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Bin ich dumm?

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S

Sanja

Gast
Guten Abend liebes Forum,

ich (38 und weiblich) muss es mir mal von der Seele schreiben. Mein ganzes Leben lang begleitet mich schon die Frage, ob ich einfach zu dumm für alles bin.
Ich hatte in meiner Kindheit manchmal den Eindruck, dass meine Eltern großes mit mir vorhatten. Mein Vater selbst war im Berufsleben immer ehrgeizig und hat in der IT-Branche gearbeitet. Meine Mutter trauerte verlorenen Chancen nach, obwohl sie selbst keine Leuchte und eher ungebildet ist. Sie arbeitete einige Stunden in der Woche im Einzelhandel.
Ich musste das Gymnasium besuchen, obwohl mir in der Grundschule bescheinigt wurde, dass ich dafür nicht geeignet war. Dementsprechend unterirdisch waren meine Leistungen. Ich war in nichts wirklich gut. Mein Lieblingsfach war Latein. Da kam ich sogar schon mal auf eine Eins. Man musste ja nur stupide Vokabeln und die Grammatikregeln lernen. Mathe war immer der Horror für mich. Ich glaube, ich habe davon auch ein Trauma zurückbehalten, weil mich der Mathelehrer oft vor der Klasse bloßstellte. Ebenso schlimm waren die Naturwissenschaften, Erdkunde und Geschichte. Es kam vor, dass ich komplett im Unterricht abschaltete, weil ich nicht mehr mitkam und überfordert war.
Kurz und gut: ich machte ein Abitur mit einem Durchschnitt von 3,7.
Ich lernte einen kaufmännischen Beruf. Meine Eltern rieten mir dazu und ich machte was sie erwarteten, da ich nicht wusste, was ich nach der Schule machen sollte. Ich zog die Ausbildung durch, aber es war ein Horrotrip. In der Praxis stellte ich mich dermaßen blöd an, dass ich mich bei allen Mitarbeitern unbeliebt machte. Während meiner ganzen Schulzeit hatte man mir schon mein Schneckentempo in allem vorgehalten. Auch in der Ausbildung fiel ich massiv damit auf, obwohl ich mich bemühte, schnell zu sein. Dabei machte ich dann oft gravierende Fehler. Einmal sorgte ich für einen hohen Versicherungsschaden, weil ich etwas an eine falsche Adresse schickte.
Fast wäre ich durch die Abschlussprüfung gefallen, weil ich in dem Prüfungsteil Mathe und Rechnungswesen total versagte. Dabei hatte ich mich wochenlang intensiv darauf vorbereitet!
Danach war mir klar, dass ich nie mehr im Büro würde arbeiten wollte.
Ich habe seitdem in verschiedenen Jobs gearbeitet. Der längste war in einem Callcenter, wo ich Bestellungen aufnehmen musste. Einerseits gut, weil ich keine große Selbständigkeit an den Tagen legen musste. Andererseits war es furchtbar öde und ich wollte das nicht noch weitere Jahre machen, da ich eine Netzhauterkrankung habe. Das ständige Starren auf den Bildschirm ist schädlich für mich. Ich habe es anschließend im Einzelhandel versucht. Beim Verräumen der Waren war ich aber zu langsam und es fiel mir schwer, über Stunden an der Kasse das richtige Wechselgeld rauszugeben. Nachdem ich zweimal rausgeschmissen worden bin, hakte ich das ab.
Danach war ich ein paar Jahre arbeitslos, lebte vom Jobcenter. In der Zeit musste ich eine Maßnahme machen mit verschiedenen Schulfächern und PC-Untericht. Der Unterricht in Deutsch und Mathe entsprach dem Niveau der 6. Klasse, aber die meisten Matheaufgaben konnte ich nicht selbständig lösen. Meine Arbeitsvermittlung wusste nicht so richtig, wohin mit mir. Eines Tages meinte sie, ich solle es ruhig noch mal in einem Bürojob versuchen. Ich sagte, dass das nun wirklich nichts für mich ist, doch sie blieb beharrlich. Lange Zeit bekam ich nur Absagen, doch dann witterte ein Geldsack seine Chance auf eine superbillige Arbeitskraft. Ich fing also in einem Architekturbüro an und war von Anfang an komplett überfordert, weil man mich auch gar nicht einarbeitete. Ich brauchte ständig Hilfe, weil am Computer wieder irgendwas nicht funktionierte oder ich keine Ahnung hatte, wie man ein Schreiben formuliert. Der Chef war ein Choleriker. Einmal regte er sich über einen kleinen Fehler von mir so auf, dass er mit der Faust auf meinen Schreibtisch schlug und rumschrie. Ich reagierte trotzig und bekam am nächsten Tag die Kündigung serviert - nach 8 Monaten. Ich war froh, denn kurze Zeit später hätte ich mich in der Psychiatrie wiedergefunden.
Eine Bekannte, deren Tochter in einem Heilerziehungsberuf arbeitet, schlug mir vor, eine Ausbildung zur Sozialassistentin zu machen. Das sei nicht anspruchsvoll und es würde zu mir passen, da ich "freundlich zu anderen Menschen" bin. Ich war naiv und dachte, ok, dann wäre das wohl etwas für mich. Leider dachte ich nicht daran, dass ich sehr sensibel und labil bin.
Die Ausbildung war für mich nicht leicht, aber machbar. Im Praktikum merkte ich aber schon, dass ich an Grenzen stoßen könnte. Ja, und was soll ich sagen. Ich arbeite jetzt seit genau einem Jahr in einer Behinderteneinrichtung und ich glaube, dass das überhaupt nichts für mich ist! Mit manchen der behinderten Menschen komme ich zurecht, aber andere akzeptieren mich überhaupt nicht. Sie sind dermaßen frech, schreien mich an und bekommen Tobsuchtsanfälle, wenn man die versprochenen Gummibärchen nicht besorgt hat. Klar, haben wir Teambesprechungen wo man so was ansprechen kann, aber in der Regel heißt es: Zeig ihnen, wer der Herr ist. Zeig mehr Selbstbewusstsein! Schwierig finde ich es auch, mit Angehörigen sprechen zu müssen. Manchmal weiß ich nicht, was ich sagen soll. Teilweise habe ich das Gefühl, dass sie mich so komisch mustern und sich denken, dass ich überhaupt keine Respektperson bin.
Dann kommt noch dazu, dass ich überhaupt nicht praktisch veranlagt bin. Ich soll z.B. mit den behinderten Menschen etwas kreatives machen, aber ich kann nicht basteln und zeichnen. Letztes Jahr ist mir auch noch ein blödes Missgeschick passiert, als ich die Lichterkette vom Weihnachtsbaum abnehmen sollte. Zwei Bewohner sollten mir helfen und ich erklärte ihnen, dass sie langsam die Kerzen nach und nach vom Baum nehmen sollten, während ich sie in den Karton in die Laschen stecken wollte. Ich war kurz darauf konzentriert und als ich mich umsah, hatten die beiden die ganzen Kerzen schon wahllos abgezogen. Schnell war alles verheddert und ich versuchte mein Glück, die Kette wieder zu entwirren, aber es gelang mir nicht. Ich sprach den Hausmeister an, doch der vertröstete mich immer wieder. Bald muss ich also beichten, dass diese Kette nicht mehr zu gebrauchen ist.

