Es reibt mich auf

Hallo,
ich bin als inoffizieller Teamleiter für die Umsetzung von technischen Standards an 20 Standorten zuständig. Diese Standards werden vom Vorstand beschlossen wurden und müssen umgesetzt werden. Allerdings stoßen diese nicht immer auf Gegenliebe. Daher formiert sich in einigen Bereichen der Widerstand dagegen und man wird quasi als Feind angesehen, obwohl man Kollege ist. Das Team soll dafür sorgen, dass die Standards eingehalten werden, man misst das Team und genauer mich daran. Das Problem ist, aufgrund des Widerstandes wechseln die Team-Mitglieder von Zeit zu Zeit die Seiten und so werden die Standards nur halbherzig umgesetzt. Denn die sind lieber bei jedem beliebt, als das sie es sich mit den Kollegen verscherzen. Dies bleibt natürlich nicht ohne Folgen und daher werde ich regelmäßig vom Vorstand zum Stand der Dinge befragt, was i.d.R. unschön ist.
Natürlich habe ich auch einen Vorgesetzten, der eigentlich dafür verantwortlich wäre, wie wir arbeiten und dafür zu sorgen hätte, das wir das machen wofür wir beschäftigt werden. Nur leider sieht der sich schon in der Rente und legt die Aussagen des Vorstandes anders aus und versucht es jedem recht zu machen, was letztlich damit Endet, dass ich versuche die Vorgaben durch zu setzen, aber bei Widerstand an meinem Chef scheitere, weil er immer den Kompromiss sucht. Seitens des Vorstandes ist man sich im Klaren, dass mein Chef ein Problem ist, sieht sich aber außerstande daran etwas zu ändern.
Nun bin ich seit 10 Jahren in dem Laden, habe schon bessere Zeiten erlebt und habe eigentlich einen sehr sicheren Job, aber das reibt mich doch auf.
Dazu habe ich reichlich Überstunden und Urlaubstage angesammelt. Bei meinen Teammitglieder hingegen sieht dies ganz anders aus. Die maulen schon wenn sie länger als 17 Uhr arbeiten müssen. Auch das interessiert meinen Chef nur wenig, ich erhalte nur die Rückmeldung, dass ich solle das klären und damit ist die Thematik erledigt. Da ich aber nur vom Vorstand als Teamleiter gesehen werde und mein Chef mich nicht als Teamleiter setzte möchte, damit er es sich nicht mit den anderen Mitgliedern verscherzt, ist es schwierig etwas zu klären ohne die Befugnisse zu haben. Natürlich könnte ich wochenlang Urlaub nehmen, nur wenn zurück komme, wurde nichts umgesetzt und ich darf aufräumen. Dies bedeutet noch mehr Arbeit und noch mehr Stress als keinen Urlaub zu nehmen. Nur vermute ich, dass ich dies auf Dauer nicht durchstehen werde.

Dazu werden wir zukünftig mit weniger Personal auskommen müssen, was die Thematik zusätzlich erschwert. Ich fühle mich mit der Firma immer noch in gewisser Weise verbunden, weil ich halt auch andere Zeiten mitgemacht habe und mir der Job mal Spaß gemacht hat und ich mich daher auch für diesen entschieden habe, aber zurzeit habe ich nur noch einen Hass auf die Leute und könnte sofort kündigen. Nur was ist, wenn ich in der neuen Firma nicht klar komme, weil ich zu zynisch geworden bin?

LG

Was glaubst du, wieviel Projektleiter in großen und mittelständigen Unternehmen aushalten müssen? Im Rahmen von Veränderungsmanagement, QM und Co. sind exakt solche Situationen, wie du sie hier schilderst, Alltag! Zynismus und Jammern durch Sachlichkeit ersetzen! Nehme deine Verantwortung wieder an, ohne alles auf die Persönlichkeitsebene zu ziehen. Wenn du in ein anderes Unternehmen wechselst und diese Art von Stress nicht mehr willst, musst du auf eine andere Ebene wechseln, dann war alles für die Katz. Du fühlst dich noch mit deinem Unternehmen verbunden. Nimm dies als Triebfeder und versachliche dein Engagament. Und suche dir nette private Ausgleichsmöglichkeiten. Urlaub, guter Sex, vertaruensvolle Freundschaften, die nicht mit dem Job zu tun haben! Alles Gute.