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Berufliche Unterschiede in Familie und bei Freunden. Komme nicht damit klar

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Ricky411

Gast
Hallo. Ich bin jemand der sich in der Schule immer etwas schwer getan hat, noch nie den einen bestimmten Traumberuf im Sinn hatte und nicht studiert hat. Ich hatte zudem schon immer eine sehr ausgeprägte Prüfungsangst. Heute bin ich in einem kleinen Unternehmen angestellt. Ein recht einfacher Job ohne große Verantwortung oder geistige Höchstleistungen.

Ich tue mich mittlerweile sehr schwer bei bestimmten gesellschaftlichen Anlässen, weil dort immer wieder zum Vorschein kommt was andere alles sind und was sie alles machen. Gestern erlebte ich den Tag als Supergau:
wir waren bei der Oma meiner Freundin eingeladen. Dort waren auch deren Onkel und Tante. Als man darauf zu sprechen kam was deren Sprösslinge denn so machen sackte ich förmlich innerlich zusammen und fühlte mich total unwohl.

- Der Sohnemann hat ein Stipendium bekommen, nach seinem Bachelor in Singapur macht er jetzt gerade seinen Master in New York. Gut bezahlter Job wohl schon garantiert.
- Die Tochter war gerade 1 Jahr in Australien und studiert jetzt in einer anderen Stadt (für mich schon schwer vorstellbar)
- Der Onkel ist Abteilungsleiter bei einem großen Industrieunternehmen
- Die Mutter ist selbständig

Als wir heimkamen sehe ich auf Facebook ein Bild eines Bekannten am Strand von Portugal. Titel: Geschäftlich unterwegs.

Ich bin ins Bett und habe mir die Decke über den Kopf gezogen. Auf der einen Seite frage ich mich immer wie die das alle machen. Ich war schon immer ein nachdenklicher, sensibler Typ der ungern aus seinem gewohnten Terrain ausbricht. Das heißt ich bin schon früher nie zum Schüleraustausch und hatte immer Bedenken etwas Neues auszuprobieren. In gewisser Weise war ich immer etwas der zurückhaltende Einzelgänger der grundsätzliche Angst vor dem Scheitern hat.

Heute merke ich dass ich bei solchen Treffen oder wenn ich wieder von irgendwo höre wie toll jemand ist, einen inneren Konflikt mit mir selbst bekomme und Druck auf mich selbst aufbaue. Nicht selten geht mir dann durch den Kopf: du bist nichts, du hast versagt, warum hast du nicht, du musst unbedingt noch... usw.

Einerseits wird mir vorgelebt dass es möglichst das Bestreben sein sollte sehr erfolgreich zu werden und Karriere zu machen, andererseits empfinde ich es als riesen Makel im Bezug auf mich selbst. Meine Eltern können nicht so stolz auf mich sein, ich wohne nicht im großzügigen Haus, ich bin nicht maßgeblich am Erfolg von irgendetwas beteiligt, ich leiste nichts Großartiges.
Menschen die eine Masterarbeit schreiben sind für mich schon wie Halbgötter, die besondere Fähigkeiten haben. Wenn ich daran denke, wäre ich wahrscheinlich schon nach kurzer Zeit mit so einem Studium überfordert. Ich sehe sie als bessere Menschen und mich auf ganzer Linie gescheitert.

Da sich diese Gedanken stark auf meinen Alltag auswirken überlege ich was ich tun könnte. Mir fehlt bald schon jegliche Lebensfreude, da aus meiner Sicht alles nur von Erfolg und Karriere abhängt. Kommt man mit bestimmten Menschen zusammen habe ich schon vor der Begegnung Angst, weil wieder alle besser sind als ich und es schon weit gebracht haben könnten. dadurch sehe ich auch mein Sozialleben gefährdet. Mit 35 sehe ich einerseits die Züge abgefahren da noch groß etwas zu verändern, andererseits lebe ich jeden Tag mit diesem quälenden Makel.

Was könnte ich tun um besser damit umzugehen? Wie kann ich es schaffen zu akzeptieren dass ich eben kein Überflieger bin und es nie sein werde?
 
G

Gast

Gast
kommst Du mit Deinem Job klar und kannst Du mit Deinem Gehalt gut über die Runden kommen u d Dir ab und zu mal eine nette Kleinigkeit gönnen? Dann hast Du alles, was Du brauchst... man sollte sich nicht über seinen Job definieren.
Ich habs bei meinem Ex erlebt, wie unglücklich das machen kann... und wie man über Geld- und Karrieregeilheit alles andere vernachlässigt und nichts mehr genießen kann.
Arbeite, um zu leben, lebe nicht, um zu arbeiten. Der Spruch hat nen Bart von hier bis Südostsibirien, aber er ist wahr.
 

