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Auch wenn es keiner versteht

dauni

Aktives Mitglied
Meine Mutter war immer neidisch auf mich. Sie sagte immer, Du hast ja Deinen Mann, wen habe ich. Ich habe für sie irgendwie nicht gezählt. Es war ihr nicht genug. Ich war ihr nie gut genug... Das war mein Gefühl.
Sie ging einfach von jetzt auf gleich. Ich konnte gar nichts mehr tun. Ich kann immer noch nichts tun, außer damit irgendwie zu leben. Aber wie es ist.. Tag ein Tag aus.. Mit dem Gedanken, hätte ich doch nur, warum? Ich kann es nicht abstellen, es verfolgt mich.
Wenn in der Arbeit nur jemand das Wort MAMA erwähnt bin ich einfach fertig. dazu kommt, dass sie mal in unserem Betrieb gearbeitet hat, ich sehe sie so oft vor mir, wie sie da sitzt, wie wir geredet haben.... und und und.. Von jetzt auf gleich alles vorbei...
Ich beneide die Menschen für die es normal weitergeht. Für mich kann es das nicht. Seitdem meine Mama nicht mehr ist, trage ich nur noch schwarze Kleidung, weil es in mir auch so ist. sie hat die Sonne mitgenommen. Ja, ich habe eine familie aber sie gehörte dazu, sie ist nun nicht mehr. ich bin und werde nie mehr sein die ich mal wahr. Ich habe vor Jahren in mein Tagebuch geschrieben das es irgendwann soweit kommt, dass sie geht. Ich wusste das es dann auch meine Schuld sein wird. Weil ich ausgezogen bin, ich war nicht genug da für sie. Tja, so war es dann auch. Ich wusste es und konnte es nicht verhindern. das letzte was ich zu ihr gesagt habe (ich weiß nicht ob sie es gehört hat aber wahrscheinlich schon) wenn Du wieder so anfängst dann siehst du dein Enkelkind nie wieder.
So ist es leider auch.
So, und nun?
Ich lebe noch aber es ist schwer. Ich war stationär in Behandlung, gehe seit über drei Jahren zu einer Psychologin, ich war auf Kur... Ich gebe mir echt mühe.. Wirklich. Ich versuche alles was möglich ist. Ich will jetzt auch ambulant zu einer speziellen Psychologin für Trauma erlebnisse gehen... Weil ich will, das es meinem Kind mal besser geht als mir und vorallem will ich auch das es mir besser geht. das ich auch mal wieder Leben kann. Doch ich habe Angst, davor das dieser zustand für immer bleibt. Wer und was will den irgendwas aus mir besser machen? Wer will oder kann mir meine Gedanken nehmen? Ich habe Angst das alles so bleibt wie es ist, und das will ich nicht. so ist es kein Leben für mich.
Ich habe ziemlich verwirrt geschrieben, sorry aber das bin ich auch gerade.
 
G

Gast

Gast
Hallo Dauni, deine Geschichte erinnert mich sehr an meine, ich hatte eine Mutter die sehr krank war und der man auch nicht helfen konnte, ich mache mir ständig Vorwürfe, ich hätte mehr für sie da sein müssen, ich hätte nicht aus ziehen sollen, ich hätte handeln müssen, hätte, hätte... Das springt die ganze zeit durch meinen Kopf, ich kann die Zeit einfach nicht zurück drehen. Bei mir ist es jetzt fast 1 Jahr her, ich denke mir immer was, 1 Jahr? Es wird einfach nicht besser, der Gedanke sie nie wieder zu sehen macht mich wahnsinnig, nein ich kann mich damit einfach nicht abfinden. Und immer dieses Gerede von den Leuten, das Leben geht weiter, Bla Bla, es klingt so kalt, die haben doch gar keine Ahnung von meinem Leben. Ich wünschte diese Leute würden einmal mein Leben leben und dann will ich mal sehen ob die nicht auch im A**** sind. Ja auch ich habe alles, einen lieben Freund der es trotz allem noch mit mir aushält, ich werd bei allem unterstützt von meinen anderen Familien Mitgliedern, ja was hab ich eigentlich würden viele denken, ich weiss auch nicht, ich kann dieses reine Glück einfach nicht mehr empfinden.
 

dauni

Aktives Mitglied
Liebe Gast,

ja, Du hast recht, ich wünschte mir auch oft, wenn nur einmal jemand mit mir tauschen könnte dann würden die Menschen mich besser verstehen.

