Nabend,
das Problem ist äußerlich betrachtet ziemlich gewöhnlich:
Ich stehe nun kurz vor den Prüfungen im ersten Semester, der Studiengang ist Philosophie und Physik auf Lehramt. Philosophie ist fast schon lächerlich einfach, Physik macht mich wahnsinnig, Pädagogik die auch noch geprüft wird wird schon werden. Natürlich mache ich mir Sorgen ob und wie ich das alles schaffen werde, aber das soll nicht das Thema sein.
Hauptsächlich beschäftigt mich nämlich nur ein Gedanke: Dass ich das alles nicht will.
Der Grund warum dieser thread aber trotzdem hier ist und nicht unter Studium ist der:
Obgleich diese Karte gerade bei Lehramtlern oft ausgespielt wird habe ich das Studium nicht als Notlösung gestartet. Gestartet wohlgemerkt, da es meine Perspektive inzwischen doch etwas differenzierter ist.
Begonnen hab ich das ganze mit einer vlt etwas seltsamen, doch aufrichtigen Motivation.
Eine kurze Erklärung dazu:
Während dem Großteil meiner Schulzeit dachte ich, dass ich einmal Psychologie studieren würde um Psychotherapeut zu werden. In der letzten Zeit wurde mir dann aber bewusst, dass ich nicht nur gerne spreche und eine Veranlagung zur Psychoanalyse habe, sondern auch besonders gern mit Gruppen interagiere und dass ich sowohl die Schule als solche als auch so ziemlich alle Schüler aller Altersklassen um mich herum plötzlich als doch ziemlich herrlich empfand, was besonders früher nicht der Fall war.
Mein ursprünglicher Gedanke war Menschen zu helfen den Fehler in ihrem Denken und Fühlen zu finden, Klarheit zu spenden. Und jetzt sitze ich hier und schreibe diesen Text... naja aber behaupte ja auch nicht perfekt zu sein ^^
Außerdem genieße ich zwar Negativität sobald ich sie wittere, will dann aber auch in der Lage sein mich auf sie zu stürzen und im Feuer der Diskussion aufzulösen, statt mich ständig zurückhalten zu müssen um nicht jemanden der nun wirklich ernsthaft bedrohliche Probleme hat zu verletzen statt ihm zu helfen.
Die Schule war für mich ja wie gesagt nun auch zu einer ziemlich belebenden Umgebung geworden und so konnte ich es kaum erwarten ein Studium anzufangen. Besonders meine Philosophie-Lehrerin inspirierte mich nachhaltig dazu selbst Philosophie zu unterrichten, nicht als eine weichere Geschichtsstunde sondern als praktischen Problemlösungskurs. Außerdem empfand ich für Physik schon immer ein latentes Interesse (auch wenn sich das nie in meinen Noten wiederspiegelte) und mir war klar, dass von all den Dingen die man so studieren kann Physik das sinnvollste ist, da es einem eine komplett neue, handfeste Sicht auf die Dinge gibt, von praktischen Sachverhalten eben auch hin zu den philosophischen Fragen. Ich war wild entschlossen Quantenfeldtheorie zu verstehen, das Standardmodell der Teilchen zu durchsteigen und jede noch so verrückte Mathematikmagie zu erlernen.
Mein Entschluss stand also fest: Philosophie und Physiklehrer sollte es sein.
In der ersten Woche des Vorkurses traf mich dann die Mathematik aber doch mit geballter Faust. Ich war am Boden zerstört und sah keinen Weg dieses Studium überhaupt zu beginnen. Nach viel gutem Zureden und der freundlichen Unterstützung einer Bekannten und inzwischen Freundin die Physik/Mathelehrerin ist habe ich dann aber doch einmal den Versuch gestartet mich durchzubeißen.
Und nun 4 Monate später habe ich mein erstes Physikum in der Tasche und die Zulassung zu allen Prüfungen geschafft. Ob ich sie schaffen werde ist noch fraglich, aber ganz schrecklich ist mein Gefühl nicht.
Viel schrecklicher ist ein anderes.
Das Gefühl, dass ich hier nicht hingehöre und den Weg wechseln will. Anfänglich dachte ich noch dass ich eine gewisse Begeisterung für Physik habe, vielleicht hatte ich die auch. Inzwischen möchte ich aber doch nur noch aufgeben. Die Mathematik ist es nicht. Ich bin zwar immer noch recht zweitklassig (für einen Physiker) was das angeht, aber dafür habe ich immerhin mein echtes Interesse an der Mathematik (wieder)gefunden und auch wenn die wöchentlichen Serien schon mal nerven können und man sobald man in die Mathematik eintaucht sofort von Leuten umgeben ist die das Handwerk doch um Klassen besser beherrschen als man selbst, bis hin zu richtigen Genies, so finde ich das Thema doch spannend. Trotzdem deprimiert mich der Gedanke daran die Übung zur Hand zu nehmen und zu lösen jedes Mal.
