Hallo zusammen,
freut mich zu sehen, dass der Thread hier scheinbar doch noch ein bisschen Schwung bekommt...
Ja, die Sache mit Megaupload war auch so eine Sache, die uns heute Nacht eiskalt erwischte. Nicht dass ich persönlich dem Portal nachtrauern würde, nein. Auch um den Kim Schmitz a.k.a Kimdotcom tut es mir weißgott nicht leid. Aber bleiben da doch einige Fragen offen, die man sich angesichts dieser Geschehnisse schon stellen muss...
Wie kann es zum Beispiel sein, dass die USA kurz vor dem Beschließen dieser verheerenden Gesetze mal eben ganz locker demonstrieren, dass sie sehr wohl in der Lage sind Urheberrechtsverletzungen im großen Stil bereits jetzt schon auch außerhalb der USA zu verfolgen? Schließlich wurde hauptsächlich von Ländern wie Hong Kong und Neuseeland aus agiert und das klappte ganz prima...
Auch ist es ganz erstaunlich, was für Parallelen es ganz offensichtlich bei den US-Politikern wie auch unseren deutschen Volksvertretern in Sachen Internetkompetenzen gibt. Die meisten Befürworter dieser Gesetze scheinen wirklich keinerlei Ahnung zu haben was sie dem (weltweiten) Internet damit antun. Angesichts ihrer Einstellungen, mit berechtigter Kritik von den Gegnern konfrontiert, sprechen sie von "Nerds" die ja weitere Untersuchungen anstellen könnten. Aber eben das ist scheinbar gar nicht gewollt. Bei denen, die jetzt nach dem kollektiven "Blackout" der amerikanischen Netzgiganten immer noch hinter dem Gesetz stehen bleiben nüchtern betrachtet nur zwei Schlussfolgerungen übrig: Entweder sind sie von den Lobbyunternehmen so dermaßen kräftig geschmiert worden dass sie es gar nicht einsehen wollen oder aber sie haben wirklich eine grundlegende, feindliche Einstellungen gegenüber des Internets und die Möglichkeiten der globalen Vernetzung.
Lamar S.Smith, der Initiator dieser Gesetze ist kürzlich erst selbst dabei erwischt worden, wie er das Urheberrecht kurzerhand links liegen gelassen hat. Auf seiner Webseite wurde ein Bild gefunden, welches unter der Creative Common Lizenz stand. Ein findiger amerikanischer Blogger entdeckte dies und recherchierte ein wenig und fand schnell den Urheber dieses Fotos. Mit den Erkenntnissen konfrontiert erfuhr man dass der werte Herr Smith weder beim Autor vorher um Verwendung geben hatte noch ihn irgendwie namentlich erwähnt hätte als Urheber - was bei der Creative Common Lizenz jedoch das Mindeste ist.
Was zudem ganz negative ins Gewicht fällt: Die ausbleibende Berichterstattung der amerikanischen Medien über diese Gesetze. Konnte man diese lange Zeit ignorieren da es keine effektiven Konsequenzen gab, so musste man doch reagieren als Wikipedia und Co diesen Warnschuss sendeten. Alles was ich bisher dazu von den Medien gesehen hab war sehr befürwortend für diese Gesetze und ließen unterschwellig durchklingen, dass dies ja doch gar kein so schlechter Vorschlag sei. Des weiteren muss man die gesunde Verfassung der Vereinigten Staaten kritisch beleuchten, wenn ein Internetriese wie Google sich schützend vor die Meinungsfreiheit und die offene Struktur des Internets wirft.
Aber auch Google musste sich teils heftiger Kritik stellen. So zum Beispiel wurde dem Konzern von dem Medienmogul Rupert Murdoch vorgeworfen, selbst die größte Schleuder von illegalen Content zu sein, siehe hier:
Murdoch macht Google für Piraterie verantwortlich - News - gulli.com
Zudem ist dem aufmerksamen Beobachter nicht entgangen, dass die USA noch vor dem beschließen von SOPA & PIPA bereits andere Staaten fröhlich bedrohen dass diese deren umstrittene Gesetzesvorhaben gegen Antipiraterie doch bitte umgehend umsetzen sollen, in diesem Fall Spanien mit deren umstrittenen "Sinde"-Gesetz. Falls dies nich geschehe wurde sowohl direkt als auch indirekt mit Konsequenzen gedroht, siehe hier:
heise online | Bericht: USA drohten Spanien im Streit um Copyright-Schutz
Das ist alles schon höchst merkwürdig und lässt deutlich aufhorchen...
Liebe Grüße
Chaky