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Belastende Erinnerungen

Polar

Mitglied
ls ich ein Kind bzw. Teenager war (bin jetzt 20), ist bei mir vieles nicht gut gelaufen.

Ich habe immer alles klein geredet, aber ich weiß jetzt, dass ich da sehr viel nicht verarbeitet habe.

Ich mache gerade eine Verhaltenstherapie, weil ich meine Probleme in den Griff bekommen will.

Das hilft aber kaum - weil ich nicht über meine Probleme sprechen kann.

Ich kann über konkrete, aktuelle Situationen sprechen.

Aber wenn es um die Vergangenheit geht, macht bei mir alles dicht.

Ich versuche immer wieder, stattdessen zu schreiben.

Geht genau so wenig.

Ich habe den Kopf voller Gedanken und Bilder, aber wenn ich diese Dinge ausdrücken will, "verschwinden sie im Nebel."

Vielleicht ist das sowas wie ein Schutzmechanismus, der mich davor warnen soll, nicht tiefer zu gehen.

Kann mir einer sagen, wie man mit sowas am besten umgeht?

Danke und LG
 

Findefuchs

Sehr aktives Mitglied
Lieber Polar,

ich habe auch sehr traumatische und belastende Erfahrungen mit meiner Familie gemacht. Ich kann dich also gut verstehen.

Es ist so, dass eine Verhaltenstherpie nur an der Oberfläche kratzt. Sie hilft, um bestimmte Sympthome oder Probleme im aktuellen Zustand in den Griff zu bekommen oder um - wie der Name schon sagt - an seinem Verhalten zu arbeiten. Sie ist eher kurzzeitig ausgelegt und "praktisch veranlagt" und auf das Hier und Jetzt bezogen.

Ich mache eine sog. "analythische Psychotherapie". Es ist eine Langzeittherapie, die alles durchleuchtet, sehr in die Tiefe geht und dazu gehört auch Psychoanalyse. Sie durchleuchtet deine Geschichte und versucht die Gründe für deine Probleme und Belastungen zu finden und warum du reagierst, wie du reagierst. Man versucht hierbei auch verdrängte Gefühle und Erinnerungen behutsam hervorzuholen und genauer anzusehen.

Das mal so grob zusammengefasst und von mir als Laie erklärt :).

Ich denke, dass dir eine analythische Psychotherapie mehr helfen könnte. Oder auch eine "tiefenpsychologische Psychotherapie" - die geht auch sehr in die Tiefe und ähnelt in einigen Punkten der analytischen.

Vielleicht googelst du mal, wenn du ein paar ruhige Minuten hast oder redest mit deinem aktuellen Therapeuten darüber, was er davon hält.

Meine Erfahrung ist, wenn man viele tiefsitzende Probleme und verdrängte Erinnerungen und Gefühle hat, dass eine Verhaltenstherapie nicht ausreicht. Sie kann ergänzend ganz gut sein, oder um sich über einige Dinge klarer zu werden für einen späteren Therapieverlauf, aber wer wirklich die Probleme angehen und verstehen möchte, der sollte sich überlegen, eine der Psychotherapiearten zu machen.

Die übernimmt auch die Krankenkasse übrigens - musst dir also keine Sorgen machen.

Es ist schon so, dass du mehr Geduld und einen längeren Atem brauchst, weil bei einer Psychotherapie wird eben alles angesehen. Deine ganze Geschichte. Und das braucht Zeit. Auch darf man sich nicht überfordern. Aber seit ich das mache, verstehe ich mich viel besser und habe einige Erinnerungen und Gefühle rauskramen können, die verschüttet waren. Und auch wenn es oft schlimm ist und mir schwer fällt, ich fühle mich mehr als ganzes. Davor war in mir so ein angefangenes Puzzle und ich habe oft Reaktionen und Gefühle gehabt, die ich nicht verstanden habe. Und ich finde, wenn man sich selbst versteht und seine Geschichte analysiert hat und auch kennt, dann kann man ganz anders an sich und seinen Problemen arbeiten. In der Therapie habe ich auch gelernt, bestimmte Gefühle anzuerkennen.

Und gerade WEIL ich meine Geschichte und mich mehr analysiert habe in der Therapie, kann ich bestimmte negative Mechanismen und Beziehungsmuster viel besser durchbrechen und durchschauen, als wenn ich nur eine Verhaltenstherapie gemacht hätte.

