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Aus Depression wird Psychose - Wer hat erfahrungen?

Be'lakor

Neues Mitglied
Halli hallo, ich bin neu hier im Forum und habe eine Frage.

Zur Erklärung hole ich mal weiter aus:
*Sorry, der text ist echt lang geworden! ;-)*
Ich bin 20 Jahre alt und leide seit ich 16 bin an schweren Depressionen. Die erste Zeit (2008) habe ich mich auch richtig "depressiv" gefühlt, hatte null Antrieb, Suizidgedanken (und 3 Versuche) lag den ganzen Tag nur noch im Bett usw. Ich habe zu der Zeit in einer Jugendwohngruppe gewohnt, weil ich früher viele Probleme mit meinen Eltern hatte. Allerdings war das eine Regelwohngruppe, wo jeder morgens zur Schule/Arbeit geht. Von seiten der anderen bewohner und der Betreuer kam viel unverständnis, auch als klar war dass ich krank bin. Es war eine unerträgliche Situation, die sich immer weiter zugespitzt hat. Zusätzlich hatte ich noch einen sehr schlechten zuständigen Mitarbeiter vom Jugendamt der uns alle gegeneinander ausgespielt hat, damit ich aus der Jugendhilfe rausgehe. Sein Plan ging auf und Oktober 2008 zog ich wieder zu meiner Mutter.

Bei meinem letzten Aufenthalt auf der geschlossenen (kurz nach dem rausschmiss aus der Wg) habe ich ein Mädchen kennen gelernt. Es war liebe auf den ersten Blick. Wir sind in Kontakt geblieben, kamen nach ca. einem Monat zusammen. Die Beziehung hielt ganze 20 Tage, dann hat sie Schluss gemacht. Ich hatte zu der Zeit kaum Freunde, habe mich mit meinen Eltern nicht verstanden, flog aus der WG raus und wurde dann noch von meiner ersten "richtigen" Liebe verlassen. Ein ganz schön hartes Jahr...

Seit Anfang 2009 hat sich etwas verändert. Mir geht es relativ gleichbleibend schlecht, manche Dinge bekomme ich wieder hin, ich habe zum Beispiel in der Zeit angefangen Gitarre zu lernen, und das mit einigem Erfolg. Irgendwie war ich aber in einem zustand der sich kaum verändert hat. Ich habe einen großen Freundes/Bekanntenkreis aufgebaut, bin auf Konzerte gegangen und so, trotzdem war meine Stimmung immer gleichbleibend. Mittlerweile wohne ich alleine und werde ambulant vom Jugendamt betreut, das klappt auch ganz gut. So richtig depressiv ist das ja eigentlich nicht. Egal was passiert ist, ich hatte immer nur kurze ausreißer nach oben und unten. Ich habe das selbst anfangs gar nicht so wahrgenommen, aber heute fällt es mir sehr stark auf.

In den letzten Monaten hatte ich mehrmals das Gefühl, dass ich nicht in mir drin bin, sondern eher ein Zuschauer bin der mich und mein Handeln von weitem beobachtet. In diesen Phasen ist es das erste mal überhaupt dazu gekommmen, dass ich mich geritzt habe. Diese Phasen traten in den letzten 3 Monaten 4 mal auf und dauerten ein paar Stunden. Im nachhinein habe ich nur sehr verschwommene erinnerungen an Dinge die in der Zeit passiert sind. Nun hatte ich vor gut 2 Monaten einen Termin bei einer Ärztin einer Klinik hier in der Nähe und habe ihr die Geschichte erzählt. Nach einigen Rückfragen sagte sie mir, dass es sein kann, dass ich gar keine normale Depression habe, sondern eine Psychose mit depressiven Elementen oder so. Sie sagte das würde z.B. das gleichbleibende erklären. Nachdem ich ein bisschen drüber nachgedacht und mir im Netz einiges zum Thema durchgelesen habe, schien mir das auch plausibel. Die Ärztin verschrieb mir Abilify, seit ich das nehme geht es mir ein Stück besser. Antidepressiva haben in der Vergangenheit nicht angeschlagen. Ich werde nun bald in eine Tagesklinik gehen, weil stationärer Aufenthalt für mich nicht in Frage kommt. Da soll ich dann richtig "therapiert" und medikamentös eingestellt werden.
Irgendwie habe ich Angst. Zum Teil Angst vor mir selbst, denn in solchen schlimmen Phasen kann ich mich kaum kontrollieren. Zum Teil aber auch Angst vor diesem ungewissen.