Kolya

Aktives Mitglied
Der Spruch hat nen Bart von hier bis Südostsibirien, aber er ist wahr.
Ha ha, der Ausdruck ist echt gut. Mußte lachen :D


Facebook ein Bild eines Bekannten am Strand von Portugal. Titel: Geschäftlich unterwegs.
Da wäre mir fast der letzte Geburtstagskuchen wieder hochgekommen. Wie geschmacklos.


Also, ich muß auch sagen, daß du dich nicht blenden lassen solltest. Wenn ich berufl. auf einem Kongreß bin, habe ich ordentlich was zu tun. Natürlich bummeln wir mal am späten Nachmittag durch die Stadt, aber viel sehen wir nicht.

Je mehr Verantwortung, desto mehr Arbeit.

Mittlerweile bin ich froh, daß ich rechtszeitig nach Hause kann.

Wenn man das Wohlbefinden vom berufl. Erfolg abhängig macht, kann man ganz schön auf die Nase fallen. Was bleibt einem dann? Nix mehr.

In meiner schönen Freizeit lerne ich für mich eine Sprache und ein Instrument. Bin mit Leuten unterwegs, die mich schätzen und die ich schätze. Mein Lebensgefährte ist auch noch da. Ich habe das Kochen für mich entdeckt, meine Haustiere, ich nähe gerne und betreibe Sport und habe vor 9 Monaten Gitarre angefangen...wie Du siehst, ein Leben in Überfluß mit Menschen und Liebe gefüllt.

SOOOO

Bild eines Bekannten am Strand von Portugal. Titel: Geschäftlich unterwegs.
will ich nicht enden. Auf gar keinen Fall. Dekadent...oder wie kann man das bezeichnen? Es gibt Menschen, die ohne Dach übern Kopp leben...ah, nee, wie unreif, wie oberflächlich dieser Spruch ist. Womöglich auch noch gelogen, wer weiß...

Liebe Grüße

Kolya
 
R

Ricky411

Gast
Hallo Kolya,

also gelogen ist das nicht, er arbeitet in der Exportabteilung eines Herstellers und reist öfters mal in verschiedene Länder. Und jedesmal kommen Statusmeldungen: in der Lufthansa Lounge, am Strand , sonstwo....

Ich bin mir nicht sicher ob man da von blenden lassen sprechen kann, ich sehe halt immer dass andere scheinbar wichtigere Dinge machen als ich, bzw. eben einfach beruflich besonders erfolgreich sind. Ursprünglich dachte ich auch, man arbeitet eben um seine Brötchen zu verdienen, heute habe ich das Gefühl dass eben alles schon vom beruflichen Erfolg abhängt.
 
G

Gast

Gast
Manche Menschen können total toll auf die Wurst hauen mit ihren Jobs. Aber das allein macht sie nicht zu besseren Menschen, sie haben bloß ne größere Klappe und/oder Glück, dass sie beruflich was "tolles" machen. Manchmal ist das aber auch mehr Schein als Sein.

Ich bin selbständig, aber ich definiere mich nicht nur darüber. Um ganz ehrlich zu sein war es mal die Flucht vor dem Druck in einem Angestelltenverhältnis, und ist natürlich auch mit wenig Freizeit und diversen Verpflichtungen verbunden.

Definiere Dich nicht nur über Deinen Job! Guck mal, dass Du auch Hobbies hast, die Dich ausfüllen. Oder dass Du z. B. eine Fortbildung machst, wenn Du gerne das Gefühl haben möchtest, weiter zu kommen.

Ansonsten lebe das Leben, dass DIR gefällt. Es ist nicht jeder der Typ für Geschäftsreisen. Ich mag auch gern heute wissen, was mich morgen erwartet. Ist ja auch okay so. :)
 

Kolya

Aktives Mitglied
Manchmal ist das aber auch mehr Schein als Sein.
genauso denke ich auch.

Ich war früher auch berufl. viel unterweg gewesen. Wichtig! Wichtig! Auf Kongressen und und und. Ich hätte Fratzenbuch mit coolen Sprüchen füllen können untermauert mit den entsprechenden Fotos. Es war auch eine anstrengende Zeit.

Ricky, auf der anderen Seite, wenn Du für DICH persönlich der Meinung bist, daß Erfolg im Beruf Dein Leben ausfüllt, dann werde selbst aktiv und tue auch etwas dafür!

Als Teenie war es mir wichtig Abitur zu haben und zu studieren. Das war für MICH die beste Entscheidung. Der Weg war hart ohne finanzielle Unterstützung, sprich arbeiten um das Studium zu finanzieren. Aber es gehörte zu mir und ich habe es durchgezogen.

Statt zu Jammern, lebe Deinen Traum und mache Dich aktiv auf Deinen Weg.

Ich kenne Leute, die ihre Existenz aufgegeben haben und nochmal neu angefangen haben, weil ihnen das alte Leben sinnlos und zum K***en fanden.