Wenn du sonst noch Fragen hast ... dann frag einfach! :)
 
G

Gast

Gast
ist bei mir vieles nicht gut gelaufen.
Da ist eine Verhaltens Therapie nicht hilfreich.
Die Kindheit ist für viele Menschen der Bereich, in dem Grundsteine für Probleme gelegt wurden, die sie nun in ihrem erwachsenen Leben behindern.
Diese Ereignisse werden schrittweise aus dem Unbewußten ins Bewußte geholt.
Die Bewußtwerdung als emotional gefühlte und durchlebte Wahrnehmung ist Voraussetzung für die Akzeptanz der gesamten Situation und ihrer Umstände.
Störungen und Probleme mit ihren Folgeerscheinungen begleiten in vielen Fällen, wenn sie nicht in irgendeiner Form bearbeitet werden, den Menschen sein Leben lang.
Mit verschiedenen Methoden wie beispielsweise der Inneren-Kind-Arbeit können die Probleme gefunden und gelöst werden.
So können die Betroffenen in jedem Lebensalter zu ihren eigenen Wurzeln und zu ihrer eigenen Kraft und Kreativität zurück finden.
 

Polar

Mitglied
Hallo, Findefuchs

Danke für die ausführliche Erklärung.

Ich habe das Gefühl, dass Ärzte es sich ziemlich leicht machen. Man geht hin weil man psychisch am Ende ist und sie verschreiben einem Antidepressiva und schicken einen zur Verhaltenstherapie. Mit mir hat niemand besprochen, welche Therapieformen es gibt, und welche für mich am sinnvollsten wäre.

Man muss wohl auch Eigeninitiative zeigen. Was ich schwer finde, wenn ich Probleme damit habe, überhaupt morgens aufzustehen.

Ich hatte gehofft, dass die Ärzte mir das abnehmen. Dass die wissen, was gut für mich ist und mir eine Art Anleitung geben.

Das war vielleicht naiv gedacht.

Ich hatte erwartet, dass mein Therapeut mich zum Reden bringt und das irgendwie aus mir raus holt.

Ich habe nicht die Energie, um viel zu unternehmen um von meinen Problemen wegzukommen.

Wahrscheinlich würde ich jemanden brauchen, der mich unterstützt. Damit ich nicht alles alleine regeln muss.

Ich weiß nicht, was nach Therapieende werden soll.
 

Findefuchs

Sehr aktives Mitglied
Lieber Polar,

es gibt immer Hoffnung. Es gibt den Spruch "Wege entstehen dadurch, dass man sie geht". Du solltest alles Schritt für Schritt machen. Bei deiner Geschichte steht dir Hilfe zu.

Leider ist es so, dass es so viele Leute gibt, die Therapien und Hilfe brauchen. Der Bereich ist sehr überfüllt. Das führt dazu, dass man leider manchmal wie auf einem Fließband behandelt und entsprechend abgefertigt wird. Viele Therapeuten und Ärzte haben dann einen "Tunnelblick" mit der Zeit entwickelt. Für sie ist vieles so klar, dass sie es einem nicht mehr erklären. Oder sich schlichtweg nicht mehr die Zeit nehmen können. Das soll keine Entschuldigung sein für so ein Verhalten, aber eine Erklärung.

Rede mit deinem jetzigen Therapeuten über eine Psychotherapie. Nicht jeder Therapeut ist auf alles spezialisiert. Aber er kann dich an Kollegen verweisen, die Psychotherapien anbieten und deine Akte (mit deiner Erlaubnis) weitergeben und idealerweise seinen Kollegen einweihen in deine Geschichte und was ihr bis jetzt so rausgearbeitet habt.

Sag ihm ruhig, du überlegst sowas zu machen, aber dir fehlt aktuell die Kraft, den Stein ins Rollen zu bringen. Das ist nicht schlimm, denn man geht ja in eine Therapie, weil es einem schlecht geht.

Medikamente müssen auch nicht immer schlecht sein. Manchmal ist der innere Schmerz so übermächtig, dass man therapietechnisch gar nicht mehr weiterkommt und alles blockiert ist. Dann kann es gut sein, vorerst Medikamente zur Entlastung zu nehmen. Wenn dein Bein gebrochen ist, holst du dir ja auch Krücken und lässt alles eingibsen, damit es verheilen kann.

