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Die vorstellung, selbstbewusst zu sein

beihempelsuntermsofa

Sehr aktives Mitglied
Und wenn Mann/Frau von der Natur nicht so begünstigt wurde( wie ich übrigens auch u. das nicht zu knapp) muss Mann/Frau halt etwas nachhelfen, den Kopf nach unten hängen zu lassen macht es ja nun auch nicht Besser. :)
Den kopf nach unten haengen lass ich sicherlich nicht.
Ich schauen den leuten offen ins gesicht.
Schon allein deshalb um zu versuchen eine beziehung herzustellen nach dem motto "ich bin unbewaffnet, tu mir nichts".
Das einzige was ich nicnt schaffe, egal wie oft ich es mir vornehme ist, den leuten in die augen zu schauen. Ich hab mir schon oft vorgenommen " schau bei jedem was er fuer eine augenfarbe hat, so bist du zim blick in die augen gezwungen"...aber ich vergess das regelmaessig...
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Ich bin all`das und habe keine Sekunde meines Lebens darüber nachgedacht, ob "meine Kleidung das vermittelt".

Du scheinst tatsächlich wenig selbstbewusst, dafür aber merkwürdig überheblich zu sein. So mit Blick auf Frauen, die "sexy und selbstbewusst" wirken und die du nicht ab kannst.

Kultiviere doch lieber weiter deine devote Ader. Bringt mehr als Neid, echt.
Ich mag solche Frauen auch nicht besonders, weil bei den meisten herrscht die Devise mehr Schein als Sein, hat man allerdings das Verhaltensmuster erst Mal durchschaut verlieren solche Frauen ihre Wirkung und es ist eher Amüsant.
Sieht man ja an solchen Beiträgen.

Ich wünsche dir aber trotzdem noch einen schönen Rest-Sonntag
 
B

Bohemia

Gast
Das einzige was ich nicnt schaffe, egal wie oft ich es mir vornehme ist, den leuten in die augen zu schauen. Ich hab mir schon oft vorgenommen " schau bei jedem was er fuer eine augenfarbe hat, so bist du zim blick in die augen gezwungen"...aber ich vergess das regelmaessig...
Oha..., also das mit dem in die Augen sehen bei Leuten, die ich nicht kenne, ein flüchtiger Blick ist okay, ansonsten ist mir das zu intim. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, schaue ich manchmal in die Augen, aber wozu, sind für mich nur sich bewegende Körperteile, genauso wie der Mund beim Reden. Jemandem direkt in die Augen sehen für länger, nur, wenn ich in die Person verliebt bin. Ich sehe Menschen wenn, dann im Ganzen an, nicht nur auf Augen bezogen, wenn ich mit ihnen rede. Ist ja nicht böse gemeint, aber das ist mir zuviel Nähe, wenn Leute, die ich nicht kenne, mir unterwegs in die Augen sehen. Es nervt mich einfach nur.
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Ich kann Menschen auch nicht in die Augen sehen ich finde Gesichter sogar als irritierend, am liebsten unterhalte ich mich mit Menschen am Telefon, weil da nichts die Kommunikation stört u. ich kann störungsfrei mein Radar mitlaufen lassen, heißt ich muss mich nicht auf zu viel konzentrieren. :)
 
