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Bildungsstand und Psychotherapie?

folgende frage beschäftigt mich: intelligente menschen bzw. menschen, die eher gebildeter sind können ja zwar eine psychische krankheit/probleme haben, aber durch lesen von fachliteratur usw. und vll auch durch das ausmaß an artikulationsfähigkeit können sie psychiatern/therapeuten einigermaßen auskunft über ihren gemütszustand geben, können die situationen die ihnen probleme bereiten analysieren usw.
aber leute, die psychische probleme haben und nicht so gebildet sind, haben die es nicht wahrscheinlich noch ungemein schwerer den leuten ihre probleme zu verdeutlichen/zu beschreiben/auszudrücken was ihnen fehlt?
ich frag mich das nur immer wieder, denn ich selber hab probleme, bin aber einigermaßen gebildet und intelligent. aber auch ich hab schon lange gebraucht, um den therapeuten/den psychiatern klar zu machen was in etwa mit mir los ist, denn es ist anscheinend überhaupt nicht üblich, dass wirklich die profis die ganze arbeit machen, man muss sich schon selbst ein gutes stück weit analysiert haben, wenn man zu ihnen geht. die leute fragen ja immer sehr genau "was einen zu ihnen führt" usw.

deshalb frage ich mich, wenn das für mich schon so schwer war, wie ist es dann erst für leute die gar nicht die geistige fähigkeit haben sich wirklich selbst zu reflektieren, zu analysieren usw., gehen die leute vor die hunde? oder sehe ich da irgendwas falsch?
bitte denkt nicht, dass ich angeben oder abheben will von leuten mit niedrigerer bildung, das meine ich nicht. ich habs mich bloß wirklich gefragt, weil ich mir das gar nicht vorstellen kann, dass man sich dann überhaupt irgendwie selbst analysieren kann.

was meint ihr?
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo LachendeKuh,
deine Frage ist durchaus berechtigt, wobei es
ja auch therapeutische Ansätze gibt, die nicht
primär auf den Intellekt oder das Sprach-/Aus-
drucksvermögen angewiesen sind. Die Analyse
ist, wenn sie fachlich gut ausgeführt wird, im
Übrigen auch nicht darauf angewiesen, dass
dich jemand "versteht", sondern zielt darauf
ab, dass sich jemand im Sprechen seiner selbst
bewusst wird und der Psychoanalytiker ihm da-
für einen Raum und einen Zuhörer anbietet.

Der Irrweg, den die Psychotherapie die letzten
100 Jahre gegangen ist, weil man meint, durch
Analyse und Verstehen eines Problems dasselbe
auch automatisch immer lösen zu können, wur-
den schon in den 1960er-Jahren von Paul Watz-
lawick als solcher ausgewiesen. Seine Beobach-
tungen über Problemlösungen zeigen hingegen,
dass Lösungen entstehen, indem ein Unterschied
im Muster auftritt, der relevant genug ist. Leider
hat sich das noch nicht bis zur Mehrheit der in
diesem Bereich tätigen Leute herumgesprochen.

Mit den modernen Methoden (z.B. Lösungsori-
entierte Kurztherapie) kann man sogar Menschen
helfen, die ihr Problem überhaupt nicht benennen
können oder wollen - etwa, indem mit Metaphern
gearbeitet wird. Ich mache das z.B. mit Paaren
so, wenn es um heikle Themen geht. Dann spre-
chen wir nicht über das Problem selbst, sondern
übertragen es in eine neutrale Situation ("zwei
Kinder sitzen im Sandkasten") und suchen dort
nach dem lösenden Unterschied. Die Übertragung
ins richtige Leben machen dann die Klienten allein,
ohne dass ich als Berater (ich bin kein Therapeut)
alles im Detail wissen muss. Geht schneller so und
erspart manche unangenehme Nebenwirkung :)

Viele Grüße,
Werner
 

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