TräumerUnderPressure
Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben,
mir war das Forum ziemlich sympathisch, weil viele eurer Antworten wirklich nett und aufbauend sind. So ganz richtig bin ich in dem Unterforum allerdings nicht aufgehoben, da es mehr ist, als nur das Studium, was mich stresst.
Aber kurz zur Einordnung, ein bisschen Vorgeschichte: Arbeiterkind. Zuhause haben sich meine Eltern Mühe gegeben, aber einiges verbockt. Oma hatte Alzheimer und wohnte mit Opa in der Wohnung neben an. Erste Therapieerfahrungen hatte ich mit 14/15. Die attestierten mir Impulskontrollschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen und eine hohe Intelligenz. Nachdem der Doc aber mit einem grünen Monster in mir als Symbol für meine Wutausbrüche arbeitete, war der Drops für mich irgendwie gelutscht (ich war pubertär und nicht in der Grundschule). Mit Anfang Zwanzig hatte ich eine sehr schwere Depression, samt Klinikaufenthalt (meine Gemütslage war so bescheiden, dass ich mich selbst vor die Wahl Klinik oder 'ne Runde hüpfen gehen stellte). Während des Aufenthalts in der Tagesklinik nach vier Wochen vollstationärem Aufenthalt gab es als Diagnose eine Persönlichkeitsstörung. Das war zwei Jahre nach Beendigung meiner Ausbildung. In der Zeit arbeitete ich dann weiter bei meinem damaligen Arbeitgeber mit 50, 60 Arbeitsstunden die Woche, samt Bereitschaftsdiensten und solchen Späßen. Nach zwei Jahren war das Arbeitsverhältnis dann beendet und ich war zehn Monate arbeitslos. Bis hierhin eine Therapie.
Dann habe ich mich beruflich umorientiert, war da allerdings auch nicht glücklich, wechselte die Branche (arbeitete dann Teilzeit in einer Firma und dazu freiberuflich). Abi nachgeholt. Auf die Hochschule. Jetzt ein Studium in Richtung Kommunikationswissenschaften. Ziel: PR. Seit kurzem wieder in Therapie. Vor drei Jahren gab's bei Opa die Diagnose Krebs. Seine letzten Monate beteiligte ich mich an der Pflege, vernachlässigte das Studium, die letzten drei Tage war ich 24/7 bei ihm. Auf der Beerdigung hielt ich die Grabrede (worauf ich unglaublich stolz bin und was mir echt gut tat). Jetzt bin ich Ende Zwanzig. Und studiere halt.
Neben dem Studium arbeite ich, um das zu finanzieren. Am 1.2 steht mir ein Drittversuch bevor, vor dem ich langsam regelrechte Panik entwickle. So sehr, dass diese mich lähmt. Hinzu kommt ein Umzug, den ich Samstag abgeschlossen haben möchte. Das wirklich ärgerliche daran ist, dass der Drittversuch nur zur Stande kam, weil ich beim ersten Mal nur zwei Tage und dazu noch halbherzig lernte und beim zweiten gar nicht. Fehlten jeweils auch nur ein und drei Punkte zur 4,0. Vom Intellekt her werde ich den also mit ein wenig Mühe bestehen. Mit der Panik im Nacken wird das allerdings ein wenig komplexer, als nur die geistige Herausforderung.
Hinzu kommt, dass ich mit meinen Noten (2,7 im fünften Semester) nicht zufrieden bin, diese aber mit der Bachelorarbeit und den restlichen Modulen bestimmt unter die magischen 2,5 hieven kann. Das Praxissemester, was in diesem stattfinden sollte, ist, nach erster telefonischer Zusage, doch noch abgesagt worden. Dadurch verzögert sich mein Studium um ein, vielleicht sogar zwei Semester. Und überhaupt bin ich gerade total unzufrieden mit mir. Ich bin faul, wie sonst was. Und diese Abwertungen, wie die gerade, mir selbst gegenüber, gehen mir auch auf den Senkel.
Außerdem habe ich erst unter Kampf zehn Kilo abgenommen, nur um mir diese wieder anzufuttern. Früher habe ich Leistungssport gemacht, den kann ich auf Grund einer Verletzung allerdings nicht mehr ausführen (das Knie sagt da ganz entscheiden: nein!). Damals hatte ich bei meinen 1,83 zirka 97 kilo, samt Sixpack und Stiernacken. Heute ist der Stiernacken zwar noch da und das Sixpack auch, allerdings alles gepolstert und mit zirka 118 kilo.
