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Altlasten meiner Kindheit

scrtob

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich erhoffe mir mit diesem Thread Tipps oder Denkanstöße, wie ich meine Lebenshaltung, meine mich zermürbenden negativen Gedanken in den Griff bekomme, um endlich mein Leben aktiv und selbst-bestimmt, ja selbst-bewusst gestalten zu können.

Kurz zu mir: Ich werde 35 Jahre alt, habe nach dem Abi eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten absolviert und daran anschließend ein Lehramtsstudium absolviert. Dieses habe ich erfolgreich abgeschlossen. Das Referendariat musste ich jedoch aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abbrechen. Allerdings kann ich dieses jederzeit wieder aufnehmen. Seit fünf Jahren bin ich arbeitslos, mit mehreren Unterbrechungen als Vertretungslehrer. - Als Vertretungslehrer habe ich immer wieder Stellen von Lehrer/innen, die länger ausgefallen sind, inne gehabt. Die Verträge liefen maximal bis zu den Sommerferien. Den Beruf des Lehrers möchte und werde ich nicht wieder aufnehmen. - Kurz gesagt: Ich habe für mich empfunden, dass dies nicht der richtige Beruf für mich ist.
Ich bin verheiratet. Außer zu meiner Frau, wir führen eine sehr glückliche Ehe, habe ich derzeit keinerlei soziale Kontakte.

Warum ich mich an euch wende:
Im Alter von sechs Jahren wurde mein Opa dement, weswegen er von meiner Mutter zu Hause betreut werden musste. Darüber hinaus habe ich einen Bruder bekommen. Aufgrund dieser beider Faktoren bin ich, gefühlt, von meinen Eltern plötzlich wie Luft behandelt worden. - Wurde ich bis zu dem Eintreten der vorgenannten Faktoren wie ein Einzelkind betüddelt, war für mich plötzlich keine Zeit mehr vorhanden.
Ich bin damit als Kind nicht klar gekommen. Ich habe meinem Bruder hauptsächlich die Schuld für die empfundene Missachtung meiner Person durch meine Eltern gegeben und somit nie wirklich eine Beziehung zu diesem aufgebaut. Viel eher sind wir uns spinnefeind und gönnen uns nichts.
Erschwerend kam hinzu, dass ich, ohne Selbstwertgefühl, in der Schule ein dankbares Mobbingopfer war. So bin ich seit der Grundschule bis zum Abi tagtäglich verprügelt und gehänselt worden. Meine Eltern wussten davon, doch offensichtlich waren sie überfordert mit der Situation: Mir wurde von keiner Seite geholfen. Ich habe mich stets alleine durchgekämpft.

Ich habe die Mobbingsituation kurz geschildert, da diese für den Kontext relevant ist: Meine Eltern haben mir immer gesagt, was ich zu tun hatte: So musste ich in den Posaunenchor, obwohl ich dazu nicht die Lust hatte. Zudem musste ich eine Ausbildung machen, obwohl ich lieber gleich studiert hätte. Mit 18 habe ich mich quasi von zu Hause immer mehr abgenabelt und den Kontakt zu meinen Eltern auf das Nötigste beschränkt, obwohl ich noch bei Ihnen wohnte.
Gefühlt gönnte mein Bruder mir nie etwas: Ich war im Posaunenchor, es machte mir nach einiger Zeit dort Spaß und ich hatte musikalisches Talent. Nach ein paar Jahren musste er auch in den Posaunenchor. Er hat dort solange Terz gemacht, bis er in die Sopranstimme kam, während ich noch in der zweiten Stimme spielte. Das hat mich so demotiviert, dass ich nie wieder geübt habe und schließlich das Trompetespielen ganz aufgegeben habe.
Auch war ihm bekannt, dass ich immer Klavier lernen wollte: Kaum hatte ich ein paar Stunden bei einer meiner Mutter bekannten Lehrerin, musste er auch Klavier lernen. Ich habe nie wieder Klavier gespielt.