Viel mehr frustriert mich die Physik. Es ist gleichzeitig hart (zumindest für mich), uninteressant (in Teilen zumindest, auch wenn die Vorlesung großartig ist!) und im Grunde der halbe Stoff den man als Physiklehrer so braucht, zumindest wenn man mal von magnetischen Phänomenen und den höheren Klassen absieht.
Nach einem Semester Arbeit schätze ich mich selbst immer noch als ziemlich intelligent ein, doch auch wenn ich dieses Semester viel gelernt habe (unglaublich viel, besonders im Physikum für das ich sehr dankbar bin) bin ich nach wie vor Teil des Bodensatzes der Physikerfachschaft. Ob ich die Prüfung in Physik bestehe sehe ich sehr kritisch. Gleichzeitig langweilen sich viele Kommilitonen um mich herum in diesem Modul. Andererseits gehöre ich bei den Physiklehramtlern jetzt schon zu den glorreichen letzten Überlebenden. Wie viele es da bisher schon rausgehauen hat ist echt erschreckend. Naja, andererseits muss ich dem Klischee leider Recht geben, Lehramtsstudenten sind schon oft nicht die ambitioniertesten...
Ok die Vorrede ist vielleicht doch zu lang geworden, aber jetzt möchte ich doch mal näher auf das eigentliche Problem eingehen.
Ich fühle keinerlei Motivation mehr intellektuelles Wissen aufzunehmen. Gleichzeitig hat der Alltag des Physikstudenten und die anfängliche Phase der Verzweiflung mir jedes Hobby oder Interesse aus Schulzeiten so gut wie genommen. Hat auch was praktisches, konnte so auch ein paar negative Angewohnheiten gehen lassen. Trotzdem hat sich nun dadurch ein Problem manifestiert, dass ich schon aus meiner Kindheit kenne. Ich falle auf mein innerstes Interesse zurück, mein einziges richtiges Interesse, das Interesse am Menschen, an seinem Streben, seinem Leiden, seiner Macht über sich selbst und andere. Und diesen Teil meine ich todernst. Es ist die Art wie ich denke und die Welt betrachte. Es ist meine innerste Überzeugung, dass das Leben ein Weg der Selbstentwicklung ist durch Erkenntnis des Herzens und die dazugehörige Disziplin um diese dann auch zu Verwirklichen, in eine Persönlichkeit und Taten umzusetzen.
Und das ist herrlich, und ich bin so dankbar dass ich diese Erkenntnis haben durfte. Und es ist ein Problem.
Denn es macht mich im Grunde zu einem gesellschaftlich unfunktionalen Menschen. Die schönsten Momente sind für mich die wenn ich kein Ego benötige, keine Vorlieben vorspielen muss, kein Interesse heucheln muss.
Wer sich hier nicht mehr ganz mit mir identifizieren kann dem gratuliere ich, denn er hat soeben mein Problem erlebt. Ich besitze keine Interessen, welche zum Smalltalk geeignet wären, eigentlich ist mir auch die Physik egal, alles ist nur Mittel zum Zweck. begebe ich mich unter Menschen ist das nicht unbedingt ein Problem. jeder Mensch fasziniert mich, jedes Gespräch ist spannend. Der Inhalt ist egal, das Entscheidende ist, dass ich Einblick erhalte, das belebt mich.
Nur wenn ich Beziehungen aufbaue stört es, denn ich bin eigentlich nicht an Bindungen interessiert. Ich habe mich damit abgefunden allein zu sein mit meiner Einstellung, Freundschaften im klassischen Sinne interessieren mich nicht. Versteht mich nicht falsch, ich bin von Herzen gerne nett zu jedem um mich herum, nur geht es mir bei Bekanntschaften wie bei Speisen: Hat man einmal kräftig gekostet, will man als nächstes etwas anderes. Auf Dauer wird das Selbe fad. Ich habe schon Freunde, ich kann sie nur nicht ständig sehen, oder mich mit ihnen verabreden, das quält mich.