G

Gast

Gast
Letztens hab ich mir mal vorgestellt wie das waere, eine von diesen selbstbewussten frauen zu sein. Und war ziemlich erschrocken.
Ich muesste so ziemlich alles an mir aendern.
Angefangen von der kleidung uebers verhalten bis hin zum denken und fuehlen.
Ich muessten mich erwachsener kleiden. Fraulicher. Kleider, hosenanzuege anstatt jeans und shirt. Hohe absaetze anstatt turnschuhe. Ich muesste bestimmter auftreten nicht mehr so zweifelnd. Duerfte nicht mehr mein licht untern scheffel stellen und mich und mein tun relativieren und runterspielen damit andere sich besser fuehlen. Mich dadurch vielleicht eher moegen. Ich nicht so angreifbar bin.
Ich hab glaube ich schon eine ziemlich devote ader. Ich mag es z.b.solche sachen zu sagen wie neulich als der chef was sagte und dann meinte " ich schimpfe ja nicht, ich mache nur vorschlaege" dann zu erwiedern " sie duerfen doch schimpfen, sie sind doch der chef".
So was in der art halt...
Ich finde understatement einfach cool und sexy. Und angeberei bescheuert.
Aber als selbstbewusster mensch muss man sich wohl eher mal hochspielen statt staendig runter...
Das problem ist...wenn man sich und seine faehigkeiten staendig runterspielt dann wird man nicht ernst genommen bzw. die leute trauen einem wirklich nichts mehr zu...
Das ist einerseits ja angenehm...von wegen " ist der ruf erst ruiniert..."...aber andererseits auch sehr frustrierend.
An der vorstellung selbstbewusst zu sein hat mich auch erschreckt, dass man dinge halt selbst in die hand nehmen muesste. Weg kommen von der vorstellung dass irgendjemand schon alles richten wird hin zu der erkenntnis wenns ich nicht mach, machts keiner.
Man weiss ja, dass keiner kommt...aber die vorstellung ist halt zu schoen...
Ich brauche menschen zu denen ich aufschauen kann, die ich bewundern kann, denen ich meine bewunderung auch zeigen kann...
So bin ich.
Kindisch, kindlich, vertraeumt, gutmuetig.
Und eine veraenderung hin zu einer selbstbewussten frau waere ein radikaler schritt.
Hallo Beihempelsuntermsofa,

ich finde, ehrlich gesagt, dass du eine etwas merkwürdige Vorstellung vom Selbstbewusstsein hast.

Die Kleidung spiel bei einem selbstbwussten Menschen meiner Meinung nach eher eine untergeordnete Rolle. Ob in Turnschuhen und Jeans oder Pumps und Hosenanzug- Innen drin steckt der selbe Mensch. Ich habe beides in meinem Kleideschrank und kleide mich je nach Anlass und Laune Mal lager, Mal fein bis hin zum Businessstile.

Desweiteren finde ich es fatal, sich als sebstbewusster Menschn hochzuspielen. Denn wenn du deine Qualitäten nicht beweisen kannst, hast du verloren.
Selbt- bewusst- sein bedeutet eher für mich, dass ich meine Stärken, aber auch meine Schwächen kenne und dazu stehen kann.
Weitehin finde in dem Zusammenhang selbstbestimmtes Verhalten wichtig und gebe dir Recht, dass selbstbewusste Menschen kaum devot sein dürften.
Die Vorstellung, dass jemand für mich Entscheidungen und dessen Ausführungen übernimmt, halte ich für eine Illusion. Und sicher wäre es nicht zu meinem Besten. Denn nur ich weiß, was für mich gut ist. Außerdem würde es mich in eine Abhängigkeit reindrücken und ich wäre immer auf irgendwen angewiesen. Daraus würden alle möglichen Ängste, vor allem Verlustängste entstehen, was sowohl mich als mein Gegenüber belasten dürfte.

Ich kann dich nur darin bestärken, Autonomie zu entwickeln. Das tut sicher gut und befreit dich von allen möglichen Abhängigkeiten.
 
G

Gast

Gast
Der Vorteil des Schön seins man muss nicht viel machen, man steht auf und sieht schon toll aus.
Man ist weniger gestresst, bekommt mehr Zuspruch, allgemein mehr Privilegien, wenn man dazu noch intelligent ist supi, man das muss echt ein total schönes Leben sein. *träum*
Das halte ich für ein Vorurteil eines recht oberflächlichen Menschen.

Wenn man intelligent und gut aussehend ist, möchte man keine Extrawürste für sein Äusseres, sondern eine Normalbehandlung.

Mir sagt man nach, ich wäre eine intelligente, hochtalentierte Schnitte. Wenn ich Privilegien aufgrund meiner Optik erfahre, lehne ich sie ab, denn das würde mich auf meinen Körper reduzieren.

Und stelle dir vor, nicht alle Probleme sind aus der Welt, nur weil man intelligent und gut aussehend ist.
 

