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An die Leute aus der Gastronomie - wie haltet ihr das aus?

Elaphia95

Mitglied
Ich musste gestern auf der Arbeit(mit der ich sehr zufrieden bin) in einem Moment der Stille über einen alten Teil meines Lebens nachdenken, den ich förmlich „verdrängt“ hatte.
Zwischen 18 und 19 (nach dem Abi quasi) habe ich Vollzeit in einem 3 Sternehotel gearbeitet. Damals wusste ich einfach noch nicht, was ich machen sollte, war orientierungslos, hatte nie Geld, meine Mutter hatte es nicht interessiert, weil sie selber Probleme hatte.
Ich musste jeden Tag um 4 Uhr aufstehen, um um 5 Uhr das Frühstück decken zu können. Manchmal sollte ich 300 Gäste (die oft gleichzeitig oder in Gruppen kamen) alleine bedienen. Klar, es war „nur“ Buffet, aber viele wollten Einzelbestellungen, Kaffee am Tisch eingießen, Buffet säubern, nachfüllen, Gästeliste abstreichen, parallel noch die Tagungsräume bestücken, Tische im minutentakt säubern und neu decken. Niemals Pause, oder gar sitzen. Überstunden „durfte“ ich mir nie aufschreiben, weil es ja „eigene Schuld“ war, da ich mich ja hätte „besser organisieren“ können.
Und ich habe jeden Tag Überstunden gemacht. Um das Trinkgeld wurde man in den Nachtschichten immer betrogen.
Ich wurde wahlweise auch flexibel in der Küche zum Spülen, Boden putzen oder anderen Dingen, für die ich eigentlich keine Zeit hatte oder eine 2. Person gebraucht hätte. Ich habe mir immer Mühe gegeben, und trotzdem hat man immer Kleinigkeiten gefunden (Stühle stehen nicht nah angerückt genug, Gabel Messer Abstand nicht perfekt, Geschirr nicht schnell gespült) um alles irgendwie madig zu reden, was mich mehr und mehr demotiviert hat. Und das alles nur für schlappe 800€ im Monat, wovon ich die Hälfte zuHause abdrücken musste.

Ich war irgendwann so fertig damit, jeden Tag erst um 17 Uhr nach Hause zu kommen, dann von meiner Mutter fertig gemacht zu werden, ich würde ihr nicht im Haushalt helfen. Ich wurde immer gereizter und habe jeden Abend geweint. Manchmal hatte ich Schichten früh spät - früh (quasi 1 Uhr nachts nach Hause und 4 Uhr morgens wieder aufstehen) weil „es nicht anders ging“ und kein anderer da war, oder krank. Ich sagte immer ja, und wurde trotzdem wegen Nichtigkeiten fertig gemacht von der Managerin. Manchmal, weil nicht alle Griffe der Kaffeetassen einheitlich in eine Richtung zeigten(wenn man 300 Tassen nacheinander richtet, passiert das schon mal), weil ich es nicht geschafft habe vier große, heiße Teller zu tragen (es gibt da bestimmte Griffe für, aber wenn die Teller heiß sind, ist es für kleine Frauen einfach sehr schwer
Letzten Endes habe ich eingesehen, dass es so nicht geht. Habe eine Ausbildung zur OP-Schwester gemacht und studiere mittlerweile Medizin.

Viele Leute in der Gastro kiffen, haben ein Alkoholproblem oder andere Laster, womit sie kompensieren. Vielleicht hätte ich mir auch etwas suchen müssen.
Ich ziehe vor euch meinen Hut, was ihr jeden Tag macht, würde kein „normaler“ Mensch schaffen. Und trotzdem lächelt ihr immer, seid immer nett. Ich konnte es irgendwann nicht mehr und wurde sogar unfreundlich zu Gästen.
Wollte danke sagen, an die tollen Leute, die ich während dieser Zeit kennengelernt habe (habe zu keinem mehr Kontakt), Familienväter, Mädels aus anderen Ländern, die sich etwas aufbauen wollen etc. Das durchzuhalten ist Heavy. Von der Härte her in etwa gleichzusetzen mit der Pflege(wobei Pflege einen auf emotionaler und psychischer Ebene mehr mit nimmt)

macht weiter so ! Aber lasst euch nicht ausbeuten !
 

Hamsterpups

Mitglied
OP-Schwester dürfte aber auch nicht ohne sein, oder?

Gastro ist meiner Meinung nach ein Berufszweig für den man geboren sein muss - sonst macht man das nicht lange mit. Ich hab eine Freundin, die blüht erst richtig auf, wenn sie 100+ Gäste im Biergarten sitzen hat und richtig Kilometer runterreißen kann. Meinen größten Respekt dafür!
 

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