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Bester Freund mit bipolarer Störung

VelvetBlack87

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
ich würde gerne wissen, ob hier Leute mit ähnlicher Erfahrung sind und wie sie damit umgegangen sind:

Meinen Freund kenn ich seit Mitte 2017,wir haben uns über einen 1,40€ Job kennengelernt. Damals wollte ich noch eine Beziehung mit ihm, was aber scheiterte. Nach monatelanger Funkstille traf ich ihn wieder, merkte aber, dass er anders drauf war. Er wollte seine Ex heiraten und, war voller Tatendrang und ständig unterwegs. Ich kannte ihn gar nicht so und als mir seine Mutter erzählte, dass er von der Polizei in die Psychiatrie gebracht wurde, war ich geschockt. Ich erfuhr auch von seiner Erkrankung und dass seine sog. Hochzeitsvorbereitungen Blödsinn seien und er sich seiner Ex nicht mehr nähern darf. Nachdem er entlassen wurde, war er wieder "normal", hatte eine neue Arbeit und war zufrieden. Jetzt fängt er wieder an, dass er grübelt, frustriert ist, viel weint und sich distanziert. Ich habe ihm zu einer Verhaltenstherapie geraten, da ich aus Erfahrung weiss, wie hilfreich sie sind (bei mir wurde Borderline diagnostiziert). Alles lehnt er ab, da ihm in jungen Jahren Lithium verabreicht wurde, was seine Nieren kaputt gemacht hat.
Meine Frage ist, wie geht ihr damit um und habt ihr Tipps oder Empfehlungen?
Liebe Grüße
 
G

Gelöscht 75067

Gast
Kurz: Lauf. Denn wenn er sich seiner Ex nicht nähern darf (gerichtlicher Beschluss?) muss es seine Gründe haben.
 

VelvetBlack87

Neues Mitglied
Kurz: Lauf. Denn wenn er sich seiner Ex nicht nähern darf (gerichtlicher Beschluss?) muss es seine Gründe haben.
Die Gründe sind, dass er sie gestalkt hat. Sie wollte das aber so, quasi als Liebesbeweis. Und weglaufen möchte ich nicht. Er ist kein schlechter Mensch, er hat halt nur diese Probleme. Und wie ich damit umgehen kann. Ich zweifel halt viel in dem, was er sagt und macht. Ich bin schonmal auf Abstand gegangen, aber das hielten wir beide nicht aus. Er meinte, ich sei die einzige, die zum ihm hielt trotz seiner Probleme
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Weil das Lithium seine Nieren geschädigt hat, lehnt er eine Verhaltenstheraoie ab? :confused:
Was für ein überaus unlogischer Rückschluss.
Bist du sicher, dass er lediglich "bipolar" ist?
Ich würde mich um Abstand bemühen.
Was zieht dich zu ihm?
 
G

GrayBear

Gast
Mit jemandem, der an einer bipolaren Störung leidet, kann es unglaublich schwer werden, eine Beziehung zu haben, denn so viele seiner Entscheidungen haben mehr mit dieser Störung zu tun, als mit dem Umfeld oder den Aktionen. Warum jemand mit einer bipolaren Störung heute so oder nach einer halben Stunde ganz anders reagiert, ist oft nur schwer nachvollziehbar. Eine sehr gute Freundin bekam eine solche Störung diagnostiziert.

Ist man nicht immer wieder in einer Beziehung auf einander angewiesen? Mit jemandem mit bipolarer Störung führt dies in vielen Fällen zu einer Enttäuschung. Dies immer und immer wieder zu verkraften braucht sehr viel Energie. Selbstverständlich gibt es unterschiedlich starke Ausprägungen und Verläufe dieser Krankheit. Um damit umgehen zu lernen, muss man sich intensiv damit auseinander setzen und die eigenen Grenzen kennen und diese auch einhalten. Wenn der Partner sagt: "Los, spring!" sollte die Antwort nicht "Wie hoch?" lauten, sondern "Warum?".
 