Bergsteigerin

Aktives Mitglied
Liebe Hempeline,

vieles was du schreibst, kommt mir bekannt vor. Ich bin auch schon immer ein legerer Typ. Selbst als Teenager, wo sich alle Mädels in meinem Alter geschminkt und gestylt haben, war mir das eher zuwider. Das war so schwer! Ich wollt ja dazugehören. Wollte auch so sein, wie die. Wollte akzeptiert und gemocht werden... Ich war in der Zeit sehr zerrissen. Hab vieles mitgemacht, was mir gar nicht so recht entsprach und mich dabei sehr unwohl gefühlt. Die einzige "Lösung" schien mir zu sein, jemanden zu finden, der nicht sehr weit von dem weg war, was auch mir entsprach, der aber trotzdem "cool genug" war um als "Vorbild" zu taugen... So richtig gab es da niemanden und ich wurschtelte halt so weiter...

Später entwickelte ich etwas, das ich (und offensichtlich auch die Menschen um mich rum), für Selbstbewusstsein hielt. Es fiel mir viel leichter, einfach das anzuziehen, was mir gefiel, was ich bequem und praktisch fand, ohne dass es mich groß interessierte, was andere davon hielten. Irgendwie verband sich damals für mich Selbstbewusstsein mit Schlabberlook... ICH hatte es schließlich NICHT (wie viele andere) nötig, mich mords aufzutakeln und zu stylen. ICH war selbstbewusst genug, mir keinen Kopf darüber zu machen, wie ich aussehe... (Du siehst, man kann auch im Schlabberlook arrogant sein...) Ich glaube, gerade weil ich als Teenager so große Probleme damit hatte, eine eigene Meinung zu haben (eine andere als die anderen), wurde es für mich so wichtig, mich vom Mainstream abzuheben. Mir schwante irgendwann, dass ich vielleicht manchmal nur deshalb bestimmte Dinge ablehne, weil sie grad total in waren. Nicht nur in Bezug auf Klamotten, sondern bei fast allem.

Ganz viele Jahre, lebte ich diese Art von "Selbstbewusstsein". Im Vergleich zur Teenie-Zeit, war ich auch viel offener, schlagfertiger, fühlte mich hübscher und war weit weniger schüchtern. Aber ganz tief drin wusste oder ahnte ich wohl trotzdem, dass das nicht so ganz echt ist... Es gab so einige Situationen, die mir nach wie vor große Angst machten. Ich hatte nur gelernt, das ziemlich gut zu überspielen und niemanden merken zu lassen. Oder ich vermied diese Situationen einfach.

Als ich dann in einer heftigen Krise steckte (gescheiterte Beziehung), sagt mir zum ersten Mal jemand ganz ehrlich, er habe den Eindruck, es falle mir schwer, mich selbst anzunehmen. (Dieser Mensch hat von da an sehr, sehr viel bei mir in Bewegung gebracht. Ich hab ihm unglaublich viel zu verdanken!) Ich hatte aber erstmal wirklich keine Ahnung, wovon er spricht. Ganz analytisch und detailliert erklärte ich ihm, warum das nicht stimmen könne. Ich fühlte mich wohl in meinem Körper, ganz ohne da übermäßig "nachhelfen" zu müssen. Ich war zufrieden mit meiner Intelligenz und meinen Fähigkeiten. War gut in meinem Beruf und auch ansonsten vielseitig interessiert. Manchmal ein wenig faul, aber dazu stand ich locker... Und ich war auch zufrieden mit meinem sozialen Umfeld, mit Freunden, mit ehrenamtlichem Engagement etc. Mir fiel also wirklich kein einziger Aspekt ein, wo ich sagen hätte können: "Da fällt es mir schwer, mich so anzunehmen, wie ich bin."