So viel zu Schule und beruflichem Werdegang.

Ich bin auch sonst irgendwie alltagsuntauglich. Wenn z.B. an meinem Handy oder Tablet nicht funkioniert, versuche ich selbst, mir übers Internet Informationen zu verschaffen, doch ich verstehe die Erklärungen nie. Immer brauche ich andere dafür, meistens meinen Vater, da ich keinen Partner habe.
Da ich nur einfache Gerichte kochen kann, habe ich mir mal ein paar Gerichte im Internet rausgesucht, um mehr kochen zu lernen. Doch ich verzweifele schon am Rezept, weil ich oft nicht verstehe, was da genau gemeint ist und wie ich das umsetzen soll.
Wenn ich mich mit fremden Menschen unterhalte, fällt mir immer auf, dass sie viel mehr Ahnung haben von vielen Themen und sie Zusammenhänge viel besser verstehen können als ich. Ich kann da kaum mitreden, nicke oft nur total ahnungslos.
Um mich zu bilden, lese ich oft die Tageszeitung. Ich kann den Inhalt von Artikeln auch meistens gut verstehen, doch wenn ich anschließend den Inhalt wiedergeben müsste, könnte ich mich nur noch an die Hälfte erinnern.
Es fäll mir auch schwer, irgendwelche logischen Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich nenne mal ein einfaches Beispiel: eine Tante von mir ist pflegebedürftig und wohnt in einem betreuten Wohnen eines Altenheims. Sie erzählte mir, dass manchmal demente Bewohner auf ihre Terrasse laufen und die Gartenschere mitnehmen. Ich sagte ganz naiv, dass demente Menschen doch damit gar nichts anfangen können. Meine Tante antwortete, dass sie sich aber damit verletzen können. Darauf wäre ich nicht gekommen!

