Hallo Ihr lieben,
seit mir nicht böse wenn ich nicht konkret auf Eure Beiträge eingehe. Zum Thema Bulimie kann ich jedoch etwas beitragen und Euch vielleicht auch ein wenig erzählen was mir hilft. Ich bin seit sehr vielen Jahren essgestört (etwa 19 Jahre) und bin immer noch nicht davon los gekommen. Also warum will ich jemandem einen Rat geben, wenn ich es selber nicht schaffe. Aber die Aussage, dass Du nicht mehr kannst und Dich total erschöpft fühlst kenn ich nur zu gut, auch die Gedanken an Suizid und der Möglichkeit allem ein Ende zu machen. Bei mir hat es mit einem zwanghaften Gesundessen angefangen, weil ich mich hässlich fühlte, nicht geliebt und so möglichst perfekt leben wollte, dass dann niemand sagen kann, dass ich nicht alles dafür tue um gut auszusehen. Das ging dann nach ein paar Jahren in eine Magersucht über, wurde zwar von anderen angesprochen, wahrscheinlich lag es an meiner Reaktion, aber ich habe die Aussagen der anderen immer als Angriff an mich empfunden. Ich stand zu der Zeit kurz vor dem Abi und wurde von einer Lehrerin angesprochen, dass ich in diesem Zustand den ganzen Stress nicht aushalten würde und ob ich mir mein Abitur damit kaputt machen möchte. Da hab ich wieder angefangen zu essen, mal mehr mal weniger, ich hab zugenommen jedes Gramm war eine Qual und obwohl ich massiv und 50 kg war (ich bin sehr groß) habe ich mich an manchen Tagen wenn ich etwas zugenommen hatte nicht auf die Straße. Und ich war ständig müde und fühlte mich schlapp. Aber ich konnte mit dem Wunsch immer dünner zu werden nicht aufhören. Ich habe mich auch damals niemand anvertraut, hab zwar schon hier und da in Zeitschriften oder im TV über Therapieeinrichtungen gehört (das Internet war damals gerade erst am aufkommen, wenn es das überhaupt schon gab), hat aber viele zu große Angst mich zu outen. Um die ständige Schwäche und die Hungergefühle Herr zu werden, hab ich dann mehr gegessen und danach alles wieder erbrochen. Das war vor nun 14 Jahren und seit dem bin ich eben entweder am Hungern oder am Essen und Kotzen. Hab durch die extremen Essanfälle Schulden. Ich hab auch schon zwei stationäre Therapien hinter mir (hab ich leider alle vorzeitig abgebrochen) und auch ambulante Therapien, im Moment werde ich von einem Psychiater monatlich einmal betreut.
Wie gesagt ich bin bei weitem aber ich würde Dir gerne schreiben was mir zu mindest was die Bulimie angeht etwas hilft:
- Ich Fluctin (60 mg; Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)
- schreibe ein Essensprotokoll: das hört sich für Dich sicher ganz banal an, von Therapeuten konnte ich das auch nie annehmen und dann hab ich nur für mich das Buch "die Bulimie besiegen" gekauft, und da ist viel drin was etwas hilft;
und eben auch das mit dem Essensbuch. Für mich ist es ganz wichtig, dass das nur für mich ist. Ich zeige es nicht in der Öffentlichkeit und es wissen nur sehr wenige Leute davon, aber ich schreibe mir alles was ich esse mit der Uhrzeit auf. Ich habe mir vorgenommen, dass ich alles essen darf, nur ich möchte es gerne in diesem Buch festhalten. Ich habe das Buch (DINA6, pro Tag ein Blatt) immer mit in meiner Tasche und schreibe auch Gedanken (wenn ich welche habe mit dazu) und so kann ich die Essanfälle reduzieren. Aber wie gesagt, das Buch ist wie mein Begleiter und mein Geheimnis, das ich nur für mich habe.
- das Buch "Die Bulimie... habe ich ja schon genannt,
gut finde ich auch das Buch von Gundis Zambo über Essstörungen, das letztes Jahr erschienen ist.
- und ich nehme mir vor mich von sämtlichen Meinungen der anderen unabhängig zu machen. Ich möchte meine Dinge so wie ich es für richtig halte, dass ist sicher nicht immer richtig und gut, aber ich will auch Fehler machen dürfen, andere nach deren Meinung fragen dürfen und dann es doch so machen wie ich es für richtig halte. Und das wichtigste ist, es soll mir egal sein was die anderen über mich sagen. Geredet wird immer also wozu jemanden dann beeinflussen. Und ist der "Ruf mal ruiniert...". Wenn ich starke Suizidgedanken habe, hilft es mir manchmal zu denken, im Moment kotz mich alles an, aber bevor ich mir das leben nehme, denke ich jetzt kann ich eh nichts mehr verlieren, dann mache ich aber alle so wie ich es will und bin auch mal egoistisch.
Ich hoffe ich habe Dich nicht durcheinander gebracht und vielleicht hilft Dir das eine oder andere. Würde mich freuen von Dir zu hören.
Lg