, die gegen die Glaubwürdigkeit meiner Tochter sprechen. Einige Punkte sogar. Unser sehr inniges Verhältnis allerdings ist das, was mich ihr aber auch glauben läßt. Mein Mann ist derzeit viel unterwegs - auch um Abstand zu bekommen und ihr Abstand zu geben ... aber er ist voller Wut inzwischen, das ist für mich ganz ganz schrecklich. Er sagt mir immer wieder, wie sehr er mich liebt (was ich ihm sogar glauben würde, wenn er schuldig wäre), daß er mich und die Familie nicht verlieren möchte, aber natürlich auch versteht, wenn ich zu meiner Tochter halte. Er ist auch komplett verzweifelt.
Ich war bei einer psychologischen Beratungsstelle und dort hat man mir erstmal zugehört. Der Schutz meiner Töchter habe (auch wenn sie nur gelogen hat) absolute Priorität. Dem stimme ich selbstverständlich zu. Die Lösung mit der Wohnung nebenan hielt sie für bedenklich, wenn meine Tochter das aber so weit in Ordnung fände, sei es wohl auch erstmal ok. Alles andere brauche einfach nur Zeit. Zeit, in der ich hier allerdings wahnsinnig werde. Mit wem kann man als Mutter über sowas reden ...? Ich habe eine Freundin, der ich mich anvertraut habe, aber überfordern will ich die natürlich auch nicht mit meinem Kopfkino. Ich möchte den ganzen Tag nur heulen. Dann glaube ich wieder meinem Mann ... dann sehe ich mein Kind und weiß irgendwie, daß sie sowas nicht ausdenken würde. Zu so viel Hass nur aus Verzweiflung ist sie nicht fähig. Aber soll der Mann, mit dem ich seit vielen Jahren komplettes Vertrauen lebe zu sowas fähig sein? Alles rotiert. Vor allem die Frage: wie soll es weitergehen?
Ich mache mich auch selbst total fertig. Wäre ich eine gute Mutter, hätte ich dann nicht meine Kinder gepackt und das Weite gesucht? Wäre ich eine gute Ehefrau, würde ich meinem Mann dann nicht bedingungslos weiter vertrauen und das überhaupt nicht in Erwägung ziehen, was im Raum steht? So oder so - ich verliere natürlich das, was mir am meisten bedeutet: meine Familie. Die schönen Zeiten sind unwiderruflich vorbei - das einzugestehen tut schon so weh, daß ich es nicht ertragen kann. Ich telefoniere viel mit meinem Mann und ich kann mit seiner Wut immer weniger umgehen. Ich habe ihm auch klipp und klar gesagt, daß kommen kann was will und stimmen kann was will - mein Kind bleibt mein Kind. Je böser er ist (es gibt aber auch Anrufe wo er sachlich redet oder auch weint ... ein komplettes Gefühlschaos bei allen), desto mehr zweifle ich an ihm. Desto unerträglicher wird das aber auch alles.
Ich kämpfe seit Jahren mit Depressionen und Panikattacken. Die hatte ich dank meines entspannten und schönen Zuhause zuletzt sehr gut im Griff. Aber nun sind sie wieder da. Ist es falsch, auf eine Zukunft mit meinem Mann zu hoffen? UND mit meiner Tochter? Ich verachte mich als Mutter, daß ich das überhaupt in Erwägung ziehe, überhaupt hoffe. Daß ich hoffe, daß beide irgendwann wieder miteinander in einem Raum sein können. Meine Tochter bringt übrigens relativ fröhlich ihre neue Bude in Schuss, geht feiern, shoppen und was auch immer. Sie redet über das angeblich Geschehene nicht. Für sie habe ich auch einen Termin bei einer Therapeutin, die sich mit Sexualdelikten auskennt, gemacht. Ich habe sie gestern gefragt, mit was für grandiosen Schauspielern ich all die Jahre zusammengelebt haben muß, daß ich wirklich absolut nichts gemerkt habe. Sie meinte, sie habe es sich halt nicht anmerken lassen. Als ich fragte, wie mein Mann mir denn heute noch in die Augen sehen könne, meinte sie nur knapp: "Konnte er die letzten Jahre doch auch". Dann hab ich sie lieber in Ruhe gelassen.