Was ich gerne mache, sind grobe Arbeiten wie putzen. Im Moment bin ich mit meinem Balkon beschäftigt. Dort ist durch falsches Verfugen überall der Beton ausgeschlagen und bedeckt eine größere Fläche des Balkons. Ich habe mir einen Spachtel besorgt und bin jetzt dabei, die Plattierung wieder freizuspachteln. Das ist schön, weil man das Ergebnis sieht.
Ich mag auch Pflanzen und freue mich, wenn sie auf dem Balkon blühen, aber insgesamt habe ich nicht den grünen Daumen.

Kann man damit etwas anfangen? Welcher Beruf wäre wohl etwas für mich?
Ich bin übrigens auch schon putzen gegangen in privaten Haushalten und Büros, aber ich war meistens zu langsam.

Könnt ihr mir einen Rat geben?
Denkt ihr nach meiner Schilderung, dass ich dumm bin?

Es grüßt euch
Sanja
 
G

Gelöscht 119884

Gast
Mir kommt das alles so bekannt vor! Leider kann ich dir keinen Rat geben, denn ich denke auch oft, dass Leute null Respekt vor mir haben (und es wird auch so sein). Ich habe mal bei einem Job die Zusatzaufgabe zur Lehrlingsbetreuung bekommen und kam mir dabei so blöd vor. Das ist zwar schon lange her, aber obwohl ich doppelt so alt wie die Lehrlinge war, hatte ich das Gefühl, dass sie reifer als ich waren und mehr drauf hatten als ich.
Vielleicht ist es ein Trost für dich zu wissen, dass es andere Menschen gibt, die die gleichen Probleme wie du haben...
 

Regis

Aktives Mitglied
Hallo Sanja,
ich kann Dir leider keinen Tipp geben was eine Berufswahl angeht, aber beim Lesen Deines Textes hatte ich den Eindruck, dass Dir Deine Eltern leider nie genug Selbstvertrauen mit auf den Weg gegeben haben, sondern immer nur Ergebnisse von Dir erwartet haben. Das finde ich sehr schade.
Dass Du "dumm" bist, glaube ich keinesfalls, sonst könntest Du nicht so gut und verständlich schreiben.

Was ich Dir raten kann: tue Dinge, die Du selbst interessant findest. Nicht weil Du unbedingt einen Nutzen daraus ziehen musst, sondern einfach weil es Dir Spaß macht. Das kann den Horizont erweitern und neues Interesse für andere Themen schaffen.
 
G

Gelöscht 120235

Gast
Hallo,
bist Du mal körperlich umfassend untersucht worden? Sind Dir Erkrankungen, z.B. auch aus Deiner Kindheit bekannt? Nierenerkrankung, Diabetis !!!... ?
Wenn keine organische Krankheit hinter Deinem Zustand stehen sollte, dann verstehe ich etwas ganz und gar nicht!
Wer eine Abiprüfung abgelegt hat, hat auch eine Matheprüfung ( nicht abwählbar!) hinter sich. Da geht es um viel mehr als nur um a+b=c. Selbst wer mit der Mindestpunktzahl gerade noch die Kurve bekommen hat, hat zwangsläufig ein viel höheres Wissensniveau als ein Schüler der 6. Klasse!
Zudem, eine Betreuungseinrichtung für behinderte Menschen beschäftigt Fachkräfte, die sehr gut ausgebildet worden sind. Aussagen wie: "Zeig ihnen, wer der Herr ist." sind da wohl eher nicht zu erwarten, auch wenn der Arbeitston manchmal etwas lockerer sein kann. Ein leichter Job? Und Du hast die Ausbildung als Heilerziehungspflegerin???? Da kann ich nun wirklich nur lachen. Das ist ein Job, der nicht nur viel Liebe und Hingabe zu den behinderten Menschen einfordert, sondern er erfordert das sich Kümmern um die individuelle Entwicklung eines eigenständigen Lebens der behinderten Personen.
Diese Ausbildung ist umfassend und der Job sauschwer!!
Im Praktikum merkte ich aber schon, dass ich an Grenzen stoßen könnte.
Bist aber anscheinen doch nicht an Deine Grenzen gekommen!
Also- wenn keine organische Erkrankung belegbar ist, erlaube ich mir zu denken, dass Du uns hier eine Dramaturgie vorgelegt hast!
 
