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Erdrückt von den vielen Belastungen meines Lebens…

T

Thea

Gast
Hallo zusammen.



Ich bin Ende 30 und gerade sehr müde, leicht reizbar, grübel viel, habe Schlafstörungen und innere Unruhe, immer wieder starke Nackenverspannungen und Kopfschmerzen, vor einiger Zeit eine schwere Darmentzündung und fühle mich manchmal einfach erdrückt vom Leben. Dieses Gefühl ist nicht immer da, es gibt auch viele gute Tage, aber ich merke einfach immer mal wieder, dass meine Seele einen „Knacks“ hat. Man würde mir vermutlich raten mal einen Therapeuten anzusteuern, aber diese langen Wartezeiten schrecken mich bisher immer wieder ab. Und ich weiß auch nicht, ob es mir wirklich Ruhe bringen würde oder vielleicht erst recht alles wieder aufwühlen würde.



Ich bin an einigen Tagen auch unbeschwerter und suche eigentlich einen Weg zurück um dauerhaft wieder mit mehr Leichtigkeit durchs Leben gehen zu können.



Ich reiße mal grob an, welche, ich nenne sie mal „Belastungs-Meilensteine“, wohl vermutlich zu diesem „Knacks“ geführt haben:



-Schwierige Kindheit mit streitenden Eltern -Trennung der Eltern

-Suizid des Vaters

-Belastung der Mutter-Kind-Beziehung durch phasenweise immer mal zu viel Alkohol

-nach dem Auszug ein paar Jahre Ruhe

-Hochzeit, Hausbau, 2 Kinder

-Erstes Kind nach Geburt eine Woche auf Intensivstation

-direkt nach Geburt des zweiten Kindes stirbt der Schwiegervater ganz plötzlich

-Schlaganfall der Mutter

-Krebsdiagnose der Schwiegermutter

-Tod der Schwiegermutter

-Tod der Mutter

Dazwischen: Ehekrise, Affäre Ehemann



Alleine das mal in Worte zu fassen und nieder zu schreiben, scheint ein bisschen zu helfen und macht meinen Kopf freier.



Vielleicht geht‘s hier ja jemandem ähnlich und mag sich mit mir Austauschen?



Liebe Grüße
 

Ally

Mitglied
Da hast du ja wirklich sehr viel durchgemacht. Ich weiss gar nicht, was ich dazu sagen soll.

Bzgl. Austausch, ich weiss nicht. Hab selbst sehr viele Baustellen und wollte hier auch einen Thread aufmachen, aber das System sagt immer, der Text ist zu lang. Bin frische Krebsüberlebende und kämpfe noch mit der Genesung. Da gabs dann noch wen, der meine Notlage ausgenutzt hat (Stalking, Gaslighting, Manipulationen, sexueller Missbrauch und Vergewaltigungen usw.). Das ist auch noch nicht so lange her. Meine Eltern werden bald sterben und dann bin ich ganz alleine. Dann noch Sorgen wegen der nationalen und globalen Situation. Ich komm einfach nicht zur Ruhe, weil immer direkt der nächste Schicksalsschlag kommt. Dabei bräuchte ich dringend eine Auszeit. Liegt bei dir, ob du dich mit mir austauschen willst. Normalerweise bin ich immer diejenige, die für andere da ist, aber wenn ich mal wen brauche...

Was ich dir aber sagen kann: Auch, wenns lange dauert, lass dich trotzdem auf eine Warteliste setzen. Es kann immer vorkommen, dass jemand abspringt. Es wär aber gut, wenn du vorher weisst, welche Art Therapie du brauchst. Wenn man sich auf die Warteliste setzen lässt, sagen die ja i.d.R. ob man da richtig ist, zumindest so grob können die das ja einschätzen.