Ich zum Beispiel habe auch ständig Angst, dass meinem Kind, Hund oder meinem Mann etwas passiert. Das sie auf einmal tot sind.
Erst gestern zum beispiel habe ich überprüft ob mein Hund noch atmet. Mein Mann hat das mit einem Kopf schütteln belächelt und meinte: ich möchte mal wissen was in Deinem Kopf vorgeht. :mad::wein:
Ich habe es ihm schon oft erklärt.. Meine Mama war auch auf einmal nicht mehr da... Wer weiß schon was als nächstes passiert? In mir ist einfach die Angst, es könnte bald wieder jemanden treffen den ich so liebe.

Tja, eigentlich sollte ich wissen das die Menschen es nicht verstehen können oder wollen...
 
B

bluemoon Gast

Gast
Hallo Dauni,

als ich die Berichte grad las musste ich wieder furchtbar heulen, du sprichst mir aus der Seele, alles was du sagst kann ich so gut verstehen und mitfühlen.

Aber es ist so, man muss es erleben um es verstehen zu können, das gilt für alles. Und manche sachen werden "die Anderen" niemals verstehen können - für sie ist das auch gut so, aber jeder von uns fühlt sich dadurch so allein, hilflos, voller Schuld...und es hört nicht auf, bzw. kommt immer wieder.

Ich habe mit meinen 35 Jahren schon so viel erlebt, Sachen von denen ich dachte dass ich sie nie vergessen kann, so viele, aber das letzte Jahr hat alles verändert und keiner versteht es. Selbst wenn ich in den Spiegel schaue bin ich jetzt eine Andere, alle Freude in mir ist tot, die ist mit meinem Vater ins Jenseits gegangen. Seit er weg ist bin ich ganz allein, niemand kennt die Umstände genau, weis was es alles wirklich bedeutet, kennt die furchtbaren Bilder in meinem Kopf die ich nicht weg bekomme. Ich möchte jeden Tag nur schreien. Aber drüber reden geht auch nicht mehr, dann ist es als wenn ich daran ersticke. So viel Schuld, so viel versäumtes, so viel verlorenes, so viel Schmerz, Angst und Trauer....wie soll man sich jemals davon erholen?! Und wie soll ein anderer das (wirklich) verstehen können?!

Ich bin ganz allein, bloß eine Betreuerin kommt gelegentlich, bin seit 2011 verrentet, Freunde sind keine mehr da - wenn ich ganz allein im Weltall flöge wäre ich vermutlich weniger einsam als hier und jetzt. Dabei bin ich sehr gern allein, das meine ich garnicht.
Ich habe meinem Vater nachträglich Briefe geschrieben und die an sein Grab gelegt und nach jetzt genau einem Jahr hat sich auch was verändert, aber wenn ich keine Tabletten nehmen würde, dann würde ich keinen einzigen Tag so mehr überstehen. Ich möchte jeden Tag einfach nur schreien. Und es sind immernoch immer die gleichen Bilder da und Erinnerungen, die mich so quälen, immer die gleichen Filme in meinem Kopf, die nicht weggehen, nicht aufhören.

Was gibt es denn noch gutes? Allein die Tatsache das ich lebe kann es nicht sein. Das einzige was mich weitermachen lässt ist der Gedanke das mein Papa wollte das es mir gut geht und ich glücklich bin, also aufgeben ist nicht. Trotzdem versteht es niemand. Trotzdem kann ich seine Bilder seitdem nicht mehr ansehen ohne auszuflippen, also tue ich es nicht mehr.

Ich versuche weiter zu machen, es zu ändern, vielleicht ändert es sich irgendwann, es ändert sich schließlich alles ständig -ob man nun will oder nicht- warum sollte sich das nicht auch irgendwann ändern, könnte doch sein.

