Mozu
Aktives Mitglied
Hey Leute! Das ist hier vielleicht auch ein polarisierendes Thema, deshalb fand ich es unter "Gesellschaft" passender. Es beschäftigt mich aber momentan aber persönlich und ich versuche, für mich da auf einen grünen Zweig zu kommen. Deshalb hoffe ich, dass es hier schön friedlich zu geht und einfach mal keiner ausrastet, das wäre super
Irgendwie macht mir Twitter und co. manchmal Angst. Ich bin beruflich im Informatikbereich unterwegs und habe das Gefühl, dass besonders in dieser Community immer wieder mal eine große Empörung über einzelne Vertreter der Community entsteht. Aktuell über jemanden, von dem ich einige Talks gesehen hatte, ich fand sie lehrreich und unterhaltsam, war alles in allem eine positive Erfahrung für mich. Seine persönliche Weltsicht kannte ich nicht und habe mich auch nie dafür interessiert. Ich weiß aber, dass er in seinem Blog beispielsweise oft politische, persönliche und professionelle Dinge mischt. Nun sehe ich immer wieder Posts von Leuten, die dazu auffordern, diesem Typen nicht mehr zu folgen, nicht mehr seine Bücher zu kaufen, seinen Content zu teilen, etc. - weil er eine rechte, rassistische und frauenfeindliche Weltsicht habe. Solche posts erschrecken mich irgendwie immer.. weil sie so.. vehement sind irgendwie. So empört. Das gefällt mir nicht so. Es gefällt mir auch nicht, wenn Leute frauenfeindliche oder rassistisch oder sonst irgendwelche hasserfüllten Dinge in ihre Blogs schreiben, selbstverständlich.
Ich frage mich, was ich darüber denken soll. Eigentlich, generell, bin ich sehr gegen diese cancel culture. Ich finde es gefährlich und undemokratisch, abweichende Meinungen totzuschweigen bzw. einfach "lauter zu schreien", weil es meiner Meinung nach Leute mit gewissen Weltbildern in eine Subkultur treibt und einen Keil durch die Gesellschaft treibt. Ich vergleiche das für mich irgendwie immer mit einer Familie. Wenn man in einer Familie ein Problemkind hat, das destruktive und hasserfüllte Meinungen über die anderen Familienmitglieder hat, wäre es ebenfalls schädlich, dieses Familienmitglied einfach zu ignorieren, oder ihm all seine Ausdrucksmöglichkeiten wegzunehmen. Die konstruktive Lösung wäre, wenn man sich mit ihm zusammensetzt und versucht zu verstehen, warum es so eine Meinung hat und dann mit ihm gemeinsam versucht, die Grundprobleme anzugehen. Als Gesellschaft, als Demokratie, sollte keine Idee Tabu sein, finde ich. Man sollte über alles reden dürfen, idealerweise ohne aggressiv zu werden. Es ist wichtig, dass alle Bedürfnisse gehört werden, auch die die schädliche Auswirkungen haben. Etwas so lange zu ignorieren, bis es weg geht, hat noch nie geholfen, denke ich.
Okay, das ist meine eine Meinung. Und meine andere Meinung ist, dass ich total nachvollziehen kann, dass man gegen gewisse Aussagen einfach ein deutliches Zeichen setzen will. Nicht nur kann ich das nachvollziehen, sondern ich habe sogar selber mal etwas ähnliches gemacht, nämlich als ich an einem Tisch, an dem jemand homophobe Sprüche zum Besten gegeben hatte, aufgestanden bin und mich woanders hingesetzt habe, mit den Worten "ich esse nicht mit homophoben Menschen". Das hat sich schon gut angefühlt, muss ich sagen. Vor allem weil zum Glück dann fast alle gefolgt sind. Dieses Verhalten hat, nehme ich mal an, einer homosexuelle Person, die vielleicht zufällig mit an dem Tisch war, gut getan. Es ist wichtig, dass man Zeichen setzt, damit die angegriffenen Gruppen sich wertgeschätzt und normalisiert fühlen. Andererseits habe ich durch dieses Verhalten auch irgendwie einen Keil zwischen uns und diesen Menschen getrieben. Mein "Zeichen" kam bei ihm so an, dass er sich nun noch weniger verstanden gefühlt hat, und damit vielleicht weiter in ein noch destruktiveres Weltbild abgerutscht ist.
Seht ihr auch dieses Spannungsfeld? Ist es falsch von mir, dass ich so zwischen Autor und Werk trenne? Natürlich finde ich es schade, wenn ich herausfinde, dass jemand, den ich für seine fachlichen Qualitäten bewundert habe, ein Idiot ist. Aber das mindert doch nicht den Wert seiner Lehre? Vielleicht sehe ich das auch nur so, weil ich, obwohl ich ja als Frau in der Informatik auch Teil einer Minderheit bin, im beruflichen Bereich noch nie Sexismus erlebt habe und mich das deshalb auch nicht triggert. In anderen Bereichen bin ich viel "empfindlicher", z.B. würde ich nie wieder in meinem Leben als Kellnerin arbeiten, weil ich dabei schon einige Male ungefragt und vollkommen unerwünscht angefasst wurde und mir darüber hinaus einige geschmacklose Sprüche anhören musste.
Oder geht es bei dem ganzen canceln vielleicht eher darum, dass die Person aus dem öffentlichen Blick verschwinden soll, damit die Menschen, die sich davon betroffen fühlen, sich nicht unwohl fühlen müssen?
