In meinen Betrieb sehe ich wie alle Heiraten, Kinder kriegen, Häuser bauen.
In meinem Betrieb sehe ich viele Geschiedene, die Unterhalt zahlen müssen und deren Ex-Frauen, aber auch die eigenen Kinder nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollen. Haus, schickes Auto und viel Geld haben sie bei dieser Prozedur natürlich verloren.
Es gibt nun mal nicht nur die glücklichen Bilderbuchfamilien aus der Süßigkeitenwerbung.
Ich selbst hingegeben habe außer einem gut bezahlten Job in Probezeit nicht viel vorzuweisen.
Viele Leute haben keinen gut bezahlten Job und daneben auch nicht viel vorzuweisen. Trotzdem schlagen sie sich irgendwie durch den Tag und das Leben.
Ich habe keine Freunde, Familie, Kinder, Haus.
Tatsächlich ist es heutzutage gar nicht so unnormal, dass gerade introvertiertere Personen nach der Jugendzeit keine wirklichen Freunde mehr haben und soziale Kontakte nur in der Familie oder unter Kollegen haben.
Auch Kinder kriegen wollen immer weniger, junge Leute. Sie zögern lange und dann ist der Zug irgendwann sowieso abgefahren. Ein Haus zu bauen kann sich auch kaum noch jemand leisten, wenn man nicht gerade aus einem reichen Elternhaus stammt.
Was habe ich falsch gemacht? Liegt es an mir? Kriege ich langsam Torschlusspanik?
Ich hatte das Glück in meinem Leben viel im Ausland zu arbeiten, gerade auch in sehr ungemütlichen Ländern wie Pakistan, Nigeria oder Indien, und ich kann dir nur sagen: Deine Probleme hätten die Menschen dort gerne.
Nicht, dass ich deine Sorgen und Ängste hier irgendwie kleinreden will oder nicht ernst nehme. Mir ist klar, du kennst nun mal nur diese Perspektive.
Warum verspüre ich nicht den Drang eine Familie gründen zu wollen mit Kindern?
Wie gesagt... sehr viele, junge Leute haben heutzutage eher den Drang, keine Kinder in die Welt setzen zu wollen.
Bin ich da unnormal?
Nicht wirklich. Deine Ansichten, Vorstellungen von einem 'erfolgreichen' Leben und Ängste, in der Gesellschaft nicht akzeptiert zu werden, sind im Endeffekt nur ein Produkt deiner Sozialisierung in unserer Gesellschaftsform.