N

NTA

Gast
Guten Abend liebes Forum,

ich (38 und weiblich) muss es mir mal von der Seele schreiben. Mein ganzes Leben lang begleitet mich schon die Frage, ob ich einfach zu dumm für alles bin.
Ich hatte in meiner Kindheit manchmal den Eindruck, dass meine Eltern großes mit mir vorhatten. Mein Vater selbst war im Berufsleben immer ehrgeizig und hat in der IT-Branche gearbeitet. Meine Mutter trauerte verlorenen Chancen nach, obwohl sie selbst keine Leuchte und eher ungebildet ist. Sie arbeitete einige Stunden in der Woche im Einzelhandel.
Ich musste das Gymnasium besuchen, obwohl mir in der Grundschule bescheinigt wurde, dass ich dafür nicht geeignet war. Dementsprechend unterirdisch waren meine Leistungen. Ich war in nichts wirklich gut. Mein Lieblingsfach war Latein. Da kam ich sogar schon mal auf eine Eins. Man musste ja nur stupide Vokabeln und die Grammatikregeln lernen. Mathe war immer der Horror für mich. Ich glaube, ich habe davon auch ein Trauma zurückbehalten, weil mich der Mathelehrer oft vor der Klasse bloßstellte. Ebenso schlimm waren die Naturwissenschaften, Erdkunde und Geschichte. Es kam vor, dass ich komplett im Unterricht abschaltete, weil ich nicht mehr mitkam und überfordert war.
Kurz und gut: ich machte ein Abitur mit einem Durchschnitt von 3,7.
Ich lernte einen kaufmännischen Beruf. Meine Eltern rieten mir dazu und ich machte was sie erwarteten, da ich nicht wusste, was ich nach der Schule machen sollte. Ich zog die Ausbildung durch, aber es war ein Horrotrip. In der Praxis stellte ich mich dermaßen blöd an, dass ich mich bei allen Mitarbeitern unbeliebt machte. Während meiner ganzen Schulzeit hatte man mir schon mein Schneckentempo in allem vorgehalten. Auch in der Ausbildung fiel ich massiv damit auf, obwohl ich mich bemühte, schnell zu sein. Dabei machte ich dann oft gravierende Fehler. Einmal sorgte ich für einen hohen Versicherungsschaden, weil ich etwas an eine falsche Adresse schickte.
Fast wäre ich durch die Abschlussprüfung gefallen, weil ich in dem Prüfungsteil Mathe und Rechnungswesen total versagte. Dabei hatte ich mich wochenlang intensiv darauf vorbereitet!
Danach war mir klar, dass ich nie mehr im Büro würde arbeiten wollte.
Ich habe seitdem in verschiedenen Jobs gearbeitet. Der längste war in einem Callcenter, wo ich Bestellungen aufnehmen musste. Einerseits gut, weil ich keine große Selbständigkeit an den Tagen legen musste. Andererseits war es furchtbar öde und ich wollte das nicht noch weitere Jahre machen, da ich eine Netzhauterkrankung habe. Das ständige Starren auf den Bildschirm ist schädlich für mich. Ich habe es anschließend im Einzelhandel versucht. Beim Verräumen der Waren war ich aber zu langsam und es fiel mir schwer, über Stunden an der Kasse das richtige Wechselgeld rauszugeben. Nachdem ich zweimal rausgeschmissen worden bin, hakte ich das ab.
Danach war ich ein paar Jahre arbeitslos, lebte vom Jobcenter. In der Zeit musste ich eine Maßnahme machen mit verschiedenen Schulfächern und PC-Untericht. Der Unterricht in Deutsch und Mathe entsprach dem Niveau der 6. Klasse, aber die meisten Matheaufgaben konnte ich nicht selbständig lösen. Meine Arbeitsvermittlung wusste nicht so richtig, wohin mit mir. Eines Tages meinte sie, ich solle es ruhig noch mal in einem Bürojob versuchen. Ich sagte, dass das nun wirklich nichts für mich ist, doch sie blieb beharrlich. Lange Zeit bekam ich nur Absagen, doch dann witterte ein Geldsack seine Chance auf eine superbillige Arbeitskraft. Ich fing also in einem Architekturbüro an und war von Anfang an komplett überfordert, weil man mich auch gar nicht einarbeitete. Ich brauchte ständig Hilfe, weil am Computer wieder irgendwas nicht funktionierte oder ich keine Ahnung hatte, wie man ein Schreiben formuliert. Der Chef war ein Choleriker. Einmal regte er sich über einen kleinen Fehler von mir so auf, dass er mit der Faust auf meinen Schreibtisch schlug und rumschrie. Ich reagierte trotzig und bekam am nächsten Tag die Kündigung serviert - nach 8 Monaten. Ich war froh, denn kurze Zeit später hätte ich mich in der Psychiatrie wiedergefunden.
Eine Bekannte, deren Tochter in einem Heilerziehungsberuf arbeitet, schlug mir vor, eine Ausbildung zur Sozialassistentin zu machen. Das sei nicht anspruchsvoll und es würde zu mir passen, da ich "freundlich zu anderen Menschen" bin. Ich war naiv und dachte, ok, dann wäre das wohl etwas für mich. Leider dachte ich nicht daran, dass ich sehr sensibel und labil bin.
Die Ausbildung war für mich nicht leicht, aber machbar. Im Praktikum merkte ich aber schon, dass ich an Grenzen stoßen könnte. Ja, und was soll ich sagen. Ich arbeite jetzt seit genau einem Jahr in einer Behinderteneinrichtung und ich glaube, dass das überhaupt nichts für mich ist! Mit manchen der behinderten Menschen komme ich zurecht, aber andere akzeptieren mich überhaupt nicht. Sie sind dermaßen frech, schreien mich an und bekommen Tobsuchtsanfälle, wenn man die versprochenen Gummibärchen nicht besorgt hat. Klar, haben wir Teambesprechungen wo man so was ansprechen kann, aber in der Regel heißt es: Zeig ihnen, wer der Herr ist. Zeig mehr Selbstbewusstsein! Schwierig finde ich es auch, mit Angehörigen sprechen zu müssen. Manchmal weiß ich nicht, was ich sagen soll. Teilweise habe ich das Gefühl, dass sie mich so komisch mustern und sich denken, dass ich überhaupt keine Respektperson bin.
Dann kommt noch dazu, dass ich überhaupt nicht praktisch veranlagt bin. Ich soll z.B. mit den behinderten Menschen etwas kreatives machen, aber ich kann nicht basteln und zeichnen. Letztes Jahr ist mir auch noch ein blödes Missgeschick passiert, als ich die Lichterkette vom Weihnachtsbaum abnehmen sollte. Zwei Bewohner sollten mir helfen und ich erklärte ihnen, dass sie langsam die Kerzen nach und nach vom Baum nehmen sollten, während ich sie in den Karton in die Laschen stecken wollte. Ich war kurz darauf konzentriert und als ich mich umsah, hatten die beiden die ganzen Kerzen schon wahllos abgezogen. Schnell war alles verheddert und ich versuchte mein Glück, die Kette wieder zu entwirren, aber es gelang mir nicht. Ich sprach den Hausmeister an, doch der vertröstete mich immer wieder. Bald muss ich also beichten, dass diese Kette nicht mehr zu gebrauchen ist.

