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Angst vor Veränderung....

  • Starter*in Starter*in Papierblume
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Papierblume

Gast
Hallo...

Ich merke in letzter Zeit immer mehr, dass ich eine sehr große Angst davor habe, dass mein Freund sich verädert. Ich habe einfach Angst ihn zu verlieren, deshalb macht mir jede noch so kleine Veränderung Angst. Ich merke, dass ich ihn oft kritisiere. Vermutlich, um ihn davon abzuhalten, sich anders zu verhalten. Ich fühle mich schlecht deswegen, denn ich habe Angst, ihn mit meiner Kritik zu verletzen.
Ich weiß, ich muss ihn seinen Weg gehen lassen... Und ihr findet mein Verhalten bestimmt furchtbar egoistisch.
Es ist nur so, dass ich zwei Jahre lang wirklich alles für ihn getan habe. Ich habe meine ganze Kraft dafür eingesetzt, ihm zu helfen, für ihn da zu sein, all das mit ihm durchzustehen. Zwei Jahre. Und jetzt habe ich Angst, dass ich ihn verlieren könnte.
Ich habe immer gesagt, es ist egal was mit mir ist, es geht mir nur darum, ihm zu helfen. Vielleicht habe ich mir da nur selbst etwas vorgemacht? Ich möchte nicht mit der Konsequenz leben, ihn zu verlieren.
Ich weiß, das ist egoistisch. Aber vielleicht versteht ihr mich auch ein bisschen. Zwei Jahre lang ging es immer nur um ihn. Christian hier, Christian da. Christian redet mit niemandem über seine Probleme. Christian hat sich die Arme aufgeritzt. Christian braucht Hilfe. Christian muss eine Therapie machen. Immer ging es nur um ihn. Immer. Er hat mich nie um Hilfe gebeten. Er wollte nie Hilfe von irgendjemandem. Aber sollte ich denn mit absehen, wie er sich weiter systematisch selbst kaputt macht?! Das konnte ich nicht und das wollte ich nicht. Und ich habe mich in dieser Rolle ehrlich gesagt auch ganz wohl gefühlt. Natürlich habe ich in ständiger Angst gelebt, habe mir ständig Sorgen gemacht... ich habe so viele Tränen wegen ihm vergossen, habe mich so oft gefragt: Was hat ihn so kaputt gemacht? Wird er jemals wieder so lachen können wie früher? Wird es jemals wieder gut werden?
Wie schlimm diese ganze Situation auch war, sie gab mir dennoch Sicherheit. Denn ich konnte ihm nah sein und ich konnte ihn verstehen. Aber diese ganzen Veränderungen in letzter Zeit haben dazu geführt, dass er mir manchmal fremd vorkommt, und ich ihn nur noch schwer einschätzen kann.
Ich will die alte Situation nicht zurück, ich will nicht, dass es ihm schlecht geht. Aber ich möchte, dass ich ihn verstehen kann. Und ich habe Angst, ihn zu verlieren.
Manchmal denke ich, er hat mich damals einfach gebraucht... deshalb durfte ich ihm so nah sein. Und jetzt braucht er mich nicht mehr...? Und er will sich ein neues Leben aufbauen... und da bin ich ihm im Weg?
Ich weiß, wie das klingt... Aber es ist nicht meine Art, zu klammern. Im Gegenteil. Ich habe mich manchmal sogar ein wenig eingeengt gefühlt. Er wollte mich am liebsten 24 Stunden am Tag bei sich haben, jeden Tag mit mir telefonieren. Hat mir andauernd gesagt, dass er mich liebt. Ich wollte auch nicht, dass er mich braucht. Ich hatte Angst, er könnte von mir abhängig werden. Ich wollte das alles nie.
Aber jetzt, wo er sich von mir zu lösen scheint, da macht es mir Angst. Vielleicht habe ich mich einfach zu sehr an die Situation gewöhnt. Vielleicht habe ich so viel für ihn aufgegeben, dass ich so eine große Angst habe, ihn zu verlieren.
Mein Ziel war es, ihn glücklich zu machen. Was mit mir ist, war dabei nicht wichtig. Ich wollte nie, dass er mir so wichtig wird. Ich wollte ihn nicht brauchen. Aber ich habe so viel für ihn getan... Und heute denke ich anders. Ich möchte, dass er glücklich ist. Aber ich möchte, dass er mit mir glücklich ist. Was mit mir ist, war mir nicht wichtig. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich nach all dem plötzlich allein dastehe... nach all dem, was ich für ihn getan habe.
Ich glaube, ich habe jetzt einen furchtbar wirren Beitrag fabriziert... vielleicht kann dennoch jemand nachvollziehen, was ich meine. 🙁
 
