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Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass ich "anders" bin

Sadie02

Aktives Mitglied
Hi!


Ich will jetzt nicht überlegen, was du haben könntest und ob die Diagnose stimmt. Damit kenne ich mich nicht aus. Was speziell der erste Neurologe gebracht hat, geht natürlich gar nicht.

Auch mir ist aber aufgefallen, dass dein doch eher langer Text an alles erinnert, aber bestimmt nicht daran, dass die Verfasserin langsam oder zurück geblieben sein könnte. Du kannst sehr gut mit Worten umgehen. Ich sehe keine großen Fehler. Du kommst auf den Punkt, drückst dich gut aus – von daher würde ich wirklich nochmals einen Arzt aufsuchen. Vielleicht gibt es wie in Mathe Bereich, in denen du wirklich eine Schwäche hast. Aber sprachlich sicher nicht.

Vielleicht kannst du auch ein bisschen den Blick auf dich selbst mal von der anderen Seite werfen. Der Begriff „Sorgenkind“ ist schon heftig. Das klingt so nach einem Kind, das gezielt die Eltern stresst. Nichts davon trifft doch auf dich zu. Du hast kein Selbstvertrauen, konntest wahrscheinlich auch keines aufbauen. Ich habe das Gefühl, dass in dir drin weit mehr ist als du vermutest. Dass du natürlich im Moment frustriert bist, weil du wegen einer billigen Miete mit Nachbarn leben musst, die sich nicht benehmen können, verstehe ich.

Ich kann dir keinen direkten Rat geben, nur den einen: Lass da nochmals nachschauen, was wirklich zu finden ist bei dir. Du bist vielleicht auch nur nie vernünftig oder richtig gefördert worden. Und glaub ein wenig an dich. Schreibst du eigentlich? Also Geschichten oder Gedichte? Das könnte ich mir als Hobby bei dir gut vorstellen.

Alles Gute!
 
M

Milda

Gast
Hallo,

vielen Dank für eure Antworten mit den vielen verschiedenen Meinungen und Ratschlägen!
Ich bin echt gerührt, dass sich fremde Menschen solche Mühe gegeben haben. Seid mir bitte nicht böse, wenn ich nicht auf alles eingehe.

Was die Ärzte und mögliche Diagnosen betrifft, so hatte ich vielleicht wirklich Pech. Ich glaube auch weder an eine "frühe Hirnschädigung" noch an Epilepsie. Bei mir soll eine Absencen-Epilepsie vorliegen, wo bei Betroffenen Bewusstseinspausen auftreten. Die beginnt in der Regel im Kindesalter. So hat der Neurologe das Ganze wohl auch nach meinen Schilderungen eingeschätzt. Meine Großeltern nannten mich als kleines Mädchen oft "Träumerchen", meine Klassenkameraden nannten mich "Schildkröte" oder "Schnecke". Rückblickend sehe ich mich wie der Hanns aus "Hanns Guck-in-die Luft". Ich stolperte oft über einen winzigen Stein, viel plötzlich eine ganze Treppe runter, lief gegen eine Straßenlaterne, machte plötzlich einen Schlenker mit dem Rad und rammte ein parkendes Auto.
Generell sah mich mein soziales Umfeld als Person, die "zu nichts zu gebrauchen ist".

Ich habe tatsächlich das Abitur geschafft, aber mit einem sehr schlechten Durchschnitt. Ich musste sogar in die Nachprüfung, weil ich von vier Abiturfächern in zwei Fächern eine Fünf hatte. :-(
Ich konnte schon immer gut formulieren und habe wenig Fehler gemacht. Trotzdem war ich in Deutsch immer nur mittelmäßig.
Als Kind habe ich mal darüber nachgedacht, Schriftstellerin zu werden. Doch irgendwann wurde mir klar, dass ich mich zwar gut ausdrücken kann, aber niemals die nötige Fantasie hätte.

