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Behandlungsmöglichkeiten: Psychose meiner Mutter

s0nnenkind

Mitglied
Hallo zusammen,

meine Mutter ist im Seniorenalter und zum wiederholten Mal an einer (therapieresistenten) Psychose erkrankt. Seit Ende Mai ist sie damit stationär in einem Bezirkskrankenhaus untergebracht (in die offene psychiatrische Station eingeliefert auf freiwilliger Basis, in der ersten Nacht wegen Weglaufgefahr auf die geschlossene gebracht & seit einigen Wochen wieder in der offenen). Ich hatte gehofft, dass die Unterbringung einem als Angehöriger zumindest ein Stück weit die Hilflosigkeit nimmt, aber das Gefühl bleibt.

Bevor meine Mutter ins BZK kam, war der Zustand daheim wirklich furchtbar, kaum noch auszuhalten, eine tägliche Achterbahnfahrt der Emotionen. In der Klinik hat sich der Zustand schnell deutlich gebessert, allerdings stagniert er seit ein paar Wochen gefühlt bzw. wendet sich fast wieder zum Schlechteren (sprich: sie fängt wieder vermehrt an Dinge zu sehen, die so nicht da/passiert sind). Eine richtige Kommunikation mit ihr ist nur schwer möglich, sie wiederholt immer wieder dieselben Sätze und Verhaltensmuster und spricht wie fremdgesteuert mit anderen Personen (kein rationales Gespräch, eher impulsartige Zurufe wie "Hallo, Sie sind aber nett" oder "Schwester!", obwohl sie gerade nichts braucht). Es gab immer wieder Momente, wo man fast normal mit ihr reden konnte, aber in letzter Zeit irgendwie nicht mehr.

Nachdem mein Vater das gestern in einem Gespräch mit der Ärztin vorgebracht hat, wird ihre Medikation nun geändert. Ich frage mich aber wirklich, warum dafür erst mein Vater in den direkten Dialog gehen muss - und was die in der Klinik eigentlich den ganzen Tag machen. Man fühlt sich als Angehöriger schlecht auf dem Laufenden gehalten, kann nicht so recht einschätzen, ob das Verhalten meiner Mutter normale Schwankungen sind, wie sie bei einer Medikamenteinstellung vorkommen, oder ob sie wirklich so entmutigend sind, wie sie sich anfühlen - und wie man meiner Mutter denn nur helfen kann, wieder zu ihrem Ich zurückzufinden und in den Alltag. In ihrer Psychose kommt sie mir wie ein anderer Mensch vor, und es zerreißt mir das Herz zu sehen, dass sie in dem Bezirkskrankenhaus nur wenige Stunden am Tag beschäftigt ist (durch Therapiesitzungen, Ergo-/Bewegungstherapie z. B.) und ansonsten komplett sich selbst und ihrer Verwirrtheit überlassen. Es ist ja auch nicht so, dass sie dort individuell betreut wird (z. B. zu mehr Bewegung motiviert oder Kommunikationstraining erhält, um rationales Sprechen zu "trainieren" oder wie auch immer). Ich bedaure da auch die anderen Patienten sehr; man hockt halt den ganzen Tag in einer eher trostlosen Umgebung, die Pfleger machen teilweise keinen sehr motivierten Eindruck und das Essen ist teils so grässlich, dass ich mich frage, wie man davon gesund werden soll.

Was ich mir mit diesem Beitrag erhoffe? Vielleicht gibt es hier andere Angehörige Psychosekranker, mit denen ich mich zum Thema Behandlungsmöglichkeiten austauschen kann. Meine Familie und ich recherchieren derzeit zu Alternativkliniken/Alternativen zum Bezirkskrankenhaus. Wenn sich jemand auskennt bzw. selbst von so einem Fall (in der Familie) betroffen ist, würde ich mich wirklich freuen. Ich fühle mich von unserem Gesundheitssystem sehr allein gelassen und weiß nicht, wo ich als Kind die Hilfe finden kann, die meiner Mutter helfen würde zurück zu sich und in den Alltag zu finden - und das auch langfristig. Außerdem ist es ja auch für die ganze Familie sehr belastend; teilweise standen wir alle kurz davor selbst "durchzudrehen", nicht mehr zu können. Wie geht es anderen damit?