Steph_S

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,
ich würde gerne wissen, ob hier Leute mit ähnlicher Erfahrung sind und wie sie damit umgegangen sind:

Nachdem er entlassen wurde, war er wieder "normal", hatte eine neue Arbeit und war zufrieden. Jetzt fängt er wieder an, dass er grübelt, frustriert ist, viel weint und sich distanziert. Ich habe ihm zu einer Verhaltenstherapie geraten, da ich aus Erfahrung weiss, wie hilfreich sie sind (bei mir wurde Borderline diagnostiziert). Alles lehnt er ab, da ihm in jungen Jahren Lithium verabreicht wurde, was seine Nieren kaputt gemacht hat.
Meine Frage ist, wie geht ihr damit um und habt ihr Tipps oder Empfehlungen?
Liebe Grüße
Hallo,
eines der Probleme mit dem Begriff "bipolar" ist dass sich niemand darunter was vorstellen kann. Früher hieß es: Manisch-Depressiv, unter dem Begriff kann man sich viel eher etwas vorstellen. Depression ist ziemlich klar definiert und es ist nicht schwer sich davon eine Vorstellung zu machen, weil ja jeder auch mal depressiv verstimmt ist in seinem leben.

Manie ist schwieriger, eigentlich viel schwieriger, weil es ist nicht leicht vorstellbar was bei einem manischen Schub mit dem Betroffenen passiert. Weil der Schub ja sehr unterschiedlich stark ausfallen kann. Mildere formen von Manie sind schwer zu bemerken und zu diagnostizieren, gehen z.b. mit Schlafstörungen und Ruhelosigkeit einher. Härtere Schübe sind dann schon richtig Crazy, die Betroffenen machen Sachen die total abgehoben sind, geben unkontrolliert Geld aus, starten soziale Projekte wo sie versuchen obdachlose bei sich zu hause unterzubringen etc, es kann dann schnell ziemlich unmöglich werden. Deshalb haben härtere Maniker dann auch bald einen gerichtlichen Betreuer. Sehr schwierig ist es mit denen die dazwischen liegen, also die zwischen der milden Form und richtig Crazy sich bewegen. Es gibt dann noch komplizierende Faktoren wie Drogen oder Alkohol. Die Umgebung spielt auch eine wichtige Rolle, man kann einen Maniker schon beruhigen das geht. Stabilisierende Faktoren im sozialen Umfeld sind also sehr wichtig.

Die Medikamente in dem Bereich sind sehr heftig, wobei ich nicht alle kenne und nichts weiß über die neuste Generation von Medikamenten. Aber es sind harte Psychopharmaka im bedenklichsten Sinne. Ja man kriegt damit jemanden ruhig, sogar sehr ruhig, ob das schön ist glaub ich nicht. Die Nebenwirkungen sind auch mehr als bescheiden.

Verhaltenstherapie bei einem Maniker weiß ich nichts drüber, wäre aber sehr interessant wenn es hilft. Ich habe jetzt fast nur über die Manie geschrieben weil dass der problematische Teil ist für die Umwelt und auch für den Betroffenen schnell zum großen und gefährlichen Problem werden kann.

Es gibt noch Kulturelle Aspekte, für mich ist der Raser auf der Autobahn, der bei 220kmh sein Leben riskiert, auch ein gefährlicher Maniker, aber das wird im allgemeinen gesellschaftlich Kontext so nicht gesehen. Die soziokulturellen Aspekte müssen aber auch in der Gesamtbetrachtung reflektiert werden.
 

VelvetBlack87

Neues Mitglied
Danach hat der TE nicht gefragt.

Ich denke, es ist wirklich schwierig für dich, damit umzugehen. Dein Freund hat eine schwere psychische Erkankung, die auch im Umgang mit "Angehörigen" schwierig ist.

