Weil man als Älterer das gern hinaus zieht, um das Gehör zu trainieren. Denn auch hier ists wie mit einer Brille: Hat man dies erstmal, lässt die Fähigkeit weiter rapide nach.
Und es gibt ja auch einen langen Zeitraum, in welchem man das Gegenüber noch sehr gut versteht, wenn es einen anschaut und deutlich spricht, gut versteht.
Und den sollte man dann doch abwarten - bis es eben ohne Hörhilfe nicht mehr geht.
Wie das bei der Brille ist weiß ich nicht genau, aber beim Hörgerät darf man KEINESFALLS abwarten, bis man sich eins anschafft, in der Hoffnung, man würde das Gehör trainieren. DAs komplette Gegenteil ist der Fall! DAs Gehirn ist darauf angewiesen, bestimmt Hörsignale zu bekommen: Bleiben diese aus, kommt es zu einem Abbau der entsprechenden Hörfähigkeiten und man hört noch weniger. Also KEIN Hörgerät zu tragen, ist der sichere Weg, sein Gehör weiter zu verschlechtern.
Wer aber die im Ohr verloren gegangene Hörfähigkeit frühzeitig durch das Geärt ersetzt, das sorgt dafür, dass diese Funktionen im Gehirn erhalten bleiben.
Also bitte keinesfalls das Hörgerät rauszögern und es vor allem auch so oft wie möglich tragen: Das ist nicht wie bei einer Brille, die man getrost ablegen kann, wenn man zuhause ist, weil es da vielleicht nicht so drauf ankommt: Das gehirn muss sich an das Hörgerät gewöhnen, um die Signale richtig umzusetzen. Wer sein Hörgerät nur sporadisch trägt, wird damit auch nicht besser hören. DAs Hörgerät verstärkt nämlich ALLE Frequenzen und nicht nur die, auf die wir gerade unsere Aufmerksamkeit lenken. Erst im Training lernt das gehirn, die Signale des gerätes richtig zu "sortieren" und zB einem gespräch folgen zu können.
Viele menschen, die das Gerät nur gelegentlich tragen, haben trotz Hörgerät schwierigkeiten, zB einem Gespräch zu folgen, weil sie die Nebengeräusche nicht rausfiltern können.
Und genau da liegt meiner Meinung nach das problem vieler älterer Menschen: Sie zögern das Hörgerät unnötig raus und hören dann immer und immer schlechter, bis sie selbst MIT Hörgerät kaum noch was hören. Das macht Gespräche mit ihnen unnötig schwer und manchmal hat das halt zur Folge, dass Gesprächspartner "ungeduldig" werden.
Mit einem Menschen, der schlecht sieht, kann man im Alltag genauso interagieren, wie mit einem normalsichtigen Menschen. Aber wenn jemand kaum was hört, wird es anstrengend. Das soll es nicht entschuldigen, aber erklären.
Umso wichtiger, sich lieber früher als später ein Hörgerät anzuschaffen.