Nun komme ich langsam zu meiner eigentlichen Frage:
Ich habe mir viel zum Thema Psychosen durchgelesen, auch Theroien wodurch sie entstehen. Dabei bin ich auf etwas gestoßen was für mich einleuchtend klingt. Wenn ein Mensch in einer schweren existenziellen Lebenskrise steckt, kann es passieren dass das Gehirn sich sozusagen seine eigene Realität erschafft, um der Krise sozusagen aus dem Weg zu gehen. (Ich hoffe ich konnte das einigermaßen richtig wiedergeben^^)

Kann das sein? Hat hier vielleicht jemand eine ähnliche Erfahrung gemacht? Es würde mir sehr weiterhelfen wenn andere betroffene ein bisschen davon berichten.
Lg Be'lakor
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Be'lakor,
meinem jüngeren Bruder ging es ziemlich ähnlich wie
dir (über 20 Jahre her), und am Ende hat er sich das
Leben genommen, weil er so nicht leben wollte. Des-
halb erstmal ein großes Kompliment, dass du nicht
aufgegeben und durchgehalten hast. Es mag jetzt nicht
das sein, was du dir erhofft hattest an Feedback hier,
aber ich kann dir sagen, was viel später herauskam, an
was er "wirklich" gelitten hat: Zinkmangel und vielleicht
auch Lithiummangel. Darauf hat nur damals kein Arzt
oder Therapeut und auch in der Spezialklinik niemand
gedacht (war zu einfach). Ich habe nur seitdem viele
Leute getroffen, die genau diese Beschwerden hatten
und bei denen die Optimierung der Nährstoffversorgung
(neben Zink und Lithium auch Jod, die B-Vitamine und
Magnesium) einen enormen und relativ rasch einsetzen-
den Unterschied bewirkt hat. Falls du also in der Rich-
tung noch nichts ausprobiert hast, wäre das mein Tipp
an dich. Ich kann dir gerne detailliert sagen, was du
tun kannst.
Nur soviel noch: was du beschreibst mit "aus-dem-
Körper-treten" ist eine sehr typische Zinkmangeler-
scheinung und wird z.T. sogar von Mönchen unabsicht-
lich durchs Fasten herbeigeführt und als spirituelle
Erfahrung verstanden.

Gruß, Werner
 
G

Gast

Gast
Guten Morgen,
ich kann gut verstehen, daß du Dir Gedanken machst. Ich bin selber Betroffene und schlage mich seit etlichen Jahren mit Depressionen und diversen anderen Problematiken herum.

"Nun komme ich langsam zu meiner eigentlichen Frage:
Ich habe mir viel zum Thema Psychosen durchgelesen, auch Theroien wodurch sie entstehen. Dabei bin ich auf etwas gestoßen was für mich einleuchtend klingt. Wenn ein Mensch in einer schweren existenziellen Lebenskrise steckt, kann es passieren dass das Gehirn sich sozusagen seine eigene Realität erschafft, um der Krise sozusagen aus dem Weg zu gehen. (Ich hoffe ich konnte das einigermaßen richtig wiedergeben^^)"

-ich denke das dies ein typisches Verhalten von traumatisierten Menschen bzw. deren Umgang mit traumatischen Erlebnissen ist. Eine Schutzfunktion des Körpers sozusagen.

Mich würde einmal interessieren ob es eine "Art" Auslöser für Deine Depressionen gab? Ist in Deiner Jugend/Kindheit etwas vorgefallen was Dich nachhaltig traumatisiert haben könnte?

ich habe auch Angst vor mir selbst bzw. meinen Emotionen, da mir es von jeher schwergefallen ist Gefühle differenziert wahrzunehmen. Dies mußte ich mir hart erkämpfen (die Einsicht). Oftmals ist es sehr schwer zu beschreiben was genau ich gerade empfinde. Dies löst dann natürlich "unzufriedenheit" bzw eine gewisse Spannung in mir aus. Zuviele diffuse Gefühle die da rumschwirren, die ich nicht klar benennen kann.

Das Gefühl zuschauer zu sein, sich nicht wirklich "bei sich" zu fühlen kenne ich auch nur zu gut. Ich denke das passt in den Bereich der Depersonalisation....ich kann natürlich nur von mir sprechen und möchte mir nicht rausnehmen dein empfinden zu "diagnostizieren"
Ich habe dann oft das Gefühl ich würde "über den Dingen" stehen....mir fehlt eine gewisse verbindung zu meiner Person, zu meinem handeln.
Es ist richtig, daß diese episoden wohl in den "psychotischen Bereich" einsortiert werden..allerdings denke ich das bei einer "echten" Psychose dein empfinden ein anderes wäre. Sprich du würdest deine gefühle als real wahrnehmen und dir nicht bewußt darüber sein, daß deine wahrnehmung realitätsfremd ist.

Ich finde es gut das du den schritt wagen möchtest an deinen Problemen zu arbeiten. Denn nur so wirst du langfristig einen weg finden um mit den Schwierigkeiten zurecht zu kommen

liebe Grüße Lady
 

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