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Behindertenhilfe - jeden Feierabend total kaputt und genervt von den Leuten

P

Püppi83

Gast
Hallo,

ich arbeite als Arbeitserzieherin in der Behindertenhilfe. Die Einrichtung ist dafür gedacht, Menschen mit Handicap einen sinnvollen Alltag zu ermöglichen. Jedoch bin ich in einer Einrichtung gelandet, in der sehr viel schief läuft, angefangen bei dem nicht durchsetzungsfähigen Chef und den fehlenden Strukturen bis hin zu der Tatsache, dass viele Menschen, die dort arbeiten, eigentlich viel zu "krank" sind für derartige Aufgaben.

Der Arbeitsort ist eine große Produktionshalle, in der es schon häufig zu Unfällen kam, weil die behinderten Menschen oftmals so vollgepumpt sind mit Tabletten wegen ihren Depressionen, Schizophrenie etc. und daher gar nicht merken, dass sie direkt vor eine Hubameise oder einen Gabelstapler rennen.

Mir wurde ein Team aus Behinderten zugeteilt, die teilweise sehr aggressiv reagieren, wenn man sie bloß anspricht und die dann auch handgreiflich werden und eine derartige Kraft entwickeln, dass ich als Frau mit 1,55 und 49 kg da natürlich nicht gegen ankomme. Das Arbeitsumfeld beinhaltet auch Gegenstände, mit denen man sich leicht verletzen kann (Hammer, Zangen, selbst Europaletten wurden schon hochgehoben und nach anderen Leuten geworfen!).

Ich bin der Meinung, dass solche Leute eine intensive Betreuung brauchen, aber die ist in dieser Einrichtung nicht gegeben. Die Arbeitserzieher, die dort arbeiten, sind fast alle ehemalige Hartz IV-Bezieher, die diese Ausbildung absolviert haben, um überhaupt eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Empathie und Feingefühl gegenüber den behinderten Menschen geht daher gen Null, da die meisten keinen Bock auf die Arbeit haben.

Es war eigentlich immer mein Traumjob, mit Menschen zu arbeiten (komme ursprünglich aus dem Bürobereich) und ich habe diese Zweitausbildung freiwillig absolviert, weil ich so viel Gutes darüber gehört habe und mir das Büro auf Dauer zu langweilig und eintönig wurde.

Im Grunde ist es aber so, dass dieser Beruf tatsächlich sehr überlaufen ist und es weit mehr Bewerber gibt als freie Stellen. Ich bewerbe mich ständig in anderen Einrichtungen wegen den katastrophalen Zuständen hier, aber überall heißt es, dass man schon feste Arbeitserzieher hat und keinen weiteren brauchen kann.

Das für mich größte Problem ist, dass ich täglich schon total angespannt zur Arbeit komme und es natürlich nicht besser wird, wenn ich sehe, dass ich mein Team nicht zum Arbeiten bewegen kann. Da wir aber eine bestimmte Stückzahl produzieren müssen, muss ich selber das aufarbeiten, was die behinderten Menschen in meinem Team nicht machen wollen und so stehe ich täglich fast 8 Stunden am Band oder erledige sonstige Aufgaben, die oftmals mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden sind.

Die Behinderten sind da nur eine weitere Belastung, da sie nicht arbeiten wollen, indem sie sich einfach komplett verweigern und auch beleidigend und aggressiv werden, oder sie helfen maximal 5 Minuten mit und laufen dann weg. Egal wie sehr ich versuche, die Arbeit interessant zu gestalten oder die Leute zu motivieren, sie haben einfach keinen Bock und zeigen das auch sehr deutlich.

Seit ich dort arbeite, bin ich jeden Abend nur noch genervt, frustriert und könnte einfach nur noch losheulen. Mein privates Umfeld leidet darunter natürlich auch, weil ich ständig meine Ruhe will und schnell gereizt bin.

Bitte gebt mir einen Rat, was ich tun kann. Klar könnte ich kündigen, aber dann stehe ich ohne Job da.

Auch wenn es sicherlich hart für dich ist, aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, zurück in deinen alten Beruf zu gehen?
 
G

Gast

Gast
Dann arbeitest du als gruppenleiterin in der Einrichtung?
Was ist das für eine Einrichtung?
Doch wohl keine WFB, Lebenshilfe bei der Caritas oder Diakonie??
Hast du die Sonderpädagogische Zusatz Qualifikation erworben?
Da gibt es die Fachkraft für Arbeits- & Berufsförderung die dafür anerkannt ist:
https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/kurzbeschreibung&dkz=14791
Oder das: Arbeitspädagogin Arbeitspädagoge - Reha - Berufe Sozial- und Gesundheitswesen - Umschulung - Berufsförderungswerke - BFW Bad Pyrmont & BFW Weser-Ems
 

Kätzin

Aktives Mitglied
Schockierend!

