Coming out(???)

Hi,

in den letzten Tagen hat sich bei mir ein Problem ergeben, mit dem ich nicht ganz zu händeln weiß. Vielleicht kann mir hier jemand einen Rat geben.
Ich habe schon immer festgestellt, dass ich irgendwie etwas anders bin als das Durchschnittsmännlein. Meine Freunde haben sich öfter über meine femininen Züge lustig gemacht und ich musste mich schon häufiger verstellen/verstecken, um irgendwie der Norm zu entsprechen, da das typisch markante Bild des Mannes nicht wirklich auf mich zutrifft. Aber verdammt nochmal, das hat mich nie wirklich glücklich gemacht, bis hin zu dem Punkt, dass ich üble Depressionen hatte(teilweise noch habe) und einen Suizidversuch hinter mir hab. Vor gut 2 Jahren lernte ich schließlich meine Freundin kennen und ich habe mich(auch wenn das jetzt etwas pubertär- naiv klingen mag) unsterblich in sie verliebt und einen Menschen gefunden, den ich nie mehr missen möchte. Doch vor über einem Jahr sind wir zusammen gezogen(wohnen heute noch zusammen) und trotz aller Offenheit und Experimentierfreudigkeit ist unser Sexleben mehr als eingeschlafen, weil es von meiner Seite immer häufiger gewisse "Probleme" gab. Doch vor kurzem probierten wir etwas aus, was mich mehr erregte als gewöhnlich und sie fragte mich daraufhin, ob ich schwul sei. Auf der einen Seite war das darauffolgende Gespräch(homoerotische Phantasien, gewisse Vorlieben und das Rätsel "ich" sind mir dabei wesentlich bewusster geworden) für mich eine regelrechte Befreiung, doch auf der anderen Seite wehrt sich in mir irgendetwas dagegen(vllt. auch meine relativ konservative und verbohrte Erziehung, die ich genossen habe). Ich liebe meine Freundin immer noch(auch wenn es sich mittlerweile irgendwie anders anfühlt) und möchte sie um nichts auf der Welt verlieren, doch mir ist klar, dass ich ihr damit mehr weh tu als alles Andere... :wein:
Ich will ihr um nichts auf der Welt irgendetwas böses, aber wie soll das funktionieren? Und wie soll ich mir diese Vorliebe selbst eingestehen, bzw. kann es sein, dass es nur ein Hirngespinst ist?
Für Rückmeldungen wäre ich sehr dankbar

Hallo,

vieleicht solltest du erst mal zu dir selber finden. Wer bist du? Was bist du und vor allen dingen was willst du? Erst wenn du dir selber sicher bist, das du wirklich was anderes denkst bzw. willst als mit deiner Freundin zusammen zu sein, würde ich ihr auch erzählen, was Sache ist.

Du schreibst, das du sie liebst. Aber irgentwie doch nciht, stimmts? Was hattet ihr denn für ein Gespräch, das deine Freundin den verdacht hat das du schwul bist?

Es könnte schon sein, das du durch deine Erziehung deine wahren Gefühle verdrängst. Ist bei mir genauso gewesen. Ich habe fast zehn Jahre gebraucht, um zu begreifen, das ich wirklich schwul bin. In der zeit war ich vier Monate in einer Therapie weil ich mich in einen Mann verliebt hab der meine Gefühle nicht erwidern konnte.

In den Zehn Jahren habe ich aber auch sehr viel Zeit vertan, die ich gern sinnvoller verbracht hätte. Ich habe bis jetzt noch keinen Freund und sexuell läufts auch nciht so gut.

Also, sieh zu das du zu dir findest und dann deiner Freundin die wahrheit sagst!
Vielleicht kannst du ja auch mal mit einem Mann was machen, um über deine Gefühle klar zu werden.

Liebe Grüße und viel erfolg!

Hey,

Danke dir für deine Antwort.
Du hast Recht: ich sollte erstmal wissen, was ich will. Dabei kann ich momentan aber sagen, dass ich so meine Phantasien und Wünsche habe, die sich um Männer drehen und darüber zu sprechen fühlt sich einfach richtiger, ehrlicher an als die Vorstellung mit einer Frau...

Du schreibst, das du sie liebst. Aber irgentwie doch nciht, stimmts? Was hattet ihr denn für ein Gespräch, das deine Freundin den verdacht hat das du schwul bist?

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Stimmt. Ich liebe sie. Aber was ist Liebe wirklich? Eine Frage, die sie mir stellte und auf die ich nur Antworten habe, die genauso auf andere Menschen zutreffen kann, die mir etwas bedeuten. Sie fragte mich auch, ob ich homoerotische Phantasien habe. Ich war zum ersten Mal ehrlich und sagte ja. Aber es sind doch nur Vorstellungen, oder? Sie hatte auch festgestellt, dass ich das von hinten "nicht mal so übel" finde. Aber muss das denn etwas zu sagen haben? Ich möchte mir eine Zukunft mit ihr aufbauen(Familie, Kinder und der ganze typische Spaß), jedoch ist da dieses Gefühl, dass da etwas fehlt, irgendetwas nicht ganz richtig ist. Und dabei habe ich immer so ein gewisses Verlangen... Vor einigen Jahren lernte ich einen Typ kennen, den ich damals eher wie eine Vaterfigur für mich wahr genommen habe, fühlte dabei jedoch nicht im entferntesten wie für meinen Vater. Ich wäre für ihn durch die Hölle gegangen... als er mich zum ersten Mal wirklich umarmte wurde mir so seltsam... mein Herz fühlte sich so warm, geborgen und sicher... den Kontakt mit ihm habe ich dann vor über einem Jahr abgebrochen und trotzdem vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an ihn denken muss und wünschte, er wäre hier.
Doch das lässt sich nicht mit meinem Kinderwunsch und der Zuneigung zu meiner Freundin vereinbaren... ich möchte ihr auch das bieten, was ihr zusteht... die Liebe und das Vertrauen verdient sie... aber es fällt mir verdammt schwer ihr das zu geben was sie braucht... ich bin einfach verwirrt. Aber was solls? Vielleicht brauche ich ähnlich wie du nur etwas Zeit?! Bis dahin geht das Versteckspiel(zumindest fühlt es sich so für mich an) weiter und letztlich kann ich nicht nur mein feminines Wesen zeigen, sondern auch das antrainierte Machoarschloch raushängen lassen.
Ich danke dir auf jeden Fall und wünsche dir alles Gute. Der Richtige wird sich auch noch für dich finden, da bin ich mir sicher
Liebe Grüße

Christian

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