Hallo Papierblume,
dein Ziel "ihn glücklich zu machen" verstößt rein fachlich gesehen gegen eine der sieben Zielerreichungskriterien: Ziele sollten so formuliert sein, dass ihre Erreichung in der eigenen Macht liegt. Man kann einen anderen Menschen nicht glücklich machen, obwohl es so schön klingt und oft so aussieht. Glücklichsein ist etwas, für das sich jemand selbst entscheiden muss. Ich kenne kein Verhalten, dass automatisch und immer einen anderen glücklich werden lässt - der Empfänger entscheidet! Was du versuchen kannst ist, etwas zu wiederholen, das schon einmal dazu geführt hat, dass er sich glücklich gefühlt hat. Aber eine Garantie ist das nicht.
Insgesamt denke ich, du bist in eine 24-Stunden-Therapeuten-Rolle geschlüpft, ohne dafür ausgebildet zu sein. Schau, wenn jemand heftig blutet und du ständig sein Blut ableckst, ist damit die Ursache nicht behoben. Da muss jemand helfen, der weiß, wie das geht so dass die Wunde dann auch abheilen kann. Ich würde an deiner Stelle die Reißleine ziehen und klar sagen, dass du es nicht weiter leisten kannst, ohne selbst krank zu werden und mit ihm zum Arzt/Therapeuten/in die Klinik gehst. Die Verantwortung muss zwischen ihm und dem Fachmann geteilt werden, du selbst wirst damit sicher nicht glücklich ;-)
Gruß, Werner
 
Hallo Papierblume,
ich find das schon toll, was du für deinen Freund so alles getan hast, wozu du so aufopferungsvoll bereit warst! Es hat dir gutgetan, ihm zu helfen. Wahrscheinlich konntest du ihn auch damit an dich binden?
Der erste Gedanke, den ich hatte, als ich deine Geschichte las war:
nun willst du für deinen Leistungen entlohnt werden!
Du willst, dass es ihm gut geht, aber nicht ohne dich bzw. mit dir!
Sei bitte nicht sauer, falls das irgendwie fies klingt, war nur so ein Gedanke!
liebe Grüße
 
Hallo Papierblume,

ich glaube, ich kann ein bißchen nachvollziehen, was du meins, auch, wenn ich mir da nicht ganz sicher bin.🙂

Die Sorge um deinen Freund hat so einen großen Raum ein deinem Leben eingenommen, daß es dir ohne sie ganz leer vorkäme. Du hast dich sehr über deine Nützlichkeit definiert und fürchtest, an Wert zu verlieren.

So, wie ich das verstanden habe, hat dein Freund eine Therapie gemacht und jetzt geht es ihm besser. Er ist auf dich nicht mehr so angewiesen wie früher.
Das bringt sehr viel Unsicherheit in dein Leben, das vorher so schwierig, aber geordnet schien. Du hast Angst vor Veränderungen und was sie dir bringen. Ich kann das etwas verstehen, möchte aber versuchen, dir hier ein wenig Mut zu machen. Er fühlt sich jetzt wahrscheinlcih freier, weniger von sich selbst behindert und möchte raus aus seinem problematischen Alltagstrott. Wenn ihm etwas an dir als Person, nicht nur als "Seelentröster" liegt, wird er sich sicher auf dich besinnen, wenn er seinen momentanen Aufschwung genossen hat. Laß ihn ein bißchen "von der Leine", auch wenn es schwer fällt.
Jemand, der dich liebt, rennt dir da nicht weg.

Versuch dir klar zu machen:"Ich bin nicht unwichtig, er ist sich nur selbst wieder wichtig genug, um ein glücklicheres Leben führen zu können"
Wenn es gut läuft könnt ihr eine etwas gleichberechtigtere Partnerschaft aufbauen. Das braucht aber Zeit und Geduld von beiden Seit.

Alles Gute
Sapphyr
 

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