Dann hast du noch die Möglichkeit (kannst du zusätzlich nutzen), in ambulante Behandlung zu gehen. Je nachdem, an wen du gerätst, hast du 10-30 Minuten ungefähr. Manche nehmen sich halt mehr Zeit als andere. Die Kliniken bieten auch Notfallsprechstunden an, wo man ohne Termin hin kann. Ich weiss nicht, obs überall gleich ist, aber hier geht das von 8-9 Uhr täglich. Da hat man dann auch die Möglichkeit, sofern man möchte, eine Ergotherapie zu machen oder in die Tagesklinik zu gehen. Kommt natürlich immer auf den Einzelfall an. Bei der Tagesklinik kenn ich die Voraussetzungen nicht genau. Aber so oder so könntest du neue Leute kennenlernen und evtl. was Neues ausprobieren. Ergotherapien gibts ja verschiedene. Ich weiss ja nicht, ob das für dich interessant ist, aber ich wollte es zumindest erwähnt haben, für den Fall, dass du von diesen Möglichkeiten nichts weisst. Das mit der Ambulanz kann ich aber jedem empfehlen, der professionelle Hilfe braucht, vor allem wenns schnell gehen soll und die Therapie noch auf sich warten lässt.

Da du festgestellt hast, dass es dir gut tut, alles aufzuschreiben, könntest du das beibehalten. Du musst das ja nicht posten oder irgendwem zeigen, aber so für dich. Du kannst es ja hinterher immer noch wegwerfen oder löschen, je nachdem. Sowas ist eine gute Möglichkeit, seine Gedanken zu ordnen und hilft gleichzeitig auch ein bisschen bei der Verarbeitung.

Wen ich immer gerne empfehle, sind Robert Betz und Dr. Joe Dispenza. Die haben gute Vorträge und Meditationen. Hast du es schon mit Meditationen versucht, z.B. um besser schlafen zu können? Meditation sind ja dazu da, dass man zur Ruhe kommt.

Hab gerade nochmal deinen Text gelesen und ja, Therapien helfen dabei. Klar kann es im ersten Moment aufwühlend sein, aber die lassen dich ja damit nicht alleine und die geben dir Werkzeuge an die Hand, wie du dein Leben verbessern kannst. Die Hauptarbeit muss natürlich von dir kommen. Viele haben da ein falsches Bild und denken, der Therapeut regelt das schon. Übrigens können dir die Ärzte in der Klinik auch eine Liste mit Therapeuten geben und sagen, wer davon infrage kommen könnte von der Therapiert her. Dadurch fallen ja dann schon einige weg. Explizit empfehlen dürfen sie natürlich niemanden.

Ich hoffe, das hilft dir schon mal ein bisschen weiter. Wenn du z.B. gerne malst, kann das auch bei der Verarbeitung helfen. Sei gut zu dir selbst, denn du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben.
 

Hollunderzweig

Aktives Mitglied
Was würde der Therapeut machen können?
Man kann sich mal ausheulen, offen über seine Ängste und Regungen sprechen, nach einer Stunde dann muss man aufstehen und einen Termin ausmachen, bis dahin ist man wieder total auf sich gestellt und zigbilliarden Gedanken kann man gar nicht ansprechen, oder aussprechen. Es fehlen die Worte dafür und vor allem die Zeit und sicherlich auch das "Echte", das fehlt sicher auch. Kein Mensch kann sich vollkommen mitfühlend auf einen Klienten einlassen, selbst als bester Therapeut muss er loslassen, sobald man aufsteht und raus geht und er den nächsten Bedürftigen dann empfängt, muss er sich auf den einstellen und selbst ist man vergessen. Das weiß man doch und daher kommts doch wahrscheinlich auch nicht zu diesem mitmenschlichem Trost.

Wie kann man jemanden trösten, der arge Zustände hat und hatte?

Bei mir hilft, dass ich sorgfältig drauf achte, dass es mir an nichts fehlt ( mehr) und dass ich nicht im Daseinsstress verweile, dass ich mich ablenke und heraushole und gezielt das alles unternehme, das mir gute Zustände macht und verschafft. Dazu gehört auch, dass ich mir ein Kochrezept im Internet anschaue, statt in die Nöte zu schauen, die hinter mir liegen. Von denen rede ich nicht, die spreche ich nicht an, wozu, was bringts?