Neben der sozialen Schwierigkeit habe ich aber nun ein deutlich fassbareres: Ich weiß nicht welche Laufbahn ich einschlagen soll. Kein Objekt, keine Tätigkeit interessiert mich wirklich außer der aggressiven Diskussion, dem Ausdruck, dem Aufbauen und Vernichten von Persönlichkeiten.
Geld ist mir egal, meine einzige Bedingung ist, dass ich etwas wirklich sinnvolles für die Gesellschaft mit meinem Leben tue. Leider fehlt mir die Begeisterung und Veranlagung zum Juristen, Arzt oder visionären Forscher. Alles womit ich noch aufwarten kann ist eine Begabung für Kunst.
Um ein Alltagsleben führen zu können bin ich gezwungen Interessen, und andere Charaktereigenschaften vorzutäuschen, doch für meine Zukunft möchte ich einen Weg finden damit aufzuhören. Ich kann keinen Beruf ergreifen für den ich kein Interesse spüre.
Wenn ich in mich gehe und mein Herz befrage sagt es mir nur, dass ich gehen soll, dieses Leben voller Lügen endlich aufgeben soll, mich endlich befreien soll, doch leider tut es das nicht in einer konstruktiven "werd endlich Psychotherapeut (oder was auch immer), sei ehrlich mit dir und zu der Welt und sperre dich nicht länger dagegen" Art und Weise. Stattdessen sagt es mir, dass ich meine Hefter verbrennen soll, ein Zelt für meinen Wanderrucksack besorgen und aus der Gesellschaft aussteigen soll.
Und so gern ich meinem Herzen folgen würde... naja, wie soll ich sagen... ich glaube ihr erkennt das Problem.
Wenn ich nachts wach liege träume ich hin und wieder davon mit einem Laptop und kleinem Beamer von Stadt zu Stadt zu ziehen um mich als freier Illustrator auf der Straße zu verdingen. Mich einfach irgendwo hin zuhocken das Bild wie ich arbeite an die Wand hinter mich zu werfen und für jeden der den Wunsch hat Bilder zu schaffen, kostenlos, ganz name-your-price sozusagen.
Ok falls du es bis hierhin durchgehalten hast, danke ich dir sehr. Ich bin für jeden Rat offen, falls ihr ähnliche Erfahrungen hattet wäre ich sehr dankbar teilhaben zu dürfen.
das Problem ist äußerlich betrachtet ziemlich gewöhnlich:
Ich stehe nun kurz vor den Prüfungen im ersten Semester, der Studiengang ist Philosophie und Physik auf Lehramt. Philosophie ist fast schon lächerlich einfach, Physik macht mich wahnsinnig, Pädagogik die auch noch geprüft wird wird schon werden. Natürlich mache ich mir Sorgen ob und wie ich das alles schaffen werde, aber das soll nicht das Thema sein.
Hauptsächlich beschäftigt mich nämlich nur ein Gedanke: Dass ich das alles nicht will.
Der Grund warum dieser thread aber trotzdem hier ist und nicht unter Studium ist der:
Obgleich diese Karte gerade bei Lehramtlern oft ausgespielt wird habe ich das Studium nicht als Notlösung gestartet. Gestartet wohlgemerkt, da es meine Perspektive inzwischen doch etwas differenzierter ist.
Begonnen hab ich das ganze mit einer vlt etwas seltsamen, doch aufrichtigen Motivation.
Eine kurze Erklärung dazu:
Während dem Großteil meiner Schulzeit dachte ich, dass ich einmal Psychologie studieren würde um Psychotherapeut zu werden. In der letzten Zeit wurde mir dann aber bewusst, dass ich nicht nur gerne spreche und eine Veranlagung zur Psychoanalyse habe, sondern auch besonders gern mit Gruppen interagiere und dass ich sowohl die Schule als solche als auch so ziemlich alle Schüler aller Altersklassen um mich herum plötzlich als doch ziemlich herrlich empfand, was besonders früher nicht der Fall war.
Mein ursprünglicher Gedanke war Menschen zu helfen den Fehler in ihrem Denken und Fühlen zu finden, Klarheit zu spenden. Und jetzt sitze ich hier und schreibe diesen Text... naja aber behaupte ja auch nicht perfekt zu sein ^^
Außerdem genieße ich zwar Negativität sobald ich sie wittere, will dann aber auch in der Lage sein mich auf sie zu stürzen und im Feuer der Diskussion aufzulösen, statt mich ständig zurückhalten zu müssen um nicht jemanden der nun wirklich ernsthaft bedrohliche Probleme hat zu verletzen statt ihm zu helfen.
