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Emotion VS Verstand

Stormshadow

Mitglied
Hallo zusammen,
nach einer langen von äußerlichen Einflüssen bestimmten Pause, fange ich an, hier wieder Etwas zu schreiben, da mir die Beiträge von damals doch sehr geholfen haben.

Zu meinem Problem, meine Bekannten (den Begriff Freunde benutze ich ungern) bemängeln, ich sei gefühlskalt und „nicht menschlich“, ich würde keine Merkmale eines Menschen aufweisen. Ich weiß, das man diese nicht von mir stammende Aussage sehr differenzieren kann, aber ich denke, es geht um die emotionsbedingte Seite eines menschlichen Lebewesens. Von außen gesehen mag es daran liegen, dass ich so gut wie nie Gefühle zeige, ich lache nicht. Eventuell ein Grinsen, was in verschiedene Richtungen geht (Bestätigend, ermutigend, amüsiert usw.) ist in dieser Hinsicht drin. Es stellt für mich kein Problem da, ein beispielsweise amüsantes oder auch hektisches Streitgespräch zu führen, aber diese Emotionen sind zumeist nur aufgesetzt. Ich zolle anderen Menschen Respekt, bleibe aber gleichzeitig konstant auf Abstand, so wie ich denke, blockiert eine vom Verstand gestützte Mauer jegliche zwischenmenschliche Annäherung, ich weiß aber nicht, warum das so ist oder was man dagegen tun kann.

Zu meiner Person, ich bin 23 Jahre alt und schließe bald mein Studium ab. Der familiäre Hintergrund und die Kindheitsgeschichte ist alles Andere als rosig und ich nehme an, dass die größten Wurzeln für dieses Verhalten dort begründet liegen. Sowohl meine Schwester als ich sind in der Kindheit Opfer von häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch geworden; das waren die einzigen Interaktionen, welche unsere Elten mit uns „gepflegt“ haben. Die restliche Zeit wurden wir komplett ignoriert, selbst in Situationen, wo die Vitalwerte sichtlich gefährdet waren beispielsweise durch Krankheiten oder Unfällen. Meine Mutter ist dann im Jahre 2003 aus Krankheitsgründen verstorben, dieses Ereignis war jedoch nicht wirklich schmerzhaft für meine Schwester und mich, es regte uns beide nur zum Nachdenken an, was dazu führte, dass wir uns immer weiter zurückzogen und nun noch mehr Zeit zusammen verbrachten als vorher. Aus irgendeinem Grund hat das meinem Vater nicht gepasst und er nahm nun Kontakt auf, er ignorierte uns nicht mehr. Die Art, wie er es tat, ist entscheidend: Er wollte meine Schwester in eine psychische Anstalt einweisen lassen. Als es soweit war, habe ich sie nicht losgelassen, wo sie hingeht, gehe auch ich hin. Dies führte zu einer offenen Prügelei zwischen meinem Vater und mir, mit welcher ER(!) angefangen hat (Er hat den ersten Schlag gesetzt.). Kaum drei Tage später hatte ich eine Anzeige im Briefkasten, Körperverletzung und Üble Nachrede, die aber fallen gelassen wurde. Als sich die Verhältnisse weiter zugespitzt haben (Wir wurden mit Schlägen aus dem Haus vertrieben!!!), sind wir zeitweise bei Bekannten untergekommen und in einem nachfolgenden Verfahren wurde meinem Vater das Sorgerecht entzogen, sodass meine Schwester in eine Pflegefamilie gekommen ist, bei der es ihr, zumindest denke ich, dass ich das sagen kann, auch gut ging. Ich habe mir damals eine eigene Wohnung gesucht. Die Verhältnisse schienen sich zu bessern, bis es zum „Finalen Schlag“ kam, meine Schwester ist vor drei Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückt.
Das erste Jahr danach war geprägt von Heulkrämpfen, Suizidgedanken, selbstverletzendes Verhalten, „Koma-Saufen“ und Ähnliches, woraus ich mich selber ohne Hilfe rausgezogen habe. Vor etwa sechs Monaten ist mein Vater verstorben, die genaue Todesursache ist mir unbekannt, hat mich aber auch – ganz ehrlich gesagt – in dem Moment als ich die Nachricht erhielt, überhaupt nicht interessiert.
Mir stellt sich nun die Frage, wie diese Ereignisse auf mich eingewirkt haben, dass es mir heutzutage schwer fällt, tiefgreifende Emotionen auszudrücken. Ich selbst schreibe sehr gute Noten, werde das Studium voraussichtlich in einem Bereich von 1,1 – 1,4 abschließen, habe einen großen Freundeskreis und mannigfaltige Interessen in den Bereichen Kunst, Musik und Literatur.