Meine Strategie hilft mir, komplett im Reinen zu sein. Ich habe nur den einen Tag und dieser passiert gerade in diesem Moment. Genau in diesem Moment bin ich nicht trübselig, ich schreibe, schreiben mag ich, das tut gut. Es tut gut, nachzuforschen, wie etwas geht, das ich wissen will und dieses dann zu versuchen, es tut gut eine weite Runde zu gehen, sehr bedächtig, sehr aufmerksam, mit dem Fokus auf alles gerichtet, was ich wahrnehme. Specht fliegt über meinem Kopf hinweg, Ahorn leuchtet hellgelbgrün auf, meine Wanderschuhe sind trocken ganz und gar bequem, meine Knie spür ich, mein Gesicht wird vom Nieseln und der frischen feuchten Nebelluft berauschend umhüllt, zu schön, um das beschreiben zu können- so war es gestern, aber das habe ich mir vorgenommen, das Nächste mal wandere ich wieder im feuchtem Morgennebel, das hat was. Heute gabs Besuch, ich habe bekocht, aufgetischt, das hat was, das tut gut... usw... immer wenn ich überlege, warum es mir sehr, sehr selten erdrückend geht, sehr, sehr selten nicht gut geht, dann wird wohl das schuld daran sein, dass ich mich in solche Erlebnisse verfrachte, ich solche Momente, in solche Augenblicke, die so sind, als würde ich nie wieder Zeit haben, mich über dieses Gewesene ausgiebigst nachdenken zu lassen, nein, ich denke gar nicht, ich habe abgeschaltet und nimm auf, was meine Sinne aufnehmen können.
Vielleicht ist das die beste Therapie überhaupt, die man sich verschreiben kann. Auf ins Herrliche, das andere muss warten.
 
T

Thea

Gast
Da hast du ja wirklich sehr viel durchgemacht. Ich weiss gar nicht, was ich dazu sagen soll.

Bzgl. Austausch, ich weiss nicht. Hab selbst sehr viele Baustellen und wollte hier auch einen Thread aufmachen, aber das System sagt immer, der Text ist zu lang. Bin frische Krebsüberlebende und kämpfe noch mit der Genesung. Da gabs dann noch wen, der meine Notlage ausgenutzt hat (Stalking, Gaslighting, Manipulationen, sexueller Missbrauch und Vergewaltigungen usw.). Das ist auch noch nicht so lange her. Meine Eltern werden bald sterben und dann bin ich ganz alleine. Dann noch Sorgen wegen der nationalen und globalen Situation. Ich komm einfach nicht zur Ruhe, weil immer direkt der nächste Schicksalsschlag kommt. Dabei bräuchte ich dringend eine Auszeit. Liegt bei dir, ob du dich mit mir austauschen willst. Normalerweise bin ich immer diejenige, die für andere da ist, aber wenn ich mal wen brauche...

Was ich dir aber sagen kann: Auch, wenns lange dauert, lass dich trotzdem auf eine Warteliste setzen. Es kann immer vorkommen, dass jemand abspringt. Es wär aber gut, wenn du vorher weisst, welche Art Therapie du brauchst. Wenn man sich auf die Warteliste setzen lässt, sagen die ja i.d.R. ob man da richtig ist, zumindest so grob können die das ja einschätzen.

Dann hast du noch die Möglichkeit (kannst du zusätzlich nutzen), in ambulante Behandlung zu gehen. Je nachdem, an wen du gerätst, hast du 10-30 Minuten ungefähr. Manche nehmen sich halt mehr Zeit als andere. Die Kliniken bieten auch Notfallsprechstunden an, wo man ohne Termin hin kann. Ich weiss nicht, obs überall gleich ist, aber hier geht das von 8-9 Uhr täglich. Da hat man dann auch die Möglichkeit, sofern man möchte, eine Ergotherapie zu machen oder in die Tagesklinik zu gehen. Kommt natürlich immer auf den Einzelfall an. Bei der Tagesklinik kenn ich die Voraussetzungen nicht genau. Aber so oder so könntest du neue Leute kennenlernen und evtl. was Neues ausprobieren. Ergotherapien gibts ja verschiedene. Ich weiss ja nicht, ob das für dich interessant ist, aber ich wollte es zumindest erwähnt haben, für den Fall, dass du von diesen Möglichkeiten nichts weisst. Das mit der Ambulanz kann ich aber jedem empfehlen, der professionelle Hilfe braucht, vor allem wenns schnell gehen soll und die Therapie noch auf sich warten lässt.

