Ich habe heute doch den Termin beim sozialpsychiatrischen Dienst wahrgenommen, denn ich hatte mich nicht getraut, ihn zu verschieben.
Wegen der Überprüfung auf Zumutbarkeit eines Umzuges war ich jetzt schon zum vierten Mal dort.
Heute war ich wie beim letzten Mal bei demselben Psychologen. Zum Glück verlief das Gespräch von seiner Seite sehr locker, während ich ziemlich verkrampft war. Ich hatte nämlich in Erinnerung, dass er beim letzten Termin weniger freundlich war.
Komischerweise meinte er, dass ich heute viel selbstsicherer wirke als noch vor Jahren, was mich erstaunte! Denn mein mangelndes Selbstbewusstsein und meine Selbstunsicherheit werden immer noch häufig kritisiert.
Ich antwortete, dass es damit zusammenhängen könnte, dass ich zum ersten Mal seit langer Zeit eine berufliche Perspektive für mich sehe. Erwähnte, dass ich im Frühjahr eine Fortbildung zur Betreuungsassistentin gemacht habe, da es mein Ziel sei, in einem Alten-oder Pflegeheim zu arbeiten.
Er fand das sehr gut und sagte, dass ich genau der Typ dafür sei. Ich wirke so vertrauenswürdig und geduldig und könne bestimmt super mit älteren Menschen umgehen.
Ich sagte auch, dass ich schon zur Probe gearbeitet habe und leider nicht eingestellt wurde. Dass ich den Fehler gemacht habe, zu zurückhaltend gewesen zu sein. Er antwortete, dass ich im Vorstellungsgespräch einfach ehrlich sagen solle, dass ich anfangs immer etwas schüchtern und unsicher sei. Man würde dann bestimmt Rücksicht nehmen.
Eigentlich habe ich ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt. Irgendwie habe ich bereits das Gefühl, beruflich wieder in einer Sackgasse gelandet zu sein. Denn im Praktikum während meiner Fortbildung bekam ich kein allzu positives Feedback. Wie der Psychologe heute richtig vermutete, gehören Ordnung, Zuverlässigkeit und Geduld zu meinen Stärken, aber in der schriftlichen Beurteilung beanstandete man mein Arbeitstempo und meine Auffassungsgabe.
Desweiteren meinte er, er könne voll verstehen, dass ich meine Wohnung behalten wolle und nicht nach so vielen Jahren mein gewohntes Umfeld verlassen möchte. Er schätze mich auch als sparsam ein, so dass ich den Eigenanteil für die Miete problemlos selbst aufbringen könne.
Als er meinen Selbstauskunftsbogen noch mal überflog, musste er sogar an einer Stelle lachen. Ich hatte versehentlich angekreuzt, dass ich regelmäßig Suchtmittel konsumiere. Er strich das mit einem "Na hören Sie mal, das tun sie doch nicht!" durch.
Zum Schluss sagte er mir, dass ich zwar psychisch stabil auf ihn wirke, er aber dafür plädiere, dass mir weiterhin ein Wohnmehrbedarf zustehe. Somit könne das Jobcenter mich bestimmt nicht zu einem Umzug zwingen.
Ich glaube, ich hatte zu große Ängste vor diesem Termin und bin erleichtert, dass es so abgegangen ist!