Hallo Sookdown,
Ich hatte eigentlich keine große Lust mehr selbst im Forum zu schreiben, aber ich schaue ab und zu noch vorbei und dabei bin ich jetzt über deinen Beitrag gestolpert.
Der bringt mich jetzt doch dazu.
Ich bin eine Leidensgenossin. Ich habe meinen SchwankSchwindel mit 18 Jahren zum ersten Mal bekommen. Damals wurde natürlich sofort alles untersucht, sogar eine
Lumbalpunktion habe ich bekommen. Tja, wie dir sicher aus eigener Erfahrung bekannt ist, ohne Befund.
Ich bin nur wenige Jahre älter als du, aber als es bei mir anfing konnte noch niemand wirklich was mit dem Begriff SchwankSchwindel anfangen. Ich weiß nicht mehr
wie oft ich allen erklärt habe: Nein, es ist nicht mein Kreislauf...Nein, es dreht mich nicht. Ich fühle mich normal, wenn man davon absieht, dass ich auf einem Schiff mit hohem Wellengang bin. Immer! Lageunabhänig!
Menschen die das nicht selbst fühlen können kaum nachvollziehen wie belastend diese Störung ist. Ich hab mehr als einmal über Selbstmord nachgedacht. Ich durfte mir dann anhören: Wegen Schwindel bringt man sich doch nicht um. Stell dich nicht so an... Aber genau genommen ist es ja garkein Schwindel. Es ist eine Störung des Gleichgewichts. Nicht des Gleichgewichtorgans, denn das ist bei mir und bei dir sicher auch in Ordnung. Mein Chiropraktiker meinte zu mir aber, dass das Gleichgewicht eben nicht nur über das Ohr sondern auch über andere Bereiche des
Körpers hergestellt wird.
Dieser Arzt war übrigens auch der Erste, der nicht zu mir sagte es kommt von der Psyche. Er sagte: Klar, kenne ich. Ich hab dutzende Patienten mit dem selben Problem. Das Problem bei mir und vielen anderen ist die HWS.
Ich bin dann über Jahre immer wieder zu ihm in Behandlungund und es war zwischenzeitlich auch für zwei, drei Jahre gut. Dann kam es wieder und ich bin wieder zu ihm und dann war es wieder eine zeitlang verschwunden.
Dann vor ungefähr vier oder fünf Jahren bekam ich diesen SchwankSchwindel so stark wie nie zuvor. Ich hatte keine Ahnung das er so schlimm werden konnte. Ich dachte ich werde wahnsinng... und irgendwie wurde ich das wahrscheinlich auch. Ich war bettlägerig (was es natürlich
nicht besser machte, weil lageunabhänig), ich konnte nicht mehr lesen da alles so gewackelt hat und wollte nur noch sterben.
Meinen Arzt gab es zu dem Zeitpunkt leider nicht mehr und die anderen haben mich wie zuvor nicht ernstgenommen.
Mein Mann musste sich um mich kümmern, obwohl ich versucht habe keine Last zu sein war ich natürlich trotzdem eine. Es kam wie es kommen musste und mein Mann wollte so nicht mehr weitermachen. Es gab noch andere Probleme, aber das war der entscheidende Punkt.
Dann stand ich da (schwankend) mit nichts. Ganz allein. Körperlich am Ende.
Und da ist dann was in mir passiert. Ich kann es nicht genau erklären, aber ich hatte nichts mehr zu verlieren und deshalb hab ich einfach losgelassen. Nicht mein Leben (so wie ich es oft vorhatte) sondern meine Verkrampfung.
Ich hab mir ein Buch genommen und versucht zu lesen. Am Anfang ging es kaum, wegen des starken Schwindels, doch nach einiger Zeit wurde es etwas besser. Ich konnte es kaum fassen! Lesen war mir immer eine der liebsten Beschäftigungen und ich dachte das es nie mehr wirklich
funktionieren würde. Mein Mantra in dieser schlimmen Zeit war nämlich: Ich kann das nicht, weil es mir zu schlecht geht. Der Schwindel war nicht weg oder sowas, doch er war etwas im Hintergrund und das war ein riesen Erfolg. Also hab ich weitergemacht. Ich bin aus dem Bett aufgestanden und jeden
Tag spazieren gegangen. Das war zuerst auch nicht angenehm, wurde dann aber auch immer besser. Ich habe Übungen gemacht. Extra für die HWS und Yoga gegen die innere Anspannung (darf man nicht unterschätzen). Jeden Tag ein festes Programm. Keine Ausreden.
Mein Mann und ich fanden wieder zusammen. Ich habe mich komplett verändert und wir konnten wieder ein gemeinsames Leben führen.
Und weißt du was mit dem Schwindel passiert ist? Er verschwand. Nicht für immer, er kommt noch ab und zu, aber ich ignoriere ihn.
Das klingt total blöd und ich wünschte ich könnte es besser erklären, weil du bestimmt sagst: Ich kann ihn nicht ignorieren. Aber bei mir ging nur so diese unterbewusste Anspannung weg. Ich fühle den Schwindel wenn er wieder mal da ist, akzeptiere ihn (was verdammt schwer ist) und mache dann alles ganz normal so als wäre nichts.
Natürlich ist mit diesem ekelhaften Gefühl alles schwerer, aber ich lasse es mir nicht anmerken.
Ich glaube das haben die anderen Ärzte immer gemeint, als sie sagten es kommt von der Psyche. Ich glaube der Schwindel wird körperlich von HWS Problemen ausgelöst und von einer inneren psychischen Anspannung aufrechterhalten. Ich habe in der ganz schlimmen Zeit auch immer
versucht locker zu lassen, aber eben konzentriert auf den Schwindel. Alles was ich tat war darauf konzentriert und das war das Problem. Ich konnte erst loslassen als ich nichts mehr zu verlieren hatte.
Keine Ahnug ob dir mein wirres Geschreibe irgendetwas bringt, aber gib nicht auf! Ich hatte übrigens auch schon den gleichen Gedanken, das ich lieber Krebs hätte. Damals, heute nicht mehr. Heute lebe ich einfach und bin froh darüber.
Du brauchst dringend etwas in deinem Leben für das du stark sein musst. Ich habe meinen Mann. Nur für sich selbst stark zu sein thematisiert die Krankheit zu sehr und die sollte garkeine Aufmerksamkeit bekommen. Leiste gemeinnützige Arbeit oder hol dir ein Tier aus dem Tierheim.
Du bist nicht allein damit. Von uns gibt es Viele
Ich wünsche dir ganz viel Kraft aber auch Gelassenheit.