Und wenn Du wenn Dein Ziel erreicht hast, kannst Du ja auch auf Fratzenbuch cooole Bilder reinstellen.

Man muß nur auch was dafür tun. Es kommt keiner und klopft an Deiner Tür.

Alles Gute

Kolya
 
G

Gast

Gast
Bist du mit deinem Dasein eigentlich zufrieden? Und bist du nur deshalb unzufrieden, weil du hörst, wie andere vermeintlich erfolgreicher sind? Wenn ja, musst du deine Einstellung ändern:) Man hört (meist) nur von den tollen Sachen, die andere machen. Aber allein abends in einer anderen Stadt im Hotel sein zu müssen, eine stressige Arbeit haben- willst du das wirklich? Man sieht immer nur die Sonne, nicht aber den Schatten. Ich bin auch mal hinter so einem Irrglauben hergelaufen. Als ich dann mein vermeintliches Ziel erreicht habe, habe ich gesehen, dass ich mich vom schönen Schein hab blenden lassen- war ein Job in der Unternehmensberatung. War echt ätzend.
 
G

Gast

Gast
Für längerfristige Auslandsaufenthalte muss meine eine besondere Sorte Mensch sein. Abenteuerlustig sollte man sein und keine allzu tiefen Beziehungen in der Heimat pflegen.

Ich arbeite selbst viel in Asien und mir werden immer wieder Leute geschickt, die ich 'ausbilden' soll. Etwas 50% davon geben den Job nach spätestens 2 Jahren wieder auf. Es gab sogar Situationen, in denen ich nachts aus dem Bett geklingelt wurde, weil Kollegen weinend danach verlangt haben, nach Deutschland zurückgeschickt zu werden.
Auch eine Freundin, die einem rund um die Uhr über die modernen Konversationsmethoden mitteilt, wie sehr sie einen vermisst, kann den Spaß daran sehr verderben. Oder der Freundeskreis, den man im Stich lässt ...
Vereine oder regelmäßige Hobbies sind auf diese Weise ein fast gänzlich unmöglicher Luxus.

Ich wollte nur sagen, dass diese Art des Lebens absolut nicht jedermanns Sache ist...
 
R

Ricky411

Gast
Ich zitiere mal: "Und bist du nur deshalb unzufrieden, weil du hörst, wie andere vermeintlich erfolgreicher sind?"

Antwort: es ist einfach ein merkwürdiges Gefühl wenn man immer öfter hört wie so jemand Dinge macht vor denen man selbst riesen Respekt hätte. Ich gebe zu, ich wäre wohl auch nicht der Typ dafür ins Ausland zu gehen. Es ist eher der innere Druck mit mir selbst, weil ich meine auch so sein zu müssen. Wenn ich höre dass jemand eine Masterarbeit schreibt, klingt das für mich schon so als erfindet er das Rad neu. Meine tägliche Arbeit beinhaltet recht einfache strukturierte Arbeitsabläufe, im Vergleich zu solchen Menschen empfinde ich sie aber geradezu als billig. In 2 Monaten kann ich das jemand auch anlernen ohne dass er eine Ausbildung dafür hat.

Klar, wahrscheinlich lasse ich mich auch blenden und sehe nur die Sonnenseite und denke wow der fliegt für seine Firma um die Welt, was bin denn ich dagegen... Dennoch trage ich einen tiefen inneren Konflikt in mir, der mir leider auch soziale Probleme bereitet. Das sind Gedanken wie:

* Hätte ich was anderes / mehr tun sollen?
* Warum habe ich es nicht geschafft erfolgreich zu sein?
* Ich bin ein Versager
* Da gehe ich nicht hin weil es mir durch die erfolgreichen Menschen schlecht geht
* Alle anderen sind besser als ich und leisten viel mehr
 

Darknessgirl

Aktives Mitglied
Naja, du musst Erfolg mal für dich selbst definieren. Für den Begriff "Erfolg" gibt es keinen Messwert, der klar erreicht werden kann oder muss.

Für eine Mutter ist es ein Erfolg, wenn das Kind seine erste Erkältung gut überstanden hat.
Für einen Manager ist es ein Erfolg, wenn er einen 2-Millionen-Vertrag unterschrieben hat.
Für mich als Reiter ist es ein Erfolg, wenn mein Pferd abends zufrieden schnaubt und in der Box sein Heu frisst.
Für einen Schüler ist es ein Erfolg, wenn er in einer Klassenarbeit keine 5 geschrieben hat, sondern eine 4.
Für einen Gärtner ist es ein Erfolg, wenn seine gezüchtete Rose nicht eingeht über den Winter.

Siehst du, wie unterschiedlich das sein kann? Und Erfolg hängt auch mit Glück und Zufriedenheit zusammen, das kann ganz klein oder auch ganz groß sein.

Auf jeden Fall ist es immer richtig, wenn es sich für dich richtig anfühlt. Wenn nicht, dann arbeite daran, dass es so wird.
 

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