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Dysmorphophobie

Lenni

Aktives Mitglied
Wenn man nicht gut aussieht, ist man nichts in der Gay- Community. Dadurch entsteht ein großer Druck, den Körper zu "optimieren" mit exzessivem Training, Beauty-Routinen usw.
Ich habe auch das Gefühl, dass ich am liebsten einfach nur sterben möchte bzw. nicht mehr auf dieser Welt sein will.. Na ja, noch ca. 60 Jahre oder so werde ich es wohl irgendwie durchhalten müssen..
Und Dich aus dieser "Gay-Community" zu lösen und mit normalen Leuten zu umgeben ist keine Option?
 
G

Gelöscht 125620

Gast
Und Dich aus dieser "Gay-Community" zu lösen und mit normalen Leuten zu umgeben ist keine Option?
Ich hatte in meinem Leben leider oftmals die falschen Leute um mich herum (habe anscheinend leider das "Talent", mich mit den Falschen abzugeben). Aktuell habe ich sowieso, bis auf einen Kumpel, keine sozialen Kontakte und möchte das erstmal so beibehalten, um mich auf mich selbst zu fokussieren. Außerdem möchte ich mich von den Dating Apps wie Grindr, Romeo und Tinder lösen, denn diese verstärken meine Dysmorphophobie noch mehr.
 
E

EhemalsBetroffene

Gast
Lieber Mercure,

auch ich habe sehr sehr lange an dieser Krankheit gelitten, mehr als 10 Jahre, und auch bei mir hat es in der Pubertät angefangen. Inzwischen bin ich gesund. Es ist leider viel zu wenig über diese Krankheit bekannt und daher scheint eine Heilung oft sehr sehr weit weg.
Ich würde dir gern Hoffnung geben, insofern, dass ich dir versprechen kann, dass es möglich ist, sich vollständig zu befreien. Bei mir war die Symptomatik ebenfalls sehr stark ausgeprägt: In jeder ansatzweise spiegelnden Oberfläche habe ich mich überprüft und zwischenzeitlich Spiegel absolut gemieden, bin nur im Dunkeln ins Badezimmer, habe mich gehasst und mich isoliert. Hatte dazu schwere Depressionen.
Inzwischen mag ich mich, innerlich und äußerlich, ich liebe das Leben und bin (überwiegend) ein glücklicher Mensch. Hätte ich nie gedacht.
Deshalb möchte ich dir einmal beschreiben, was mir geholfen hat. Vielleicht kannst den ein oder anderen Aspekt auf dich selbst anwenden.

Das Problematische an der Dysmorphophobie ist, dass der Fokus sehr zwanghaft auf dem Äußeren liegt. Da nichts von irgendwoher kommt, hat auch das Gründe. Die Krankheit ist eine Projektion und hilft hervorragend bei der Verdrängung schmerzhafter innerer Konflikte.

Indem der Körper "schuld" daran ist, unglücklich zu sein, muss man nicht wahrnehmen, in welchen Bereichen des Lebens womöglich große Defizite bestehen. Meiner Erfahrung nach gibt es große Überschneidungen zwischen Dysmorphophobie und sozialen Ängsten. Eine Dysmorphophobie kann diese Ängste gut maskieren. Man muss sich nicht eingestehen, Angst zu haben. Das Problem ist schließlich (vermeintlich) der Körper und der lässt sich nur begrenzt verändern. So kann man sich weiter verstecken (teilweise wortwörtlich, je nach Ausprägung der Krankheit) ohne sich dem Schmerz stellen zu müssen. ABER: So bleibt man auch stecken.

Schmerz und Angst zeigen uns schließlich, dass etwas nicht so läuft wie es sollte und dass wir Dinge in unserem Leben verändern müssen. Wenn wir diese wichtigen Gefühle nicht spüren, nehmen wir uns dadurch die Möglichkeit zur Veränderung.

Du hast geschrieben, dass du sozial sehr isoliert bist. Das wäre ein möglicher Ansatzpunkt. Wenn ich dich frage, warum das so ist, würdest du wahrscheinlich sagen "Ja, aber nur, weil ich so hässlich bin!". Und da sind wir wieder bei der Verdrängung. Ich vermute, du ziehst dich nicht wegen deinem Aussehen zurück, sondern weil es dir schwer fällt, Kontakte zu knüpfen und zu halten, aus welchen Gründen auch immer (Gefühle der Unzulänglichkeit, Ängste, ...).
Auch in der Therapie redest du mutmaßlich v.a. über dein Aussehen, deine Wahrnehmung, wie du das einschätzt, ob andere das vielleicht doch anders sehen und diskutierst mit deiner Therapeutin über diese Dinge. All das kenne ich von mir selbst. Hat mir das weiter geholfen? NEIN! Für den Moment hilft es vielleicht etwas, wenn dir jemand deine katastrophale Wahrnehmung widerlegt, aber es ändert nichts an den viel tiefer liegenden Problemen, die durch die Krankheit hervorragend umgangen werden und die die Krankheit letztlich aufrecht erhalten.

