Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Das Produkt nach 21 Jahren

Care

Mitglied
There it is. Way through adolescence part 2. I am in University of Stuttgart now and I already have doubts if the direction I chose really suits me or not.

Wenn mein Leben als Geschichte veröffentlicht werden müsste, würde ich klar die Rolle des klassischen Antihero übernehmen. "A protagonist who has the opposite of the tradition attributes of a hero. [...] Often what an Antihero learn, if they learn anything at all, is that the world isolates them in existence devoid of God." Supryia M. Ray et al. The Bedford Glossary of Critical and Literary Terms. Bedford Books, January 2013.

Tatsächlich fühl sich alles falsch an. Die Heimatstadt und das bisschen "Familie" zurück zulassen... scheint mir ein großer Schritt zu sein. Ich wäre nie glücklich geworden, doch nun fühl ich mich von Schuldgefühlen geplagt... meine Mutter verfolgt die Zukunftsangst, ihre Selbstständigkeit neigt sich dem Ende zu. Ihr tägliches Brot mit dem Laden kann sie nicht mehr führen - der Geschäftserfolg bleibt aus. Wie ironisch, dass dies zu meinen Auszug geschieht, da zur Zeit meiner Geburt das Geschäft gegründet geworden ist.
Ich wünschte ich hätte eine Lösung parat, der meiner Mutter Perspektive schenkt, doch ich kann mir selbst kaum Rat geben.

Unzählige Forderungen an hohen Summen jagen uns.
Ganz unbeteiligt: mein Drei Jahre älterer Bruder. Er ist noch jung, hat eine solide Arbeit und verdient seine Brötchen. Eine kleinere Sorge für mich. Das Einzige was mich manchmal beschäftigt ist die Einstellung und Charakterentwicklung meines Bruders. Natürlich können jahrelange gesellschaftliche Isolation und Computerspiele keine optimale Persönlichkeit bauen. Mein Bruder ist respektlos, egoistisch und faul. (Klar, besitze ich auch keine weisse Weste, unsere Mutter ist schon eine schwierige Person und aus der Ferne vergisst man oft die relativ kleinere Zeit an negativen Erfahrungen...) Er hat so viel Potenzial (wie in jedem Menschen), aber es kann ihm niemand diesen "Kick" geben. Ich will, dass er endlich etwas aus seinem Leben macht... etwas unternimmt, das Leben außerhalb seiner Vier Wände probiert... Das ist einfacher gesagt als getan... Logo. Doch wann und wie wird er endlich erwachsen? Tatsächlich finde ich es einerseits Gut, dass er noch bei meiner Mutter lebt. Ich will mir nicht vorstellen müssen, dass meine Mutter ganz alleine lebt und die Zeit totschlägt. Auch meine Mutter ist gesellschaftlich isoliert.

In ihrem Verhalten spiegelt sich mein Selbst wieder: Erstsemestlerin und trotzdem habe ich es geschafft, mich in den ersten Zwei Wochen einsam zu verkümmern. Ich habe sehr oft depressive Verstimmungen und komm sehr schwer "in Stimmung" um überhaupt eine halbwegs interessante Unterhaltung mit Kommilitonen zu führen. Meine einzig wirksame Medizin ist der Alkohol - er lässt mich vergessen und hilft mir mich für gefühlte 5 Minuten einzustimmen - keine Minute länger. Denn wenn ich Alkohol konsumiere ist wie eine durchgehende Autobahnfahrt bis zum Unfall. Kennt Ihr das, wenn man ständig weiterkonsumiert um bloß nicht wieder in die bisherige depressive Stimmung zu landen? Ich konsumiere so viel und so lange bis meine Müdigkeit einschlägt und ich vollkommen unzurechnungsfähig bin. Eine große Bürde für meine Zeitgenossen. Beschämend dazu! Und doch verfall ich immer in das gleiche Muster, wieder und wieder.
Auf Grund meines Studiums habe ich meinen bisher täglichen Alkoholkonsum auf Wochenenden und Montage reduziert. (Ausnahmen bestätigen hier doch die Regel!)
Ich habe allerdings Zero Freunde. All' meine Kommilitonen haben sich in Gruppen bereits gefunden und ich? Ich schlendere immer alleine durch den Campus, sitze immer einen leeren Platz entfernt von Kommilitonen in Vorlesungssälen.
Natürlich könnte ich aufdringlich auf Menschen zu gehen und war auch mein Einfall während der Einführungswoche. Dies klappte nur so lange bis die Menschen mich näher kennenlernten. Denn unter der scheinbar kontaktfreudigen Persönlichkeit befindet Scham und Langeweile.
Ich bin langweilig. Außerdem empfinde ich es als übermäßig großen Druck mich mit Menschen in Vorlesungen aufhalten zu müssen, die mich persönlich kennen und von mir erwarten Teil eines Gesprächs zu werden. Denn nach einem Gespräch wird immer offensichtlich wie öde und langweilig ich wirklich bin.
In einem Jobinterview müsste ich lügen was meine Hobbys angehen, denn ich habe keine. Auch wirkliche Interessen habe ich keine...
Das Einzige womit ich mich auszeichnen dürfte wären eventuell meine Joggingleistungen und gezielte Ernährung.
Dem entgegen zu wirken habe ich oft darüber nachgedacht, was mich interessieren könnte: ja, ich würde gerne ein Teil einer Theatergruppe, eines Volleyballteams sein. Ich will Piano spielen und zeichnen, doch die Zeit müsste ich eher für mein Selbststudium nutzen, denn die Zeit dafür habe ich wirklich nötig. Ich kann kaum den Vorlesungen folgen, verstehe wirklich wenig und noch weniger den Fakt, höhere Mathematik im 1. Semester belegen zu müssen. Alleine, hilflos und ratlos. Und ja natürlich, auch erbärmlich!
Mir fällt es schwer mich zu konzentrieren und habe so große Angstzustände Erwartungen nicht gerecht zu werden. Gerne würde ich mich an Seminardiskussionen beteiligen, in Mathe meine Lösungswege vorrechnen, doch ich habe Angst,.. Angst mich komplett zum Vogel zu machen.
Des Weiteren steht das Mitwirken einer ehrenamtlichen Arbeit auf meiner To-Do Liste, doch oftmals denke ich mir ein bezahlter Job wäre gelegener, wenn ich die Zeit hätte, denn ich lebe momentan nur von staatlicher Unterstützung.

