Das Thema ist ja nicht neu, und seine Dringlichkeit wird sich verstärken, nicht von selbst erledigen. Die Zahl der Singles, vor allem im Alter, wächst und wächst.
Ich bin einer von ihnen.
Es gibt Freunde, wobei die meisten von ihnen gute Bekannte sind. Von denen wiederum sind die meisten verheiratet. Wenn ich etwa mit M. telefoniere, der beinah auf Sichtweite von mir lebt, spielt immer wieder auch seine Partnerin eine Rolle, die schwer gehandicapt ist, und die mein Freund auch nicht gerne alleinlässt.
Sie absorbiert den größten Teil seiner Zeit und seiner Kapazitäten, denn M. ist schließlich schon 80, also fast eine Generation älter als ich.
Ich wiederum kenne eine große Zahl von Menschen in meiner kleinen Stadt. Kürzlich hielt ich es für eine glänzende Idee, als wir uns hier in einer FB-Gruppe vernetzten. Inzwischen zählt die Gruppe deutlich über 4000 Menschen. Ich kenne etliche persönlich. In der Gruppe wird nahezu rund um die Uhr gepostet.
Einige Menschen habe ich direkt getroffen, wenn ich in das Einkaufszentrum in meiner Nähe gehe, treffe ich immer wieder Mitglieder der Gruppe. Wir sprechen dann auch miteinander. Da ist die Inhaberin des Lotto- und Tabakwaren-Ladens, bei der ich meine Scheine abgebe und meinen Tabak kaufe. Bin ich in ihrem Laden, reden wir ein paar Sätze.
Die Themen drehen sich um Ereignisse in der Stadt, politische Ereignisse, gesellschaftliche Vorgänge.
Ein persönlicher Bezug ist das nicht.
In den letzten Tagen beschleicht mehr sehr konkret das Gefühl, dass die Gruppe kein Mittel gegen die Einsamkeit ist, sondern sie sogar eher noch verstärkt. Man fühlt sich eingebunden, bekommt Rückmeldungen, gibt Antworten, aber am Ende sitze ich, ähnlich wie hier im Forum, allein zu Hause vor meinem Lap.
Ich bin sehr kontaktfreudig und ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass es möglich sein würde, sich spontan einfach mal auf einen Kaffee zu treffen, miteinander zu plaudern.
Das war eine Illusion. Lediglich ein weiteres Mitglied unserer Gruppe tauchte einmal zu einem gemeinsamen Frühstück bei mir auf. Die Begegnung war nett, aber ohne weitere Folgen.
Bei mir kamen Erinnerungen hoch an einen Chat, den ich vor Jahren einmal moderierte: "Einsam in der Online-Welt".
Alternativen müssten her. Es brauchte eines Raumes, einer Stätte, in dem man sich treffen könnte, einfach hingehen, um Menschen zu treffen, einem Café ähnlich, ohne kommerzielle Interessen.
Das aber gibt es in der Regel nicht. Wer etwas anbietet, fragt danach, was für ihn dabei herausspringt. In meiner Kirchengemeinde erhielt ich auf den Vorschlag, ein- zweimal am Vormittag ein Treffen zu organisieren, um gemeinsam einen Kaffee zu trinken oder gemeinsam zu frühstücken, die lapidare Antwort, da sei die Hausmeisterin vor, die für so etwas nämlich nicht bezahlt werde.
Die Einsamkeit in unserer Gesellschaft wird wachsen, davon bin ich überzeugt. Lösungen freilich sehe ich auch nicht, und ich merke ganz deutlich bei mir, wie mein noch vor Monaten vorhandener Enthusiasmus erloschen ist.
Burbacher