Da du festgestellt hast, dass es dir gut tut, alles aufzuschreiben, könntest du das beibehalten. Du musst das ja nicht posten oder irgendwem zeigen, aber so für dich. Du kannst es ja hinterher immer noch wegwerfen oder löschen, je nachdem. Sowas ist eine gute Möglichkeit, seine Gedanken zu ordnen und hilft gleichzeitig auch ein bisschen bei der Verarbeitung.

Wen ich immer gerne empfehle, sind Robert Betz und Dr. Joe Dispenza. Die haben gute Vorträge und Meditationen. Hast du es schon mit Meditationen versucht, z.B. um besser schlafen zu können? Meditation sind ja dazu da, dass man zur Ruhe kommt.

Hab gerade nochmal deinen Text gelesen und ja, Therapien helfen dabei. Klar kann es im ersten Moment aufwühlend sein, aber die lassen dich ja damit nicht alleine und die geben dir Werkzeuge an die Hand, wie du dein Leben verbessern kannst. Die Hauptarbeit muss natürlich von dir kommen. Viele haben da ein falsches Bild und denken, der Therapeut regelt das schon. Übrigens können dir die Ärzte in der Klinik auch eine Liste mit Therapeuten geben und sagen, wer davon infrage kommen könnte von der Therapiert her. Dadurch fallen ja dann schon einige weg. Explizit empfehlen dürfen sie natürlich niemanden.

Ich hoffe, das hilft dir schon mal ein bisschen weiter. Wenn du z.B. gerne malst, kann das auch bei der Verarbeitung helfen. Sei gut zu dir selbst, denn du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben.
Ich bin gerade mal wieder wach, zu einer unmöglichen Zeit.🙈
Das hört sich bei dir tatsächlich auch so an, als hast du gut mit dir zu tun. Das tut mir leid.
Klingt so, als hast du schon ein bisschen Erfahrung mit Therapien. Vielleicht lasse ich mich da wirklich mal auf die Liste setzen. Bin da bloß einfach hin und her gerissen.

Deine anderen Tipps sind auf jeden Fall schon mal ein Anreiz für mich, ich höre mir gerne mal Vorträge an und Meditation habe ich tatsächlich noch nicht ausprobiert.
Ich suche ja tatsächlich einen Weg zur Ruhe zu kommen und wieder ganz bei mir selbst zu sein.
Das ist ja auch der Grund, warum mich eine Therapie erstmal abschreckt. Ich habe oft gar nicht das Gefühl, dass ich noch über das Erlebte sprechen möchte. Es war einfach zu viel in den letzten Jahren. Ich habe auch gute Freunde, die natürlich über alles Bescheid wissen. Aber dann soll es auch mal gut sein und ich möchte einfach so „leicht“ wie möglich weiter leben.

Wie alt sind deine Eltern? Du schreibst, du wärst dann ganz alleine, wenn sie sterben. Meinst du familiär, oder fehlen dir auch Freunde?
 
T

Thea

Gast
Vielleicht ist das die beste Therapie überhaupt, die man sich verschreiben kann. Auf ins Herrliche, das andere muss warten.
Das ist für mich auch ein wichtiger Gedanke, der mich umtreibt. Hilft mir eine Therapie wirklich? Oder gibt es andere Wege wieder zu mir zurück zu kommen?

Du beschreibst das sehr gut und ich finde das bewundernswert, wenn man es schafft einfach im hier und jetzt zu leben.
Hast du selbst Erfahrung schlechte Erfahrungen mit Therapien gemacht? Du hast ja auf jeden Fall irgendwie für dich diese Strategie entwickelt… manchmal passiert das ja leider auch, wenn die vorherigen Wege nicht so gut waren.
 
T

Thea

Gast
Ich finde die Affäire am schlimmsten. Der Rest ist das normale Leben.
Solche Beiträge sind vermutlich der Grund, warum Menschen, die eh schon ein Päckchen mit sich tragen, sich schnell wieder zurück ziehen.
Dass das zum Leben dazu gehört ist mir klar, aber vielleicht kannst du nachvollziehen, dass man etwas Ruhe braucht um Schicksalsschläge zu verdauen. Und die fehlt, wenn alles in kurzen Abständen passiert.

