G
Gelöscht 119232
Gast
Ich grüße Euch.
Ich will mal meine berufliche Geschichte niederschreiben, da ich verzweifelt bin und nicht weiß, wie es weitergehen soll.
Ich bin 39 Jahre alt, Bachelor in Ökonomie und Abschluss als Altenpfleger.
Ich hatte schon als Kind massive Probleme mit Depressionen. Das Leben war immer nur Überleben.
Ich habe zunächst Zivi gemacht und dann eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert, mit 25 hatte ich den Ausbildungabschluss.
Die Arbeitsbedingungen im Pflegesektor waren katastrophal, ich habe diesen Stress gehasst.
Dann habe ich als Altenpfleger und mit Bafög mir ein Studium der Ökonomie finanziert.
Im Studium lief zuerst alles sehr gut, ich kann gut mit Formeln und Zahlen umgehen, damit konnte ich beeindrucken. So kam zweimal ein Professor auf mich zu und bot mir einen Job an. Dann wurde ich depressiv, verließ die Wohnung Monate oder Jahre nur noch zum Einkaufen. Die Noten wurden schlechter.
Mit 31 hatte ich dann den Bachelor mit der Gesamtnote 2,5 in der Tasche, am Tag der Urkundenüberreichung brach ich zusammen.
1,5 Jahre Hartz4, 4 Klinikaufenthalte.
Ich schrieb zwar hier und da eine Bewerbung und bekam auch Einladungen auf super Stellen, lehnte aber alles ab. Es hätte keinen Sinn gemacht, ich war absolut arbeitsunfähig.
Irgendwann fing ich wieder als Altenpfleger an. Katastropale Arbeitszustände, ich kündigte nach ein paar Monaten. Zwei Stellen als Leitungskraft, schnell wieder gekündigt. Nachtwache. Stelle in der Verwaltung eines Pflegedienstes. Zwischendurch immer wieder Hartz4. Alle Arbeitsstellen nur mit ca. 20 Stunden / Woche, selbst das konnte ich nicht ertragen.
Ich habe alle Stellen gekündigt, weil ich mit dem Arbeitsdruck nicht zurecht kam. Ich habe regelrecht Panik davor, morgens irgendwo hin zu müssen. Die Jahre in der Pflege haben mich konditioniert, dass man auf der Arbeit nur Alpträume, Desaster und Horrorfilme erlebt und dass Arbeit etwas sehr sehr schreckliches ist.
Jetzt bin ich seit 2,5 Jahren arbeitslos und habe mich komplett aufgegeben. Ich habe seit 10 Jahren quasi keine Freunde mehr.
Sylvester und Geburtstage bin ich seit 20 Jahren alleine.
Für meine Familie bin ich ein Ärgerniss und eine Enttäuschung, ich habe keinen Kontakt mehr.
Mein einziger Kontakt ist eine Expartnerin, welche mich hier und da zum Essen einlädt oder mir ein Paar Schuhe kauft.
Mir wurde zum nahe gelegt, einen Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente zu stellen.
Aber damit habe ich genauso viel Geld wie jetzt mit Hartz4: Zu wenig.
Das ist mein Dilemma: Ich sehe mich nicht arbeitsfähig, kann aber von einer EU Rente nicht leben.
Was soll ich tun?
Ich wollte ja mal, wie viele, ein Häusschen im Grünen. Statt dessen wohne ich in einer Sozialwohnung.
Eine Bekannte hat mir angebote, an ihrer Volkshochschule bezahlte Mathematikkurse zu geben. Das werde ich tun, ist aber sehr sehr viel Arbeit. Ich habe in die Unterrichtsvorbereitung bereits 60 Stunden reingesteckt. Ich habe Sorge, dass ich das in den Sand setze. Ich kann zwar sehr gut mit Mathe, aber ich bin wiederum didaktisch nicht gut. Ich habe auch Angst, die Bekannte zu enttäuschen, die mir diese Chance gibt. Ich habe schon soviel wegen meinen Depressionen in den Sand gesetzt.
Ich habe überlegt, mich 2022 auf eine Ausbildung zum Gärtner zu bewerben. Allerdings habe ich Angst vor den Kollegen: Ich kann nicht gut mit ungebildeten Menschen umgehen. Das fand ich im Altenpflegesektor fürchterlich: Völlig ungebildete Kollegen/innen. Allerdings denke ich, dass ich als Gärtner nicht zwangsläufig viel mit Kollegen zu tun haben müsste.
Akademikerstellen kann ich allerdings mittlerweile völlig vergessen.
Ich habe in den letzten 8 Jahren locker 250 Bewerbungen geschrieben. Anfangs eben immer sehr gute Resonanzen, jetzt fast keine mehr.
Ich habe mich wirklich aufgegeben, schlage nur noch meine Lebenszeit tot. Hin und wieder denke ich auch mal an Suizid, wobei mich der Sport aktuell rettet. Wobei der mich auch langweilt, es sind eben immer die selben Strecken, die ich mit dem Fahrrad fahre. Für eine Urlaub ist kein Geld da.
Ich weiß nicht genau, warum ich das schreibe oder was ich erwarte. Es befreit mich jedenfalls gerade, das zu erzählen. Mich würde interessieren, was ihr von der Gärtner-Geschichte und der Volkshochschul Geschichte haltet.
Zudem frage ich mich, ob es einen stressfreien Beruf gibt, den ich noch anstreben könnte.
Stress ist wie Benzin im Feuer der Depressionen. Davon hatte ich im Pflegesektor mehr als genug. Ohne die Pflegeerfahrung wäre ich heute nicht da, wo ich bin: Ganz weit unten.