All das entsprach auch wirklich den Tatsachen und doch weiß ich heute, dieser Mann hatte Recht. (Auch wenn ich immer noch nicht sagen kann: "In diesem oder jenem Punkt, konnte ich mich nicht so richtig annehmen.) All diese Selbstsicherheit, war zwar da, aber sie war nur an der Oberfläche. Tief drin war da immer noch die Angst, nicht zu genügen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich oft bei ganz normalen, harmlosen Dingen Angst, mich zu blamieren. Hatte Angst Schwäche zu zeigen, hatte Angst nachzufragen, hatte Angst, dass man mich dumm, langweilig oder nervig finden könnte...

Seitdem hat sich vieles in mir verändert. Trotzdem bin ich noch dieselbe geblieben. Ich hab mehr zu mir gefunden. Die meiste Zeit lauf ich immer noch ganz leger herum, aber inzwischen trau ich mich auch, mich für entsprechende Anlässe mal schick zu machen. Früher hab ich mich bei solchen Anlässen unwohl gefühlt. Ich fühlte mich falsch, wenn ich unpassend leger auftrat und ich fühlte mich falsch, wenn ich mich im Gegensatz zu sonst, schick machte. Heute fühl ich mich nicht mehr falsch, wenn ich ab und zu mal etwas ganz anders mache als sonst. Ich erkenne viel mehr Facetten an mir und freu mich darüber, wenn mir jemand sagt: "Hey, das hätt ich dir gar nicht zugetraut." Ich trau mir jetzt mehr zu. Ich muss nicht in dem Rahmen bleiben, den ich mir einmal gesteckt habe, aber es wäre auch völlig falsch, meinen Rahmen mit Gewalt zu verlassen, um z. B. irgendwelche Erwartungen zu erfüllen.

Ich denke, der Knackpunkt ist tatsächlich diese Gefühl, irgendwie falsch zu sein. Dagegen hilft es leider weder, einfach trotzig sein Ding durchzuziehen (und sich dabei unwohl zu fühlen), noch hilft es, sich einfach anzupassen und das zu tun, wovon man glaubt, dass andere es erwarten. (Dabei fühlt man sich garantiert auch unwohl....) Eigentlich muss man wohl erst das Gefühl loswerden, falsch zu sein. Dann ist es im Grunde egal, was man tut. (Bzw. das was man dann tut, wird automatisch richtig sein und sich auch so anfühlen, egal ob es anders ist, als andere erwarten, oder ob es anders ist als das, was man immer dachte, dass der eigenen Persönlichkeit entspräche...)

Mir scheint, dass deine Vorstellungen von einer selbstbewussten Frau, genau in diese Richtung gehen. Was du dir da vorgestellt hast, warst eben NICHT DU mit mehr Selbstbewusstsein. Bitte tu mir den Gefallen und versuch bloß nicht, so zu werden, wie die selbstbewusste Frau deiner Vorstellung! DU wärst dann ja gar nicht mehr da. Und das wäre sehr, sehr schade!

Ja...mir meiner selbst bewusst das bin ich. Ich meine mich aus dem ff zu kennen. Ganz und gar. Und kann mir nicht vorstellen, noch irgendwelche ueberraschungen mit mir zu erleben.
Dazu möchte ich gerne noch etwas sagen... Ich halte es für sehr wichtig, dass man mutig genug ist, sich überraschen zu lassen. Keiner ist irgendwann "fertig" und "abgeschlossen". Leben ist immer Entwicklung und es ist immer bis zu einem gewissen Grad unvorhersehbar. Und das ist gut so. Ich halte es für sehr schädlich, wenn man an etwas (und sei es das Selbstbild) zu sehr festhält, das gerade ist. Es ist sehr befreiend, zu spüren, dass nichts so bleiben muss, wie es ist. Es ist befreiend, darauf zu vertrauen, dass sich immer noch was ändern kann. Es ist paradox und vielleicht mit dem Verstand gar nicht zu begreifen: Sich selbst anzunehmen, ist eine extrem wichtige (vielleicht die wichtigste) Voraussetzung, für Veränderung und Wachstum.

Bei vielen führt eine Unzufriedenheit zu Resignation. "Ich kanns nicht ändern, also muss ich es eben akzeptieren." So eine Resignation ist gefährlich. Man wird immer noch unzufriedener und unglücklicher. Alles stagniert, da ist kein Wachstum, kein Leben, kein Fünkchen Glauben an die Möglichkeiten und Chancen die es gibt.

