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Beruflich total unzufrieden…wer hat Tipps?

SteveMuc

Mitglied
Hallo liebe Leute,

habe vor ca. 21 Jahren Tischler gelernt und bin 39 Jahre alt. Mein erlernter Beruf machte mir noch nie Spaß, obwohl ich diese handwerklichen Fähigkeiten von Anfang an sehr gut beherrschte.

Im Grunde spielte ich damals gleich sofort nach der Lehre mit dem Gedanken noch einen neuen Beruf hinterher zu lernen.

Doch dieses wurde mir all die Jahre immer wieder ausgeredet mit der Begründung kein Job macht ständig Spaß und man sollte froh sein überhaupt Arbeit zu haben.

Habe daher zwischendurch immer mal wieder meine Arbeitsplätze gewechselt. Doch geändert hatte sich nie etwas an meiner Zufriedenheit in diesem Beruf.

Aber schließlich bekam ich dann im Jahre 2000 einen befristeten Vertrag (für leider nur ein Jahr) in einer Behindertenwerkstatt um diesen Menschen ihre handwerklichen Fähigkeiten beizubringen. Es machte mir unendlich viel Spaß und freute mich jeden Tag aufs neue auf diese Arbeit. Auch spürte ich sehr deutlich, das ich diesen Menschen mit der nötigen Gelassenheit und Einfühlungsvermögen etwas sehr positives schenken konnte.

Anschließend wurde ich arbeitslos und meldete ein Nebengewerbe im Bereich Versicherungen an aufgrund von sehr guten Beziehungen zu einem Autohaus. Hier arbeitete ich dann für eine der größten Versicherungen Deutschlands, wo ich ohne großes Versicherungsgequatsche mit Schlips und Kragen auf Anhieb überdurchschnittliche Leistungen erbringen konnte. Hier kamen daraufhin verschiedene Angebote von anderen Versicherungsunternehmen aus meiner Umgebung. Doch ich hängte das ganze wieder an den Nagel, weil mich auch diese Arbeit nicht zufrieden stellte obwohl mir der Kontakt mit den vollkommen unterschiedlichen Menschen sehr viel Spaß machte.

In meiner letzten Firma wo ich als Tischler arbeitete ließ ich mich vor 2 Monaten kündigen, weil es mir u.a. körperlich zu viel wurde den ganzen Tag mit reichlich Überstunden unter Akkord ständig nur stumpf Fenster ein und auszubauen und mich auch der Umgangston in dieser Tischlerei wie gehabt zusätzlich herunter zog.

Jetzt zum 15ten diesen Monats wurde mir ein neues Angebot gemacht um in der Tischlerei eines Bekannten als Angestellter zu arbeiten. Eigentlich müsste es mich freuen, doch seither fühle ich mich total down. Werde es dennoch annehmen müssen um Geld zu verdienen und weiß es jetzt schon was mich da erwartet, da ich dort zwischendurch schon ausgeholfen hatte.

Irgendwie macht mich der Gedanke lebenslang als Tischler zu arbeiten depressiv und unglücklich, was ich nach außen hin nicht so zeige.

Am liebsten würde ich mit meinen 39 Jahren noch eine Ausbildung zum Ergotherapeuten machen. Doch dazu müsste ich 3 Jahre in Vollzeit die Schule besuchen, die sehr viel Geld kostet und daher nicht ohne Kreditaufnahme funktionieren kann.

Tja, und das Risiko wäre ja auch nicht klein anschließend mit 39 ohne wirkliche Berufserfahrung in diesem Bereich eine Anstellung zu finden.

Würde mich über Eure Tipps evtl. auch aus persönlichen Erfahrungen heraus sehr freuen…

Viele Grüße!

SteveMuc
 

schnatti

Sehr aktives Mitglied
Hallo SteveMuc,

hast du es schon mal mit Bewerbungen bei Behindertenwerkstätten versucht? Vllt suchen sie da nen Hausmeister und darüber kannst du dort deine Fähigkeiten weitergeben...

Du schreibst, dass du nen Jobangebot hast und es wohl des Geldes wegen annehmen wirst. Herzlichen Glückwunsch zu der sicheren Position, aus der heraus du dich weiter umgucken kannst.

Gruß, schnatti
 

SteveMuc

Mitglied
Hallo Schnatti,

ja das habe ich schon mehrfach versucht und werde weiterhin am Ball bleiben. Doch in der Regel werden solche Jobs schon unter der Hand vergeben, obwohl die öffentlich ausgeschrieben werden.

