Ich bin ein sehr herzlicher Mensch, der die Nähe zu anderen Menschen braucht, beruflich wie privat. Wobei ich aber noch gut damit umgehen könnte, wenn die Leute bei uns generell distanziert wären. Sind sie aber nicht. Die Leute bei uns sind offen und herzlich – nur eben nicht im Umgang mit mir und meiner Kollegin, zu uns sind sie distanziert. Wir sind die ausgegrenzten Außenseiterinnen in der Truppe – DAS ist es, was mich stört.
Alle Leute bei uns duzen sich, nur wir beide dürfen das nicht. Alle verabreden sich öfters in kleineren Gruppen und gehen mittags zusammen in die Stadt, nur wir beide dürfen nicht mit. Unsere Vorgesetzten und Kollegen treffen sich hin und wieder im Büro oder sonstwo zum Quatschen. Wenn wir die Leute ins Gespräch verwickeln möchten, werden wir spätestens nach 2-3 Minuten abgefertigt und fühlen uns dann wie lästige Störfaktoren. Obwohl wir laut Personalrat alle den Anspruch auf Home Office haben, müssen wir Sekretärinnen täglich ins Büro kommen. Die anderen Leute arbeiten 1-2 Tage pro Woche zu Hause.
Gegrüßt werde ich in der Behörde immer. Wenn ich irgendwelchen Leuten per Zufall in der Stadt begegne, nicht immer. Mich stört auch, dass die Akademiker sich vieles herausnehmen, was sie uns Nicht-Akademikern nicht zugestehen. Am Anfang habe ich hier geschrieben, dass man bei uns an die Türen klopfen muss, bevor man irgendwelche fremden Büros betritt. Das gilt aber nicht für uns Sekretärinnen. Ins Vorzimmer kommen alle Leute rein, wann es ihnen passt. Ob wir nicht auch mal Ruhe und Konzentration brauchen, interessiert die Leute kein Stück.
Vor ein paar Wochen wurde ich in einer Besprechung von einem Sachgebietsleiter rundgemacht. Es ging um einen kleinen unbedeutenden Fehler, den meine Kollegin begangen hatte. Weil sie nicht in der Besprechung war, hat er seinen Ärger an mir ausgelassen. Ich habe nichts dazu gesagt, weil wir Sekretärinnen keine höhergestellten Mitarbeiter kritisieren dürfen. Meine Vorgesetzten waren in der Besprechung und haben die Szene live mitbekommen. Ich ging davon aus, dass sie ihm was sagen und/oder an einem anderen Tag das Gespräch mit mir und meiner Kollegen suchen würden. Die haben sich mit keinem Wort zu diesem Vorfall geäußert, fand ich nicht gut. Der Mann hat mit mir wie mit einem Schulmädchen gesprochen, das ging gar nicht.
Sehr unprofessionell finde ich das Gerede hinter dem Rücken irgendwelcher Personen. Meine Chefin legt großen Wert darauf, dass wir Sekretärinnen kein negatives Wort über andere Leute aus unserer Abteilung verlieren. Und zwar auch, wenn diese Leute nicht gerade nett zu uns waren. Vor einigen Tagen hat sie in einer Besprechung über meine Kollegin in deren Abwesenheit gelästert.
Ich könnte jedes Mal den Kopf schütteln, wenn meine Vorgesetzten sich bei mir über das ach so gemeine Verhalten anderer Personen aus der Behörde auskotzen. Sie beschweren sich immer wieder, wie distanziert, arrogant und böse viele Menschen bei uns im Haus doch sind und wie schlecht sie von denen behandelt werden. Dann muss ich mir jedes Mal auf die Zunge beißen, damit mir kein Spruch á la „Wie wär´s denn mal damit, wenn Sie Ihre eigenen Mitarbeiter ein wenig anders behandeln?“ rausrutscht.