Die Schule war für mich ja wie gesagt nun auch zu einer ziemlich belebenden Umgebung geworden und so konnte ich es kaum erwarten ein Studium anzufangen. Besonders meine Philosophie-Lehrerin inspirierte mich nachhaltig dazu selbst Philosophie zu unterrichten, nicht als eine weichere Geschichtsstunde sondern als praktischen Problemlösungskurs. Außerdem empfand ich für Physik schon immer ein latentes Interesse (auch wenn sich das nie in meinen Noten wiederspiegelte) und mir war klar, dass von all den Dingen die man so studieren kann Physik das sinnvollste ist, da es einem eine komplett neue, handfeste Sicht auf die Dinge gibt, von praktischen Sachverhalten eben auch hin zu den philosophischen Fragen. Ich war wild entschlossen Quantenfeldtheorie zu verstehen, das Standardmodell der Teilchen zu durchsteigen und jede noch so verrückte Mathematikmagie zu erlernen.
Mein Entschluss stand also fest: Philosophie und Physiklehrer sollte es sein.
In der ersten Woche des Vorkurses traf mich dann die Mathematik aber doch mit geballter Faust. Ich war am Boden zerstört und sah keinen Weg dieses Studium überhaupt zu beginnen. Nach viel gutem Zureden und der freundlichen Unterstützung einer Bekannten und inzwischen Freundin die Physik/Mathelehrerin ist habe ich dann aber doch einmal den Versuch gestartet mich durchzubeißen.
Und nun 4 Monate später habe ich mein erstes Physikum in der Tasche und die Zulassung zu allen Prüfungen geschafft. Ob ich sie schaffen werde ist noch fraglich, aber ganz schrecklich ist mein Gefühl nicht.
Viel schrecklicher ist ein anderes.
Das Gefühl, dass ich hier nicht hingehöre und den Weg wechseln will. Anfänglich dachte ich noch dass ich eine gewisse Begeisterung für Physik habe, vielleicht hatte ich die auch. Inzwischen möchte ich aber doch nur noch aufgeben. Die Mathematik ist es nicht. Ich bin zwar immer noch recht zweitklassig (für einen Physiker) was das angeht, aber dafür habe ich immerhin mein echtes Interesse an der Mathematik (wieder)gefunden und auch wenn die wöchentlichen Serien schon mal nerven können und man sobald man in die Mathematik eintaucht sofort von Leuten umgeben ist die das Handwerk doch um Klassen besser beherrschen als man selbst, bis hin zu richtigen Genies, so finde ich das Thema doch spannend. Trotzdem deprimiert mich der Gedanke daran die Übung zur Hand zu nehmen und zu lösen jedes Mal.
Viel mehr frustriert mich die Physik. Es ist gleichzeitig hart (zumindest für mich), uninteressant (in Teilen zumindest, auch wenn die Vorlesung großartig ist!) und im Grunde der halbe Stoff den man als Physiklehrer so braucht, zumindest wenn man mal von magnetischen Phänomenen und den höheren Klassen absieht.
Nach einem Semester Arbeit schätze ich mich selbst immer noch als ziemlich intelligent ein, doch auch wenn ich dieses Semester viel gelernt habe (unglaublich viel, besonders im Physikum für das ich sehr dankbar bin) bin ich nach wie vor Teil des Bodensatzes der Physikerfachschaft. Ob ich die Prüfung in Physik bestehe sehe ich sehr kritisch. Gleichzeitig langweilen sich viele Kommilitonen um mich herum in diesem Modul. Andererseits gehöre ich bei den Physiklehramtlern jetzt schon zu den glorreichen letzten Überlebenden. Wie viele es da bisher schon rausgehauen hat ist echt erschreckend. Naja, andererseits muss ich dem Klischee leider Recht geben, Lehramtsstudenten sind schon oft nicht die ambitioniertesten...
Ok die Vorrede ist vielleicht doch zu lang geworden, aber jetzt möchte ich doch mal näher auf das eigentliche Problem eingehen.
