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Arbeitslos, isoliert mit sozialer Phobie & Therapieverweigerung

s0nnenkind

Mitglied
Liebes Forum,

vorweg: Ich schildere hier nicht meine eigene Situation, sondern die eines Familienmitglieds.

Der Partner meines Bruders ist seit zwei Jahren mit seinem Masterstudium fertig; er hat die besten Noten und müsste sich überhaupt keine Sorgen machen einen Job zu finden. Trotzdem ist er arbeitslos, verbringt den ganzen Tag isoliert von anderen Menschen in der Wohnung. Er leidet unter einer sozialen Phobie (Achtung: Laienannahme), hat enorme Angst vor Bewertungen und unvorhersehbaren Begegnungen mit Menschen (Stichwort Bewerbungsgepsräch, sich verkaufen bzw. selbstbewusst präsentieren). Er wirkt nach außen bei Familienbesuchen ganz normal und interessiert an Themen wie beispielsweise Politik, aber will man mit ihm über seine Problematik sprechen, geht "der Vorhang zu". Es kam schon vor, dass er bei der kleinsten gesprächlichen Annäherung an seine Probleme den Raum verließ.

Zu seinen Eltern hat er kaum noch Kontakt. Soweit ich weiß, ist sein Vater eher gefühlskalt und seine Mutter mit ihrem Latein am Ende. Auch zu seinem Bruder hat er wohl nicht das beste Verhältnis. Wie ich es verstehe, wurde in der Familie nie groß über Gefühle geredet. Ich weiß auch nicht ganz genau, wie sie zu seinem Schwulsein stehen. Gemobbt wurde er laut meinem Bruder nie, was mich ganz offen gesagt wundert und gleichzeitig natürlich freut/beruhigt, denn er ist sehr schmächtig und zierlich – überhaupt nicht "typisch Mann", eher das typische Mobbingopfer für Pubertierende.

Mein Bruder als sein Partner weiß auch nicht weiter. Er hatte in seiner Jugend selbst mit Mobbing, sozialer Angst, ... zu kämpfen, hat eine Therapie gemacht und jetzt einen Einstieg ins Berufsleben gefunden. Dennoch hat er viele Eigenarten, die meiner Meinung nach schädlich für seinen Partner sind (z. B. hat unsere Familie noch nie ein Gespräch mit seinen Eltern geführt, weil mein Bruder keinen Kontakt herstellen will und er selbst das natürlich eh nicht machen würde). Meiner Meinung nach helfen die beiden sich nicht gerade gegenseitig mit ihrer großen Angst vor Kontrollverlust und nicht vorausschaubaren Situationen (wie z. B. einer großen Familien-Intervention oder einem Therapeutengespräch).

Seine Eltern zahlen noch für einige Zeit die Krankenversicherung. Selbst mein Vater greift meinem Bruder und ihm finanziell unter die Arme. Das sehe ich sehr kritisch. Viel wichtiger wäre es ihn zu einer Therapie zu bewegen. Meine Frage an euch ist: Wie kann man einem solchen Menschen helfen? War vielleicht jemand von euch selbst schon in der Situation?

Ich finde es einfach schlimm zu sehen, wie er seine besten Lebensjahre so vergeudet. Vor allem, weil er in seinem Studienfach sehr gut ist und sich gerne damit befasst. Und sicherlich auch sonst Interessen hat, die es wert sind verfolgt und gelebt zu werden...

Danke für eure Antworten.

Grüße,
s0nnenkind
 
Was ich mir oft wünsche, wenn ich mich isoliert und nicht verstanden fühle, ist jemand, der einfach zuhört. Unvoreingenommen und akzeptierend, was ich empfinde und wie es für mich gerade ist.

Vielleicht könntest du mit ihm mal ein solches Gespräch führen? Ohne Erwartung und ohne Zwang. Vielleicht wirst du ja überrascht, was er zu sagen hat. Das kann manchmal die beste Hilfe für jemanden sein.

LG
 
Danke für eure Antworten. Es fühlt sich gut an einfach mal Unbeteiligten davon zu erzählen, denn wir als Familie sind allesamt sehr ratlos. Ich kenne ihn leider auch nicht gut genug (obwohl er seit fast 10 Jahren so etwas wie ein Bruder für mich ist), um sagen zu können, was genau in ihm vorgeht. Ob z. B. das Schwulsein oder seine mangelnde Fitness ihn belasten.

Spätestens an Weihnachten möchten wir ihn zur Seite nehmen und versuchen ein ruhiges Zwiegespräch zu führen. Vielleicht ergibt sich hier noch der ein oder andere Tipp dafür oder ein eigener Erfahrungsbericht.
 

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