Grüße,
s0nnenkind
 

Frau Rossi

Aktives Mitglied
Ich war selbst mal zu Besuch bei einer an Schizophrenie erkrankten Person auf der Geschlossenen.
Vorderbereich gab es paar Tische und Stühle.
Türen alle geschlossen und keine Pflegekraft in Sicht.

Die Krux ist das erstmal Antipsychotika wirken müssen um eine gewisse Therapiefähigkeit herzustellen und eine lückenlose Betreuung den Kostenrahmen sprengt.

Der Psychiatrieaufenthalt kann Dinge erstmal verschlimmern denn unter Fremden ohne das familiäre Umfeld ist für einige sehr hart.

Es ist gut das dein Vater nachgehakt hat und das solltet ihr beibehalten.
Diese Menschen machen sonst ihr Ding was nicht verkehrt sein muss aber ihr kennt eure Mutter aber seid ansonsten was das Thema angeht unbeleckt.

Diese 2 Positionen gilt es zusammenzubringen und das geht nur über Dialog.

Wenn ihr kein gutes Gefühl habt wäre eine Verlegung möglich aber ich würde die neuen Medikamente abwarten und dann mit ihr sprechen.

Lebt ihr in Deutschland?
Der Begriff Bezirkskrankenhaus ist mir nicht geläufig.

In den Gesundheitsämtern gibt es den SPDi (Sozialpsychiatrischer Dienst) der vielleicht bei Angehörigengruppen,Behandler vor Ort unterstützen kann.
Es gibt den
www.der-paritaetische.de
Wohlfahrtsverband auf deren Seite kannst du dich auch über Möglichkeiten bei euch in der Nähe informieren z.B. Selbsthilfegruppen auch für Angehörige...
Es gibt viele Anbieter im Psychosozialen Bereich die bieten Tagesaufenthalte,Kochgruppen,Betreutes Wohnen...
Wäre vielleicht bei Rückkehr für euch etwas da es alle entlasten kann.

Schaut auch auf euch und vergesst das atmen nicht.
Wenn ihr zusammenhalter packt ihr das.
 

Knirsch

Aktives Mitglied
Bei älteren Personen wäre ich da auch vorsichtig.
Mein Mann war mal psychotisch und meine Großmutter hatte eine Form von Demenz, die aber von einer Medikamentenvergiftung ausgelöst wurde und abgesehen vom körperlichen Vermögen hätte man da nicht viel Unterschied sehen können.
 

s0nnenkind

Mitglied
Schon mal danke für die bisherigen Tipps, manches davon ist mir tatsächlich neu.

Ist die Diagnose denn gesichert? Könnte es sich auch um etwas aus dem dementiellen Störungskreis handeln?
Dazu muss ich etwas ausholen. Meine Mutter hatte in ihrem Leben bereits mehrere Psychosen, verschiedene Symptome (von manischem Verhalten bis hin zu Realitätsverlust) und Diagnosen (u. a. auch katatone Schizophrenie). Es gab mehrere traumatische Ereignisse in ihrem Leben und regelmäßige Psychiatrieaufenthalte (allein seit 2000 etwa fünf), u. a. nach allen drei Geburten ihrer Kinder. Leider war sie nie in therapeutischer Behandlung und ich habe das Gefühl, dass vieles in ihrem Leben aus "Harmoniezwang" bzw. altmodischem Denken heraus totgeschwiegen wurde...

Dass sie jetzt nicht mehr die Jüngste ist und zusätzlich an anderen körperlichen Krankheiten leidet (u. a. Diabetes), erschwert die Situation natürlich zusätzlich. Trotzdem ist es nicht so, dass das Alter ein Auslöser für ihre psychischen Probleme ist. Eher ein zusätzlicher Trigger, da z. B. mehrere Stürze im letzten Jahr und auch Corona als Stressoren. Die Psychosen waren aber eben schon vorher da; bzw. ob bei jedem Psychiatrieaufenthalt auch eine Psychose diagnostiziert wurde, kann ich nicht sagen.

