Tipps? Nein... keinen Einzigen. Wobei, das ist nur die halbe Wahrheit. Eigentlich gibt es haufenweise davon
Hallo erstmal,
Tipps gibts genug und bei Leuten, die so ein bischen an den Nägeln knabbern funktioniert der eine oder andere sicherlich auch. Nägeln-knabber der leichten Art lässt sich übrigens ganz amüsant mit den "Aphorismen zur Lebensweisheit" von Arthur Schopenhauer kurieren... sich
"klappernd (oder Nagel-kauend) seiner Existenz bewusst werden"
Das "echte" Nagelkauen, wie Du es beschreibst ist von einer ganz anderen Qualität. Dahinter steckt zwar auch, wenn man es denn so sehen möchte, der "Versuch" sich seiner Existenz bewusst zu werden, ist aber eher mit einem Hilferuf des Unterbewusstseins zu vergleichen. Wenn nicht gar mit einem Akt der Selbstbestrafung. Ein absolut ernstzunehmendes Problem. Ein paar Tipps zur Unterdrückung o.ä. nutzen da nichts, können den Zustand sogar noch verschlimmern indem es ihn manifestiert.
Wenn man einen Rat geben wollte, so müsste man Dir zu einem fähigen Therapeuten raten. Die sind aber u.U. sehr schwer zu finden. Medikamente würde ich persöhnlich nicht empfehlen. Es ist natürlich richtig: während des Nägelkauens was man durchaus auch als "Anfall" bezeichnen könnte, läuft im Gehirn etwas falsch und könnte durch Chemikalien / Medikamente manipuliert werden. Das aber löst das Problem nicht wirklich und behebt vorallem nicht die Ursache. Ausserdem treten vergleichbar mit Antidepressiva gerne auch Abhängigkeitssyntome auf.
Wenn Du selber versuchen möchtest eine Lösung zu finden, dann kann ich Dir dazu aber einige Grundlagen vermitteln. Da geht es erst einmal um das Verständnis der "inneren" Vorgänge und darum der Ursache näher zu kommen. Ich hatte das Nägelkauen gerade eben als
"Anfall" bezeichnet. Kennzeichen eines solchen wäre z.B., dass Du dir während des Beissens auf den Nagel zwar bewusst bist was Du gerade machst, es aber nicht verhindern kannst. Solltest Du den Eindruck haben, das es sich für Dich tatsächlich irgendwie nach einem Anfall anfühlt, dann ist dieser Punkt ganz entscheidend.
... und Ja, es gibt sogar ein paar Tipps, die generell Abhilfe schaffen können bei einem akuten "Anfall":
- Das Ganze sollte man generell entspannter sehen und einfach mal darüber lachen.
- Das Problem mit "gesundem" Ernst und emotional "nüchtern" betrachten.
- Sich einmal selbst beobachten, welche Gedanken man während des Nägel-Schredderns so hat.
- Einsamkeit vermeiden (damit ist NICHT das Alleinesein gemeint, sondern der emotionale Zustand).
- Beobachten, ob eine bestimmte Überforderung oder eine akute Angst Auslöser sein könnte.
- klar, man kann auch versuchen sich zu "trainieren", also die
"Hanglung umkenken", wie
Schwarze Seele meinte.
- auch das Vermeinden von
"Stress und Anspannung." wie
Kaim Argonar geschrieben hat macht Sinn.
... nur sind weder Stress noch Anspannung Ursache für irgend etwas. Das "Vermeinden" wird also vermutlich kaum machbar sein.
Für den am
Stärksten wirkenden Tipp wird eine zweiten Person gebraucht. Bei den meisten Nägel-Kauern sind stärkere und schwächere Phasen zu beobachten. Während der stärkeren "Kau-Phase" (voll das Wort
) sollte eine zweite Person möglichst oft anwesend sein. Dann kommt es darauf an, was passiert:
- Wird nicht mehr an den Nägeln gekaut ist das ein guten Zeichen, weil dann bereits das Verhindern von Einsamkeit als Mittel eingesetzt werden kann.
- Wird dennoch gekaut, ist auch das ein guten Zeichen... in sofern, dass man ein Orientierung-Zeichen bekommen hat . Die Klärung der Ursache sollte dann deutlich ernsthafter betrieben werden. Spontane Hilfe kann die zweite Person geben, indem diese nach den Händen des Kauenden greift und festhält. Ganz einfach. ... in den Arm nehmen funktioniert ebenfalls. Allerdings sollte man dann darüber nachdenken, ob nicht eine Posttraumatische Belastungsstörung Ursache sein könnte. Wenn diese in der frühen Kindheit erworben wurde ist das eine ganz andere Sache.
Leute, die sich davor "Ekeln" kannst Du dabei natürlich nicht gebrauchen. Dafür brauchts Menschen mit etwas mehr Charakter und Empathie. Das "Festhalten" und i.d. Arm nehmen hilft den akuten Anfall zu unterdrücken, aber eher weniger ihn zu verhindern. Das ist in diesem schweren Fall ein Thema für sich.
So wie Du dich beschrieben hast gehe ich von dieser schweren Form aus.
Ich kann jetzt aber nicht alle individuellen Möglichkeiten hier aufschreiben, da sitze ich ja morgen noch dran. Du kannst aber gerne noch etwas dazu schreiben, von mir aus auch in einer PN. Dann kann ich etwas gezielter weiterschreiben
P.S. diese Posttraumatische Belastungsstörung braucht man nicht ausschliesslich als "Störung" zu werten, man kann sie durchaus auch als "Fähigkeit" verstehen...