Mal ganz abgesehen davon, kenne ich genügend Menschen in meinem Umfeld, denen mit Ende 30 nicht eine Sache davon passiert ist.
Aber auch du wirst deine Gründe habe, warum du das loswerden musstest.



Allen anderen schon mal ganz ehrliches „Danke“! Ich werde mir die Beiträge auch noch ein weiteres mal ganz in Ruhe durch lesen.
 

Ally

Mitglied
Meine Eltern sind Anfang 60, aber beide nicht gesund und ich merke schon seit ein paar Monaten, dass sie wissen, dass sie bald sterben.

Ich hab zwar noch einen Bruder, aber meine Mutter hat ihn erfolgreich gegen mich aufgehetzt. Früher waren wir richtig dicke miteinander und jetzt haben wir gar keinen Kontakt mehr. Ich seh ihn nur 1-2x im Jahr, wenn wir bei meinen Eltern sind, z.B. wegen dem Geburtstag meines Vaters. Mit meiner Mutter will ich möglichst gar nichts zu tun haben.

Ich meinte komplett alleine. Es gibt niemanden, den ich aktuell als Freund bezeichnen würde. Ok, einen, aber der wohnt in Japan und da muss irgendwas passiert sein. Hab seit Juni nichts von ihm gehört. Da waren ja auch diese Überschwemmungen.

Ja, ich kenn mich ein bisschen mit Therapien usw. aus. Ich befass mich seit 20 Jahren mit Psychologie und hab auch eine Zeit als (spirituelle) Lebensberaterin gearbeitet. Als ich jung war, mit 17 oder so, hatte ich eine Therapie angefangen, um was Schlimmes zu verarbeiten. Das hab ich aber dann schnell wieder abgebrochen, weil die Therapeutin nicht die richtige war. Später hab ich es dann alleine aufgearbeitet.

Vor ein paar Jahren hab ich dann noch eine Verhaltenstherapie gemacht, weil ich von allen Seiten unter Druck gesetzt wurde, gebraucht hätte ich die aber nicht, weil ich schon so viel an mir gearbeitet hatte. Ich brauchte wohl einfach nur noch mal eine Erinnerung an das Gelernte. Die Therapeutin hat auch gesagt, wenn ich nicht schon Vorarbeit geleistet hätte, wären wir nicht so schnell fertig geworden. Verhaltenstherapien gehen i.d.R. nur 6 Monate, können aber bei Bedarf evtl. verlängert werden.

Wenn eine Therapie nicht funktioniert, kann das unterschiedliche Gründe haben. Vielleicht ist die Therapieform falsch oder es passt nicht mit dem Therapeuten oder man ist nicht wirklich bereit dazu. In einer Gesprächstherapie wird halt nur geredet. Bei einer Verhaltenstherapie gehts eher darum, Möglichkeiten zu entwickeln, sich in entsprechenden Situationen anders zu verhalten. Wenn du z.B. Probleme hast, Grenzen zu setzen, hilft der Therapeut dir dabei, es in Zukunft anders zu machen. Er kann dir natürlich nicht die Umsetzung abnehmen und ein Therapeut wird auch nie sagen: "Mach dies oder das!" Das darf er nicht. Er fragt dich dann z.B., wie du dich in der Situation besser fühlen würdest und wie es in der Praxis aussehen könnte. Man lernt dort auch, Situationen objektiv zu betrachten (Wer hat sich wie verhalten und warum? Hat das Verhalten des Gegenübers was mit mir persönlich zu tun? Usw.). Ein Beispiel von meiner Seite: Ich hatte damals große Probleme, einkaufen zu gehen. Hab mich immer verrückt gemacht, wenn ich an der Kasse stand, weil meine Mutter mir von kleinauf beigebracht hatte, an der Kasse muss alles schnell gehen, nichts fallen lassen, schnell bezahlen, schnell alles wieder in den Wagen usw. Als wäre man auf der Flucht. Meine Therapeutin hat mir dann verständlich gemacht, dass die anderen Kunden mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt sind UND dass ich als Kunde das Recht hab, wie jeder andere auch, ganz normal einzukaufen. Früher war ich sehr eingeschüchtert und heute unterhalte ich mich mit den Kassierern und Kunden. Da entsteht dann schon mal ein Gespräch zu dritt oder viert. Und durch die Coronasituation hab ich von vielen anderen gehört, dass man sich nicht so stressen soll, wenn man einkaufen geht und sie verstünden nicht, dass andere so einen Stress machen. Einmal wollte ich an der Kasse wen vorlassen und er hat dankend abgelehnt mit der Begründung, er hätte Zeit. Wir haben uns dann noch unterhalten bis wir bezahlen mussten und sich die Wege wieder getrennt haben. Ich hätte mich auch früher nie getraut zu fragen, wenn ich was suche. Heute hab ich damit kein Problem mehr, denn wenn ich nicht frage, schade ich mir damit selbst.

