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Angst vor dem Abrutschen nach Wiedereingliederung im Job

G

Gast

Gast
Hallo,

ich schreibe anonym, weil ich Angst habe, dass mich sonst jemand erkennen könnte (was absolut unwahrscheinlich ist, aber ich gehe mal lieber auf Nummer sicher...).

Zu meiner Situation: Ich bin seit mehr als einem halben Jahr krank geschrieben. Der Grund sind Depressionen, welche sich durch meinen Beruf bzw die Aufgaben die ich übernehmen sollte verschlimmert haben. Mein Hausarzt hat da auch immer mitgespielt, weil ich anfangs die Idee hatte, mich durch diesen Übergang selbstständig machen zu wollen. Mittlerweile vermute ich aber, dass mir derzeit komplett die Ausdauer dazu fehlen würde. Ich habe schon viele Dinge in dieser Hinsicht angefangen und kurz danach wieder eingestellt. Weil ich plötzlich dachte, dass das sowieso keine Aussicht auf Erfolg haben würde. Dabei müsste ich nicht mal großartig finanzielle Mittel einsetzen, denn ich komme aus dem kreativen Bereich und würde quasi meine Dienstleistungen verkaufen, grob gesagt.

Ich stecke parallel zum Job auch noch in einem Studium, welches von meinem Arbeitgeber finanziell mitgetragen wird. Es pausiert ebenfalls seit etwas über einem halben Jahr.

Vor einigen Monaten bin ich umgezogen, weil meine Freundin einen neuen Job gefunden hat und wir nicht länger eine Fernbeziehung führen wollten. Und ich wollte mich ja sowieso selbstständig machen und wäre quasi nicht ortsgebunden. Doch es kommen mir nun immer mehr Zweifel, ob das alles so richtig war. Ich habe starke Existenzängste und fürchte, dass mein 0815 Bachelor im Berufsleben nicht ausreichen wird...

Mein Arbeitgeber hat nun vor einigen Tagen signalisiert, dass er mich gerne zurück nehmen würde und das wir eine Lösung finden würden, die für beide Seiten passt. Jetzt bin ich nur noch durcheinander und weiss gar nicht mehr, was ich machen soll. Vor wenigen Wochen stand für mich noch felsenfest, dass ich nie wieder einen Fuß in diese Firma setzen würde. Das Angebot auf ein 4-Augen Gespräch habe ich nun aber trotzdem erst mal angenommen, es ist aber noch eine Weile hin bis zu dem Termin.

Ich habe jetzt super Schiss vor diesem Gespräch, denn wenn ich dort wieder anfange, müsste ich mir unter der Woche ein Zimmer nehmen, da ich wie gesagt mit meiner Freundin zusammen gezogen bin. Und wir hätten wieder eine Fernbeziehung (diesmal allerdings unter 200km, immerhin). Das Problem ist aber, dass sie im Grunde wegen mir den Job aufgegeben hat und ich ihr mit der Angelegenheit wohl ziemlich in den Rücken fallen würde. Wir haben darüber gesprochen, sie war natürlich erst nicht besonders angetan, würde mich aber unterstützen, falls ich mich entscheide zurück zu gehen. Es wäre ohnehin nur noch für ein Jahr, dann wäre das Studium rum und eine Anschlussverwendung ist eh fraglich.

Gesetzt den Fall, ich würde meinen Job fortsetzen, dann fürchte ich mich auch vor einer erneuten Krise, selbst wenn in dem Gespräch die Einigung zu Stande käme, dass ich nicht in die alte Abteilung zurück müsste. Ich komme leider aus einer Branche, in der Burnouts an der Tagesordnung sind.

So, dass ist also mein Problem, gibt bestimmt schlimmere Situationen. Kann mir trotzdem jemand eine kleine Entscheidungshilfe geben? Hat schon mal jemand hier nach längerer Krankheit eine Wiedereingliederung auf der Arbeit mitgemacht? Ich habe gar keine Ahnung, worauf ich mich da einstellen muss und denke die ganze Zeit nur darüber nach, dass ich dann wieder abrutschen (oder eher: noch weiter abrutschen) könnte. Ich fange übrigens, wenn denn alles gut geht, bald eine Psychotherapie an. Hätte ich vielleicht besser schon vor jahren tun sollen. Derzeit kann ich mir nicht vorstellen die nächsten Jahre so weiter zu leben, wie es jetzt ist, weshalb ich mich zu diesem Schritt durchgerungen habe.

Liebe Grüße und Danke fürs Lesen
darklight
 

Dess

Aktives Mitglied
Lieber Gast,

erstmal finde ich es gut, dass Du eine Psychotherapie beginnst, denn sie wird Dir sicherlich eine Entscheidungshilfe ermöglichen. Denn ich denke, es ist wichtig herauszufinden, wie weit Deine Ambivalenz/Unmut am Studium liegt, das Dein Chef finanziert ( womit ich ich jetzt annehme Erwartungen seinerseits verbunden sind ?) und von dem Du realisierst, dass es nicht das Wahre ist…oder am Aufgabenbereich in der Branche. Da Dein Chef für ein Gespräch mit Dir offen ist, scheint er einiges von Dir Deinen Fähigkeiten zu halten, und ist ev. auch bereit, Dich mit einer anderen Art von kreativen Aufgaben zu betrauen..auf jeden Fall klingt er kompromissbereit, und Du hättest ein Mitspracherecht. Wenn Du jedoch generell den Eindruck hättest, dass die Branche nicht dem entspricht, was Du Dir vorstelltest und/oder fähig bist zu tun, dann ist es auch wichtig, sich das einzugestehen. Man hat jederzeit das Recht im Leben herauszufinden und/oder festzustellen, dass man sich in Sachen Berufs- oder Studienwahl täuschte. Probieren geht über studieren..doch wenn man erfahren hat, dass man sich täuschte ( das Experiment scheiterte),