Es ist nur wichtig, die richtigen Medikamente zu finden - oder zu klären, ob dir überhaupt Medikamente helfen können. Hierfür ist ein Psychater immer die bessere Adresse als ein Hausarzt. Die knallen einem oft irgendwas rein, oft Sachen, die eigentlich nur vorübergehend gedacht sind. Dem entsprechend sedieren diese Tabletten dann auch regelrecht. Ein guter Psychater bekommt das besser hin. Auch hier kannst du deinen Therapeuten fragen. Die haben oft ein Netzwerk an Kollegen, bzw. verweisen an gute Fachleute ihre Patienten, weil sie gute Erfahrungen mit diesen Leuten gemacht haben.
 

Polar

Mitglied
Könnte ich, nach Ende dieser Therapie, eine andere Therapie in Anspruch nehmen, oder ist das nur unter bestimmten Umständen möglich? Bestimmte Wartezeit, Gutachten o. ä. ...

Ich gehe alle drei Monate zum Psychiater. Mir wurde zunächst ein Antidepressivum verschrieben, das auch nach knapp drei Monaten keine Wirkung zeigte. Dann habe ich das Präparat gewechselt.

Ich frage mich manchmal, ob bei mir eine Art "Notfallmedikament" oder Bedarfsmedikation helfen würde.
Weil ich manchmal extreme Tiefpunkte habe und dann keine sofortige Hilfe habe.
Ich greife gelegentlich zu Mitteln, die mir nicht offiziell verschrieben wurde.
Daher weiß ich, dass mir bestimmte Antipsychotika helfen.
Deshalb spiele ich mit dem Gedanken, um soetwas zu bitten.
Aber ich habe die Befürchtung, diese dann zu häufig einzusetzen und mich damit nur zu betäuben.
Deshalb weiß ich nicht, ob das sinnvoll wäre.
 

Findefuchs

Sehr aktives Mitglied
Hallo Polar,

natürlich kannst du die Therapieform wechseln. Du kannst auch die Verhaltenstherapie beenden und für dich was mitnehmen, wenn du denkst, sie hilft dir doch irgendwo, oder du wechselst du einem anderen Therapeuten. Es ist überhaupt nicht so ungewöhnlich, dass man im Laufe der Therapie seine Therapeuten wechselt.

Mit Wartezeiten muss man immer rechnen, je nach Fall, Auslastung und Kapazitäten des Therapeuten können diese sehr unterschiedlich ausfallen.

Mach es doch so: Rede beim nächsten Mal mit deinem jetzigen Therapeuten darüber, dass du eine Psychotherapie machen willst oder überlegst, diese zu machen. Und dass er dir dabei helfen soll, das hinzubekommen.

Du kannst dann die Wartezeit mit der jetzigen Verhaltenstherapie überbrücken. Und dann zu einem anderen Therapeuten wechseln. So musst du nicht alleine ohne Therapie die Wartezeit verbringen.

Damit die Krankenkasse Therapien bewilligt, braucht es vom Therapeuten oder auch je nach Fall vom Hausarzt Gutachten, bzw. Anträge - aber darum kümmert sich ein Therapeut, nicht du. Eventuell brauchst du von deinem Hausarzt eine Überweisung zu einem anderen Therapeuten. Aber das sollte dir auch dein jetziger Therapeut erklären können.

Eine Therapieverlängerung kann auch jederzeit von deinem Therapeuten beantragt werden. Dann werden dir wieder mehr Stunden genehmigt.

Wie du siehst, du hast also Möglichkeiten und es ist nach Ende deiner Verhaltenstherapie nicht alles "zuende".

Und bitte, wirklich lass es, dir eigenmächtig irgendein Zeug reinzuziehen. Darum bitte ich dich inständig! Das kann sehr böse ausgehen, weil sich verschiedene Wirkstoffe zu einem bösen Cocktail vermischen können oder sich gegenseitig in der Wirkung dann beeinträchtigen. Und wenn du dir das Zeug illegal beschaffst, du weißt nie so richtig, was drin ist.

Lieber wechselst du den Psychater oder sagst ihm klipp und klar, dass es dir trotz Medikamente nicht wenigstens etwas besser geht.
 

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