Und Moral soll etwas gutes sein? Eher nicht.
Kennst Du denn überhaupt nicht Gut oder Schlecht als Bewertung von menschlichen Handlungen? Dein Eintreten für den Humanismus und Deine Worte gegen den Nationalsozialismus sagen zB etwas anderes.
Eigentlich sagt mir Dein Satz "Und Moral soll etwas gutes sein?", dass Du durchaus mit dem Prädikat "gut" (und vermutlich auch mit dem Gegenteil "schlecht" gedanklich operierst.
Moral sagt, dass Gott Mann und Frau füreinander geschaffen hat. Demgegenüber stelle ich, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt, nicht nur zwei, und dass sehr wohl auch Mann und Mann und Frau und Frau und ein Mann und viele Frauen und viele Frauen und ein Mann und intersexuelle Beziehungen möglich und natürlich sind.
Das sagt mir (nur), dass Du nicht mit einer speziellen kirchlichen Moral einverstanden bist. Bin ich übrigens auch nicht (immer). Damit ist aber nicht erwiesen, dass es überhaupt keine Moral gibt.
Moral sagt, tue dies, dann wirst du belohnt (Himmel), ansonsten bestraft (Hölle). Dem stelle ich gegenüber, dass Menschen deterministisch funktionieren und somit keine freie Entscheidung existiert, weshalb ein bestrafen sinnlos ist (nicht aber das wegsperren zum Schutze dritter).
OK. Du vertrittst ein deterministisches Weltbild. Dann kannst Du aber niemanden schuldig dafür sprechen, wenn er Deine Eltern umbringt, Kinder missbraucht etc.!!
Ich kann nicht erkennen, dass ein deterministisches Weltbild gute Früchte bringt. Es mag etwas beruhigendes haben, wenn man sich nicht mehr für seine Taten verantwortlich fühlt.
Also ich kann jedenfalls mein Gewissen nicht so doll beruhigen.
Zumal weltliche Taten weltlich sind und eine Bestrafung im Jenseits keinen Sinn hat.
Das Jenseits als Lösung unserer offenen Fragen (zB Theodizeefrage) ist vielleicht unser einziges Mittel. Meine gelegentlichen Rachegefühle relativieren sich dadurch erheblich
. Weil der Oberboss eben auch noch für Gerechtigkeit sorgt (falls es ihn gibt, was ich hoffe).
Religion widerspricht sich. Das System Himmel und Hölle dient letztendlich nur dazu, Macht auszuleben. Warum sollte ein Mensch in die Hölle kommen, nur weil er seinen freien Willen nutzt, den Gott ihm doch gegeben hat? Dann hätte Gott in einer tollen Allmacht die Schöpfung so machen können, dass sie nur das tun was er will. Nein, er lässt sie tun was sie wollen und bestraft sie hinterher dafür. Das ist lächerlich.
Entschuldige, aber nun bist
Du wohl auf der unlogischen Seite. Wenn Gott dem Menschen
keinen freien Willen gegeben hätte, dürfte er ihn logischerweise nicht bestrafen. Ein Mensch mit freiem Willen ist dagegen zurechnungsfähig und kann sich schuldig machen. Eine fehlerfreie Welt würde höchstens aus moralneutralen Tieren bestehen. Ist nicht der Gute Mensch das einzig wertvolle im Universum? Vor allem im Gegensatz zu einem deterministisch sich abspielenden Uhrwerk.
Übrigens: wenn kirchliche Menschen Macht ausüben wollen, dann ist das ein Zeichen von Freiheit, die Du verurteilst. So ein Verhalten verurteile ich auch. Aber wie ich bereits in einem anderen Beitrag sagte, handeln solche Typen nicht im Einklang der wahren Religion. Sie verkaufen eher ihr unmoralisches Verhalten im angeblich frommen kirchlichen Mäntelchen.