In den Briefen habe ich versucht mit meinem Vater ins reine zu kommen, zu sagen was nicht mehr möglich war, mich auszudrücken. Hast du das auch schon mal versucht? Ich fand schon das es für mich geholfen hat, ein bischen zumindest. Trotzdem ist es so, dass ich an Orte an denen wir gemeinsam waren nicht mehr gehen kann. Die Flashbacks sind teilweise so schlimm dass ich fast umkippe. Ich stelle mir das sehr schwer vor wenn du auf der Arbeit immer an deine Mama denken musste. Ich würde das nicht aushalten.

Aber es ist schön das du einen Hund hast, denen muss man nichts erklären, die erwarten nichts, fragen nicht wie es einem geht...wenn ich Hunde sehe, dann habe ich das Gefühl dass nur die eigentlich noch bis zu mir durch kommen, alles und alle anderen bleiben eigentlich vor dieser gigantischen schwarzen Mauer die nichts zu durchbrechen vermag. Leider kann ich selbst keinen Hund halten. Vielleicht irgendwann mal.
Die nonverbale Kommunikation die man mit Tieren haben kann drückt oft so viel mehr aus als Worte zu sagen und zu erklären vermögen, Worte können diese Dimensionen garnicht erreichen. Geht dir das auch so?
Also ich kann deine Sorgen deswegen schon echt gut verstehen.

Also ich danke Dir und den anderen für die Beiträge und das Mitgefühl. Und das ich meinen hier auch schreiben konnte.
Ich wünsche uns allen das wir Freude & Frieden in unserem Leben empfinden können, das die Trauer nachlässt und die Erinnerung nicht mehr so schmerzt.

LG
blue
 

dauni

Aktives Mitglied
Danke Gast für Dein Verständnis, auch allen anderen danke.

Es tut gut zu lesen das es anderen auch so geht. Dann fühlt man sich nicht ganz so allein und bescheuert. Ich habe immer das Gefühl irgendwann normal sein zu müssen, dass ich es besser ertragen kann.. Doch ich kann nicht. Seit vier Jahren trage ich schwarz, weil ich einfach nicht anders kann, ich würde gerne was anderes tragen doch dann würde es sich für mich falsch anfühlen. Es ändert nichts was ich trage, was ich tue... Ich weiß, dennoch kann ich es nicht ändern. Es ist so. Der Freund meiner Mutter trägt seitdem auch schwarz,weil er genauso fühlt wie ich. Jedoch besser damit umgehen kann.

Nun ja...
 
B

bluemoon Gast

Gast
Du bist normal. Jeder erlebt Trauer auf seine Art und unterschiedlich lange und vielleicht in unterschiedlichen Phasen und bei dir ist es eben wie es ist, du empfindest es stärker und länger vielleicht, normal ist es trotzdem. Alles hat seine Zeit.
Und wenn schwarz sich für dich richtig anfühlt, dann ist es auch richtig. Es ändert sich irgendwann, wirst sehen und bis dahin trägst du es halt bis du irgendwann so weit bist. Diese Bedürfnisse sind ganz normal. Und was die Zeit angeht, wenn meine Mutter von ihrer Ma erzählt und die ist seit ca.40 Jahren tod, dann hat sie immernoch diese Trauer, man merkt das ganz stark. Es wird leichter irgendwann, zumindest hat man mir das gesagt und ich hoffe darauf.
Ich habe auch ganz seltsam reagiert, was die Kleidung anging und auch andere Sachen.
Gibt ja auch Leute die schwarz einfach nur tragen weil sie es mögen, oder weil sie sich halt so fühlen, Kleidung ist ja auch ausdruck, ist doch ganz normal und ok so.
Du trägst deine Mutter im Herzen, sie wird immer ein Teil von dir sein. Es ist nicht deine Schuld.
Ich glaube du darfst dir erlauben es noch nicht ertragen zu können und zu müssen, nimm dir doch diesen druck raus.
Du siehst das es noch andere gibt und das wir dich verstehen und teilweise ebenso empfinden, du bist nicht allein.
 

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