Er wusste, dass ich immer in einer Band spielen wollte - er ist in eine Band gegangen. Ich bin bis heute nie in einer gewesen.
Ich wollte immer Wirtschaftsprüfer und Steuerberater werden, wie mein Onkel, der mein Vorbild ist. Ich habe mir das damals nie zugetraut und deswegen bin ich meinem Zweitwunsch, Lehrer werden zu wollen, nachgegangen. Rückblickend ein Fehler. Mein Bruder, der nie etwas mit der Wirtschaftsprüfer-Branche zu tun haben wollte, wird jetzt Wirtschaftsprüfer (WP). Sein Wechsel in diese Branche fing erst dann an, als ich meinen Entschluss, nicht mehr Lehrer sein zu wollen, sondern WP und StB werden zu wollen artikuliert habe. Er ist kurz vor dem Erreichen dieses Ziels und ich habe mich wieder in mein Schneckenhaus verkrochen und mache seit Jahren nichts. - Anstatt zu studieren und nichts auf meinen Bruder zu geben.
Das Ganze ist wie ein schlechter Albtraum für mich: Kaum hatte ich meine erste Freundin, hat mein Bruder alles daran getan, auch eine zu bekommen. Die sind noch immer zusammen, obwohl er mit ihr, nach eigenen Aussagen, nicht glücklich ist und sie auch nach Meinung Außenstehender nicht zusammen passen.
Meine Frau und ich sind vor kurzem in eine Stadt in der Nähe meines Elternhauses gezogen, in der es sehr schwierig ist, eine Wohnung zu finden. Wir hatten Glück, dennoch eine Wohnung zu erhalten. - Kaum hat mein Bruder davon Wind bekommen, hat er alles daran gesetzt, auch in der Stadt eine Wohnung zu bekommen.
Meine Frau und ich waren wöchentlich freitags bei meinen Eltern zum Abendessen. Mein Bruder hat davon erfahren, schon war er auch regelmäßig dort. Fortan sind meine Frau und ich nur noch bei meinen Eltern, wenn er nicht da ist. Mein Bruder und ich gehen uns aus dem Weg, ich meide jeden Kontakt zu ihm. Damit geht es mir gut.
Ich hatte so gehofft, in der neuen Stadt neuen Lebensmut zu fassen und endlich mein Studium aufzunehmen und meine Ziele zu verwirklichen. Nun ist er auch hier. Leider ist die Stadt sehr klein und so wird es nicht ausbleiben, dass wir uns a) in Vereinen begegnen werden und b) wir uns später auf der Arbeit begegnen werden. Kaum haben wir uns in der Wohnung eingerichtet, eigentlich fühlen wir uns wohl, will ich schon wieder weg. Aber das kann keine Lösung sein. Was hält ihn davon ab, ziehen wir von Stadt A nach Stadt B, es uns gleich zu tun? - Wohin soll uns das führen?!
Ich muss das irgendwie hinbekommen, meine Ziele zu verfolgen, ganz egal wie erfolgreich er darin sein mag, diese früher und oder besser zu erreichen als ich.
Zwischen ihm und mir wird es irgendwann zu Konflikten kommen: Wir sind uns in vielen Punkten ähnlich: Wir sind eigentlich von Natur aus keine Mitschwimmer, sondern wir wollen mitgestalten. Notfalls wird es so sein, dass wir bspw. später im Steuerberaterverband gegeneinander um den Vorsitz kämpfen werden. Nur: Ich sehe die Gefahr, dass er es mir schwer machen wird, da er früher Steuerberater und WP sein wird als ich und somit früher Einfluss ausüben kann.

Ich benötige dringend Tipps von euch, wie ich mit der Situation, bzw. mit meinem Bruder umgehen kann und ungeachtet seiner Aktivitäten meine Ziele verfolgen kann. Ich bin über hilfreiche Tipps dankbar!
Ich vergleich mich fortwährend mit ihm. Immer fallen meine Beurteilungen zu meinen Ungunsten aus, weswegen ich mich schlecht fühle und gar nichts mache....
 
Zuletzt bearbeitet:

scrtob

Neues Mitglied
Hallo,

ich war für einige Sitzungen bei einer Beratungsstelle, die von Psychologen betreut wurde. Dies ging über ca ein halbes Jahr, alle 2 Wochen eine Sitzung. Diese haben wir ein wenig geholfen. Zum einen aufgrund von Corona, zum anderen aufgrund der Tatsache, dass die Psychologen eigentlich nur 10 Sitzungen pro Person zur Verfügung haben, sie für mich aber eine Ausnahme gemacht haben, die aber nun ausgelaufen ist, sind diese weggebrochen.
Eine Alternative habe ich derzeit, u.a. aufgrund langer Wartelisten bei Psychologen hier auf dem Land, habe ich nicht.
Davon abgesehen würde dann die psychologische Betreuung via Krankenkasse aktenkundig. Somit könnte ich mein Referendariat, sollte ich dieses doch irgendwann einmal wieder aufnehmen wollen, nie wieder aufnehmen, da psychische Erkrankungen "das Todesurteil" für die Referendariats-Wiederaufnahme sind. Doch nicht nur dafür: Sondern auch für weitere beruflich Ziele meinerseits.....Deswegen besteht bei mir, abgesehen von den langen Wartelisten bei Psychologen, ein gewisses Hemmnis gegenüber Psychotherapie.
 

cucaracha

Urgestein
Wenn du eine Therapie selber bezahlst wird es nicht aktenkundig.

Versuche dich emotional von deinem Bruder zu distanzieren...dann vergleichst du dich nicht mehr mit ihm und es ist dir komplett gleichgültig was er tut oder nicht tut.

Wenn dir dein Bruder so sehr nachäfft und in deine Fussstapfen tritt...dann wird er an dir hängen und du wirst sein Vorbild sein.

Wenn du im Internet googelst...Psychotherapeuten suchen oder finden...findest du Listen mit freien Therapie Plätzen.
 

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