Hallo Leser,
Das Thema Emetophobie beschäftigt mich schon seit 19 jahren. Also mein Leben lang. Ich bin quasi damit auf die Welt gekommen, einen bestimmten Auslöser für diese Angststörung ist mir nicht bekannt. Mein Leben verlief fast Problemlos denn ich hatte eine sorgenfreie Kindheit. Woran ich mich erinnere sind ständige Fragen an meine Mutter ob dieses Essen und das Essen noch gut sei oder ob es mir bekommen würde. Ich hatte Angst vor Medikamenten weil ich dachte sie bekommen mir nicht und ich muss mich übergeben. Das letzte mal als das passiert ist war ich ca. 4 jahre alt. Ich erinnere mich also kaum noch an dieses Erlebnis. Als Kind kotzt man eben hin und wieder^^ Des öfteren sass ich ängstlich was weinerlich in der Ecke weil ich glaubte mir sei schlecht. Meine Mutter hat mir dann immer Homeopatische Kügelchen gegeben und "Notfalltropfen" die mich beruigen sollten. Diese Tropfen begleiten mich schon mein ganzes Leben. Sie sind nichts anderes als bestimmte Bachblüten.
Ich wurde Älter und die Phobie wuchs heran.
Es gab eine Zeit in meinem Leben in der ich nicht von ihr eingeschränkt wurde. ich konnte weggehen spass haben ohne daran zu denken. Ich hatte einfach eine geile Zeit. Nur eins hab ich beachtet: Alkohol nicht über die Grenzen zu trinken. Ich musste noch nie davon kotzen egal wie betrunken ich war. Ich hab mich geweigert.
Als das ganze dann ausser Kontrolle gerit war ich mit meiner besten Freundin im Urlaub auf Malle.
Es ging mir von Tag zu Tag schlechter, ständig hatte ich Panikattaken konnte nichts essen, kein Alkohol trinken und bin Nachts verwirrt und voller Panik aufgewacht. Der Rückflug war der reinste Höllentrip für mich, denn ich hab 2 Stunden damit verbracht mich darauf zu konzentrieren ob ich nun Kotzen muss oder nicht. Und wenn doch dann wäre es für mich das schlimmste was hätte passieren können. Es passierte nichts.
vor einem Jahr dann passierte es: Ich bekam mitten im Unterricht eine Panikattake vom feinsten. Ich hab gezittert mein Herz hat geklopft ich konnte keine Minute ruhig sitzen, die Luft im Klassenzimmer schien kein Sauerstoff zu haben und ich hatte das Gefühl jeder wartet darauf dass ich mich Übergebe. Wieso auch immer ich das tun sollte... Ich beschloss sofort nachhause zu gehen und meldete mir sei es nicht gut.
Ich verlies das Gebäude und brach in Tränen aus. plötzlich war mir nicht mehr schlecht. Was ist hier los?
Zuhause erkundigte ich mich im Internet denn eins war klar: ich hatte ein psychisches Problem.
Natürlich war ich gleich fündig und beschäftigte mich mit den ganzen Foren in der Hoffnung Hilfe zu finden. Es erleichterte mich zu sehen dass es anderen auch so geht doch was mich beängstige war die Tatsache, dass ich eine Angststörung hatte, die einen Namen trug. Emetophobie.
Damit klar zu kommen und es mir einzugestehen war schwer. Ich setzte mich mit meiner lehrerin zusammen die mich sofort zum schulpsychologen schickte. Was ich natürlich nicht wollte. Ich war der Meinung es auch selber in den Griff zu bekommen. Aber das bekam ich nicht. Ich konnte mein Klassenzimmer nicht mehr betreten. Ständig verlies ich den Unterricht und kam nicht mehr wieder. In Arbeiten musste ich den Raum wechseln (zum Glück hatte ich verständnisvolle Lehrer) ich konnte diese Stille in einem geschlossenen Raum mit 25 menschen nicht aushalten. Ich konnte nicht ohne Panik im vollen Bus sitzen oder in der Bahn. Ich konnte keine Clubs mehr besuchen und hatte angst mich an orte zu begeben, wo Menschen betrunken waren und und und.. ihr kennt das ja alles selber. Ich dachte darüber nach, dass ich nie Schwanger werden kann, denn ich würde das Gefühl 9 Monate nicht ertragen können kotzen zu müssen. ich hatte eigentlich keine grosse lust, das Problem weiter zu Leben. So wollte ich nicht mehr Leben. Die Prüfungen standen vor der Tür und es musste was passieren. Ich war einfach nur am Ende. Also packte ich es doch an, ich suchte mir einen Therapeuten.
Er hat mir viel geholfen und mir klar gemacht was los ist und was ich zu tun habe. Zusätzlich war ich bei einer Heilpraktikerin die mir letzendlcih den Schlüssel gegeben hat.
Jetzt bin ich schon ein halbes Jahr in Therapie und auf dem guten Weg zur besserung. Vor einem Jahr hätte ich diesen Satz nicht glauben können aber - es ist zu schaffen.
Meine Prüfungen hab ich relativ gut geschafft. Mein Ziel war mehr zu erreichen aber da mir die Phobie dazwischen kam musste ich mit 14 Prüfungen zum erlangen der FHreife und dem Assistenten für Produktdesign extrem Gas geben. Aber ich habs geschafft. Es war eine sehr harte Zeit aber ich kann sagen ich habs geschafft und hab mich den Situationen gestellt vor denen ich Angst hatte. Alle Prüfungen geschafft ohne Panik und eine Abschlusspräsentation vor ca. 50 Leuten und den Prüfern mit 1,0 abgelegt.
Also nochmal: Es ist zu schaffen. Zähne zusammen beissen und den Willen haben. Nie aufgeben. Ein erfolgserlebnis macht einen stark für das nächste.
Fast jeder Mensch hat eine Angststörung. Bei einem schlimmer beim anderen nicht. Im Endeffekt ist es etwas "normales". Und man kann sich helfen lassen. Zwar bin ich nicht geheilt aber ich denke das wird sich noch entwickeln.
Immerhin ist diese Angststörung nur eine automatische Reaktion meiner Gedanken und das seit 19 Jahren. Meine Gedanken umzulenken dauert da eben nicht nur ein Tag.
Kleiner Tipp:
Lucinda Bassett - Angstfrei Leben
(Das erfolgreiche Selbsthilfeprogramm gegen stress und Panik)
Ein Buch dass einem die Gedanken liest