Du hast auf jeden Fall recht damit, dass sehr oft versucht wird, Menschen in bestimmte Schubladen zu schieben. In den meisten Fällen trifft aber die Schublade nicht den Kern des einzelnen.
Jeder hat doch gewisse Ausprägungen in seiner Persönlichkeit, die sich von anderen unterscheiden. Man sollte nicht immer bereits im Vorfeld pauschalisieren. Da gibt es ja anscheinend die Metaller, die Rocker, die Biker, die Vegetarier, die Ökos, die Nerds, die Irren, die Hartz IV-Empfänger, usw., sehr oft bekommt man da automatisch einen Stempel aufgedrückt.
Wenn Du diese oder jene Interessen hast, so musst Du automatisch andere Eigenschaften dieser Schublade teilen. Das stimmt aber nicht.
Oft fehlt da einfach nur Toleranz und Unvoreingenommenheit.
Ich werde mich nicht verbiegen, um für den Rest in eine Schublade passen zu können. Wer mich so nicht akzeptiert, wie ich bin, der muss es lassen. Und wenn ich letzten Endes alleine dastehe, dann muss das wohl so sein. Nur um anderen zu gefallen kann ich doch nicht aufhören, ich selbst zu sein.
Gerade dieses anpassen wollen dürfte doch oft auch erst die Schwierigkeiten und Probleme entstehen lassen. Den anderen gefallen, beliebt sein, immer darauf bedacht sein, den anderen keinen Grund zu liefern, dass sie denken, man wäre einer anderen Meinung.
Man macht sich zu viele Gedanken, was andere über einen denken. Wie man sein 'muss', um von anderen akzeptiert zu werden.
Und so fangen doch viele an, eine Ursache/ Schuld bei sich selbst zu suchen, weshalb man eben z.B. nicht so viele Freunde hat, nicht der beliebteste ist,...
Auf dieser Suche stößt man unweigerlich auch auf die psychischen Probleme. Da findet man dann Symptome und schon steckt man sich selbst in diese Schublade. Bei vielen Krankheiten gibt es ja auch ähnliche Anzeichen. So könnte man sich theoretisch gleich bei vielen Krankheiten bedienen, um sich sein vermeintliches Scheitern zu erklären. Es mag auf der einen Seite eine Erleichterung darstellen, wenn man so einen Grund dafür findet, auf der anderen macht dieser 'Stempel' einen nicht freier. Im Gegenteil, man gerät eher in eine Abwärtsspirale.
Das ganze ist jetzt sicher nicht gegen Menschen gerichtet, die wirklich psychische Probleme haben. Mir ist sehr wohl bewusst, dass es da leider genügend gibt.
Die Schwierigkeit mit jemandem über seine Ängste zu sprechen (z.B. Schüchternheit, Introvertiertheit, keine Freunde, etc.), besteht meiner Meinung nach unter anderem schon allein darin, dass man zuerst einmal jemanden finden müsste, mit dem man darüber sprechen kann. Jemanden, zu dem man genügend Vertrauen hat.
Gerade, wenn jemand schüchtern ist, kann dies schon recht schwierig sein. Noch schwieriger wird es, wenn man gar keine Freunde/ Familie hat - wie will man sich in diesem Fall mit jemandem darüber austauschen?
Zudem können sehr viele nicht damit umgehen, wenn ein anderer mit ihnen über seine Ängste oder Probleme sprechen will. Das ist einigen doch sehr unangenehm, oder sie tun es ab, als sei es nichts ernstes, bzw. ignorieren dies. Sie können sich nicht in die Lage des anderen hineinversetzen, es fehlt irgendwo eine gewisse Empathie.
Woran das genau liegt weiß ich nicht. An der Ellenbogengesellschaft, der Erziehung, der Meinung, dass man keine Schwäche zeigen darf? Denke, da gibt es sehr viele Ursachen.