Ich weiß, was ich könnte, wenn ich einfach mal machen würde. Ich könnte verdammt gut sein, verdammt gute Noten bringen. Den Bauch los werden. Diesen Umzug durchziehen. Diesen Drittversuch mit 1,x bestehen (ging bei einem Zweitversuch mit ähnlicher Panik auch). Aber ich zweifle gerade so furchtbar an mir selbst. Ich habe Angst das zu vergeigen. Ich habe momentan vermehrt ein schlechtes Gewissen, weil ich mich gegenüber meiner Ex unter aller Kanone verhielt, weshalb sie Schluss machte (ist allerdings auch was her und ich habe ihr gestern eine Entschuldigungs-Mail geschrieben, erhoffe und erwarte mir aber nichts von ihr, da ging es "egoistischer Weise" nur um mein Gewissen). Ich fühle mich einsam und allein gelassen. Ich habe Angst nach dem Studium nichts zu finden, weil ich so spät angefangen habe, es nichts mit meinen Vorerfahrungen zutun hat und meine Noten nicht so dolle sind. Ich fühle mich komplett unattraktiv (was ich laut Resonanz aber nicht bin, und nein, da frage ich nicht nach). Ich fühle mich sozial isoliert (was ich selbst zu verantworten habe). Hinzu kommt, dass ich mich gerade für meine Mitmenschen nur als Belastung empfinde und dementsprechend wenig kontaktfreudig bin.
Der Cocktail aus all dem macht mich einfach kirre. Die Therapie ist gerade auch schwierig. Da ich zu meinem damaligen Therapeuten ein gutes Verhältnis hatte, wollte ich unbedingt wieder zu ihm, durch Ermangelung an freien Plätzen sind derzeit aber nur Termine alle drei, vier Wochen möglich. Dazu kommt natürlich, dass das auch viel wieder aufwirbelt - was mich dann zusätzlich ein wenig aus der Ruhe bringt.
Und es ist einfach ärgerlich. Ich bin zeitweise so dermaßen die personifizierte Ruhe, dass meine Kommilitonen ankommen, mir sagen, wie toll es wäre, dass ich als Mann so über den Dingen stehe, nur um dann von ein paar engeren Freundinnen zu hören, dass ich das manchmal so sehr verlieren würde, dass sie sich darüber wundern. Meine Kumpels können mir auch nichts raten. Was ich ihnen auch gar nicht böse nehmen kann. Mehr als "Erde dich!" ist da ja auch nicht drin. Es ist unheimlich frustrierend, hier zu sitzen, in das Chaos des halb leergeräumten WG-Zimmers zu blicken und weder dort weiter machen zu können, noch weiter lernen zu können, da egal was ich mache, ich das drängende Gefühl habe, das andere schleifen zu lassen.
Das alles sind letztlich nur Gefühle, mit denen ich umgehen muss, die ich wahrnehmen, akzeptieren und gegen die ich handeln sollte. Alles halb so wild, kenne ich schon, mache ich meistens auch - schaffe ich gerade aber eher semi-toll. Klar habe ich nicht nichts gemacht. Der Großteil meiner Sachen ist in der neuen Wohnung. Fehlen im Endeffekt nur der Müll, der hier noch weg muss, die Möbel die Samstag rüber sollen. Fragenkatalog zu der Prüfung steht. Übungsaufgaben muss ich noch bearbeiten. Es ist alles im Soll und hier ist nichts nicht zu schaffen. Ich weiß, dass ich das kann und dass ich das voraussichtlich werde. Ich muss meine Gedanken und Emotionen "nur" relativ bald wieder im Griff haben. Denen einen angemessenen Raum einräumen und keinen so exorbitant großen, darf sie allerdings auch nicht verdrängen.
Und bei der Gelegenheit kommen dann natürlich die Selbstzweifel ins Spiel und diese falschen Glaubenssätze. "Das kriegst du nicht unter einen Hut." "Schau doch mal, wo du immer gelandet bist, wenn du dir früher so einen Druck gemacht hast!" Blabla. Ich stehe mir einfach selbst im Weg. Mit diesen Versagensängsten, Vorwürfen und Sorgen, die ich mir teilweise gerade gar nicht machen brauche. Ich mein' hey, ich weiß ja, dass ich ein starker Mensch bin und dass ich unter Druck abliefere, aber wenn es jetzt und hier doch mal schief geht, stehe ich vor einem Scherbenhaufen, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn zusammensetzen soll. Vielleicht ist es das, was für diese Paralyse verantwortlich ist. Aber wahrscheinlich bringt das Wissen darum, was es ist, auch nichts, weil mir das nicht das Machen erspart.
Tja. Also, das ist der Stand der Dinge. Hat da jemand von euch einen Rat? Irgendwie brauche ich einen Anstoß und weiß nicht so Recht, wie ich mir den geben soll. Wäre schön.
