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Beziehung zum eigenen Vater aufarbeiten nach dessen Tod?

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Gast

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Hallo in die Runde,

eigentlich moechte ich mir den ganzen Schlamassel nur von der Seele schreiben - zu tun gibt es nicht mehr viel. Da ich mir aber bis kuerzlich wenig Gedanken ueber unsere Beziehung gemacht habe, schadet das wohl nicht. Anfang des Jahres (kurz nach dem Tod meines Vaters) hat mich eine Depression in Kombination mit Angststoerungen ziemlich aus der Bahn geworfen - evtl. liegt der Anlass auch in dieser schwierigen Beziehung. (Konkreter Anlass war, dass ich mit meiner Familie ausgewandert bin.)

Verlust meines Vaters Nr. 1 - meine Eltern haben sich mit 10 Jahren getrennt, und ich war eigentlich immer der Meinung, dass sie das einigermassen ok hinbekommen haben, wir sind nicht zwischen beiden Elternteilen zerrieben worden und mein Vater ist meistens zu Familienfeiern erschienen. Ich kann mich aber trotzdem genau erinnern, wie ich Angst hatte, mein Vater wuerde nicht mehr zu meinem Geburtstag kommen, weil er ja nicht mehr bei uns wohnt.
Mit seiner neuen Lebensgefaehrtin bin ich einigermassen ausgekommen, obwohl mir immer klar war, dass sie eine schwierige Person ist und ich mich verbiegen muss, um nicht anzuecken.

Verlust meines Vaters Nr. 2 - um meinen 30. Geburtstag kam es dann doch, wie es kommen musste und ich habe mich (ueber ein Missverstaendnis!) mit der Lebensgefaehrtin meines Vaters total ueberworfen. Erst habe ich das gar nicht so ernst genommen und gedacht, ach was, die kriegt sich schon wieder ein, aber so war es leider nicht. Im letzten Telefonat bin ich sowas von ueberschuettet worden mit Widerwaertigkeiten, dass dann der Ofen aus war. Mein Vater war auch bei diesem Telefonat anwesend und ist nicht eingeschritten, auch bei einigen aehnlichen Anlaessen hat er mich nicht geschuetzt. Anschliessend ist der Kontakt zu ihm aeusserst sporadisch geworden, er hatte nie Zeit fuer mich, wenn ich in seiner Stadt zu Besuch war und war so gut wie nie telefonisch erreichbar. Seit 2005 haben wir uns 2 Mal gesehen.

Verlust meines Vaters Nr. 3 - im Sommer 2009 war mein Vater zur Kur und so aus dem Dunstkreis seiner Lebensgefaehrtin heraus und hat sich bemueht, einzurichten, dass ich ihn mit seinem inzwischen geborenen 2 Enkelkindern besuchen konnte. Dabei habe ich gesehen (was ich schon laengst vermutet habe), dass mein Vater nach langen trockenen Jahren im Endstadium des Alkoholismus war. Ich habe auch gesehen, dass ich und seine Enkelkinder ihm nicht egal sind, aber er nicht in der Lage war, sich gegen seine Lebensgefaehrtin durchzusetzen.
Als wir uns verabschiedet haben, wusste ich, dass wir uns nicht wiedersehen wuerden.
Ich habe ihn informiert, als wir im Sommer 2010 ausgewandert sind - versucht anzurufen, geschrieben - aber keine Antwort bekommen. Funkstille gab es immer wieder monate- oder jahrelang, so dass oft die Vermutung nahe lag, dass er schon verstorben war, es mir nur niemand gesagt hat.
Natuerlich haette ich auch einfach vor der Tuer stehen koennen, aber wer will schon die Tuer ins Gesicht geschlagen bekommen.

Verlust meines Vaters Nr. 4 - Im Januar diesen Jahres ist mein Vater tatsaechlich verstorben - als ich davon erfahren habe, war er schon nicht mehr bei Bewusstsein, meine Schwester hatte noch Gelegenheit, ihre Geschaeftsreise abzubrechen und bei ihm zu bleiben, bis er es geschafft hatte.
Seine Lebensgefaehrtin ist nach Hause gegangen - sie "haette es nicht ertragen" und hat ihn deswegen alleine gelassen. Das finde ich einfach unglaublich.

Verlust meines Vaters Nr. 5 - meine Schwester und ich sind enterbt - kein freundliches Wort - komplett uebergangen.

Ganz ehrlich, obwohl es ja wohl naheliegt, habe ich mich mit der ganzen Geschichte wenig auseinandergesetzt, bis meine Beratung wg. der Depression jetzt nachgefragt hat, ob ich in praegenden Jahren einen Verlust verkraften musste. Eigentlich ist das ein ununterbrochener Verlust - immer wieder verletzt und enttaeuscht. Sie ist aufmerksam geworden, weil meine Angsstoerung sich meist darum dreht, dass ich schwerkrank werden koennte oder sterben und dann nicht fuer meine Kinder dasein koennte.

Was mir dann noch eingefallen ist, war die Tatsache, dass ich -bis ich meinen Mann kennengelernt habe - eigentlich nur verkorkste Beziehungen zu Maennern hatte. Ich habe anscheinend vorgesorgt, keinen Verlust erleiden zu muessen. Die Kandidaten haben in anderen Kontinenten, Laendern, Staedten gelebt, waren so psycho, dass sie sowieso zu keiner Beziehung faehig waren oder bereits vergeben. Allesamt nicht wirklich verfuegbar und somit gar nicht in der Lage, mir einen Verlust zuzufuegen. Zu den versprengten "netten Jungs" war ich im allgemeinen von mir aus so garstig, dass ich die auch schon im Vorfeld vergrault habe.

Was meint Ihr - total durchgeknallt und ein Fall fuer die Therapeuten-Couch? Ich versuche eigentlich, so klar zukommen, da das ja auch nur ein Teil-Ausloeser fuer die Depression/Angststoerung war. Auswandern, bei dem man sich die eigenen Wurzeln total abhackt, ist nicht einfach und vor allem auch sehr sehr anstrengend und das wieder neu verwurzeln braucht Zeit. Im Moment nehme ich Medikamente, die wirklich gut helfen, aber in etwa einem Vierteljahr sollte ich da ja auch wieder reduzieren.

Wie auch immer, ich wollte es mal loswerden, erzaehle gern auch mehr, falls es jemand interessiert. Spannend finde ich es natuerlich, wenn ihr mir von Euren schwierigen Beziehungen erzaehlen koennt.

Danke.
 

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