Das sind unwürdige Arbeitsbedingungen - sowohl für deine Kunden als auch für deine Kollegen und für dich. Um wirklich helfen zu können müsste da ganz woanders angesetzt werden. Solche furchtbaren Dinge müssten groß in der Presse verbreitet werden. Allerdings ist mir klar, dass das nicht so einfach ist. Sagen ist einfach, aber handeln nicht. Das ist mir schon klar. Außerdem würden dann sicherlich die Mitarbeiter Konsequenzen zu spüren bekommen.

Wegbewerben ist das, was du für dich machen kannst. Welche Qualifikationen hast du?
 
G

Gast

Gast
Hallo nochmal und danke für die Antworten. Also die Einrichtung an sich gehört dem Automobilzulieferer, welcher mit der Diakonie seit einer Weile zusammenarbeitet. D.h. die Arbeitsplätze für die Behinderten und Nicht-Behinderten werden alle von der Diakonie vermittelt. Man kann sich das vorstellen wie Personalleasing.

Allerdings gibt es in dieser Halle keinerlei geschultes Personal. Ich bin ja auch keine Pädagogin o.ä., sondern habe mich nur zur Arbeitserzieherin umschulen lassen und war davor Kauffrau für Bürokommunikation. Unser Chef hier, der auch über die Diakonie angestellt ist, war davor Schreiner und die anderen Arbeitserzieher und Gruppenleiter hatten auch alle möglichen branchenfremden Berufe.

Die Leute wissen oftmals gar nicht, wie sie mit den Behinderten umgehen müssen. Einige kommen morgens und stehen dann nur resigniert bis nachmittags in der Ecke, ohne einen Handgriff getan zu haben. Da frage ich mich eben, wie sinnvoll es ist, solche Behinderten hier zu haben, da sie meiner Meinung nach intensive und vor allem professionelle Betreuung brauchen von jemandem der höher qualifiziert ist als ich oder die anderen Leute, die hier arbeiten.

Die Frage ist nur, wem soll ich das alles melden? Der Diakonie? Die weiß ja, wie es hier zugeht und findet es offenbar vollkommen in Ordnung. Der Automobilzulieferer ebenso, denn er hat billige Arbeitskräfte, die für Mindestlohn (mein Gehalt liegt bei 8,50 / h) für ihn unter der Bezeichnung "Arbeitserzieher" knechten, indem sie Akkordarbeit verrichten. Das alles unter dem Deckmantel der "Behindertenhilfe".
 

Kätzin

Aktives Mitglied
Ich kann jeden verstehen der unter den geschilderten Bedingungen nicht arbeiten möchte. Möglicherweise können deine Kunden gar nicht ausdrücken wie sie sich fühlen. Das kannst du aber sicherlich besser beurteilen als ich. Ausgebeutet werdet ihr alle. Deine Kunden haben vielleicht gar nicht die Einsichtsfähigkeit und das Pflichtbewusstsein von dir und deinen Kollegen.
Grundsätzlich ist es ja nicht schlecht, dass es auch Quereinsteiger gibt, denn die bereichern ihren Arbeitsbereich durch vielfältiges Wissen und Können. Die Ausbildung und die Arbeitsbedingungen müssten halt stimmen - aber das sollte überall so sein.

Denkst du dem Träger ist es wirklich bekannt unter welchen Bedingungen gearbeitet werden muss?
Wie sind deine Kunden untergebracht?

Die Frage ist halt was du erreichen möchtest. Wenn du 'einfach nur' (so einfach ist es nicht, ich weiß!) einen Ausweg für dich suchst dann hilft nur bewerben, bewerben und bewerben. Es gibt auch interessante Bürostellen - zumindest vorerst. Eine ruhige, eintönige Bürostelle könnte ja auch dir helfen um dich zu sammeln, neue Kraft zu schöpfen und deinen weiteren beruflichen Werdegang weiter zu beschreiten.
Möchtest du etwas für die anderen Menschen dort tun wird es schon schwieriger. Ich kann dir aber nichts raten. Ich war immer ein 'Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand'-Mensch. Ich hätte sofort ein großes Theater aufgezogen, Öffentlichkeit hergestellt usw. Diese Zeiten sind zwar vorbei und ich bin ruhiger geworden, aber bei solchen Themen kommt bei mir der alte Hitzkopf wieder durch.
 

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