Und in einer solchen Einrichtung als Hausmeister zu arbeiten würde mir auch nicht immer ganz einfach fallen.

Vergleiche mich da viel zu sehr mit meinen Geschwistern und Freunden, die es alle beruflich sehr weit bringen konnten und dennoch ausreichend Freizeit für sich besitzen.

Als Tischler bleiben mir da bei den ganzen Überstunden erfahrungsgemäß nur maximal die Wochenenden um Hobbys nachzugehen.

Auch meine letzten beiden Beziehungen gingen deswegen schon den Bach herunter, da ich innerhalb der Woche Abends eher nie Zeit dazu hatte um sich regelmäßig sehen zu können.

Na ja, möchte diesen Beruf generell nicht schlecht und einigen machen diese Arbeiten sicherlich sehr viel Spaß ob mit oder ohne Überstunden.

Die neue Arbeit wird wenigstens nach Tarif bezahlt, was in der heutigen Zeit sonst absolut nicht mehr üblich ist hier in meiner Umgebung.

Tja, zufrieden bin ich wegen dem neuen Jobangebot jedoch in keinster Weise. Doch man sollte im Grunde froh darüber sein nicht arbeitslos zu sein.

Dennoch lieben Dank für Deinen Tipp…
 
G

Gast

Gast
Also ich bin Ergotherapeut ;)

Und, ob du das willst weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nicht welche Erfahrungen du mit dem Job/der Ausbildung hast - deshalb bin ich vorsichtig.

Meine Erfahrung als Ergotherapeut: es ist auch ein Kampf, es gibt wenig Jobs, noch weniger fair bezahlte Jobs. Als Mann ist es praktisch nicht möglich damit seine Familie durchzubringen, außer man ist in der Lage außergewöhnliches zu leisten (in Form einer eigenen Praxis, oder einer leitenden Position, was aber wirklich Ausnahmen sind).

Aber dir geht es ja letztendlich nicht um den Beruf, sondern die Arbeit. Bist du "Meister"? Ich habe selbst eine Zeit lang als Ergotherapeut in einer Behindertenwerkstatt gearbeitet. Und obwohl die Tendenz inzwischen (anders als früher) eher zu fachlichem Personal geht, arbeiten immer noch ein großer Anteil Leuten aus dem "Handwerk" dort. In den Arbeitsbereichen bestimmt min. 50 % aus meiner Erfahrung.
Aus dem Handwerk zu kommen ist eigentlich kein Nachteil sondern ein Vorteil (hängt natürlich von der persönlichen Kompetenz ab), zumal man sich über Fortbildungen den "pädagogischen" Teil dazuholen kann, das ist Standard.

Daher kann ich dich nur motivieren dich breitflächig in den Werkstätten zu bewerben.

Klar ist auch, wie oben schon geschrieben: dort wird sehr viel gemauschelt, Stellen werden unter der Hand vergeben, obwohl ausgeschrieben usw. - habe ich alles erlebt. Die "Sozialen" sind genauso unsozial wie die aus der Wirtschaft, wenn nicht noch schlimmer. Aber, das spielt keine Rolle: teilweise gibt es eben doch Chancen. Dann muss man halt etwas länger suchen.

Letztendlich kommt es immer auf die persönliche Darstellung an, und da ist es egal - ob Ergotherapeut oder nicht.

Zu der Ausbildung selbst: es gibt in Deutschland min. eine staatliche Schule wo man als Ergotherpaut ausgebildet werden kann, wo es eben nicht die üblichen 300 € oder mehr im Monat kostet, sondern wo Bildung kostenlos ist. Die Ausbildung steht den privaten in wenig nach, gleicht ihre Schwächen in der Praxisnähe durch hohe Fachlichkeit und Konstanz aus.

Aber die Ausbildung ist vom Inhalt her für die Arbeit in der Behindertenwerkstatt nicht zwingend notwendig. Sie beinhaltet sehr viel nützliches wissen, im medizinischen und psychologischen Bereich. Aber durch offenes umgehen mit Behinderten, durch nebenbei Weiterbilden der grundlegenden Dinge kommt man auch sehr gut ans Ziel.

Soweit erstmal von mir. Lege mir das Thema in die Lesezeichen und gucke wieder rein, falls du weitere Fragen hast.