Somit liegt bei mir absolut keine Hochbegabung vor. Ich hatte in der Schule keine schlechten Noten, weil ich vieles langweilig fand und mich der Unterricht unterforderte. Im Gegenteil, ich habe eine langsame Auffassungsgabe und es dauerte bis ich neuen Lernstoff verstand. Manches verstand ich auch nie, wie in Mathe oder Naturwissenschaften.

Irgendwann einmal habe ich mich auch mit ADS und dem Asperger-Syndrom beschäftigt und konnte mich damit identifizieren. Ich bat die Psychiaterin, die mir schon seit Jahren ein Antidepressivum verschreibt, um eine Überweisung zu einer Autismusambulanz. Dort hatte ich zwei Gespräche. Das erste führte ich mit einer Psychiaterin, die im Anschluss daran meinte, dass ich sicherlich nicht autistisch sei. Ich habe sehr gut ihre Mimik gespiegelt. Einige Monate später hatte ich das Abschlussgespräch mit einem Oberarzt, der sich ausführlich mit mir unterhielt. Seiner Meinung nach könnte man bei mir das Asperger-Syndrom ausschließen. Er begründete das mit den fehlenden Spezialinteressen und Routinen und mir würde die typische monotone Sprechweise fehlen. Die Gründe für meine Probleme in der sozialen Interaktion sah er in meinem Elternhaus, wo ich vernachlässigt worden bin und psychische Gewalt erfahren habe.
Ich konnte seine Ausschlussdiagnose nachvollziehen. Dennoch fragte ich ihn, ob bei mir ADS vorliegen könnte. Auch das schloss er aus mit der Begründung, dass man sich flüssig mit mir unterhalten könne. Menschen mit AD(H)S würden im Gespräch schnell den roten Faden verlieren.
Er verabschiedete sich mit den Worten "Alles ist gut. Versuchen Sie, alles etwas lockerer zu sehen".
Doch natürlich kann ich nichts locker sehen, wenn ich in meinem Leben keinen Schritt vorwärts komme. Denn das führt auch dazu, dass niemand Respekt vor mir hat. Jeder sieht in mir nur eine Person, die nichts erreicht hat.

Sicherlich mache ich manchmal insgeheim meinen Eltern Vorwürfe, die eben nur ein Sorgenkind in mir gesehen haben und nicht die nötige Geduld aufgebracht haben. Mit ein bisschen Förderung hätte man vielleicht mehr aus mir rausholen können. Stattdessen haben sie mir immer nur ihre Enttäuschung darüber gezeigt, dass ich nicht so klug bin wie die Kinder ihrer Bekannten und von Verwandten. Von denen arbeitet auch heute niemand im Niedriglohnsektor oder ist gar arbeitslos. Doch natürlich weiß ich auch, dass ich die Verantwortung für mein Leben selbst übernehmen muss.

Es geht ja auch nicht nur um die finanzielle/materielle Situation. Ich habe auch so große Probleme, mit anderen Menschen zurechtzukommen. Ich bin sehr harmoniebedürftig und damit verbunden konfliktscheu. Das ist eine schlechte Kombination mit meinem mangelnden Selbstwertgefühl. Man greift auf mich zurück, wenn man mich braucht, ansonsten bin ich uninteressant. Oft bin ich auch als Fußabtreter gut zu gebrauchen. Es braucht lange bis ich Grenzen setze. Ich halte viel Schlimmes zu lange aus. Wenn es mir aber reicht, kann ich sehr impulsiv reagieren und werde dann auch teilweise sehr verletzend.

Manchmal habe ich Angst, dass sich das ewig in einer Endlosschleife so fortsetzen wird.

