Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Eine Vergewaltigung? Ich fühle mich nicht fähig, es zu beurteilen. *evtl. TRIGGER*

Marija246

Neues Mitglied
Hallo ihr da draußen,

Würg, allein schon dieses Wort löst ihn mir eine Art Benommenheit aus. Ich bin froh, hier auf anonyme Art mein Problem schildern zu können. Es ist nicht leicht für mich, darüber zu sprechen.
Wie ihr schon lesen konntet bin ich mir sehr unsicher.

Es geht um das Thema Vergewaltigung/Missbrauch:

Ich bin mittlerweile 18 (werde bald 19). Vor gut 4 Jahren, also mit 15 entwickelte sich meine erste Beziehung. Ich kannte meinen (ich will ihn gar nicht so nennen, mich schüttelt es bei dem Gedanken) Ex Freund bereits seit ich 12 war und war schon damals total verschossen in ihn. Naja er ließ mich dann ja noch 3 Jahre zappeln, aber das tut ja jetzt nicht wirklich was zur Sache. Jedenfalls lernte ich ihn als total liebevollen Menschen kennen, er hat sich sehr um mich bemüht, er so liebevoll zu mir, wie schon lange keiner mehr, da ich in einem Haushalt mit Suchtkranken Eltern aufgewachsen bin kannte ich so etwas nicht. Jedenfalls war ich bis über beide Ohren verliebt. Er gab mir damals die Kraft, mich ein Stück weit von meinem Elternhaus zu lösen, was mir sehr gut tat. Doch nach und nach begann er sich zu wandeln, es begann damit, dass er versuchte, mich auf subtile Art und weise fertig zu machen. Nun hatte ich immer ein recht großes Selbstbewusstsein und ließ vermeintlich "kleine Sticheleien" nicht auf mir sitzen. Nach und nach wurde er verbal immer direkter. Er fing an, mich zu beschimpfen, setzte mich unter Druck und versuchte mich klein zu halten, kapselte mich von meinen Freunden ab und erzählte mir stets, dass er eigentlich zu gut für mich sein und ich mich glücklich schätzen könne und nie einen besseren als ihn finden werde.
Auch hier versuchte ich mich noch zu wehren, jedoch nagte das ganze schon sehr an mir. Mit der Zeit wurde das ganze immer unerträglicher. Warum ich da nicht die Handbremse zog und das ganze beendete? Keine Ahnung, vermutlich war ich schon zu abhängig von ihm. Als ihm diese psychische Grausamkeit nicht mehr genügte fing er an mich zu schlagen. Ich muss dazu sagen, zu dem Zeitpunkt waren wir nicht einmal ganze 3 Monate ein "Paar". Ich war einfach auch noch so unglaublich jung. Jedenfalls meinte er, ich wäre eine fruchtbare Freundin, wir hätten nicht einmal Sex, das gehöre ja nun wirklich zu einer Beziehung dazu. Ich erklärte ihm so oft, dass er mein erster Partner sei und ich gerne warten wollte. Er hatte dafür keinerlei Verständnis. Die Übergriffe wurden immer brutaler. Aus einer Ohrfeige hier und einem Tritt dort, wurden immer heftigere und stärkere Attacken. Er war mir einfach auch körperlich überlegen. Er verprügelte mich manchmal richtig, aber immer nur an Stellen, an denen man es nicht auf den ersten Blick sieht. Mein Gesicht verschonte er "großzügiger weise" (meistens). Ich redete mir ein, dass ich ihn liebte, dabei war es eigentlich nur die Angst, die mich hielt.
Naja jedenfalls waren wir irgendwann alleine bei ihm zu hause. Er war schon volljährig, aber lebte immer noch bei seinen Eltern. Wir hatten auf jeden Fall Sturmfrei. Der Abend war zu Abwechslung relativ harmonisch. Er hat mich nicht einmal beschimpft oder ähnliches. Als ich dann heim gehen wollte, schloss er die Türe und meinte ich sei ihm etwas schuldig (wofür auch immer). Ich wusste sofort wovon er sprach. Aber ich schrie ihn an und sagte er solle mich in Ruhe lassen. Er reagierte wie auch sonst mit einem Ausraster. Er schlug mich. Er warf mich aufs Bett und plötzlich war er ganz anders, er sagte ich könne ruhig schreien, es würde ja eh keiner hören. Wir wohnen in einer Kleinstadt und er direkt auf dem Dorf neben an und die Grundstücke sind recht groß. Ich fühlte mich wirklich sehr hilflos. Je mehr ich weinte und mich wehrte, desto grober wurde er, bis er schließlich wütend schrie (und diesen Satz werde ich wohl nie vergessen) "Halts Maul du dummes Stück, oder ich mach so lange weiter, bis du weder schreien, noch atmen kannst". Alles was danach geschah, habe ich über mich ergehen lassen, mit dem Wissen, dass ich mich in Gefahr bringe, wenn ich mich weiter wehre. Er war grob, er tat mir weh und vor allem aber er tat mir seelisch so unglaublich weh. Ich habe mich nie so schmutzig gefühlt.