Grade kommt mein Mann von einer Geschäftsreise heim, während ich das hier schreibe. Geladen ohne Ende. Am schimpfen und drohen, was er meiner Tochter nun alles entziehen will. Wie finde ich die Kraft zu gehen? Meine Kleine (14) meinte als ich sie fragte, sie wolle die Familie gern behalten (einschl. meinem Mann als Papa) - ein verständlicher kindlicher Wunsch. Wir haben viele Tiere. Ich kann nicht einfach packen und gehen. Obwohl ich es bei der momentanen Aggression (und mit meinen durch diese Aggression immer stärkeren Zweifeln) sofort sollte. Ich weiß, mir kann hier niemand ein Rezept geben und alles wird wieder gut ... aber vielleicht gibt es hier Mütter, die ähnliches erlebt haben? Ich liebe meinen Mann nach wie vor sehr und ich wünsche mir eine gemeinsame Zukunft ... aber sein momentanes Verhalten - selbst wenn meine Tochter gelogen hat - zerstört alles. Er meinte, er wolle ihr nichts mehr zahlen. Ich meinte, dann ginge ich halt arbeiten, um für mein Kind zu sorgen. Auch das ist nicht recht (ich werde mir aber umgehend was suchen, um aus dieser finanziellen Abhängigkeit rauszukommen, auch wenn er mich im Trennungsfall finanziell niemals im Stich lassen würde). Ich wohne auf dem Land, bin hier (und in der gesamten Gegend) kreuzunglücklich. Wir wollten noch abwarten, bis die Kids aus den Schulen sind und dann zurück in die Heimat ziehen - ein Lichtblick, der nun wohl dunkel wird.
Wenn ich gehe ... ich will so weit weg, wie es geht, denn alles hier tut weh. Das kann ich aber wohl wegen der Kinder nicht, oder was meint ihr? Im sozialen Umfeld/Freundeskreis lassen oder komplett neu anfangen? (Zumal meine Große hier ihren Freund hat). Mein Mann würde wohl ohnehin nicht hier bleiben, sondern in die Heimat zurückgehen, wo er auch beruflich tätig ist insofern müßte ich nicht vor der Nähe flüchten, der Angst vor Begegnung oder so. Aber ich halte es jetzt schon kaum noch aus hier ... was ist wohl das beste für meine Kinder? Was das beste in meiner Situation? Momentan treibt mich sein Verhalten nur noch weit weit weg ... so kenne ich ihn nicht. Ich verstehe in beiden möglichen Fällen seine Wut und seinen Hass - aber ich bin die definitiv Falsche, um das rauszulassen und so zu formulieren. Ich könnte momentan nur noch durchdrehen und heulen Ich bin für jeden Rat dankbar.
Ich wollte es grade abschicken und muß noch was anhängen. Nun verlangt er, daß ich meine Tochter dazu bringe, mir ihre Lüge zu gestehen. Diese Lüge verhindere jede Art der gemeinsamen Zukunft. Unter welchem Druck ich stehe begreift er scheinbar nicht. Es ist definitiv nicht der Mann, den ich kenne. Ich sagte, eine Entscheidung werde es nicht geben, denn zwischen Mann und Tochter könne ich nicht wählen. Daraufhin meinte er, dann ginge er nun raus und hänge sich auf. Ich bin nicht hinterher gegangen (glaube auch nicht, daß er das tut, er kommt wie ich ihn kenne gleich sicher wieder wutschnaubend rein, daß er sich das Leben für mein missratenes Kind sicher nicht nehme). Ich hab nur noch Angst, aber einfach keine Kraft mehr. Bettelnd hinterherrennen? Sicherlich tu ich das nicht, ich kann es gar nicht mehr ...