Wichtig wäre meiner Meinung nach, in der Therapie den Fokus nicht auf den Äußerlichkeiten zu belassen, sondern wirklich über das zu reden, was in deinem Leben vielleicht nicht ganz so rund läuft. Zu ergründen, warum das so ist. Und daran zu arbeiten.

Wie gesagt, ich vermute, dass es auch bei dir in Richtung mangelnde soziale Teilhabe / soziale Ängste gehen könnte. Je mehr du am Leben wieder teilnimmst, desto mehr tritt die Symptomatik in den Hintergrund, der Krankheit wird allmählich der Nährboden entzogen. Zumindest war es bei mir so.

Hier also eine Auflistung von ein paar Dingen, die mir geholfen haben:

1) Die Krankheit durchschauen. Sich bewusst machen, dass man projiziert und dass die eigentlichen Probleme woanders liegen.

2) Sich sozialen Situationen stellen statt sich weiter zurückzuziehen. Gelegenheiten (z.B. Einladungen von anderen) wahrnehmen, lernen, die unangenehmen Gefühle auszuhalten und diese allmählich Schritt für Schritt zu überwinden. Oft treffen die Befürchtungen, die man hatte, gar nicht zu. Das kann eventuell vorhandenen Ängsten/Unsicherheiten den Zündstoff nehmen.

3) Sport! Sport ist eine wunderbare Sache für das eigene Körpergefühl und das Selbstbewusstsein. Hier ist es allerdings wichtig, eine Sportart zu wählen, die sich eben NICHT auf das Äußere fokussiert. Bodybuilding wäre z.B. eher kontraindiziert. Ich meine Sportarten, die sich mehr darauf fokussieren, was dein Körper kann (und nicht wie er dabei aussieht). Und es sollte dir natürlich Spaß machen. Das kann alles mögliche sein; Kampfsport, Bouldern, Calisthenics, Handball, Tischtennis, ... Im Idealfall etwas, wo du gleichzeitig potentiell andere Menschen kennenlernst.

4) Hast du irgendwelche anderen Interessen/Hobbys? Was macht dir Spaß? Was würdest du gern tun, woran dich deine Krankheit womöglich aktuell hindert? Versuche, hier mutig zu sein und es trotzdem zu tun, auch wenn du dich lieber verstecken würdest. Das ist mitunter echt schwer! Aber nur, indem du dich diesen Situationen schrittweise stellst, kannst du über dich hinauswachsen!

Ich wünsche dir alles alles Gute und drücke dir die Daumen, dass auch du eines Tages behaupten kannst, gesund zu sein! Und weil ich es nicht oft genug sagen kann, sag ich es an dieser Stelle noch einmal: Dein Aussehen ist NICHT dein Problem.

LG
 
E

EhemalsBetroffene

Gast
Freut mich, dass du dein Leid rechtzeitig erkennen könntest und solche Fehler nicht gemacht hast. Für mich ist es leider zu spät.
Auch ich habe mich mehrfach operieren lassen, was ich teilweise bereue. Immer, wenn ein "Makel" behoben war, stand entweder das nächste optische Problem im Fokus oder ich habe, so wie du, "erkannt", dass es vorher doch besser war und ich nun alles ruiniert habe. Narben habe ich ebenfalls, durch OPs und Selbstverletzungen.

Aber da ich mich inzwischen nur noch zu einem kleinen Teil über mein Aussehen definiere, ist all das irrelevant. Ich bin so viel mehr als das!

Als sich mein Fokus allmählich verlagert hat und ich an meinem Inneren statt an meinem Äußeren gearbeitet habe, hat sich interessanterweise auch meine Selbstwahrnehmung verändert.

Ich hätte nie erwartet, dass das in diesem Ausmaß passieren würde. Eher dachte ich, dass ich mich vielleicht irgendwann (bestenfalls) gerade so als halbwegs annehmbar empfinden würde. Heute schaue ich an den meisten Tagen gern in den Spiegel und sehe eine hübsche Frau statt, wie früher, eine Ansammlung von Makeln.