Ich habe nie den Gedanken in Erwägung gezogen, dass er mich vergewaltigt hat. Ich habe mir immer die Schuld daran gegeben, ich hätte einfach nur früher ja sagen müssen, dann wäre nichts passiert. Das waren Gedanken, die mich plagten. Ich habe mir immer gesagt, dass es ja keine Vergewaltigung gewesen sein kann, weil er ja mein Freund war.
Dieses Thema wühlt mich so unglaublich auf. Bisher habe ich erst 2 Personen in meinem Leben davon erzählt, jedoch nicht in diesem Umfang. Meine Familie weiß von nichts und dabei will ich es auch belassen. Seitdem hatte ich mehrere sehr kurze Beziehungen, welche jedoch alle spätestens dann gescheitert sind, als das ganze intim werden sollte. Ich kann kaum Nähe zulassen. Ich habe in letzter Zeit wirklich viel recherchiert und naja ich weiß nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, ich habe nicht das Recht dazu, zu sagen, dass ich vergewaltigt wurde, da ich selbst Schuld hatte. Ich leide seitdem so oft unter Albträumen, jedesmal sehe ich diese Situation vor mir.

So das tat sehr gut, sich das mal von der Seele zu reden.

Grüße Marija
 

Waldluft

Mitglied
Hallo Marija,

ja, das war ganz klar eine Vergewaltigung.
Und nein, dich traf überhaupt keine Schuld. Überhaupt gar keine.

Der Kerl hat sich dein Vertrauen erschlichen, dich körperlich misshandelt und schließlich vergewaltigt.

Es tut mir wirklich aufrichtig Leid, dass dir das passieren musste.

Die "Schuldgefühle", die du da hast, sind ganz typisch für Vergewaltigungsopfer. Sie sind aber völlig irrational.

Es gibt Beratungsstellen, die darauf spezialisiert sind, die Opfer sexueller Übergriffe seelisch zu unterstützen, geeignete Psychotherapien zu vermitteln und gegebenenfalls auch rechtlichen Rat bieten können. Bitte sieh dich doch mal nach solchen Stellen in deiner Nähe um.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit und ansonsten wirklich von Herzen das Beste für deine Zukunft.
 

Harle

Aktives Mitglied
Liebe Marija,
es tut mir leid , was dir passiert ist. Eine Vergewaltigung ist schrecklich.
Vielleicht wendest du dich an den Weißen Ring und ziehst eine Therapie in Erwägung.
Viel Kraft auf deinem Weg!
 

binanders

Mitglied
Hallo Marija,

ich kann mich dem Beitrag von Waldluft nur anschliessen.
Du hast keine schuld daran, was dir passiert ist!
NIEMAND hat das recht dich zu schlagen, missbrauchen oder dich zu irgendwelchen Handlungen zu zwingen.

Ich wünsche dir viel Kraft und dass du die richtige Hilfe findest.

Liebe Grüße
binanders
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Erstmal mein tiefstes Mitgefühl dass Du sowas erleben musstest. Das ist ganz furchtbar. So viel seelisches und körperliches Leid.
Ich denke, es ist für Dich ganz wichtig, vor Dir selber sagen zu können: Ja, das war eine Vergewaltigung. Es war eine Straftat und es war ein großes Unrecht. Bitte mach Dir klar: Du konntest nichts dafür! Sein Verhalten ist durch nichts zu entschuldigen und nichts was Du getan oder nicht getan hast, macht seine Tat weniger schlimm, oder gibt ihm gar das Recht dazu!
Ich weiß: Das kannst Du jetzt vielleicht nicht so fühlen: Das ist ja bei vielen Menschen so, die sowas erlebt haben: Sie glauben, sie wären mit schuld, es wäre nicht so schlimm gewesen usw.
Aber das ist NICHT richtig!
Ich denke, Du brauchst professionelle Hilfe, um das alles aufzuarbeiten. Natürlich interlässt sowas tiefe seelische Wunden- also ist es dch ganz logisch, dass Du momentan nicht in der Lage bist, Intimität zuzulassen.
Dazu musst Du das Erlebte erstmal aufarbeiten.
Du bist noch so jung: Geh die Sache jetzt an, denn auch Du hast das Recht auf eine unbesschwerte ZZukunft und ein unbeschwertes Sexualleben.
Du könntest Dir einen Therapeuten suchen oder Dich auch erstmal an eine Organisation wie Wildwasser wenden. Da kann man Dir gute Tipps geben, wie Du am besten vorgehst.

