Annakarina, ich bitte Dich, verrenn Dich nicht!
Du kennst nur die Schilderung Deiner Nachbarin! Die ist subjekiv gefärbt!
Es gibt immer Gründe für Zerwürfnisse zwischen den Generationen. Und meist ist es die Elterngeneration, die den größeren Anteil daran hat. Daß Deine Nachbarin Dir erzählt, es gäbe keine Gründe für den Kontaktabbruch ihrer Kinder ist ganz typisch für solche Situationen. Die Elterngeneration blendet ihren Anteil bewußt oder unbewußt aus und gerade das ist so verletzend für die Kinder. Solange Deine Nachbarin nicht in der Lage ist ihren Anteil zu sehen, werden sich die Kinder immer wieder abwenden.
Es ist nett von Dir, daß Du Dir Gedanken über Oma und Enkel machst, aber Du hast keinen Einblick in die Verstrickungen innerhalb dieser Familie.
Du kannst zu Deiner Nachbarin freundlich sein, ihr Gesellschaft leisten, ihr zuhören, mit ihr gemeinsam die Trennung von den Kindern und Enkeln betrauern. Du kannst sie ermutigen, ihre Verhaltensweisen zu betrachten und sich zu fragen wann sie ihre Kinder so nachhaltig verletzt hat.
Und vielleicht wird die Zeit und Einsicht auf beiden Seiten irgendwann Kontakt ermöglichen.
Aber hör bitte auf die Kinder oder gar die Enkel anzuschreiben. Versetz Dich doch bitte mal in deren Lage! Sie werden das als übergriffig empfinden! Sie werden den Eindruck gewinnen, was ja wohl auch stimmt, daß ihre Mutter Dir gegenüber ihren eigenen Anteil schöngeredet bzw. verschwiegen hat. Sie werden sich erneut nicht gewürdigt oder gar verleumdet fühlen. Du erzeugst Wut und Mißverständnisse und vergrößerst durch solche Briefe die Kluft anstatt sie zu verkleinern!
Und bitte schreib auf gar keinen Fall die Enkel an oder nimm wohlmeinend Kontakt zu ihnen auf. Ich war so eine Enkelin. Ich weiß wie scheußlich das ist, wenn jemand meint, Nachrichten der Oma überbringen zu müssen. Ich habe unendlich daran gelitten, weil es mich als Kind komplett überfordert hat und mich jedes Mal in einen fürchterlichen Loyalitätskonflikt gebracht hat.
Versuch bitte die Sicht der Kinder und Enkel mit in den Blick zu nehmen und nicht nur die Deiner Nachbarin.