Viele Grüße,
Milda
 

RogerG

Mitglied
Nochmals Hallo Milda,
wäre ich, sagen wir mal Baggerfahrer und meine Frau, sagen wir mal Sekretärin, dann könnte ich jetzt frei von der Leber schreiben, aber ich bin nun mal Dipl.- Psychologe und meine Frau eine hoch dekorierte Ärztin. Damit fallen wir beide zu Deinem Schutz unter die Schweigepflicht, so dass ich mich hier nicht öffentlich äußern kann auch wenn es mich unter den Fingern juckt... Fälle wie Deiner sind mir zu gut bekannt. Vielleicht fällt Dir eine Möglichkeit ein wie wir mit einander §203 StGB-Konform kommunizieren können, oder einem anderen Forenmitglied... bin nicht mehr der jüngste und hab mit Foren nicht so die Erfahrung.
Ich kenne Deine Not, darf aber aus sehr gutem Grund nicht einfach hier posten... und meine Telefonnummer will ich aus (hoffentlich) nachvollziehbarem Grund hier nicht veröffentlichen, und Du Deine bitte auch nicht!!!!!
Darüber hinaus kann ich mich dem Rat einen Psychologen aufzusuchen nur anschließen, Psychiater und Neurologen sind schön und gut und absolut richtig wenn organische Störungen Ursache der Probleme sind, sie haben zusätzlich zu ihrem Medizin-Studium eine entsprechende Facharztzusatzausbildung absolviert. Die Psychologen haben aber mindestens 8 Jahre nichts anderes als die menschliche Psyche studiert (im Wesentlichen)...
Zitat Wikipedia: "Die Psychologie (griechisch-lateinisch psychologia, ‚Lehre von der Seele‘) ist eine empirische Wissenschaft. Ihr Ziel ist es, menschliches Erleben und Verhalten, deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen zu beschreiben und zu erklären."
 
Zuletzt bearbeitet:
K

Kim1704

Gast
Hi nochmal Milda,

wenn Du so schreibst, scheinst Du auf jeden Fall ein sehr sympathischer Mensch zu sein!

Ich habe mal ein paar Vorschläge, was man in Deiner beruflichen Situation machen könnte und was viell. zu Dir passen würde...aber es ist natürlich immer schwer so was einzuschätzen:

1) Geh studieren (das ist das Schönste auf der Welt und man macht es nur für sich allein und ist niemandem Rechenschaft schuldig, außerdem lernt man super schnell Leute kennen) und mach einen Nebenjob.
2) Mach Bundefreiwilligendienst in einer sozialen Einrichtung, dort sind die Menschen meist etwas entspannter, wenn man etwas anders ist als der Rest der Menschen.
3) Mach ein Ehrenamt, z.B. Tafelladen oder so etwas Ähnliches...
4) Mach Dir keine Gedanken, was danach kommt, das sieht man dann ;)

LG Kim
 

wolkenreigen

Aktives Mitglied
@ Milda
Es gibt die unabhängige Patientenberatung. Unter der Rufnummer 0800 0117722 könntest Du dort anrufen. Alternativ gibt es eine Online Plattform, dort must Du Dich anmelden und kannst Dein Problem schildern. Ein Arzt antwortet Dir dort in ein Postfach.
Unabhängig davon könntest Du versuchen die Probleme in Deinem Verhalten zu beschreiben. Du könntest Themen beschreiben, die Dir leicht fallen und die Dir Schwierigkeiten bereiten. Wenn Dir das gelingt, wäre es ggf anschaulicher Deine Fähigkeiten zu erklären.
Falls sich ein Krankheitsbild abzeichnen sollte, könntest Du nach Selbsthilfegruppen suchen. Eventuell erkennst Du Dich in den Schilderungen anderer Teilnehmer wieder und das bietet die Basis für einen Gedankenaustausch.
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
Wenn ein Mensch nicht mithalten kann, langsam und nicht leistungsfähig ist, warum immer denken, dass was nicht stimmt. Es gibt Menschen von allen Sorten. Du bist in ein für Dich negatives, falsches Umfeld geboren, die Eltern haben die Weichen nicht richtig gestellt und nun hat man die Bescherung. Jedenfalls musst du einen Beruf finden, der zu dir passt.

Ich denke, dass du kerngesund bist und dir nichts fehlt ausser Selbstbewusstsein, Liebe, Wertschätzung und Anerkennung.