LG und HALT DURCH! Es gibt immer einen Weg.
 

Arktur

Sehr aktives Mitglied
Hi Steve,

einige Sätze Deines ersten Beitrages könnten wortwörtlich von mir stammen, denn ganz ähnlich ergeht es mir auch mit meinem Beruf. Allerdings bin ich kein Tischler; ich arbeite in der EDV.

Ganz ähnlich wie Du bin ich seit jeher aber unglücklich mit meinem Beruf, weil er einfach nicht zu mir passt. Auch ich suche schon seit längerem einen Ausweg, der realisier- und auch finanzierbar ist.

Momentan habe ich leider keine Zeit, um weiter auf das Thema einzugehen, weil ich gleich weg muss, aber falls Du Interesse an einem Erfahrungsaustausch hast kannst Dich gern per PM melden.
 
G

Gast

Gast
Hallo,

wenn Du Dir nicht vorstelen kannst, Dein Leben lang als Tischler zu arbeiten, dann solltest Du Dir eine Alternative suchen. Das erfordert sicher viel Mut und Kraft, aber es lohnt sich!

Wenn Dich die neue Arbeit erfüllt und Du damit aber auch genug zum Leben verdienen kannst, wirst Du glücklicher sein.

Ich wechsel auch gerade meinen Beruf, und fühle mich schon sehr viel glücklicher.

Einen Job auszuüben, bei dem Du Dich nicht wohl fühlst, kann Dich auf Dauer krank machen.

Nur Mut zur Veränderung!
 

SteveMuc

Mitglied
erstmal danke für Eure netten und hilfreichen Tipps bisher und ein großes Sorry, das ich erst jetzt wieder schreibe.

Zwischenzeitlich habe ich seit 15.07.2010 schon wieder 2 verschiedene Arbeitstellen als Tischler angenommen. In beiden Firmen wie gehabt total unzufrieden in meinem Beruf gewesen.

Die erste von beiden Firmen, da durfte ich fast jeden Tag mit meinen Privat PKW vom Betrieb aus zu den Baustellen in ca. 40 Kilometer Entfernung fahren, Werkzeug darin transportieren und die Fahrzeiten wurden nicht als Arbeitszeiten gerechnet.

Mit Überstunden musste ich dort von Mo.-Fr. im Schnitt 12- 13 Stunden täglich arbeiten und teilweise auch noch Samstags.

Zusätzlich machte mir der Chef dann noch Druck ich müsse noch mehr Leistung bringen und effektiver Arbeiten.

Die Kunden jedoch waren immer sehr zufrieden mit meiner Arbeit was auch zeigt, das ich so gut wie immer Trinkgelder von denen bekam was sonst bei anderen Tischlern heute nicht mehr so häufig üblich ist.

Doch irgendwann wo der Chef wieder zu mir sagte, das ich mehr Leistung bringen muss platze mir nach all den ganzen Überstunden der Kragen obwohl ich immer zügige und vernünftige Arbeit ablieferte.

Er dann zu mir...Du kannst ja gehen, wenn es Dir nicht passt und legte Ihn damit seine mündliche Kündigung in den Mund und bin von der Baustelle nach Hause gefahren damit ich nicht von selber kündigen musste.

Kurze Zeit später fand ich neue Arbeit, wo ich bundesweit auf verschiedenen Großbaustellen Leichtbauwände und Decken u.a. mit Rigipsplatten montierte. Die Kollegen sind mir vom ganzen Auftreten her insgeheim unsympathischen gewesen, körperlich eine sehr harte Arbeit, ständig u.a. mit juckender Glaswolle arbeiten und ständig total verschmutzt von dieser Art Arbeit her spät Abends wieder zu Hause sein machte mich erneut total unzufrieden.

In dieser Firma ging die Unzufriedenheit dann so weit, das ich deswegen Nachts wegen Albträumen ständig wach wurde. Auch in meiner Freizeit an den Wochenenden beschäftigte mich meine Arbeit so sehr, das ich mich immer mehr zurück zog. Auch duschte ich in den letzten Monaten nach dem Arbeiten jeden Tag schon ca. ne gute halbe Stunde und somit um einiges länger wie üblich um diese Gefühle, sprich den „Arbeitsdreck“ sauber zu waschen. Meiner Meinung nach hat das auch was mit der Unzufriedenheit im Beruf zu tun, da ich sonst nur so 10-15 Minuten dafür benötige.

