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Erinnerungen an meinen Opa - Gestorben im September 2014

G

Gast

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Ich lernte meinen Opa mit 15 kennen, weil er vorher im Ausland lebte. Er starb am 11.9.2014.

Er war Bühnenbildner und arbeitete beim Fernsehen. Warum er meine Oma wieder verlassen hatte, nachdem meine Mutter gezeugt war, wissen wir nicht, da meine Oma zu früh starb und darüber nicht sprach.
Jedenfalls suchte er sie durch das Fernsehen. Da sie schon lange tot war dauerte es sehr lange bis man uns fand über Nachkommensforschung.

Ich weiß daher nicht viel von ihm, nur dass er ein lebensfreudiger und geselliger Mensch war.

Als er das erste Mal nach Deutschland kam, gingen wir jeden Tag in Restaurants, weil ihm das sehr gefallen hat. Auch wenn er schon sehr alt war, hat er immer alle Frauen angebaggert.
Er sagte immer:"I know.", und "I'm back in a minute."
Doch anstatt in einer Minute zurück zu sein, ging er lieber Karten spielen oder flirtete mit den alten Damen im Dorf bei sich.
Solange er noch fahren konnte, fuhr er manchmal einige alte Frauen auch zum Friedhof, der in den Bergen liegt.

Mit dem Hund meines Onkels hat er auch immer auf seine Art gespielt, also Essen unter den Tisch geschmuggelt und ihn am Schwanz gezogen. Der Hund starb ein Jahr nach seinem Tod.

Jeden Sonntag rief er uns an, weil an Sonntagen die Telefonate ins Ausland nichts kosteten.

Auch gibt es noch einige lustige Erinnerungen an meinem Opa.
Meine Tante war immer sehr darauf bedacht, dass alle "ein Auge" auf ihn hatten, weil er immer Dummheiten anstellte.
Einmal saßen wir im Restaurant. Er gab allen Eis aus. Während sich alle unterhielten ging er zu einem anderen Tisch und tauschte Telefonnummern mit 2 30 Jahre jüngeren Frauen aus.
Bei sich Zuhause wollte er mal auf die Terasse gehen und sah in seiner Wahrnehmung ein Pferd darauf. Er holte meine Mutter und sagte:"Look! Look! There's a horse at my terrace!" Meine Mutter ging mit ihm hin, grinste sich eins und zeigte ihm, dass es nur ein Handtuch auf einem Liegestuhl war, dass im Wind baumelte (mein Opa sah bereits sehr schlecht).
Ein anderes mal waren sie im Dorf unterwegs und als sie zurück kamen rief er einen Blätterhaufen "Come my little boy" zu, weil er dachte, dass es ein Hund sei (unten wo mein Opa lebte in Italien haben viele Leute Hund).
Dann lief er einmal mit einer Melone auf den Balkon und wieder rein. Plötzlich schimpfte er:"Where does this fucking things are coming?!" Die Lösung war, dass es Ameisen waren, die den süßen Saft der Melone gefolgt waren und es sich köstlich schmecken ließen.
Als er schon sehr dement war, nahm er den Müll und wollte ihn raus tun. Allerdings kippte er ihn einfach wieder in den neuen Müllbeutel, weil er nicht richtig merkte, was er tat.
Auch rührte er das Geschirr wie Spaghetti um, weil er spülen und kochen verwechselte.
Zu guter Letzt legte er in der Garage den Rückwärtsgang ein, was ihn den Führerschein kostete (war auch besser so, er fuhr schon mal in der falschen Fahrspur).

Leider wurde mein Opa mit den Jahren dement und körperlich ging es ihm auch nur bedingt gut, da er immer mehr müder wurde und sich abschotete.
Zum Schluss ist er eines Morgens nicht mehr aufgewacht, weil er an einer Hirnblutung im Schlaf gestorben war.
Er wurde 79 Jahre alt, hat kaum noch was gesehen aufgrund des grünen Stars, vieles vergessen und war verwirrt. Es war besser so für ihn.

Nun fliegt meine Mama bald wieder nach Italien, wo er gewohnt hat, um die Familie zu besuchen. Er fehlt und wird fehlen.

Aber wir wissen, dass es ihm gut geht dort wo er ist, weil er kurz vor seinem Tod erzählt hat, dass er sterben wird und ihn seine letzte Frau und seine Mutter abholen werden, die angeblich vorher als Geister geküsst hätten (die beide natürlich auch schon lange tot waren).
 
"Thank you very much.", hätte er jetzt gesagt.

Mein Opa war beliebt, auch wenn er mehr Scheiße in seinem Leben gebaut hat, als dass ich das alles erzählen könnte (Gigolo und Spielgauner).

Auf seiner Beerdigung waren über 200 Leute, wohl aber auch, weil mein Onkel Bürgermeister des Dorfes ist.

Meine Mutter meinte nur, ich wäre froh, dass ich nicht dort gewesen bin, weil sie alle herzlichst italienisch abgeknutscht hätten.
Sie hat auch gesehen, wie der Sarg zugeschraubt wurde und er zu Grabe getragen wurde (wo noch die Knochen meiner Uroma drinnen lagen. Die ist 94 Jahre alt geworden und starb 2002).

Gräber bedeuten mir nichts. Ich hab ihn in Erinnerung, wie ich ihn kennenlernte und so bleibt es auch bis ich selber sterbe.
Bei meiner Mutter ist das anders. Daher hatte ich ihr auch den Flug zur Beerdigung bezahlt, weil sie den nahen Tod nicht wahrhaben wollte und sich nichts zurückgelegt hatte.
 

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