Wenn du es schaffst, wäre es sicherlich hilfreich, für ihn da zu sein, wenn er es braucht, ohne darauf zu hoffen, dass er deine Vorschläge annimmt. Grenzen setzen, wenn du es brauchst. Du wirst ihn nicht retten können, aber vielleicht kannst du manchmal für ihn da sein. dabei musst du aber auch auf deine Grenzen und Gefühle achten.

Mehr kann ich jetzt erstmal nicht raten.
Danke für deinen Tipp. Bisher hab ich es auch so gemacht. Er meinte auch, es würde keinen Rückfall geben, aber das ist nicht auszuschließen
 

VelvetBlack87

Neues Mitglied
Manchmal muss man einfach bedenken, dass es einen Unterschied gibt zwischen einer Neurose, einer depressiven Verstimmung, einer schweren Depression, einer bipolaren Störung, einer Schizophrenie usw. gibt. Dazu gibt es ja auch immer noch die Persönlichkeitsstörungen und das Phänomen der mehreren Störungen gleichzeitig.

Meine Nichte war eine zeitlang sehr sehr krank. Im Moment hält sie sich schon seit vielen Jahren ganz gut. Ohne Medikamente. Sie hat einen Mann und drei Kinder. Sehr sensibel ist sie immer noch. Aber sie "schlägt" sich ganz gut durchs Leben und verhält sich sehr verantwortungsvoll gegenüber ihren Kindern. Natürlich macht auch sie nicht alles "richtig" und sie hat auch zu leiden unter ihrer eigenen Sensibilität und deren ihrer Kinder.

Schade, wenn ihren Freunden, als es ihr sehr schlecht ging, sie auch psychotisch war, geraten worden wäre, "lauf bloß weg usw."
Genau solche Kommentare lese ich hier auch. Ich will aber ihn nicht fallen lassen oder weglaufen. Ich war selber damals in einer sehr schweren Phase, wo Freunde abgehauen sind, weil es ihnen geraten wurde.
 

VelvetBlack87

Neues Mitglied
Hm, jetzt möchte ich doch aber noch mal bemerken, dass nicht alle Menschen mit bipolarer Krankheit bei einer Manie dermaßen extrem reagieren, wie hier beschrieben worden ist.

Meine Nichte wurde zwar psychotisch, hing aber auch mit ihrem Cannabiskonsum zusammen, wurde sozusagen "verrückt", weil sie den Obdachlosen in Amerika helfen wollte (in ihrer Manie buchte sie eine Reise in die USA), strandete da auch irgenndwie, kam irgendwie wieder zurück nach Deutschland und ging völlig den Bach runter.

Sie hatte vor, allen Obdachlosen ein Carepaket zu schicken mit bestimmten Sachen. Dafür rief sie alle möglichen Bekannten mitten in der Nacht an.

Danach bekam sie eine Verfolgungswahn, der ihr sehr viel Angst machte. Irgendwann landete sie gottseidank in einer Klinik.

Seit vielen Jahren ist sie halbwegs gesund. Sie hat also niemals andere Menschen gefährdet, weil sie mit 200 oder so über die Autobahn gedüst ist.

Ansonsten gibt es bipolare Menschen, deren Ausprägungen gar nicht so extrem sind, also keine Psychose, keine wirklich gefährlich Sachen. Manchmal bedeutet da Manie einfach nur Hochstimmung mit ganz viel Redefluss, was andere Menschen druchaus nerven kann.

Aber bitte, jetzt hier keine Feindschaft oder Abwertung gegenüber bipolaren Menschen. Möglicherweise lesen hier viele Menschen mit.
So lhnlich war es bei meinem Kumpel. Er fuhr mitten in der Nacht nach Wiesbaden mit dem Zug, weil er seine Geburtsurkunde brauchte. Oder er rief mich nachts an, weil er wirre Gedanken hatte. Ich war trotzdem für ihn da trotz Redefluss und spontanen Trips. Dafür ist er mir heute noch dankbar. Ich verurteile ihn nicht. Es macht mich eher traurig, wenn hier welche schreiben, lauf weg oder zieh dich zurück.
 

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