Genau diese "Sauce der Betroffenheit", die sich in euren Beiträgen abbildet, wird von Broder kritisiert.
"Vor Kurzem, vor einer Woche, glaube ich, war der ehemalige iranische Präsident Khatami in Freiburg, ist dort mit allen Ehren empfangen worden, ein Staatssekretär eilte aus Berlin herbei, der grüne Oberbürgermeister reichte ihm die Hand. Khatami ist ein Mann, der sich im Laufe seiner Karriere unglaublich geäußert hat über den Westen, den Christen, gegenüber den Juden, gegenüber Israel. Er wird mit allen Ehren empfangen und Sie hören keinen Hauch von Empörung in diesem Land, weil unsere gesamte Aufmerksamkeit sich auf den letzten Holocaust richtet, der passiert ist, weil wir von der Vergangenheit in der Tat fasziniert und besessen sind.
"Was mich nur wundert, und was mich immer stärker empört, ist, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit so einflusslos und folgenlos bleibt für die Beschäftigung mit der Gegenwart. Das ist doch das Ungeheuerliche. Wenn zum Beispiel in Köln ein paar Tausend Demonstranten den Aufmarsch von ein, zwei Dutzend Rechten verhindern, dann hat man wirklich den Eindruck, die Leute holen etwas nach, was die Eltern und Großeltern 33, 38 versäumt haben. Und das sind nur noch Aktionen, um sich ein gutes Gewissen zu verschaffen, ein retrospektiv gutes Gewissen. Und davon halte ich einfach nichts.
(...)
Es gibt ja, abgesehen von ein paar Hundert Neonazis, auch niemanden in der Bundesrepublik, der das bestreiten würde, was damals passiert ist. Es muss nicht ständig das faktische Wissen darüber noch mal belegt werden. Entscheidend ist, was heute passiert. Entscheidend ist, wie wir uns mit den muslimischen Antisemitismus an Berliner Schulen auseinandersetzen. Entscheidend ist, was wir davon halten, dass sich die SPD heute mit Hisbollah-Leuten auf Konferenzen trifft. Das sind alles Punkte, die mich beschäftigen. Und ich glaube, mein Blick auf die Vergangenheit wird dadurch einfach immer schwacher. Entschuldigen Sie, ich halte das für eine ganz normale gesunde Reaktion, die auch gerne anderen empfehlen würde.
Hendryk M. Broder hat also vollkommen recht, leider.
Dieses unerträgliche mea culpa Geheule der nachgeborenen Geschichts-Feiglinge, die heute exakt den gleichen Mist nur mit anderen Vorzeichen durchziehen, wird verständlicher Weise nicht auf Dauer auszuhalten sein,.....
auf dass der Topf irgendwann überkocht.