Ergotherapien hab ich damals viele Jahre gemacht. Ich war in einer Mal- und in einer Schauspielgruppe. Weiter gab es noch eine Sportgruppe, eine Kochgruppe und ich glaub, noch eine andere. Man kann bis zu 3 Termine pro Woche haben und wenn man reden will, nehmen sich die Therapeuten auch Zeit, nur eben nicht so viel, weil sie sich ja auch um die anderen kümmern müssen. Manchmal ergibt sich das, dass die Patienten hinterher noch zusammen einen Kaffee trinken gehen. Liegt natürlich immer an einem selbst, ob man sich anschließt oder nicht. Ist ja alles freiwillig.

Was ich oben erzählt habe, war nur ein kleiner Bruchteil meines Lebens. Ich bin in deiner Altersklasse und hab echt viel durchgemacht. Eigentlich zu viel für dieses Alter.

Ich kann verstehen, dass du das alles hinter dir lassen willst, aber es ist besser, es zuerst aufzuarbeiten, sonst wirst du immer wieder in irgendeiner Form damit konfrontiert. Das ist so eine Art kosmisches Gesetz. Weil, wenn mans nur verdrängt, ändert sich ja nichts, auch nicht die Verhaltensweisen, und andere Menschen merken intuitiv, mit wem sie was machen können. Natürlich ist es nicht so schön, sich das alles nochmal anzusehen, aber wenn mans richtig verarbeitet hat, gehts einem danach besser und dann kommt man in die Leichtigkeit, die du schon erwähntest. Sowas geht nicht von jetzt auf gleich, schon gar nicht, wenn sich so viel angesammelt hat, aber es ist nicht unmöglich und man hat ja Zeit. Mit Druck bremst man sich nur aus. Und sehr wichtig ist auch, wenn man daran gearbeitet hat, dass man sich danach belohnt! Das ist sehr sehr wichtig und lernt man auch in der Therapie. Und man lernt dort auch, auf sich zu schauen und nicht auf andere. Andere haben vielleicht auch viel durchgemacht, aber das heisst nicht, dass du dich nicht schlecht fühlen darfst. Meine Therapeutin hat mich auch immer wieder dazu gebracht, den Fokus auf mich zu lenken, wenn ich gesagt hab: "Aber andere haben auch das und das erlebt" oder "Andere kommen viel besser damit klar". Wenn man sich mit anderen vergleicht, endet das nie gut.

Was ich auch nochmal ganz klar sagen will: Du musst keine Therapie machen, du kannst es auch alleine. Aber in einer Therapie hast du Hilfe und ohne musst du erstmal selbst einen Weg finden. Da kann man sich auch leicht verzetteln. Du könntest auch erstmal ambulant wen aufsuchen und dann dort von deinen Baustellen erzählen und dass du nicht sicher bist bzgl. Therapie. Die können dir dann alle Fragen diesbezüglich beantworten. Wahrscheinlich besser, als wir hier im Forum.

Achso, was ich noch vergessen hatte: Es gibt auch noch eine Psychoanalyse. Da legt man sich auf die Couch, wie man das aus Filmen kennt. Bei den anderen Therapiearten macht man das nicht. Psychoanalysen dauern i.d.R. mehrere Jahre, werden oft mit anderen Therapieformen parallel dazu kombiniert.