Ich hatte mal eine Kollegin wie Dich, die hat mich auch alles 20x gefragt. Ich habe mir dann 20x die Mühe gemacht und es immer wieder erklärt ohne mich lustig darüber zu machen. Irgendwann ist sie über sich selbst hinausgewachsen und selbstbewusst geworden. Sie hatte einfach nur Angst was falsch zu machen. Das Schlimme ist, dass es so nette Kollegen wie mich nicht oft gibt, wodurch viele einfach scheitern, weil niemand Verständnis, Empathie, Mitgefühl für schwächere Menschen hat.

Ärzte finden bei jedem was, ich würde mich um das Berufsleben kümmern und nicht einen Gedanken an Krankheiten verschwenden, die du gar nicht hast.

Du brauchst einen ruhigen Job in angenehmer Atmosphäre mit guten Menschen.

Gefragt sind momentan überwiegend Jobs in der Gesundheitsbranche.

Den Beruf des Kaufmanns kann man komplett knicken. Bewerb dich einfach auf alles, querbeet.
 
Zuletzt bearbeitet:

Hr. Pinguin

Aktives Mitglied
Sorry für mein Jammern. Vielen in diesem Forum geht es bestimmt schlechter als mir.
Hallo,

es wird immer jemanden geben, dem es noch schlechter geht. Aber es würde rein niemandem besser gehen, wenn man ihm seine Leiden deswegen absprechen würde.

Die Diagnosen finde ich ziemlich heftig: Frühkindliche Hirnschädigung, Epilepsie. Das muss man erst mal wegstecken können. Immerhin scheinen auch die sozialen Ressourcen, die einen sonst auffangen könnten, nicht so besonders ausgeprägt. Also prekäres Wohnumfeld (Nachbarn), alleinlebend (vermute ich), Enttäuschung aus einer Beziehung. Eltern, die einem das Gefühl vermittelten ein Sorgenkind zu sein. Die Bekannte, die meinte, man solle eine Behinderung attestiert bekommen.

Bei der ständigen Konfrontation, dass man zu langsam, zu unbeholfen sei und auf irgendein neurologisches Vorliegen, kann es einen ja nur herunterziehen und schlecht gehen lassen. Kollegen, die sich über einen lustig machen, sind absolutes Gift für das Selbstwertgefühl und eine positive Lebenseinstellung.

Ich hoffe, du bekommst nicht einfach nur Antidepressiva. Ich denke, hier sollte es auch gute fachkundige psychosoziale Unterstützung geben. Hilfe bei der Schaffung, bzw. Integration in ein positives soziales Umfeld und evtl. sinnvolle Beratung bei der beruflichen Situation und der Lebensperspektive.
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Ich kenne Deine Not, darf aber aus sehr gutem Grund nicht einfach hier posten.
Warum solltest du hier nicht öffentlich posten dürfen? Es juckt doch keinen, ob deine Frau "hochdekorierte Ärztin" oder Putzfrau ist. Du schreibst hier anonym.
Liebe TE, du liest dich sehr sympathisch und ich könnte mir vorstellen, dass du prima arbeitest, wenn man dir Zeit und Ruhe lässt.
Da du Floristik gelernt hast, könntest du dich auf das erstellen von festtags-Deko spezialisieren. oder sehr schöne Sträuße mit irgendwelchen Extras kreiiren.
Hauptsache, kein Druck.
Hadere nicht weiter mit deiner Kindheit, sondern schau nach vorne.
Es ist keine Schande, verträumt und langsam zu sein. Bleib bei DEINEM Rhythmus und suche dir ein geeignetes Arbeitsfeld. Und Menschen, die ähnlich ticken.
 

RogerG

Mitglied
Warum solltest du hier nicht öffentlich posten dürfen?
Weil ich als Dipl.-Psychologe aus gutem Grund unter den §203 StGB falle. Gut gemeinte Ratschläge sind das eine, ein Eingehen auf konkrete Sorgen und Nöte etwas völlig anderes. Und daran ändert auch nichts, dass ich zumindest für die Forenmitglieder anonym poste.
 
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