Ich fühle keinerlei Motivation mehr intellektuelles Wissen aufzunehmen. Gleichzeitig hat der Alltag des Physikstudenten und die anfängliche Phase der Verzweiflung mir jedes Hobby oder Interesse aus Schulzeiten so gut wie genommen. Hat auch was praktisches, konnte so auch ein paar negative Angewohnheiten gehen lassen. Trotzdem hat sich nun dadurch ein Problem manifestiert, dass ich schon aus meiner Kindheit kenne. Ich falle auf mein innerstes Interesse zurück, mein einziges richtiges Interesse, das Interesse am Menschen, an seinem Streben, seinem Leiden, seiner Macht über sich selbst und andere. Und diesen Teil meine ich todernst. Es ist die Art wie ich denke und die Welt betrachte. Es ist meine innerste Überzeugung, dass das Leben ein Weg der Selbstentwicklung ist durch Erkenntnis des Herzens und die dazugehörige Disziplin um diese dann auch zu Verwirklichen, in eine Persönlichkeit und Taten umzusetzen.
Und das ist herrlich, und ich bin so dankbar dass ich diese Erkenntnis haben durfte. Und es ist ein Problem.
Denn es macht mich im Grunde zu einem gesellschaftlich unfunktionalen Menschen. Die schönsten Momente sind für mich die wenn ich kein Ego benötige, keine Vorlieben vorspielen muss, kein Interesse heucheln muss.
Wer sich hier nicht mehr ganz mit mir identifizieren kann dem gratuliere ich, denn er hat soeben mein Problem erlebt. Ich besitze keine Interessen, welche zum Smalltalk geeignet wären, eigentlich ist mir auch die Physik egal, alles ist nur Mittel zum Zweck. begebe ich mich unter Menschen ist das nicht unbedingt ein Problem. jeder Mensch fasziniert mich, jedes Gespräch ist spannend. Der Inhalt ist egal, das Entscheidende ist, dass ich Einblick erhalte, das belebt mich.
Nur wenn ich Beziehungen aufbaue stört es, denn ich bin eigentlich nicht an Bindungen interessiert. Ich habe mich damit abgefunden allein zu sein mit meiner Einstellung, Freundschaften im klassischen Sinne interessieren mich nicht. Versteht mich nicht falsch, ich bin von Herzen gerne nett zu jedem um mich herum, nur geht es mir bei Bekanntschaften wie bei Speisen: Hat man einmal kräftig gekostet, will man als nächstes etwas anderes. Auf Dauer wird das Selbe fad. Ich habe schon Freunde, ich kann sie nur nicht ständig sehen, oder mich mit ihnen verabreden, das quält mich.
Neben der sozialen Schwierigkeit habe ich aber nun ein deutlich fassbareres: Ich weiß nicht welche Laufbahn ich einschlagen soll. Kein Objekt, keine Tätigkeit interessiert mich wirklich außer der aggressiven Diskussion, dem Ausdruck, dem Aufbauen und Vernichten von Persönlichkeiten.
Geld ist mir egal, meine einzige Bedingung ist, dass ich etwas wirklich sinnvolles für die Gesellschaft mit meinem Leben tue. Leider fehlt mir die Begeisterung und Veranlagung zum Juristen, Arzt oder visionären Forscher. Alles womit ich noch aufwarten kann ist eine Begabung für Kunst.
Um ein Alltagsleben führen zu können bin ich gezwungen Interessen, und andere Charaktereigenschaften vorzutäuschen, doch für meine Zukunft möchte ich einen Weg finden damit aufzuhören. Ich kann keinen Beruf ergreifen für den ich kein Interesse spüre.
Wenn ich in mich gehe und mein Herz befrage sagt es mir nur, dass ich gehen soll, dieses Leben voller Lügen endlich aufgeben soll, mich endlich befreien soll, doch leider tut es das nicht in einer konstruktiven "werd endlich Psychotherapeut (oder was auch immer), sei ehrlich mit dir und zu der Welt und sperre dich nicht länger dagegen" Art und Weise. Stattdessen sagt es mir, dass ich meine Hefter verbrennen soll, ein Zelt für meinen Wanderrucksack besorgen und aus der Gesellschaft aussteigen soll.
Und so gern ich meinem Herzen folgen würde... naja, wie soll ich sagen... ich glaube ihr erkennt das Problem.
Wenn ich nachts wach liege träume ich hin und wieder davon mit einem Laptop und kleinem Beamer von Stadt zu Stadt zu ziehen um mich als freier Illustrator auf der Straße zu verdingen. Mich einfach irgendwo hin zuhocken das Bild wie ich arbeite an die Wand hinter mich zu werfen und für jeden der den Wunsch hat Bilder zu schaffen, kostenlos, ganz name-your-price sozusagen.
Ok falls du es bis hierhin durchgehalten hast, danke ich dir sehr. Ich bin für jeden Rat offen, falls ihr ähnliche Erfahrungen hattet wäre ich sehr dankbar teilhaben zu dürfen.