Wie geht ihr mit sowas um? Hört ihr auf, solchen Leuten zu folgen, wenn ihr so etwas herausfindet? Würdet ihr aufhören, sie zu Konferenzen einzuladen, ihre Bücher zu kaufen, sie im fachlichen Bereich zu zitieren?
Irgendwie macht mir Twitter und co. manchmal Angst. Ich bin beruflich im Informatikbereich unterwegs und habe das Gefühl, dass besonders in dieser Community immer wieder mal eine große Empörung über einzelne Vertreter der Community entsteht. Aktuell über jemanden, von dem ich einige Talks gesehen hatte, ich fand sie lehrreich und unterhaltsam, war alles in allem eine positive Erfahrung für mich. Seine persönliche Weltsicht kannte ich nicht und habe mich auch nie dafür interessiert. Ich weiß aber, dass er in seinem Blog beispielsweise oft politische, persönliche und professionelle Dinge mischt. Nun sehe ich immer wieder Posts von Leuten, die dazu auffordern, diesem Typen nicht mehr zu folgen, nicht mehr seine Bücher zu kaufen, seinen Content zu teilen, etc. - weil er eine rechte, rassistische und frauenfeindliche Weltsicht habe. Solche posts erschrecken mich irgendwie immer.. weil sie so.. vehement sind irgendwie. So empört. Das gefällt mir nicht so. Es gefällt mir auch nicht, wenn Leute frauenfeindliche oder rassistisch oder sonst irgendwelche hasserfüllten Dinge in ihre Blogs schreiben, selbstverständlich.
Ich frage mich, was ich darüber denken soll. Eigentlich, generell, bin ich sehr gegen diese cancel culture. Ich finde es gefährlich und undemokratisch, abweichende Meinungen totzuschweigen bzw. einfach "lauter zu schreien", weil es meiner Meinung nach Leute mit gewissen Weltbildern in eine Subkultur treibt und einen Keil durch die Gesellschaft treibt. Ich vergleiche das für mich irgendwie immer mit einer Familie. Wenn man in einer Familie ein Problemkind hat, das destruktive und hasserfüllte Meinungen über die anderen Familienmitglieder hat, wäre es ebenfalls schädlich, dieses Familienmitglied einfach zu ignorieren, oder ihm all seine Ausdrucksmöglichkeiten wegzunehmen. Die konstruktive Lösung wäre, wenn man sich mit ihm zusammensetzt und versucht zu verstehen, warum es so eine Meinung hat und dann mit ihm gemeinsam versucht, die Grundprobleme anzugehen. Als Gesellschaft, als Demokratie, sollte keine Idee Tabu sein, finde ich. Man sollte über alles reden dürfen, idealerweise ohne aggressiv zu werden. Es ist wichtig, dass alle Bedürfnisse gehört werden, auch die die schädliche Auswirkungen haben. Etwas so lange zu ignorieren, bis es weg geht, hat noch nie geholfen, denke ich.
Okay, das ist meine eine Meinung. Und meine andere Meinung ist, dass ich total nachvollziehen kann, dass man gegen gewisse Aussagen einfach ein deutliches Zeichen setzen will. Nicht nur kann ich das nachvollziehen, sondern ich habe sogar selber mal etwas ähnliches gemacht, nämlich als ich an einem Tisch, an dem jemand homophobe Sprüche zum Besten gegeben hatte, aufgestanden bin und mich woanders hingesetzt habe, mit den Worten "ich esse nicht mit homophoben Menschen". Das hat sich schon gut angefühlt, muss ich sagen. Vor allem weil zum Glück dann fast alle gefolgt sind. Dieses Verhalten hat, nehme ich mal an, einer homosexuelle Person, die vielleicht zufällig mit an dem Tisch war, gut getan. Es ist wichtig, dass man Zeichen setzt, damit die angegriffenen Gruppen sich wertgeschätzt und normalisiert fühlen. Andererseits habe ich durch dieses Verhalten auch irgendwie einen Keil zwischen uns und diesen Menschen getrieben. Mein "Zeichen" kam bei ihm so an, dass er sich nun noch weniger verstanden gefühlt hat, und damit vielleicht weiter in ein noch destruktiveres Weltbild abgerutscht ist.
Seht ihr auch dieses Spannungsfeld? Ist es falsch von mir, dass ich so zwischen Autor und Werk trenne? Natürlich finde ich es schade, wenn ich herausfinde, dass jemand, den ich für seine fachlichen Qualitäten bewundert habe, ein Idiot ist. Aber das mindert doch nicht den Wert seiner Lehre? Vielleicht sehe ich das auch nur so, weil ich, obwohl ich ja als Frau in der Informatik auch Teil einer Minderheit bin, im beruflichen Bereich noch nie Sexismus erlebt habe und mich das deshalb auch nicht triggert. In anderen Bereichen bin ich viel "empfindlicher", z.B. würde ich nie wieder in meinem Leben als Kellnerin arbeiten, weil ich dabei schon einige Male ungefragt und vollkommen unerwünscht angefasst wurde und mir darüber hinaus einige geschmacklose Sprüche anhören musste.
Oder geht es bei dem ganzen canceln vielleicht eher darum, dass die Person aus dem öffentlichen Blick verschwinden soll, damit die Menschen, die sich davon betroffen fühlen, sich nicht unwohl fühlen müssen?
Wie geht ihr mit sowas um? Hört ihr auf, solchen Leuten zu folgen, wenn ihr so etwas herausfindet? Würdet ihr aufhören, sie zu Konferenzen einzuladen, ihre Bücher zu kaufen, sie im fachlichen Bereich zu zitieren?