dann sollte man nicht zu viel wertvolle Lebens- und Arbeitszeit verlieren, in dem man versucht etwas contra coere durchzuziehen, nur damit man sich selbst ( und der Welt) den ev.Irrtum nicht einzugestehen braucht. Irren ist menschlich und jedes Risiko im Leben beinhaltet auch die Möglichkeit des "Scheiterns"..Da Du wenig über Deine "kreative" Arbeit schreibst und auch nicht ob sie Dir AUCH Spass gemacht hat einmal, und ich mir jetzt nichts Konkretes vorstellen kann, kann ich Dir auch nicht raten, was Du tun sollst. Doch Deine Depression und jetzt auch wieder Deine Bedenken/Angst vor dem Gespräch mit Deinem Chef solltest Du ernst nehmen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg mit der Therapie. Ich bin sicher, sie wird Dir helfen Dich richtig zu entscheiden !
Liebe Grüsse Desdemonaschall
 
G

Gast

Gast
Selbständigkeit ist auch ziemlich hart, gerade am Anfang. Es ist allerdings etwas anderes, für sich selbst zu arbeiten. Aber wenn Du momentan psychisch nicht auf der Höhe bist, dann könnte diese Belastung im Moment vielleicht ne Nummer zu hoch sein.

Was ich erstmal positiv finde, ist, daß Dein Chef und auch Deine Partnerin hinter Dir stehen. Das ist viel wert.

Was die Selbständigkeit betrifft, so würdest Du ja jetzt keine endgültige Entscheidung dagegen treffen, wenn Du - zumindest fürs erste - wieder in Deinen alten Beruf zurückgehst. Die Option bleibt Dir ja auch für später, wenn es Dir wieder besser geht. Dann hättest Du dafür auch mehr Energie.

Ansonsten hat Desdemonaschall es sehr gut geschrieben.

Alles Gute für Dich! :)
 
G

Gast

Gast
Hallo ihr beiden und vielen Dank für euren Rat!

Ob die Arbeit mir Spaß gemacht hat, ist keine so leicht zu beantwortende Frage für mich.
Grundsätzlich ja, aber die Rahmenbedingungen waren eben unter aller Kanone.
Das sagen auch Bekannte von mir, wenn ich aus meinem Berufsleben ein bisschen erzähle, die aus derselben Branche kommen.
Das hat mir den Spaß am Beruf ziemlich verdorben und ich habe gemerkt, dass darunter auch die Qualität meiner Arbeit irgendwann begann zu leiden. Für mich stellt das ein massives Problem da, denn ich bin äußerst perfektionistisch veranlagt und leide unter der "Akkordproduktion", die von mir in diesem Hause verlangt wurde.

Ja, der Chef verspricht sich bestimmt etwas davon, dass er mich studieren schickt. Das Problem ist, dass genau diese "Arschlocharbeiten" zum überwiegenden Teil verlangt werden. Das klingt vielleicht etwas überheblich jetzt, aber die Firma hat auch starke Probleme überhaupt Arbeitskräfte zu bekommen. In der Branche wird ohnehin nicht gut bezahlt, der Standort ist total unattraktiv und die Arbeitszeiten (Ende offen) sowieso.

Ich möchte am liebsten aus dem Ganzen ausbrechen, habe aber parallel dazu massivste Existenzängste. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in H4 rutschen werde. Für manch einen ist das sicher nicht so das Ding, es ist ja kein Todesurteil, das weiss ich auch. Ich wüsste aber auch nicht, was ich jetzt, in meinem Zustand, für eine Arbeit annehmen könnte, die meinen lebensunterhalt finanzieren würde. Ich ecke viel an, weil ich so unglaublich unkonzentriert bin, einerseits. Andererseits, weil ich schnell reizbar bin und in Situationen wo es angebracht wäre den Mund zu halten meine Meinung sage.

Vom Chrakter her bin ich kein Schäfchen, dass einen Chef braucht, um zur Arbeit angebtrieben zu werden. Ich hasse diese Hierarchien aufs derbste, genau wie die Strukturen überhaupt in unserer Arbeitswelt.

Ich denke ich werde einfach mal dieses Mitarbeitergespräch führen und sehen was passiert. Irgendwo fühl ich mich ja ziemlich gut damit, dass sie mir derartig hinterher dackeln (Ich hätte mir selbst schon längst gekündigt). Ich weiss aber auch, dass ich sofort wieder völlig kaputt geh, wenn ich wieder A**** vom Dienst spielen soll für die. Leider habe ich mich die letzten Jahre schon massiv ausbeuten lassen, da hat sich so viel aufgestaut. Selbst für die Aussicht auf den MA-Abschluss in einem jahr könnte ich es nicht schaffen, mich einfach zusammen zu reißen. Jedenfalls denke ich das, der einzige mögliche Ausweg den ich sehe, ist mich auf Drogen setzen zu lassen von meiner Psychiaterin.

Dazu sind die Antidepressiva ja da, wie ich es sehe: Einen Zustand herzustellen, der einen wie eine Maschine werden lässt, die eben einfach ihre Arbeit tut. Vielleicht würde es damit gehen. Aber ist das nicht völlig pervers?

Ist es eine gute Idee diese Mittel zu nehmen, um etwas contre coeur (hübscher Ausdruck, liebe/r Desdemonaschall) zeitlich begrenzt durchzuziehen? Die Psychiaterin bei de rich war ist eh ganz heiß drauf mir den Scheiss zu verschreiben, sollte also kein Problem sein da ran zu kommen.

liebe grüße
darklight
 

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