Aber das ist lediglich ein netter Nebeneffekt, denn wie schon gesagt; fürs Glücklichsein sind andere Dinge entscheidend und die lohnt es sich anzugehen!!! Es ist nie zu spät dafür und sich selbst schön zu finden ist keine notwendige Voraussetzung.

LG
 
G

Gelöscht 125620

Gast
4) Hast du irgendwelche anderen Interessen/Hobbys? Was macht dir Spaß? Was würdest du gern tun, woran dich deine Krankheit womöglich aktuell hindert? Versuche, hier mutig zu sein und es trotzdem zu tun, auch wenn du dich lieber verstecken würdest. Das ist mitunter echt schwer! Aber nur, indem du dich diesen Situationen schrittweise stellst, kannst du über dich hinauswachsen!

Ich wünsche dir alles alles Gute und drücke dir die Daumen, dass auch du eines Tages behaupten kannst, gesund zu sein! Und weil ich es nicht oft genug sagen kann, sag ich es an dieser Stelle noch einmal: Dein Aussehen ist NICHT dein Problem.

LG
Danke dir für deinen Beitrag. Aktuell ist mein einziges Ziel, vielleicht mehr soziale Kontakte zu haben, da ich aktuell wie gesagt kaum welche habe. Das Problem ist, dass mein Kopf denkt: "Du bist so hässlich, mit dir will eh keiner was zu tun haben." Es fällt mir echt schwer, diese negativen Gedanken zu "vertreiben".
 

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Man sieht mir an, dass ich Vorkehrungen habe treffen lassen (Schönheitskorrekturen, Narben, etc.) Und das ist es, was mich noch mehr verunsichert als zuvor. Ich möchte von Menschen als natürlich wahrgenommen werden und das wird wohl nie wieder passieren. Das ärgert mich umso mehr, da ich JETZT weiß, dass ich zuvor gut war wie ich war. Und das habe ich kaputt gemacht. Ich wünschte ich könnte das rückgängig machen und das macht mich fertig und treibt mich noch mehr in die Isolation.
Denkst du wirklich, dass DAS das Problem ist, also dass du Korrekturen hast vornehmen lassen? Von außen betrachtet, habe ich den Verdacht, dass es sich schlicht verschoben hat.
Ich selbst habe auch seit der Pubertät sehr große Probleme mit meinem Aussehen, mit Scham, teilweise schmerzt es mich sehr, mich selbst zu betrachten. Ich habe auch schon öfter darüber nachgedacht, Korrekturen vorzunehmen, aber ähnlich wie du es jetzt schreibst, würde ich denken, dass sich die Scham einfach verschiebt. Dann schäme ich mich nicht mehr für meinen Körper wie er jetzt ist, sondern für die Eingriffe. Das passt ja zu dem, was oben beschrieben wurde. Schlussendlich geht es nur sekundär um das Aussehen, viel wichtiger ist das, was darunter liegt. Der Hass auf den eigenen Körper ist nur Symptom und nicht Auslöser.

Dadurch dass du dir sagst, dass es jetzt zu spät ist, denn nun hast du die Eingriffe gemacht, bestätigst du dich wieder in dem Bild: Das Aussehen ist das Problem und nun leider völlig unveränderlich. Ich vermute aber, dass es darum eigentlich gar nicht geht. Es ist eben nur das Symptom.

Mir selbst hilft es allerdings auch nicht so viel, das zu wissen, auch weiß ich schon lange, dass ich Soziale Ängste habe. Weil diese mich immer noch oft einschränken, möchte ich aber nun wieder in Therapie (habe schon viel Therapie gemacht) und weiter daran arbeiten.
 
G

Gelöscht 125620

Gast
Denkst du wirklich, dass DAS das Problem ist, also dass du Korrekturen hast vornehmen lassen? Von außen betrachtet, habe ich den Verdacht, dass es sich schlicht verschoben hat.
Ich selbst habe auch seit der Pubertät sehr große Probleme mit meinem Aussehen, mit Scham, teilweise schmerzt es mich sehr, mich selbst zu betrachten. Ich habe auch schon öfter darüber nachgedacht, Korrekturen vorzunehmen, aber ähnlich wie du es jetzt schreibst, würde ich denken, dass sich die Scham einfach verschiebt.
An plastische Chirurgie habe ich häufig auch schon gedacht. Vielleicht wenn ich genug Geld habe, lasse ich auch etwas an mir machen. Bis jetzt habe ich nur eine Zahnlücke als kleine Schönheitskorrektur schließen lassen (die eigentlich total klein und unbedeutend war, aber mich hat die wahnsinnig gestört). Bei mir sehe ich das "Risiko" auch ziemlich hoch, dass ich irgendwann mal mehr an mir machen lasse..
 

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