Schon mal ein großes Danke, für eure Mühe. Ich hoffe, der Text ist nicht zu wirr geworden. In meinem Kopf rast momentan alles.
mir war das Forum ziemlich sympathisch, weil viele eurer Antworten wirklich nett und aufbauend sind. So ganz richtig bin ich in dem Unterforum allerdings nicht aufgehoben, da es mehr ist, als nur das Studium, was mich stresst.
Aber kurz zur Einordnung, ein bisschen Vorgeschichte: Arbeiterkind. Zuhause haben sich meine Eltern Mühe gegeben, aber einiges verbockt. Oma hatte Alzheimer und wohnte mit Opa in der Wohnung neben an. Erste Therapieerfahrungen hatte ich mit 14/15. Die attestierten mir Impulskontrollschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen und eine hohe Intelligenz. Nachdem der Doc aber mit einem grünen Monster in mir als Symbol für meine Wutausbrüche arbeitete, war der Drops für mich irgendwie gelutscht (ich war pubertär und nicht in der Grundschule). Mit Anfang Zwanzig hatte ich eine sehr schwere Depression, samt Klinikaufenthalt (meine Gemütslage war so bescheiden, dass ich mich selbst vor die Wahl Klinik oder 'ne Runde hüpfen gehen stellte). Während des Aufenthalts in der Tagesklinik nach vier Wochen vollstationärem Aufenthalt gab es als Diagnose eine Persönlichkeitsstörung. Das war zwei Jahre nach Beendigung meiner Ausbildung. In der Zeit arbeitete ich dann weiter bei meinem damaligen Arbeitgeber mit 50, 60 Arbeitsstunden die Woche, samt Bereitschaftsdiensten und solchen Späßen. Nach zwei Jahren war das Arbeitsverhältnis dann beendet und ich war zehn Monate arbeitslos. Bis hierhin eine Therapie.
Dann habe ich mich beruflich umorientiert, war da allerdings auch nicht glücklich, wechselte die Branche (arbeitete dann Teilzeit in einer Firma und dazu freiberuflich). Abi nachgeholt. Auf die Hochschule. Jetzt ein Studium in Richtung Kommunikationswissenschaften. Ziel: PR. Seit kurzem wieder in Therapie. Vor drei Jahren gab's bei Opa die Diagnose Krebs. Seine letzten Monate beteiligte ich mich an der Pflege, vernachlässigte das Studium, die letzten drei Tage war ich 24/7 bei ihm. Auf der Beerdigung hielt ich die Grabrede (worauf ich unglaublich stolz bin und was mir echt gut tat). Jetzt bin ich Ende Zwanzig. Und studiere halt.
Neben dem Studium arbeite ich, um das zu finanzieren. Am 1.2 steht mir ein Drittversuch bevor, vor dem ich langsam regelrechte Panik entwickle. So sehr, dass diese mich lähmt. Hinzu kommt ein Umzug, den ich Samstag abgeschlossen haben möchte. Das wirklich ärgerliche daran ist, dass der Drittversuch nur zur Stande kam, weil ich beim ersten Mal nur zwei Tage und dazu noch halbherzig lernte und beim zweiten gar nicht. Fehlten jeweils auch nur ein und drei Punkte zur 4,0. Vom Intellekt her werde ich den also mit ein wenig Mühe bestehen. Mit der Panik im Nacken wird das allerdings ein wenig komplexer, als nur die geistige Herausforderung.
Hinzu kommt, dass ich mit meinen Noten (2,7 im fünften Semester) nicht zufrieden bin, diese aber mit der Bachelorarbeit und den restlichen Modulen bestimmt unter die magischen 2,5 hieven kann. Das Praxissemester, was in diesem stattfinden sollte, ist, nach erster telefonischer Zusage, doch noch abgesagt worden. Dadurch verzögert sich mein Studium um ein, vielleicht sogar zwei Semester. Und überhaupt bin ich gerade total unzufrieden mit mir. Ich bin faul, wie sonst was. Und diese Abwertungen, wie die gerade, mir selbst gegenüber, gehen mir auch auf den Senkel.
Außerdem habe ich erst unter Kampf zehn Kilo abgenommen, nur um mir diese wieder anzufuttern. Früher habe ich Leistungssport gemacht, den kann ich auf Grund einer Verletzung allerdings nicht mehr ausführen (das Knie sagt da ganz entscheiden: nein!). Damals hatte ich bei meinen 1,83 zirka 97 kilo, samt Sixpack und Stiernacken. Heute ist der Stiernacken zwar noch da und das Sixpack auch, allerdings alles gepolstert und mit zirka 118 kilo.