Letztendlich habe ich heute innerhalb meiner Probezeit erneut gekündigt und konnte mich mit dem Chef vernünftig unterhalten damit ich ohne Sperrfristen Arbeitslosengeld bekomme.

Tja und bestimmte mir nahe stehende Menschen sagen dann nun wieder zu mir…keine Arbeit macht ständig Spaß, Du musst in Deinen erlernten Beruf bleiben und wir haben es ja gewusst, das Du es auch dort nicht lange aushälst.


Wie bereits erwähnt würde ich total gerne mit 39 Jahren eine neue vollkommen andere Ausbildung beginnen. Diesbezüglich hatte ich schon mit dem Arbeitsamt gesprochen, die jedoch zu mir sagten in meinem Beruf sei ein finanzieller Zuschuss dafür nicht möglich weil es ausreichend freie Stellen gibt.

Stattdessen wurde gleich ein wenig Druck aufgebaut, das ich mir möglichst schnell wieder etwas als Tischler suchen sollte, sonst würden die mich über Zeitarbeitsfirmen o.ä. vermitteln müssen.

Insgeheim denke ich gerade ein wenig darüber nach es zu versuchen mich deswegen Berufsunfähig schreiben zu lassen, da es mir davor graust lebenslang Tischler bleiben zu müssen und um dadurch evtl. einen finanziellen Zuschuss für eine neue Ausbildung oder zumindest zweckorientierte Weiterbildung zu erhalten.

Nun meine Fragen hier im Forum an Euch:

Würdet Ihr mir diesen Weg mit Berufsunfähigkeit eher abraten, da ich mich ansonsten schon für einen belastbaren Menschen halte?

Und könnt Ihr es nachvollziehen, das ich innerhalb von wenigen Wochen beide oben genannte Arbeitsstellen kündigte?











 

dear_reader

Aktives Mitglied
Hallo SteveMuc,

Du musst Dich nicht gleich "berufsunfähig" "schreiben lassen" - "krank schreiben lassen" reicht doch aus, vor allem weil Du ja die Tätigkeiten grundsätzlich ausüben kannst, so wie ich das verstanden habe.

In letzter Zeit bekomme ich den Eindruck, dass viele Menschen denken, das Arbeitsamt hätte "unendlich" viel Macht über einen - das stimmt so nicht. Natürlich gibt es auch da Menschen, die falsche und ungerechte Entscheidungen fällen, Gelder, die zu spät gezahlt werden, seltsame Methoden, den Arbeitnehmer wieder in Arbeit zu bekommen etc. - aber auf der anderen Seite: das sind auch nur Menschen, die da arbeiten -zwar müssen sie Gesetzesregelungen umsetzen und machen dabei Fehler oder legen die Gesetze zunächst zu ihren Gunsten aus, aber es gibt dort auch genug fähige Menschen. Zudem hat man ja seine RECHTE/ das Gesetz, so dass man bei falschen Entscheidungen Widerspruch einlegen kann und sollte!

Das schreibe ich, weil ich Dir sagen möchte, dass es auch mit 39 möglich ist, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen, dabei zumindest "neutral" vom Arbeitsamt behandelt zu werden und evtl. sogar Fördergelder zu bekommen. Lass Dich nicht verunsichern!

Außerdem weißt Du, dass es für Dich gerechtfertigt war, bei den beiden letzten Arbeitgebern zu gehen, dafür brauchst Du Dir hier keine Bestätigung abholen.

Ich bin 28 und seit drei Monaten wegen "Burnout" krankgeschrieben - u.a. deshalb weil der Beruf, so wie er sich zur Zeit darstellt, nicht zu mir passt. Natürlich gibt es für mein "Burnout" mehrere Gründe, aber wenn Du in der zeitnahen Vergangenheit psychosomatische Symptome hattest, kannst Du zum Arzt gehen, dann zum Facharzt, zusätzlich kannst Du einen Rehabilitationsantrag bei der Deutschen Rentenversicherung stellen.

Verkauf Dich nicht unter Wert und viel Erfolg, denn mit 39 muss das Leben noch lange nicht zuende sein!
 

Arktur

Sehr aktives Mitglied
Ich habe inzwischen für mich den Weg eines Fernstudiums eingeschlagen. An der Fernuni Hagen kann man diverse Fächer studieren, z.T. sogar ohne Abitur, soweit ich weiß....
 

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