Ich will mal meine berufliche Geschichte niederschreiben, da ich verzweifelt bin und nicht weiß, wie es weitergehen soll.
Ich bin 39 Jahre alt, Bachelor in Ökonomie und Abschluss als Altenpfleger.
Ich hatte schon als Kind massive Probleme mit Depressionen. Das Leben war immer nur Überleben.
Ich habe zunächst Zivi gemacht und dann eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert, mit 25 hatte ich den Ausbildungabschluss.
Die Arbeitsbedingungen im Pflegesektor waren katastrophal, ich habe diesen Stress gehasst.
Dann habe ich als Altenpfleger und mit Bafög mir ein Studium der Ökonomie finanziert.
Im Studium lief zuerst alles sehr gut, ich kann gut mit Formeln und Zahlen umgehen, damit konnte ich beeindrucken. So kam zweimal ein Professor auf mich zu und bot mir einen Job an. Dann wurde ich depressiv, verließ die Wohnung Monate oder Jahre nur noch zum Einkaufen. Die Noten wurden schlechter.
Mit 31 hatte ich dann den Bachelor mit der Gesamtnote 2,5 in der Tasche, am Tag der Urkundenüberreichung brach ich zusammen.
1,5 Jahre Hartz4, 4 Klinikaufenthalte.
Ich schrieb zwar hier und da eine Bewerbung und bekam auch Einladungen auf super Stellen, lehnte aber alles ab. Es hätte keinen Sinn gemacht, ich war absolut arbeitsunfähig.
Irgendwann fing ich wieder als Altenpfleger an. Katastropale Arbeitszustände, ich kündigte nach ein paar Monaten. Zwei Stellen als Leitungskraft, schnell wieder gekündigt. Nachtwache. Stelle in der Verwaltung eines Pflegedienstes. Zwischendurch immer wieder Hartz4. Alle Arbeitsstellen nur mit ca. 20 Stunden / Woche, selbst das konnte ich nicht ertragen.
Ich habe alle Stellen gekündigt, weil ich mit dem Arbeitsdruck nicht zurecht kam. Ich habe regelrecht Panik davor, morgens irgendwo hin zu müssen. Die Jahre in der Pflege haben mich konditioniert, dass man auf der Arbeit nur Alpträume, Desaster und Horrorfilme erlebt und dass Arbeit etwas sehr sehr schreckliches ist.
Jetzt bin ich seit 2,5 Jahren arbeitslos und habe mich komplett aufgegeben. Ich habe seit 10 Jahren quasi keine Freunde mehr.
Sylvester und Geburtstage bin ich seit 20 Jahren alleine.
Für meine Familie bin ich ein Ärgerniss und eine Enttäuschung, ich habe keinen Kontakt mehr.
Mein einziger Kontakt ist eine Expartnerin, welche mich hier und da zum Essen einlädt oder mir ein Paar Schuhe kauft.
Mir wurde zum nahe gelegt, einen Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente zu stellen.
Aber damit habe ich genauso viel Geld wie jetzt mit Hartz4: Zu wenig.
Das ist mein Dilemma: Ich sehe mich nicht arbeitsfähig, kann aber von einer EU Rente nicht leben.
Was soll ich tun?
Ich wollte ja mal, wie viele, ein Häusschen im Grünen. Statt dessen wohne ich in einer Sozialwohnung.
Eine Bekannte hat mir angebote, an ihrer Volkshochschule bezahlte Mathematikkurse zu geben. Das werde ich tun, ist aber sehr sehr viel Arbeit. Ich habe in die Unterrichtsvorbereitung bereits 60 Stunden reingesteckt. Ich habe Sorge, dass ich das in den Sand setze. Ich kann zwar sehr gut mit Mathe, aber ich bin wiederum didaktisch nicht gut. Ich habe auch Angst, die Bekannte zu enttäuschen, die mir diese Chance gibt. Ich habe schon soviel wegen meinen Depressionen in den Sand gesetzt.
Ich habe überlegt, mich 2022 auf eine Ausbildung zum Gärtner zu bewerben. Allerdings habe ich Angst vor den Kollegen: Ich kann nicht gut mit ungebildeten Menschen umgehen. Das fand ich im Altenpflegesektor fürchterlich: Völlig ungebildete Kollegen/innen. Allerdings denke ich, dass ich als Gärtner nicht zwangsläufig viel mit Kollegen zu tun haben müsste.
Akademikerstellen kann ich allerdings mittlerweile völlig vergessen.
Ich habe in den letzten 8 Jahren locker 250 Bewerbungen geschrieben. Anfangs eben immer sehr gute Resonanzen, jetzt fast keine mehr.
Ich habe mich wirklich aufgegeben, schlage nur noch meine Lebenszeit tot. Hin und wieder denke ich auch mal an Suizid, wobei mich der Sport aktuell rettet. Wobei der mich auch langweilt, es sind eben immer die selben Strecken, die ich mit dem Fahrrad fahre. Für eine Urlaub ist kein Geld da.
Ich weiß nicht genau, warum ich das schreibe oder was ich erwarte. Es befreit mich jedenfalls gerade, das zu erzählen. Mich würde interessieren, was ihr von der Gärtner-Geschichte und der Volkshochschul Geschichte haltet.
Zudem frage ich mich, ob es einen stressfreien Beruf gibt, den ich noch anstreben könnte.
Stress ist wie Benzin im Feuer der Depressionen. Davon hatte ich im Pflegesektor mehr als genug. Ohne die Pflegeerfahrung wäre ich heute nicht da, wo ich bin: Ganz weit unten.