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coastdog1966
Gast
Eigentlich... damit geht’s schon los. Weil, „eigentlich" habe man keinen Grund, unglücklich zu sein. So fangen wahrscheinlich viele Geschichten an.
Was mich mein halbes Leben lang wie eine chronische Vergiftung begleitet, sind meine so genannten „niederen" Gedanken und Gelüste. Das haben all meine Bestrebungen, ein ordentliches Leben zu führen, nicht ausmerzen können. Und das ist nach allgemeinen gesellschaftlichen Maßstäben ansehnlich. Ich habe seit über 20 Jahren einen festen Beruf. Ich bin mit einer sehr attraktiven und äußerst lebenstüchtigen Frau verheiratet. Wir haben einen halbwüchsigen Sohn, der uns mit Stolz erfüllt, und das, obwohl ich früher nie ein Kind wollte. Wir haben ein hübsches Haus, zwei Autos, fahren regelmäßig in den Urlaub. Ich habe ein Hobby, das mir sehr viel gibt (Musik).
Was willst Du eigentlich, müsste jetzt kommen.
Was mich fertig macht, hat nicht mit meinem „real life" zu tun. Es ist wie eine böses, schwer zähmbares Tier, das ständig zähnfletschend in seinem Käfig hin und her jagt. Es heißt „Trieb" und macht mir seit Ewigkeiten schwer zu schaffen. Ich finde Vergnügen an Dingen, die unanständig, unvernünftig, unnormal oder extrem sind. Wobei sich die Definition dieser Begriffe sicher jedem anders erschließt. Seit ich ein Teenager bin, kann ich mich an Pornografie nicht satt sehen. Wie furchtbar die Erfindung des Internets in dieser Hinsicht ist, kann man sich wohl vorstellen. Seit wir eine Spielekonsole besitzen, habe ich mich durch sämtliche Versionen eines bekannten Ego-Shooters gemetzelt. Ich betrinke mich gern, was natürlich äußerst selten passiert und dann auch glimpflich endet.
Das Schlimme ist, wenn ich in Situationen komme, wo sich die Chance zum „Herauslassen des Tieres" ergibt. Durch mein Hobby bin ich viel unterwegs, und manche Frau, die mich da vor der Bühne anstrahlt, möchte ich nur noch flachlegen. Gehe ich mal aus und muss nicht fahren, bin ich am Ende des Abends mit ziemlicher Sicherheit betrunken. Das veraltete Klischee „Sex & Drugs & Rock and Roll" empfindet ein Teil von mir als sehr wohltuend. So ist es in gewisser Weise gut, dass der Großteil meiner „Sünden" keine negativen Auswirkungen auf meine Familie hat.
Wenn ich meine Situation nach rationalen Gesichtspunkten betrachte, ist mir klar, dass das alles Blödsinn ist, dass es diese Frauen im echten Leben nicht gibt, das Videospiele albern sind und Trinken der Gesundheit schadet. Was aber tun, wenn man kein rationaler Mensch ist... ?