Der Psychiatrieaufenthalt kann Dinge erstmal verschlimmern denn unter Fremden ohne das familiäre Umfeld ist für einige sehr hart.
Das ist auch der Grund, warum wir derzeit in einer "Bredouille" sind: Wir hatten überlegt mit meiner Mutter für ein paar Tage auf Familienauszeit zu gehen (Ferienhaus in den Bergen), um sie in eine heilsame Umgebung mit vertrauten Menschen zu bringen. Allerdings wurde uns mitgeteilt, dass bei stationären Therapien keine mehrtägigen Urlaube vorgesehen sind. Einerseits kann ich das schon nachvollziehen, andererseits frage ich mich aber eben schon, wie es einem besser gehen soll, wenn einem alles Vertraute entrissen wird? :(

Lebt ihr in Deutschland?
Der Begriff Bezirkskrankenhaus ist mir nicht geläufig.
Ja, in Bayern. Wikipedia sagt: Das Bezirkskrankenhaus ist in Deutschland oftmals ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, psychosomatische Medizin und Neurologie in Trägerschaft der Bezirke als kommunale Gebietskörperschaften.
 

Frau Rossi

Aktives Mitglied
Schon mal danke für die bisherigen Tipps, manches davon ist mir tatsächlich neu.



Dazu muss ich etwas ausholen. Meine Mutter hatte in ihrem Leben bereits mehrere Psychosen, verschiedene Symptome (von manischem Verhalten bis hin zu Realitätsverlust) und Diagnosen (u. a. auch katatone Schizophrenie). Es gab mehrere traumatische Ereignisse in ihrem Leben und regelmäßige Psychiatrieaufenthalte (allein seit 2000 etwa fünf), u. a. nach allen drei Geburten ihrer Kinder. Leider war sie nie in therapeutischer Behandlung und ich habe das Gefühl, dass vieles in ihrem Leben aus "Harmoniezwang" bzw. altmodischem Denken heraus totgeschwiegen wurde...

Dass sie jetzt nicht mehr die Jüngste ist und zusätzlich an anderen körperlichen Krankheiten leidet (u. a. Diabetes), erschwert die Situation natürlich zusätzlich. Trotzdem ist es nicht so, dass das Alter ein Auslöser für ihre psychischen Probleme ist. Eher ein zusätzlicher Trigger, da z. B. mehrere Stürze im letzten Jahr und auch Corona als Stressoren. Die Psychosen waren aber eben schon vorher da; bzw. ob bei jedem Psychiatrieaufenthalt auch eine Psychose diagnostiziert wurde, kann ich nicht sagen.



Das ist auch der Grund, warum wir derzeit in einer "Bredouille" sind: Wir hatten überlegt mit meiner Mutter für ein paar Tage auf Familienauszeit zu gehen (Ferienhaus in den Bergen), um sie in eine heilsame Umgebung mit vertrauten Menschen zu bringen. Allerdings wurde uns mitgeteilt, dass bei stationären Therapien keine mehrtägigen Urlaube vorgesehen sind. Einerseits kann ich das schon nachvollziehen, andererseits frage ich mich aber eben schon, wie es einem besser gehen soll, wenn einem alles Vertraute entrissen wird? :(



Ja, in Bayern. Wikipedia sagt: Das Bezirkskrankenhaus ist in Deutschland oftmals ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, psychosomatische Medizin und Neurologie in Trägerschaft der Bezirke als kommunale Gebietskörperschaften.
Danke für die Info.
Hab auch mal geluschert.
7 Bezirke in Bayern ist wie bei uns Landschaftsverband/Landschaftsverbände.
Hier im Ruhrgebiet gibt es den Landschaftsverband Westfalen Lippe und den Landschaftsverband Rheinland.
Diese betreiben bei uns auch Fachkrankenhäuser.

Eine therapeutische ambulante Unterstützung und/oder Psychosoziale Unterstützung wäre einen Versuch wert.
Es gibt doch sicher Sozialarbeiter der Klinik die Adressen in der Nähe wissen und das Danach mitorganisieren können.?

Berghütte klingt toll.
Magst du erzählen wie es deiner Mutter aktuell geht?
 

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