So viel zu Schule und beruflichem Werdegang.

Ich bin auch sonst irgendwie alltagsuntauglich. Wenn z.B. an meinem Handy oder Tablet nicht funkioniert, versuche ich selbst, mir übers Internet Informationen zu verschaffen, doch ich verstehe die Erklärungen nie. Immer brauche ich andere dafür, meistens meinen Vater, da ich keinen Partner habe.
Da ich nur einfache Gerichte kochen kann, habe ich mir mal ein paar Gerichte im Internet rausgesucht, um mehr kochen zu lernen. Doch ich verzweifele schon am Rezept, weil ich oft nicht verstehe, was da genau gemeint ist und wie ich das umsetzen soll.
Wenn ich mich mit fremden Menschen unterhalte, fällt mir immer auf, dass sie viel mehr Ahnung haben von vielen Themen und sie Zusammenhänge viel besser verstehen können als ich. Ich kann da kaum mitreden, nicke oft nur total ahnungslos.
Um mich zu bilden, lese ich oft die Tageszeitung. Ich kann den Inhalt von Artikeln auch meistens gut verstehen, doch wenn ich anschließend den Inhalt wiedergeben müsste, könnte ich mich nur noch an die Hälfte erinnern.
Es fäll mir auch schwer, irgendwelche logischen Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich nenne mal ein einfaches Beispiel: eine Tante von mir ist pflegebedürftig und wohnt in einem betreuten Wohnen eines Altenheims. Sie erzählte mir, dass manchmal demente Bewohner auf ihre Terrasse laufen und die Gartenschere mitnehmen. Ich sagte ganz naiv, dass demente Menschen doch damit gar nichts anfangen können. Meine Tante antwortete, dass sie sich aber damit verletzen können. Darauf wäre ich nicht gekommen!