Eigene Gedanken macht man sich natürlich immer, gerade bei solchen Sachen, dennoch bin ich gespannt, eure Gedanken zu hören.

Beste Grüße

Stormshadow
 

Bandit

Moderator
Teammitglied
Hallo Stormshadow,

eine sehr bewegende Geschichte!
Ich bewundere Dich, dass Du es trotz dieser Geschichte so ein tolles Studium hinlegen kannst!

Deine Gefühlskälte hast Du wohl durch die vielen Verletzungen aufgebaut.
Es dient Dir als Selbstschutz. Nur dieser Selbstschutz wird Dich auch daran hindern tiefer gehende persönliche Beziehungen glücklich führen zu können.

Hast Du schon einmal eine Therapie gemacht oder darüber nachgedacht eine zu machen?

Es gibt hier sehr viele Menschen denen es ähnlich wie Dir geht.
Manche haben ein Schneckenhaus, bei anderen sind es regelrechte Festungsmauern die auch eifrig in Stand gehalten werden.
Dieser Selbstschutz ist wichtig. Er lässt Dich erstmal überleben. Nur glücklich oder zufrieden kann man so nicht werden.

Versuche an deiner seelischen Gesundung zu arbeiten!

Liebe Grüße
Bandit :daumen:
 

Timmymama

Aktives Mitglied
ICh denke auch daß du dir aus reinem Selbsterhaltungstrieb so eine hohe MAuer um dich rum aufgebaut hast, daß da vor allem emtionsmäßig keiner mehr durch kommt. In jeder Kindheit hat dir dsa denke ich sogar das Leben gerettet und ist auch eine ganz normale Reaktion.
Du schreibst du kannst schon Streitgespräche führen oder grinst auch mal, aber selbst diese Emotionenn scheinen ja nicht ernst gemeint zu sein. Ich denke du handelst so weil es andere von dir erwarten.
Gibt es noch Situationen die dich emotional berühren ? Fehlen dir Bekannte / Freunde bei denen du dich z.Bsp. mal gehenlassen könntest oder spürst du gar nichts mehr ?

Bei der Vorgeschichte denke ich daß du irgendwann sicher in psychologischer Behandlung warst oder bist, wenn aber nicht würde ich dir raten psychologische Hilfe aufzusuchen wenn du selbst merkst daß du zu Emotionen nicht mehr wirklich fähig bist.

Es ist bewunderswert wie du dein Leben inkl. Stdium in den Griff bekommen hast, da wären viele andere daran zugrunde gegangen.23 ist allerdings noch kein Alter, da würde es sich auf jeden Fall lohnen darum zu kämpffen wieder mehr MEnsch zu werden.

Alles Gute
 

Stormshadow

Mitglied
Nun,
Ich kann die Argumentation nachvollziehen, aber in wie weit kann ich die Mauer einreißen und äußerliche Einflüsse durchlassen? Ich selber empfinde diese Einflüsse als Bedrohung und möchte mich instinktiv davor schützen, wobei die eine Seite von mir, die diese Sachen braucht, durchaus das eine oder andere Mal gegen die vorherrschenden Bedingungen rebelliert. Das macht sich durch extreme Stimmungsschwankungen bemerkbar.

Es ist so, dass ich mir vorstellen kann, wie diese emotionsbedingten Sachen theoretisch ablaufen würden, in der Praxis weiß ich jedoch nicht, wie ich mit ihnen umgehen soll. Ich spüre eine gewisse Art von Freiheit und Glück beispielsweise in Musik, Kunst oder Literatur. Eine gewisse Art von Freude ist vorhanden, wenn ich einen Hund, eine Katze oder ein anderes Tier sehe, nur kann ich mit anderen Menschen fast nie etwas in der Richtung anfangen.
Ich war noch nicht in psychologischer Behandlung, aus den Löchern / Abgründen habe ich mich immer selbst (in manchen Fällen durch die beste Freundin) wieder herausgezogen.

Beste Grüße

Stormshadow
 

Timmymama

Aktives Mitglied
In einer psychologischen BEhandlung könnten dir aber Wege aufgezeigt werden, wie man diese MAuern einreissen kann und Nähe aufbauen kann. Du hast in deiner Kindheit zuviel Schreckliches erlebt, so daß du Menschen wahrscheinlich generell als Bedrohung siehst und dir in der KIndheit innerlich sagest- Ich mach jetzt dicht, so kann mich keiner mehr verletzen bzw. ich spüre die Schmerzen nicht mehr so.
Versuch es doch mit einer Therapie, was hast du dabei zu verlieren ? Wenn du merkst du kommst damit nicht klar kannst du ja jederzeit abbrechen
 

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