Das mit dem Hier und Jetzt schaffen nur sehr wenige dauerhaft. Du kannst es aber immer wieder versuchen und wenn Gedanken aufkommen, diese einfach vorbeiziehen lassen, ohne sie zu bewerten oder dran hängenzubleiben. Das hilft dem Gehirn, auch mal abzuschalten, hat aber nichts mit Verarbeitung zu tun.

Ich hab mich erst vor ein paar Tagen hier angemeldet, aber seitdem gehts mir schon ein bisschen besser. Es tut mir auch immer gut, anderen zu helfen, sofern es nicht zu viel wird. Solltest du irgendwann beschliessen, dich hier anzumelden, könnten wir uns auch per PN austauschen oder chatten.

Sollte es mit der Meditation nicht sofort klappen, gib bitte nicht gleich auf! Viele haben anfangs Probleme, sich darauf einzulassen und abzuschalten. War bei mir auch so.
 
X

XXXXXGuest

Gast
Ich bin Ende 30 und gerade sehr müde, leicht reizbar, grübel viel, habe Schlafstörungen und innere Unruhe, immer wieder starke Nackenverspannungen und Kopfschmerzen, vor einiger Zeit eine schwere Darmentzündung und fühle mich manchmal einfach erdrückt vom Leben.
Hallo Thea,

Wie du am besten lernen kannst, mit deiner Vergangenheit umzugehen, weiss ich nicht.

Vielleicht würde es dir aber auch schon bisschen helfen können, wenn du in der Gegenwart kleine Dinge für dich tust.

Ab und zu ein kurzer Spaziergang oder Gymnastik um die Schulter / Nackenpartie zu lockern.

Alles Gute!
 
T

Thea

Gast
Ich werde hier noch einiges lesen oder generell im Internet gibt es ja viel, was es zu diesen Themen gibt. Mir ist eh klar, dass ein Therapeut mir nur aufzeigen könnte, wie ich mir selbst helfe.
Die letzten Jahre sind ja auch einfach passiert, man kann ja nichts mehr daran ändern. Ich weiß auch gar nicht, warum ich mich in letzter Zeit so viel damit und mit mir beschäftige. Vielleicht weil das Fass einfach irgendwann überläuft. So wie du auch schriebst, empfinde ich das ebenfalls. Für mein Alter habe ich zu viel erlebt. Es ist manchmal gar nicht nur das Erlebte. Ich hadere z. B. auch einfach mit der Ist-Situation, keine Eltern mehr zu haben.

Du scheinst in deinem familiären Umfeld viel Schlechtes erlebt zu haben. Wenn du magst, schreib gerne mal was dazu. Das Verhältnis zu deiner Mutter wird ja, wenn ich das richtig verstehe, auch ein Grund für deine Therapien gewesen sein. Man fragt sich ja wirklich öfter, warum man selbst so viel ab bekommt.

Ich erwische mich manchmal jedenfalls auch dabei, wie Neid aufkommt, wenn andere berichten, dass die Kinder mit den Großeltern in den Urlaub gefahren sind oder sie dort übernachtet haben, damit die Eltern mal Zeit für sich haben. Das ruft in mir auch immer wieder wach, dass meine Eltern/ Schwiegereltern viel zu früh gehen mussten. Und ich wünsche das wirklich niemandem.

Eigentlich sollte man sich dann wieder komplett auf sich fokussieren. Denn auch damit hast natürlich recht, es ist nicht gesund, sich zu vergleichen.

Ich werde in den nächsten Wochen bestimmt mal das ein oder andere ausprobieren und sehen, ob irgendwas auf Dauer hilfreich ist. Parallel werde ich mal ein Erstberatungsgespräch vereinbaren und gucken, wo man da vielleicht auch ansetzen würde. Ich werde ja ziemlich schnell merken, ob‘s mir gut tut und ich diesen Weg gehen möchte.

Und ich überlege mal, ob ich mich hier anmelde. Können uns dann gerne weiter Austauschen. Ich bin ebenfalls ein sehr hilfsbereiter Mensch, manchmal auch darüber hinaus, was mir eigentlich gut täte. Aber momentan merke ich auch, wie mich meine Themen so umtreiben, dass ich die Probleme von anderen leider gar nicht immer richtig erfassen kann.
 

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