Was ich gerne mache, sind grobe Arbeiten wie putzen. Im Moment bin ich mit meinem Balkon beschäftigt. Dort ist durch falsches Verfugen überall der Beton ausgeschlagen und bedeckt eine größere Fläche des Balkons. Ich habe mir einen Spachtel besorgt und bin jetzt dabei, die Plattierung wieder freizuspachteln. Das ist schön, weil man das Ergebnis sieht.
Ich mag auch Pflanzen und freue mich, wenn sie auf dem Balkon blühen, aber insgesamt habe ich nicht den grünen Daumen.

Kann man damit etwas anfangen? Welcher Beruf wäre wohl etwas für mich?
Ich bin übrigens auch schon putzen gegangen in privaten Haushalten und Büros, aber ich war meistens zu langsam.

Könnt ihr mir einen Rat geben?
Denkt ihr nach meiner Schilderung, dass ich dumm bin?

Es grüßt euch
Sanja
Immerhin hast Du eine bessere Rechtschreibung, als 85% der Bevölkerung. Ist ja auch schon mal etwas und ein sicheres Zeichen für Bildung.
 

Hr. Pinguin

Aktives Mitglied
(...) Im Moment bin ich mit meinem Balkon beschäftigt. Dort ist durch falsches Verfugen überall der Beton ausgeschlagen und bedeckt eine größere Fläche des Balkons. Ich habe mir einen Spachtel besorgt und bin jetzt dabei, die Plattierung wieder freizuspachteln. Das ist schön, weil man das Ergebnis sieht. (...)
Da hat es auch einer nicht gekonnt ;) .

Probleme an seine Leistungsgrenzen zu geraten und Fehler zu machen haben vermutlich sehr viele Menschen. Behalten dies aber in aller Regel für sich, da dies als Schandfleck gilt und man von anderen missbilligt und ausgeschlossen wird.

Richtig schlimm wird es, wenn man in Schlichtheit und Monotonie abgeglitten ist, man überhaupt keine Ahnung hat, wofür man es (noch) macht und man auch keine Möglichkeit mehr sieht, da jemals herauszukommen.
 

Northern Light

Sehr aktives Mitglied
Ist es evtl. so, dass deine Langsamkeit aus Unsicherheit resultiert? Dass du (bewusst oder unbewusst) das Gefühl hast, dass du jeden einzelnen Schritt einer Aufgabe für dich nochmal auf Richtigkeit prüfen musst, damit dir keine Fehler passieren, und du dadurch einfach sehr viel Zeit dafür brauchst?

Von deiner Art, zu schreiben und dich auszudrücken, würde ich dich jedenfalls sicher nicht für "dumm" halten.
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Du wirdest auf die falschen, für dich unpassenden Gleise gesetzt und solltest nun versuchen, für DICH etwas zu finden, das du gut bewältigen kannst.
Wenn du gerne putzt und aufräumst, versuche es in diesem Bereich auf eigene Kappe, nicht in einer Kolonne.
Biete deine Dienste als Haushälterin bei Wohlhabenden an.
Ich denke nicht, dass du dümmer bist als der Durchschnitt.
 

FridaySun

Mitglied
Hallo, kann schon diverse Möglichkeiten geben.
- Dyspraxie
- Dyskalkulie
- Dyslexie
- Sensorische Integrationsstörung
- Neurodiversität
- usw.
Mit Dummheit hat das aber alles nichts zu tun.

Ich mag da auch einen Spruch von Albert Einstein: "Wenn man einen Fisch danach beurteilt, wie gut er auf einen Baum klettern kann, wird er sein Leben lang meien er wäre dumm"

LG FridaySun.
 
G

Gelöscht 120117

Gast
@TE: Klares NEIN.

Niemand ist "dumm" - und es ist ein sehr hässliches Wort, das ich keinem Menschen jemals zuschreiben würde!
Und erst recht nicht jemandem, der einen solchen Thread zu verfassen imstande ist.

Aber nun meine Frage an dich: Und was bringt dir solch ein feedback nun? Baut es dich auf, ziehst du dich dran hoch, fühlst du dich dann besser?
Mach dich innerlich unabhängig von der Meinung anderer und finde deinen Wert in Gott und in dir selbst!
 
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