Ich weiß, was ich könnte, wenn ich einfach mal machen würde. Ich könnte verdammt gut sein, verdammt gute Noten bringen. Den Bauch los werden. Diesen Umzug durchziehen. Diesen Drittversuch mit 1,x bestehen (ging bei einem Zweitversuch mit ähnlicher Panik auch). Aber ich zweifle gerade so furchtbar an mir selbst. Ich habe Angst das zu vergeigen. Ich habe momentan vermehrt ein schlechtes Gewissen, weil ich mich gegenüber meiner Ex unter aller Kanone verhielt, weshalb sie Schluss machte (ist allerdings auch was her und ich habe ihr gestern eine Entschuldigungs-Mail geschrieben, erhoffe und erwarte mir aber nichts von ihr, da ging es "egoistischer Weise" nur um mein Gewissen). Ich fühle mich einsam und allein gelassen. Ich habe Angst nach dem Studium nichts zu finden, weil ich so spät angefangen habe, es nichts mit meinen Vorerfahrungen zutun hat und meine Noten nicht so dolle sind. Ich fühle mich komplett unattraktiv (was ich laut Resonanz aber nicht bin, und nein, da frage ich nicht nach). Ich fühle mich sozial isoliert (was ich selbst zu verantworten habe). Hinzu kommt, dass ich mich gerade für meine Mitmenschen nur als Belastung empfinde und dementsprechend wenig kontaktfreudig bin.
Der Cocktail aus all dem macht mich einfach kirre. Die Therapie ist gerade auch schwierig. Da ich zu meinem damaligen Therapeuten ein gutes Verhältnis hatte, wollte ich unbedingt wieder zu ihm, durch Ermangelung an freien Plätzen sind derzeit aber nur Termine alle drei, vier Wochen möglich. Dazu kommt natürlich, dass das auch viel wieder aufwirbelt - was mich dann zusätzlich ein wenig aus der Ruhe bringt.
Und es ist einfach ärgerlich. Ich bin zeitweise so dermaßen die personifizierte Ruhe, dass meine Kommilitonen ankommen, mir sagen, wie toll es wäre, dass ich als Mann so über den Dingen stehe, nur um dann von ein paar engeren Freundinnen zu hören, dass ich das manchmal so sehr verlieren würde, dass sie sich darüber wundern. Meine Kumpels können mir auch nichts raten. Was ich ihnen auch gar nicht böse nehmen kann. Mehr als "Erde dich!" ist da ja auch nicht drin. Es ist unheimlich frustrierend, hier zu sitzen, in das Chaos des halb leergeräumten WG-Zimmers zu blicken und weder dort weiter machen zu können, noch weiter lernen zu können, da egal was ich mache, ich das drängende Gefühl habe, das andere schleifen zu lassen.
Das alles sind letztlich nur Gefühle, mit denen ich umgehen muss, die ich wahrnehmen, akzeptieren und gegen die ich handeln sollte. Alles halb so wild, kenne ich schon, mache ich meistens auch - schaffe ich gerade aber eher semi-toll. Klar habe ich nicht nichts gemacht. Der Großteil meiner Sachen ist in der neuen Wohnung. Fehlen im Endeffekt nur der Müll, der hier noch weg muss, die Möbel die Samstag rüber sollen. Fragenkatalog zu der Prüfung steht. Übungsaufgaben muss ich noch bearbeiten. Es ist alles im Soll und hier ist nichts nicht zu schaffen. Ich weiß, dass ich das kann und dass ich das voraussichtlich werde. Ich muss meine Gedanken und Emotionen "nur" relativ bald wieder im Griff haben. Denen einen angemessenen Raum einräumen und keinen so exorbitant großen, darf sie allerdings auch nicht verdrängen.
Und bei der Gelegenheit kommen dann natürlich die Selbstzweifel ins Spiel und diese falschen Glaubenssätze. "Das kriegst du nicht unter einen Hut." "Schau doch mal, wo du immer gelandet bist, wenn du dir früher so einen Druck gemacht hast!" Blabla. Ich stehe mir einfach selbst im Weg. Mit diesen Versagensängsten, Vorwürfen und Sorgen, die ich mir teilweise gerade gar nicht machen brauche. Ich mein' hey, ich weiß ja, dass ich ein starker Mensch bin und dass ich unter Druck abliefere, aber wenn es jetzt und hier doch mal schief geht, stehe ich vor einem Scherbenhaufen, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn zusammensetzen soll. Vielleicht ist es das, was für diese Paralyse verantwortlich ist. Aber wahrscheinlich bringt das Wissen darum, was es ist, auch nichts, weil mir das nicht das Machen erspart.
Tja. Also, das ist der Stand der Dinge. Hat da jemand von euch einen Rat? Irgendwie brauche ich einen Anstoß und weiß nicht so Recht, wie ich mir den geben soll. Wäre schön.
Schon mal ein großes Danke, für eure Mühe. Ich hoffe, der Text ist nicht zu wirr geworden. In meinem Kopf rast momentan alles.