Das Gegenteil: Jemand der verbissen kämpft und strampelt und alles dafür tut, seine Unzufriedenheit zu bekämpfen, seine Ziele zu erreichen, sich selbst zu optimieren, funktioniert aber auch nicht... So jemand findet wohl auch nie zu sich selbst, weil er vielmehr versucht, aus sich jemanden zu machen, der er im Grunde nicht ist.

Viele Menschen schwanken wohl auch zwischen diesen Extremen. Sie haben es vielleicht erst mit dem einen versucht, haben festgestellt, dass es nicht funktioniert und versuchen deshalb das andere. Manche glauben wohl auch, dass eine Art Mittelweg das Beste ist. Nicht zu viel Resignation, aber auch nicht zu viel Kampf. Das klingt vernünftig, aber ich glaube inzwischen, dass es noch etwas anderes gibt. Ein wirkliches "Sich-annehmen" mit einem gleichzeitigen Vertrauen in das, was da noch wachsen kann... Ich bin davon überzeugt, dass man diesen Weg nicht in der Mitte zwischen den beschriebenen Extremen findet. Dieser Weg ist wo anders...

Liebe Grüße
M.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Selbstbewusst zu sein heißt für mich NICHT zwangsläufig erfolgreich, durchsetzungsstark, gut gekleidet, erwachsen oder extrovertiert zu sein.
Selbstbewusst ist für mich jeder, der mit sich zufrieden ist und zu seiner Meinung steht.

Meinetwegen kann ein Erwachsener kindisch, introvertiert sein und Stofftiere sammeln. Selbstbewusst hieße dann einfach nur dazu zu stehen.
Selbstbewusst kann durchaus auch bedeuten, seine Meinung nicht durchzusetzen, weil man sich überzeugen lässt dass eine andere Idee besser ist. Gerade die Fähigkeit anderen mal Recht zu geben zeugt von Größe, da man sich selbst nicht nur über Erfolg definiert.

Ob man wirklich selbstbewusst ist, kann man finde ich über eine einfache Frage an sich selber festmachen: Finden mich andere gut? Lautet die Antwort ja oder nein, ist man nicht selbstbewusst. Die richtige Antwort sollte lauten, ist mir doch egal :)
 

Bergsteigerin

Aktives Mitglied
Lieber Andreas,

spontan wollte ich dir im ersten Moment zustimmen. Aber dann hat mich doch was davon abgehalten...

Finden mich andere gut? Lautet die Antwort ja oder nein, ist man nicht selbstbewusst. Die richtige Antwort sollte lauten, ist mir doch egal :)
Ich weiß nicht, ob du es tatsächlich so gemeint hast, aber dieses "Ist mir doch egal!" Klingt in meinen Ohren irgendwie zu gleichgültig. Du hast schon recht, wenn du damit einfach diese wunderbar gelassene Art meinst, mit der manche Menschen der Meinung anderer über sich begegnen. Aber Gelassenheit ist etwas anderes, als Gleichgültigkeit. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken an Menschen, die tatsächlich mit so einer kalten Gleichgültigkeit sagen können, dass es ihnen völlig egal ist, was andere von ihnen denken, ob sie gemocht und akzeptiert werden, oder eben nicht... Mag sein, dass das auch eine Form von Selbstbewusstsein ist, aber ich glaube, dass so jemand, um den Preis dieses Selbstbewusstseins etwas in sich zerstört hat. Nämlich die zutiefst menschliche Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Zugehörigkeit. Deshalb tu ich mich sehr schwer damit, jemandem zu raten, so ganz grundsätzlich auf die Meinung anderer zu pfeifen. (Dein Beitrag hat mir den Grund dafür erst so richtig klar gemacht... Danke!)