Es ist auf jeden Fall gut, dass Du jetzt Dein Schweigen brichst..
Ich wünsche Dir alles gute!

PS: Ich weiß nicht, in wieweit Du dazu bereit bist, oder eines Tages dazu bereit sein wirst: Aber Du kannst diesen Typen auch anzeigen! Die Verjährungsfrist für solche Taten beginnt erst mit 18- Du hast also noch ne Menge Zeit.
Behalte das mal im Hiterkopf: VIelleicht möchtest Du es eines Tages machen, vielleicht würde es Dir gut tun. Außerdem: Solche Menschen sollten nicht ungeschoren davonkommen!
 

Marija246

Neues Mitglied
Ach Herrje,

So viele Antworten. Also Ich meine ich würde mich selbst und auch euch belügen, wenn ich jetzt schreiben würde, dass ich vom Gegenteil überzeugt bin. Aber es tut gut, einfach mal zu hören, dass ich nicht die Schuldige bin.
Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt und euch den ganzen Roman von mir durchgelesen habt. Ich denke zwar nicht anders, als vorher, aber ich weiß, dass das nicht gesund ist und ich etwas ändern muss.

LG Marija
 

Marija246

Neues Mitglied
Ich will euch natürlich allen danken. Aber liebe Violetta Valerie nochmal ein extra Dankeschön für den Tipp mit Wildwasser. Es hat mich viel Überwindung gekostet, aber ich habe mich dort gemeldet und nen Termin vereinbart. Ich hader noch mit mir selbst ob ich hin gehe. Aber ich hätte gar nicht gedacht, dass ich mich überhaupt überwinden kann dort anzurufen.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Super, das finde ich ganz klasse, dass Du gleich angerufen hast. Wirst sehen: Dort kann man DIch sehr gut beraten. Es wird Dir gut tun, dass Du jetzt nicht mehr allein damit sein musst.
Wünsche Dir alles Gute!
 

Marija246

Neues Mitglied
Danke :)

Ich weiß, dass außenstehende das vermutlich nicht verstehen, aber es ist viel mehr als einen Termin beim Zahnarzt ausmachen oder so. Für mich ist das sehr schwer, ich bekomme Panik, wenn ich nur daran denke, mir dreht sich der Magen um und ich würde am liebsten einen Rückzieher machen. Aber ich muss mir immer sagen: Ich will ein geregeltes Leben führen, eine normale Partnerschaft und auch in meinem Job weiterhin gute Arbeit leisten. Also muss ich mir stets sagen, ich bin es mir wert, ich verdiene es, mir Hilfe zu suchen und muss da jetzt durch und stark sein. Ich bin im Nachhinein froh, diesen Post verfasst zu haben. ich habe es fast 4 Jahre nicht geschafft, mir Hilfe zu holen und hätte es vermutlich auch nicht so bald gemacht, wenn ich nicht auf so viel Verständnis gestoßen wäre.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Klar ist es nicht leicht- aber Du spürst ja selber: Diese Hürde will genommen werden- dann geht es Dir sicher besser. Es ist manchmal gut, wenn man nicht lange nachdenkt, sondern einfach mal handelt. Du wirst sicher positiv überrascht sein, wie viel Hilfe und Verständnis du bekommst, wenn Du Dich an die die Entsprechenden Stellen wendest.
Ich finde es sehr tapfer von Dir, dass Du jetzt Deinen Mut zusammennimmst und das Schweigen brechen willst. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Du noch so jung bist. Das ist eine große Leistung, auf die Du stolz sein solltest.
Also weiterhin viel Kraft und alles Gute!
 

Anzeige (6)

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben