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Das Mysterium "Ich"

ShutUpTalk

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

ich muss mir hier einfach mal wieder etwas von der Seele schreiben .. einfach aus dem Grund, weil ich mich schön langsam nicht mehr verstehe, geschweigedenn ausstehen kann und mir mein Leben derzeit einfach zu viel wird. Ich fange an schön langsam aus zu brennen, weiß nicht mehr was ich will und habe ständige Stimmungsschwankungen die vom einen Gedankengang zum Anderen von 'absoluter Euphorie und Liebe' über 'absoluter Gleichgültigkeit' zu 'leidenschaftlichem, mich konsumierenden Hass' übergehen.

Ich habe das schon lange, diese Unzufriedenheit mit mir und meinem Leben. Nicht, weil ich nie etwas erreicht habe oder nur so vor mich hin lebe, sondern ganz unbegründet. Eigentlich sollte ich absolut glücklich sein.
Ich meine da ist schon allein der Fakt, dass ich mit drei Jahren in einem See ertrunken bin, laute den Ärzten drei-einhalb Minuten „tot“ war und dank sehr, sehr vielen glücklichen Umständen trotzdem überlebt habe .. sogar ohne Behinderung, was eigentlich ein Wunder ist. Ich meine ich hab mein Abitur geschafft, habe einen der wenigen, guten Studienplätze meiner Leidenschaft ergattern können und bekomme von Kommilitonen oft Komplimenten zu den Dingen, die da so aus meinem Kopf fließen.
Für einen Studenten bin ich finanziell extrem gut dabei und auch ansonsten gibt es eigentlich relativ wenig Großes, das in meinem Leben falsch läuft. Ich denke es gibt viele, die für mein Leben einiges in Kauf nehmen würden .. doch dann bin da ich oder genauer: Diese drei Seiten meiner Selbst und ein paar äußere Faktoren.


Ich habe ja gerade beschrieben, dass ich eigentlich ganz glücklich bin mit mir und meinem Leben. Das stimmt so auch aber das sehe ich auch wirklich nur dann, wenn ich gerade mit 'absoluter Euphorie und Liebe' durch den Tag gehe. Ich kann mir wirklich oft positive Gedanken machen und gehe eigentlich mit der P.M.A Einstellung durchs leben. „Positive Mental Attitude“ (=Positives Denken) ist wohl einfach der realistische Optimismus. Das: Mir ist klar, dass es auf der Welt viel Scheiße gibt .. aber in allem Negativem steckt etwas Positives. Wenn ich wirklich mal eine dieser positiven Phasen habe, dann läuft wirklich alles. Egal wie scheiße die Umstände auch sein mögen, irgendwie verliere ich nie meine positiven Gedanken.
Doch leider wechselt meine Stimmung schon, wenn ich gerade den falschen Gedanken fasse .. und bei einem so verkopften Typen wie mir, passiert das wirklich von einer Sekunde zur nächsten. Nicht umsonst war ich heute morgen noch unglaublich Euphorisch .. und jetzt sitze ich bei gutem, alten Nirvana Grunge wieder an der Tastatur und versuche, mich selbst irgendwie zu fassen.


Momentan bin ich wieder in dieser 'Phase der absoluten Gleichgültigkeit'. Es ist zwar nicht so, als wäre mir alles egal, aber ich fühle mich einfach leer. Viel zu viele Gedanken, die in mir keine Emotionen, sondern nur noch mehr Gedanken hervorbringen: Was ist los mit mir? Wo liegt mein Problem? Ich weiß es nicht .. oder doch?
Ich meine da gibt es so viele Dinge in mir, die mich einfach am Funktionieren hindern. Diese ewigen Stimmungsschwankungen, mein innerer Perfektionismus, der mich daran hindert überhaupt irgendetwas zu schaffen, weil ich sowieso nie etwas perfektes schaffen werde, und all die Ideen für (Film-)Projekte, die von diesem innere Streben nach Perfektion zerstört werden.
Die eine Hälfte meines Kopfs, die mein Leben und vor allem mich selbst bis ins unendliche liebt, und die andere Hälfte, die sich einen Abgang alá Kurt Cobain wünschen würde obwohl sie weiß, dass das Alles einfach nur dumme Romantik nach etwas so unromantischen ist.
Dieser Typ, der so vielfältig ist .. sich aber anderen Menschen nicht öffnen kann und all sein Potential im „es jedem recht machen“ verliert. Sich dafür hasst und dann noch mehr Hass entwickelt, weil er weiß wie dumm es ist sich selbst zu hassen .. oder sich dafür zu hassen, Hass zu empfinden. Ach, ich Hasse das.


Hass ist ein gutes Stichwort für .. naja .. 'leidenschaftlichem, mich konsumierenden Hass'. Gott.. ich hasse was ich Hasse, ich hasse was mir gleichgültig ist, ich hasse was ich liebe und am aller meisten, hasse ich mich einfach selbst. Warum? Weil der Ursprung aller negativen Gedanken, aller Trauer, allen Hass .. nur ich selbst bin. Nichts und niemand hindert mich daran glücklich zu sein, meine Leidenschaft und das Leben zu genießen .. außer ich selbst .. und dabei weiß ich nichteinmal warum ich das mache.
Warum packe ich meinen Wlan Stick und ramme ihn so fest gegen den Tisch, dass die Platine das Gehäuse verlässt und sich bis zum Knochen in meine Hand bohrt? Weil das Internet grade mal wieder etwas langsam ist? Oder doch, weil mit mir einfach irgendetwas nicht stimmt?
Warum zittere ich vor Wut, wenn ich gerade einfach nur gestresst bin? Warum kann ich nicht einfach meine Ruhe bewahren? Warum muss ich innerlich so voller Hass und Chaos sein, wenn ich äußerlich auf andere immer als Ausgeglichen wirke? ..und warum bin ich nicht in der Lage, meine Emotionen zu zeigen? Gott, ich habs' nichtmal geschafft meine Mutter zu Umarmen, als ich nach den Weihnachtsferien wieder 500km zum Studienort gefahren bin .. warum? Weil ich meine Mutter nicht liebe? Auf keinen Fall! Weil etwas mit mir falsch läuft? Ich weiß es nicht.
So viele Fragen, keinen Platz für einen freien Kopf und viel zu viel Hass .. Hass, der entweder in unerwartetem, unkontrolliertem Weinen ausartet .. oder der dazu führt, dass ich mir, brodelnd vor Wut, selbst weh tu. Sei es der Wlan Stick in meinem Fleisch oder die Faust, die viel zu fest gegen die Wand prallt .. und natürlich bin ich der Einzige, der davon mitbekommt .. weil ich mich nur gehen lassen kann, wenn ich alleine bin.


..und so traurig es klingt: Ich gefalle mir in allen Phasen so unglaublich sehr. Ich meine wenn ich glücklich bin - naja, dann bin ich glücklich. Wenn mir alles egal ist und ich nachdenklich bin, komme ich mir immer „Tiefer“ vor als ich eigentlich bin und diese Phase der Selbstanalyse und des Gedankenschweifens tut manchmal auch einfach unglaublich gut. ..und wenn ich voller Hass bin? Dann bin ich wenigstens vor mir selbst in der Lage, meine Emotionen nach Außen zu lassen.
Unterstüzt werden diese Phasen von zu viel Stress, zu wenigen Optionen und zu viel Perfektionismus. Derzeit stehen für diesen Monat noch zwei komplette Kurzfilmprojekte an, ein Film muss noch fertig geschnitten werden, ein absolut unnötiges Referat und 4 Klausuren .. alleine diesen Monat. Viel zu viel eigentlich .. zumindest zu viel, um mich nebenbei noch irgendwie um das Chaos in meinem Kopf kümmern zu können. Deswegen schreibe ich wohl auch diesen Text: Weil das Alles raus muss und ich gerade einfach nicht in der Lage bin, das (von mir geforderte) Kurzfilmkonzept zu schaffen, damit ich es morgen meiner Kommilitonen-Crew pitchen kann.
Die sind leider alle viel zu ausgeglichen, verstehen nie, warum ich trotz all meiner Kreativität so sehr mit mir selbst und meinem Perfektionismus zu kämpfen habe. Warum ich eigentlich so viel über meine Leidenschaft weiß, so viel Talent darin habe und mich doch nur selbst an Erfolgen hindere.


Ich bin viel zu schüchtern und zurückhaltend um mich Menschen zu öffnen. Viel zu verletztlich obwohl es mir eigentlich egal ist, was Andere von mir halten. Ich komme einfach nicht aus meinem Kopf heraus .. jede große Idee, jedes gute Argument, jedes aufmunternde Wort und jegliche Emotion scheitert, mein Hirn zu verlassen. Alles was noch aus mir kommt ist Verzweiflung. Leute sind immer so unglaublich verwirrt, wenn sie von „Bekanntschaft“ zu „Freundschaft“ wechseln .. dann kann ich mich einfach besser öffnen .. und dann merken viele, dass hinter dem so ausgeglichen wirkendem Typen so viel Chaos steckt, der nach außen hin keinen Sinn macht .. mit dem ich aber schon seit ich Denken kann zu kämpfen habe.
Ich bin nicht die Person, die ich sein will. Der Typ, der all diese drei Gesichter immer vereinen kann. Der glückliche, ausgeglichene Typ, der immer und überall er selbst sein kann und seine negativen Emotionen behandelt, bis er etwas Positives daraus zieht. Der, der sich und das Leben viel zu sehr liebt, um sich Gedanken über die Urteile anderer zu machen. Der, der sich in seiner Kunst entfalten kann ohne vom „..es ist aber nicht perfekt“ oder „..was würden die anderen von mir halten, wenn sie das sehen würden?“

Warum kann ich mich nicht aus meinem Kopf befreien? Warum bin ich nicht ich .. sondern irgendwas .. oder irgendwer .. zumindest etwas, das mir fremd ist? Ich könnte so viel Großes erreichen, so vieles schaffen .. aber irgendwie hasse ich mich. Weil ich es nicht schaffe, all mein Potential zu fassen und im wahren „Ich“ zu leben, sondern mich von so vielem zurückhalten lasse, das eigentlich absolut irrelevant ist. Warum würde ich mich schämen, wenn das jemand lesen würde den ich kenne .. wo es mir doch sogesehen vollkommen egal ist, was andere von mir denken. Warum lasse ich mich von so etwas immer noch beeinflussen? ..und was rede ich hier überhaupt noch?



Fu**.. Ich weiß es einfach nicht.
 

Sisandra

Moderator
Hey, ich habs zu Ende gelesen und ich denke, dass es einfach gut ist, dass du es mal rausgelassen hast.

Manchmal ist es genau das, was man braucht, es rauslassen, damit es einen nicht mehr sooo sehr belastet.
 

ShutUpTalk

Aktives Mitglied
Nein, Erfolg in der Liebe habe ich nicht. Meine letzte und längste Beziehung - ein drei Monate Ding - hatte ich vor etwas über fünf Jahren. Natürlich denke ich oft über eine Partnerschaft nach und wie sehr mir eine Freundin abgeht .. aber irgendwie fühle ich mich dafür einfach nicht bereit. Nicht, dass ich mit meinen 19 Jahren noch Angst hätte mich nackt zu zeigen - zumindest körperlich - oder Angst vor Frauen habe, sondern einfach, dass ich nicht glaube, dass mich in meinem Zustand irgendjemand lieben könnte.
Ich meine wenn ich mich selbst kaum aushalten kann, wie kann ich dann erwarten, dass mich eine andere Person ohne Kompromiss lieben wird? Das beißt sich irgendwie.

..im Allgemeinen geht mir aber einfach doch viel zu viel ab:

Ich vermisse die Zeit zwischen Praktikum und Studium, als ich noch "nur" auf 450€ Basis beim Fernsehen gearbeitet habe. Es war Sommer, konnte mir täglich jeden Tag mind. 2 Filme ansehen, immer etwas mit Freunden unternehmen, hatte genug Platz in meinem Kopf gute Ideen zu entwickeln und Drehbücher zu schreiben. Heute? Die ganze Zeit an der Arbeit für Projekte, die ich entweder erzwingen muss oder die mir gar nichts bedeuten. In den letzten zwei Monaten konnte ich mir genau 3 Filme ansehen. Keine Zeit mehr für Sport, keine Zeit mehr für Musik, keine Zeit für neue Bekanntschaften. Schon seit Studienbeginn.

Ich war schon seit über einem Jahr auf keinem Konzert mehr, dabei liebe ich Konzerte (und Musik) doch über Alles. Das Gefühl von der Bühne zu Springen, neue Leute im Pit kennen zu lernen, mit wirklich guten Freunden Spaß zu haben, statt nurnoch auf Arbeitsbasis mit Kommilitonen rumzuhängen.

Mir geht Skaten und die Reisen, die ich damit verbinde, ab. Es ist einfach zu kalt um in eine fremde Stadt zu reisen und mit guten Freunden die besten Spots abzuklappern. Zudem habe ich dafür sowieso keine Zeit und mit wem soll ich bitteschön fahren? Meine Freunde sind jetzt über ganz Deutschland verteilt, die Crew hat sich aufgelöst.

Ich vermisse es, mit schwarzem Humor um mich zu werfen. Themen zu besprechen, die krass, pervers, unreif oder dumm wirken. Hier im Studium hat jeder nen' Stock im A****: Alles muss politisch korrekt sein, jedes Filmprojekt den Sinn des Lebens behandeln - typisch deutsches Kino eben. Ich weiß garnicht, was ich in Konversationen überhaupt noch sagen soll .. zwar interessiere ich mich zwar echt für andere Menschen, deren Leben, Hobbies, etc. .. aber irgendwo ist es doch immer das gleiche und irgendwo ist mir alles egal, was die anderen so von sich geben.
Ich bin nicht wirklich in der Lage eine Bindung zu ihnen auf zu bauen, weil wir einfach so wenig teilen. Ich meine okay, wir alle lieben Filme .. aber die meisten nur ihre eigenen, haben kein Interesse an alten oder guten Filmen .. oder Kino im Allgemeinen.
Vielleicht habe ich aber auch einfach nur komische Hobbies: Musik, die vielen zu tief und/oder zu hart ist. Fotografie, bei der die meisten nur technische Mängel entdecken, statt den emotionalen/dynamischen Effekt zu erkennen. Filme, die über deutsches und amerikanisches "irgendwer muss die Miete ja zahlen"-Niveau hinaus gehen. Eine Sportart, bei der Stürze und Verletzungen ganz normal sind. In eine Stadt reisen und sich - statt die üblichen Sehenswürdigkeiten zu besuchen - lieber mit den Seitengassen und Menschen beschäftigt. Da gibt es so viele Leidenschaften in mir .. aber irgendwie finde ich niemanden mehr, der das greifen kann.


Tatsächlich bin ich mir meines Lebenswegs garnicht mehr so bewusst. Ich meine ich liebe Filme .. aber ich hatte mir so viel mehr vom Studium erhofft. Ich hasse all diese Pflichtprojekte, dieses „Ich muss ja irgendwie auch ne Note machen, also macht mir nen Kurzfilm mit Einschränkung X“. Ich wollte des Studium beginnen, um zukünftige Crew kennen zu lernen und Kurzfilme zu schaffen, die mir wirklich viel bedeuten. Habe ich das bisher geschafft? Nein. Nicht mal ansatzweiße und so wie es aussieht, wird auch im nächsten Semester so weitergehen.
Ich fühle mich schlecht, weil ich mir von gestern auf heute keinen kompletten Kurzfilm überlegen konnte, den ich erzählen will .. doch in gut 20 Minuten kommt mal wieder dieser Kommilitone zu mir, mit dem ich bis 22 Uhr erneut an diesem scheiß langweiligen und (für mich) uninteressanten Kurzfilm arbeiten werden. Naja, vielleicht gibt’s davon ja auch irgendwann ne kurze Pause, immerhin müssen wir ja noch dieses scheiß unnötige Referat für nächste Woche fertig machen.
Versteht mich nicht falsch, dieser Kommilitone ist eigentlich ein ganz netter Typ .. aber einfach zu nett, zu politisch korrekt, zu aufdringlich. Jeden Tag hab ich etwas mit ihm zu tun und jedes mal fordert er zu viele Dinge, die ich einfach unnötig finde. Ich meine ich verstehe, dass sowohl Kurzfilm und Referat fertig werden müssen .. aber irgendwo muss auch mal Schluss sein.


Ich habe gar keine Zeit zu Leben .. geschweigedenn die Ruhe, das Chaos in meinem Kopf zu lösen. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass mir die richtige Freundin abgeht. Vielleicht liegt es aber nicht nur daran, sondern an all diesen Problemen.
Keine Ahnung was ich machen soll, keine Ahnung wo der richtige Weg liegt. Ich weiß nur, dass es so nicht weiter gehen kann ..


Vielen dank für den Denkanstoß.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Hi ShutUpTalk,

schön, Dich mal wieder zu lesen. Hatte mir schon Gedanken gemacht, wie es Dir ergangen ist.

Ich mag Dich gern.

Tja, da ist ja ganz schön Frust im Moment angesagt bei Dir, oder?

Ich kann das gut verstehen. Du bist so voller Ideen, Kreativität und Spinnereien. So begeisterungsfähig und leidenschaftlich. Auch so zielstrebig und prefektionistisch. Du willst den künstlerischen Weg gehen. Deine Leidenschaft leben. Das ist immer schwer. Der Alltag ist dann oft eben Routine. Ich bewege mich ja viel in Theaterkreisen, bin viel mit Schauspielern, Regisseuren und Musikern zusammen. Mache ja auch selbst Theater. Dieses Phänomen, daß jemand brennt und Frust erlebt, wenn das Berufsleben aus mehr als Hingabe, Leidenschaft und Kreativität besteht, das kenne ich aus diesen Kreisen nur zu gut.

Aber es ist immer noch ein großes Privileg, eine Leidenschaft und ein Talent zu haben: Zu wissen, was man gut kann und wo man hin will. Das unterscheidet Dich von vielen, die eben mangels echter Talente irgendeinen Beruf ergreifen.

Du hast Dich toll eingesetzt, um Deinen Traum vom Filmstudium erfüllen zu können. Aber jetzt ist das eben zum einen viel Streß, viel Kleinscheiß, viel Termindruck, viel Routine. Und natürlich auch viel Ernüchterung. Das ist ok. Du lernst das Handwerk. Das ist manchmal mühselig. Und anstrengend. Man ist nicht immer in einem flow, wo einem das alles nichts ausmacht. Aber Du schaffst Dir mit Deinem Studium die Voraussetzung, eines Tages von Deinem Talent und Deiner Kreativität leben zu können. Und ja, wahrscheinlich haben nicht alle Kommilitonen die gleiche Leidenschaft. Nur weil ihr das gleicht Studium macht, heißt das ja nicht, daß Ihr die gleichen Ziele habt und Euch für das Gleiche begeistert. Du triffst da eben nicht nur auf Brüder im Geiste, die zu guten Kumpels werden. Ist auf der Schauspielschule nicht anders. Da müssen angehende Schauspieler auch oft enttäuscht feststellen, daß nicht alle fürs Theater brennen und ganz andere Schwerpunkte haben als man selbst.

Und was Deine Unausgeglichenheit angeht: Bitte schau doch noch mal Deine alten Beiträge an. Ich finde Deine Entwicklung wahnsinn! Du bist erst 19! Und was Du in den letzten paar Jahren geschafft hast!

Ja, Du hast die andere Seite in Dir. Die ängstliche, die perfektionistische, die nie genug und nie gut genug sein zu können. Die Seite, die sich Sorgen macht. Die sich allein fühlt. Aber schau auch mal auf Deine Lebensgeschichte: Ich finde, Du darfst ruhig auch so sein. Dein Unfall als Kind bedeutet ja nicht nur großes Glück, daß nichts schlimmeres passiert sit, sondern da war eben auch Todeangst, das prägt sich ein in einem Menschen. Und auch die familiäre Situation hat sicher ihre Spuren in Dir hinterlassen. Das wird Dein Selbstbild beeinflußt haben. Vielleicht wirst Du eines Tages Dir all diese negativen Voraussetzungen noch mal ansehen wollen und dich damit auseinandersetzen und sie integrieren, damit Du zu größerer Selbstannahme und Zufriedenheit finden kannst.

Aber im Moment kannst du aus meiner Sicht nur akzeptieren, daß Du all diese Gegensätze in Dir hast. Daraus speist sich ja auch Deine Kreativität. Und was ist denn so schlimm daran, daß Du Dich in all Deinen Facetten magst?

Das ist eine Umbruchphase. All die alten Kumpel gehen nach dem Abitur auseinander, vieles verändert sich, alle starten auf unterschiedliche Art und Weise irgendwie in ihr Erwachsenenleben. Da ist dann auch viel Beduern, daß die Zeiten der gemeinsamen Unbeschwertheit vorbei zu sein scheinen. (Keine Sorge, man kann auch noch mit Mitte 40 gut rumspinnen und sein Ding machen).

Du bist 19, lieber ShutUpTalk, da darf man auch durchaus von seinen Gefühlen noch mal ein bißchen hin und hergeworfen werden. ;) Sei gnädig mit Dir.

Ich kann Dir nur raten, all das, was Du fühlst in Kreativität umzusetzen. Das tut jeder Künstler. Sei dankbar für Deine Gabe und Deine Hingabe.

Ich glaub an Dich.
 

ShutUpTalk

Aktives Mitglied
Danke für die aufmunternden Worte, bird on the wire, ich freu mich immer wieder, wenn du auf meine Beiträge antwortest. Gleichzeitig fühl ich mich dann aber immer so schlecht, weil ich einfach nie antworte. Das tut mir sowohl im Forum so leid .. als auch im privaten Leben. Ich bin viel zu Stimmungsgesteuert .. in einem Moment keine Lust, im anderen Motiviert aber ohne Zeit. So gehen übrigens auch gerne mal Freundschaften kaputt. Nicht, weil ich meine Freunde nicht mag, sondern einfach weil mir manchmal sogar der Wille fehlt, auf eine SMS zu antworten.


Du hast wohl recht, ich sollte mir vielleicht einfach wirklich mehr Mühe geben meine zweite Seite zu akzeptieren ..aber es fällt mir einfach so schwer. Vor Allem zur Zeit .. in diesem Monat mit all den Projekten.
Wir arbeiten noch nicht einmal seit einer Woche wieder an unseren Projekten weiter .. aber ich stehe schon wieder vor einer Wand. Ich schaff es einfach nicht mehr mich aus meinem Tief zu ziehen und mittlerweile weißen mich meine Mitmenschen sogar darauf hin – sowas ist mir noch nie passiert. Ich meine Kommentare wie: „Mein Gott, siehst ganz schön fertig aus. Zu wenig geschlafen?“ hab ich noch nie bekommen – abgesehen natürlich von den Tagen, an denen ich wirklich zu wenig geschlafen habe. Dabei schlafe ich täglich acht Stunden aber wach bin ich wirklich nie.
Ganz deutlich macht es dann auch noch der Kommilitone, mit dem ich gerade am Schnitt unsres Semesterprojekts sitze. Mittlerweile beschwert er sich ständig bei mir, wie ansträngend es doch wäre, mich zu etwas motivieren zu können .. dass ich meinen Zynismus doch lassen solle und er nicht verstehen könne, warum ich gerade in so einem Tief wäre .. warum ich mich nicht einfach zum glücklich sein zwingen könne .. er wär doch auch dazu in der Lage.


Heute hielt ich mit eben diesem Kommilitonen auch ein Referat – das Gott sei dank doch irgendwie funktioniert hat. Nach uns kam eine Gruppe dran, die sich u.A. mit dem Thema PoetrySlam beschäftigt hat. Als Beispiel brachten sie dieses Stück .. und tatsächlich gibt es kaum etwas, das meine Gefühlslage in den letzten Monaten besser beschreibt.

Ich denke nicht, dass ich unter einer Depression leide, sondern derzeit einfach in einer scheiß Phase bin .. aber das, was der Text anspricht, trifft genau meine Gefühlslage in letzter Zeit. Ersetzt "mom" mit "Kommilitonen" oder "Mitmenschen" und alles passt.



..und mal wieder sitze ich hier und schreibe euch etwas, anstatt mich mit wichtigeren Dingen zu beschäftigen. Es ist soooo viel, einfach viel zu viel ..und dann verlangt man auch noch von mir, dass ich bis morgen als Deadline ein Drehbuch schreibe .. damit ich das dieses Wochenende als letzten Termin abfertigen kann.
Es macht keinen Spaß mehr, in meinem Kopf funktioniert keine einzige Idee mehr und wenn ich ehrlich bin, dann will ich jetzt im Moment alles .. außer einen weiteren Film machen. Ich liebe Filme über Alles aber zurzeit? Es macht keinen Spaß mehr, ist erzwungene Fließbandarbeit die mir Tag um Tag mehr weh tut ..und würde ich es bis morgen nicht schaffen etwas gutes zu schreiben, dann kommen nur Vorwürfe. Vorwürfe von Personen, die mich einfach nicht verstehen. Die meinen, ich könnte mich einfach zum glücklich sein zwingen. Gott.. als ob das Alles so einfach wäre.


Wirklich, brid on the wire, ich würde mich so gerne mehr mit mir beschäftigen, vielleicht etwas Ruhe in mir finden oder zumindest meine andere Seite akzeptieren .. aber ich schaffe es nicht. Ich habe entweder wirklich keine Zeit oder behaupte, ich hätte keine Zeit, weil ich mich bei gedankenloser Unterhaltung mal etwas von meinem Kopf trennen muss. Ich will hier weg..
..dabei weiß ich, dass es wo anders auch nicht besser wäre.


Mein Kopf .. Meine Gedanken .. das alles funktioniert gerade einfach nicht so wie es soll. Ich bin ständig Müde, kann mich auf nichts konzentrieren, verspreche mich durchgehend, bin voller Hass, fühle mich so einsam .. ich kann meine Gedanken nicht einmal mehr trennen. Egal was ich mache, ich kann nicht abschalten .. bin ständig unter der Last von ettlichen Problemen, die gleichzeitig in meinem Kopf sein wollen.


Ach, ich weiß doch auch nicht.. Am liebsten würde ich den Tag damit beenden, mir bis zum Schlafen gehen weiterhin die Kante mit gedankenloser Unterhaltung zu geben. Einfach für die restlichen Stunden meinen Kopf ausschalten.
..aber das kann ich nicht, weil noch zu viel von mir erwartet wird .. weil es für die nächsten 20 Tage noch so viel zu tun gibt, dass ich garnicht weiß, wie ich das noch schaffen soll .. und egal was ich mache, schafft noch mehr Schmerzen in meinem Kopf.
 

Eisherz

Sehr aktives Mitglied
... ich kann mich dem Beitrag von Bird nur anschließen. Ich habe auch Deinen Weg verfolgt, mit welcher Beharrlichkeit und mit welchem Biss Du um Dein Studium gekämpft hast. Ich kann mir gut vorstellen, wie euphorisch und zugleich betäubt Du vielleicht warst, mit dem Wissen, dass es jetzt endlich beginnt, das tun und lernen können, worauf die so lange hingearbeitet hast.

Und nun bist Du mittendrin. Du lernst und lernst, Du studierst, Dein Tag könnte 32 Stunden haben, auch das würde nicht reichen ... Da Du es so ernst und tiefgründig machst, fehlt Dir die Zeit für Freunde oder irgend etwas anderes. Meine Gedanken nun sind die, dass Du mit voller Kraft und voller Energie, ja, mit jeder Faser Deines Körpers an dieses Studium gegangen bist ... das ist es wohl auch immer noch, ich vermute - wissen kann ich es ja nicht wirklich - dass Du Dir es anders vorgestellt hast. Du brennst für das Filmemachen und dem Drumherum, aber es gibt so viele Dinge, die daneben abgefordert werden, Referate oder Projekte ... die zeitraubend und kraftraubend sind. Würde es Dir selbst weiter helfen, wenn Du Dir klarmachst, dass dieses "Drumherum" jetzt und heute und hier sein muss, dass die Zeit des Studiums jetzt zwar mehr als hart ist, aber es gibt auch die Zeit nach dem Studium. Das ist wie in so einer Ausbildung, es gibt so viele Sachen, die machen einem Spaß und manche Sachen die lassen einen verzweifeln, und doch wird man sie später nicht mehr so machen müssen, wie jetzt. Ich kann natürlich schlecht einschätzen, wie nötig die Referate und Projekte sind, aber sie bilden einen Mosaikstein Deines Studiums.
Du hast in den letzten Monaten so viel bewältigt und bist Deinen Weg gegangen. Du wirst es auch weiter schaffen, es ist hart, aber nicht unschaffbar.
Mein Sohn lernt im Ausland einen Beruf, nicht in englisch, sondern in der Landessprache, er hat jetzt fast die 3 Jahre geschafft. Er hatte in den letzten 2 Jahren keinen Urlaub, er muss viel mehr lernen als Ausländer und geht nach der Schule noch arbeiten. Er hat keine Zeit für Hobbys und geht schuften, wenn seine Mitschüler sich treffen ... oder Freizeitaktivitäten machen. Wenn wir wegen der Zeitverschiebung doch manchmal skypen können, dann sehe ich auch, wie fertig er ist, aber er hat sich durchgebissen, ich hätte ihm zu gerne viel mehr abgenommen ... Er wird sein Ziel schaffen und ich bin mächtig stolz auf ihn. Es war immer sein Traum, das zu schaffen ...

ShutUpTalk, ich sehe es bei Dir auch so, Du hast so viel dafür getan, da zu sein, wo Du jetzt bist. Es ist nicht leicht, doch wenn es das wäre, dann könnte es jeder ... Gut wäre, wenn Du Mechanismen für Dich finden könntest, wie Du Dich besser erholen, aufbauen, die Akkus aufladen kannst, damit es Dir gut geht. Ich wünsche Dir alles Gute.
 
G

Gast

Gast
Eigentlich sollte ich absolut glücklich sein.
Was meinst du was Drogen Abhängige suchen?
24 Stunden Glück, Euphorie und Dauer Orgasmus.
Du hast kein Ziel ,suchst nichts und kannst deshalb was nicht finden?
Den Sinn deines Lebens?
Oder ist es mehr die Angst vor dem Leben selber?
Angststörungen sind noch vor Depressionen die häufigsten psychischen Leiden.
Viele sind sich ihrer Erkrankung nicht bewußt und nehmen die oft massiven Einschränkungen im Alltag mitunter jahrelang hin.
Angst wird zum ständigen Begleiter, verselbständigt sich und wird schließlich selbst zum Angstauslöser.
Dann besteht die Gefahr, außerdem in eine Suchterkrankung zu rutschen.
Die generalisierte Angsterkrankung ist gekennzeichnet durch übermäßige Sorgen und Befürchtungen, die sich um alle Lebensbereiche drehen können.
Fünf Prozent der Bevölkerung haben eine generalisierte Angststörung.
 

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