Ich weiß nicht genau, ob das für alle Menschen gilt, aber ich bin sicher, jemand wie unsere liebe Frau Hempel, würde nicht glücklich damit werden, wenn es ihr gelingen würde, tatsächlich so gleichgültig zu werden. Ich halte es auch nicht (mehr) für eine Schwäche, anderen gefallen zu wollen und sich um die Zuneigung anderer zu bemühen! Aber es ist alles andere als einfach, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und gleichzeitig das tiefe Vertrauen in den eigenen Wert, unter einen Hut zu bringen. Diese beiden Dinge scheinen sich zu widersprechen. Entweder bin ich davon überzeugt, dass ich Recht habe und dass das was ich tue und denke richtig ist, dann komme ich erst gar nicht auf die Idee, irgendwas anders zu machen, um anderen zu gefallen. Oder ich bin unsicher und erhoffe mir Bestätigung und Anerkennung von anderen, wofür ich mich dann zwangsläufig an deren Erwartungen anpasse... Entweder... Oder... So scheint es!

Ich befürchte, dass es mir nicht gelingt, richtig verständlich in Worte zu fassen, wie ich glaube, dass es bei diesen scheinbaren Gegensätzen ein "sowohl... als auch..." geben kann. Ich möchte es trotzdem versuchen. Ich glaube, jemand der wirklich gelassen und in sich ruhend (das wurde ja schon so schön gesagt) um seinen eigenen Wert weiß, der kann bei Kritik oder anderen Meinungen, ganz offen sein. Der kann einerseits (logischerweise) bei den Schwächen, derer er sich bewusst ist, gut auf die Erfahrungen und Ansichten anderer hören und evtl. entsprechend handeln, als eben auch dort, wo er eigentlich seine Stärken sieht, ehrlich hinterfragen, ob nicht die Meinung eines anderen doch besser oder zumindest gleichwertig ist. Da ist eben nicht diese grundsätzliche Sicherheit, Recht zu haben (zumindest bei diesem einen Thema), sondern vielmehr ein tiefes Vertrauen, die richtige Entscheidung treffen zu können, wenn man alles mit einbezieht und auch die Sicherheit, nicht sein Gesicht zu verlieren, wenn man seine Meinung ändert etc. Das alles aber eben auch völlig ohne diese Angst, das eigene Empfinden oder Erleben könnte falsch und man müsse womöglich diesem eigenen Empfinden zuwiderhandeln, wenn man keinen Riesenfehler machen will.

Ich denke, man muss weder das eigene Empfinden mit betonter Gleichgültigkeit gegen die Ansichten anderer abschotten, noch muss man seinen eigenen Ansichten misstrauen und immer hinterfragen, ob es nicht doch falsch ist, was man empfindet.

Dabei fällt mir ein, dass sehr viele Fragesteller, nach Bestätigung ihrer Ansichten suchen. Sie berichten z. B. von Konflikten mit dem Partner (oder Freunden, Eltern etc.) und versuchen ihrer Meinung eine Allgemeingültigkeit zu verleihen, indem sie möglichst viele Menschen finden, die derselben Ansicht sind. Obwohl solche Fragesteller meist sehr gut darin sind, ihre Ansicht gegenüber anderslautendenen Meinungen kräftig und quasi lautstark (wenn man das bei schriftlichem Austausch sagen kann ;)) zu verteidigen, sehe ich darin so gar kein Selbstbewusstsein. Sie brauchen die Allgemeinheit hinter sich, um zu ihrer Meinung stehen zu können. Bei persönlichen Konflikten halte ich das für fatal. So findet überhaupt keine echte Kommunikation statt... Aber ich schweife ab und lass es an der Stelle einfach mal gut sein, in der Hoffnung, doch einigermaßen verständlich gemacht zu haben, was ich sagen möchte...

Liebe Grüße
M.

PS: Andreas ich möchte nochmal betonen, dass ich nicht sicher bin, ob du zu der von mir kritisierten Gleichgültigkeit raten möchtest. Sieh meinen Beitrag deshalb bitte nicht als Kritik an deiner Aussage. Ich hab deinen Satz "Mir doch egal." einfach nur als Aufhänger dafür benutzt, um festzuhalten, dass ich unter Gelassenheit etwas ganz anderes verstehe, als unter Gleichgültigkeit.
 

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