Ich vermisse meine beste Freundin am meisten. Sie gab mir Halt und etwas Freude im Leben. So eine Person finde ich nie mehr ein zweites Mal, doch sie selbst ist sehr beschäftigt und viel zu weit entfernt um sie zu besuchen.

Auch mein Freund, den ich online kennengelernt habe, entfernt sich weiter von mir. Gerade jetzt, wo ich mich so leer, ängstlich und einsam fühle. Ich wusste schon von Anfang an, dass es nie klappen würde, denn er ist genau das Gegenteil von mir. (und natürlich der Fakt, dass wir uns noch nie trafen) Er hat eine große angesehene Familie und ist wahnsinnig intelligent, während meine abnehmende Intelligenz (aufgrund Alk.) dem gegenüber steht.

Vorwürfe wegen meines psychisch-kranken Vaters muss ich mir auch machen. Es verfolgt mich jedes Mal, wenn ich Väter sehe.
Er ist extrem krank und einsam. Und mit jeden Gedanken tränen mir die Augen.

Es fühlt sich an als würde mir das Schicksal tatsächlich diesen Drama-typischen Ende geben wollen.
Und ja, es fühlt sich erleichternd an, diese Gedanken loszuwerden. Danke liebes Forum.
Auch so einen Menschen wird sonst nie Interesse an so einer leeren Person wie mich haben.
 
Hallo Care,
sehr schöner Username übrigens.
Du klingst wunderbar klar, in dem was du schreibst und hast dir einen guten Intellekt angeeignet, der erstmal einen gewissen Charme hat und der dich im Leben noch weit bringen wird.
Ich stand vor einem Jahr auch an der Stelle, an der ich mich unendlich leer fühlte, wie so ein Geist, der durch die Welt schlenderte. Was möchte einem das sagen? Mach etwas anderes, krempel dein Leben um, gar nicht so sehr was du tust, sondern wie du es tust, was du denkst, usw. Ich kenne die Lösung zum Glücklichsein auch noch nicht, aber es ist ein ständiges an sich arbeiten.
Mir hat es gestern bspw. eine Freude gemacht hier im Hotel einfach mal in den Wellness-Bereich zu gehen, ein bisschen zu plantschen und in die Sauna zu gehen. Es können solche Kleinigkeiten sein.
Langsam habe ich den Eindruck du bist so in einer Phase, die die meisten mal erleben. Der Sinnlosigkeit, ... Finde ich sehr interessant, meine Familienverhältnisse wirken auf mich sehr ähnlich, nur eben auch da, akzeptiere sie wie sie sind und care primarily about youself.

Viel Glück und wenn du mal jemanden zu schreiben brauchst, kannst dich gern mal melden.
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
Krullagh Wie Selbstwert aufbauen nach jahrelanger Ablehnung? Ich 38
J Direkt nach Umzug wieder umziehen? Ich 38
Herzmelodie MCAS, Allein, Brauche dringend Hilfe (nach wie vor) Ich 31

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben