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"Alles für die Firma" - ist diese Einstellung normal?

Hallo,

ich frage mich in letzter Zeit häufig - vor allem, da ich gerade am wegbewerben bin - ob das heutzutage zum "guten Ton" gehört, dass man quasi Arbeit als seine absolute Priorität ansieht und Überstunden, Wochenendarbeit etc. grundsätzlich erwartet werden.

In meiner aktuellen Firma ist es ja auch diese Unternehmensphilosophie, die mir sehr zu schaffen macht. Einerseits wird immer von Work-Life-Balance und "Familienfreundlichkeit" gesprochen, dafür wird man als kinderlose Mitarbeiterin aber umso mehr ausgenutzt, denn ohne Kinder hat man offenbar kein Recht auf Work-Life-Balance, Teilzeit, geregelte Arbeitszeiten o.ä.

Kollegen gelten hier weniger als Kollegen, sondern es wird eigentlich beinahe schon erwartet, dass man in den Pausen zusammen kocht und nach der Arbeit täglich (!) noch was trinken oder Essen geht. Dasselbe am Wochenende, da wird gegrillt, Go-Kart gefahren etc., und wehe du machst nicht mit, dann wirst du sofort schief von der Seite angeschaut, oder es wird mit großen Augen gefragt, wieso man denn keine Zeit hätte. Ich weiß ja nicht, wie andere das machen, aber ich habe Partner, Haushalt, Haustiere, Hobbys und Freunde und, man mag es kaum glauben, all das ist AUSSERHALB der Firma.

Auch in bisherigen Bewerbungsgesprächen passiert es mir immer wieder, dass die Firma quasi als der absolute Lebensmittelpunkt dargestellt wird und damit müsse man sich natürlich als zukünftiger Mitarbeiter identifizieren.. selbst die kleinste Hinterhof-Klitsche stellt sich selber dar, als wäre es DER ultimative Mittelpunkt, den man ab sofort zu priorisieren hat, sollte man die Stelle bekommen.

Besonders erschreckend fand ich ein Gespräch, das ich letzte Woche hatte. Es ging um eine Stelle am Empfang einer Physiopraxis in Teilzeit. Die Empfangskraft erzählte mir, dass sie jeden Morgen aufstehe und sich ja so total auf die Arbeit freue und richtig traurig wäre, wenn dann Wochenende ist, denn das Team sei ja sowas von spitze und sie wären hier eine große Familie..

Ich fragte dann, warum die Stelle eigentlich besetzt wird, und die Antwort war:

"Naja, ich gehe ja um 16 Uhr nachhause und habe dann jedesmal ein totaaaal schlechtes Gewissen, weil der Empfang dann noch 4 Stunden unbesetzt ist, denn wir schließen ja erst um 20 Uhr. Wir suchen also jemanden für die Nachmittagsschicht und jemanden, der mich vertritt, wenn ich mal Urlaub habe.. da hab ich ja auch schon ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, dass ich über Weihnachten alle hier im Stich lassen muss!"

Ich: Naja, aber Urlaub hat man halt mal.. wenn du dir morgen das Bein brichst, dann fällst du ja auch aus und musst dann ggf. wochenlang mit schlechtem Gewissen daheim sitzen. ;)

Sie: Nene, das ist mir letztes Jahr sogar passiert, ich bin trotzdem sofort wieder zur Arbeit gegangen, genauso wie ich mit Magen-Darm-Grippe herkomme, ich kann mein Team einfach nicht im Stich lassen, weißt du in dieser Praxis steckt mein ganzes Herzblut drin!


Das nur mal als kleiner Auszug von dem Gespräch. Ich muss ehrlich sagen, dass ich sowas beängstigend finde. Darum wollte ich euch mal fragen, ob ihr sowas "normal" findet, das genauso seht wie die oben erwähnte Dame, oder ob ihr das - wie ich :rolleyes: - maßlos überzogen findet.

 
G

Gelöscht

Gast
Du musst es ja nicht so handhaben. Ein schlechtes Gewissen habe ich nach Dienstschluss mit Sicherheit nicht, aber ich überlege mir am Feierabend schon noch mal, wie ich das am nächsten Tag dann mache eventuell. Ich lasse also nicht alles komplett auf der Arbeit zurück.
 

JeGeo

Mitglied
Kommt stark auf die Firma an. Aber an sich ist für mich nach dem Feierabend Schluss mit Arbeit. Für mehr ist dann der Kopf auch nicht fähig. Zumal vorallem in Bürojob's dann tendiert den Laptop mit zunehmen und "weiter zuarbeiten". Ab und zu setzte ich mich auch hin, dass in dann eher das ich Zeit und die Motivation dazu habe.

Aber dieses man muss unbedingt was zusammen kochen und nach der Arbeit Essen gehen etc. scheint momentan sehr verbreitet und man fühlt sich schon komisch. Kommt aber wie gesagt sehr auf die Firma drauf an.
 

Athanasia

Aktives Mitglied
Sie: Nene, das ist mir letztes Jahr sogar passiert, ich bin trotzdem sofort wieder zur Arbeit gegangen, genauso wie ich mit Magen-Darm-Grippe herkomme, ich kann mein Team einfach nicht im Stich lassen, weißt du in dieser Praxis steckt mein ganzes Herzblut drin!
Nun, wenn sogar mit Magen-Darm auf Arbeit gegangen wird, scheint man sein Team ja prinzipiell nicht sonderlich zu mögen, wenn man an diese die Seuche einfach mal so weitergeben will.... :D

Und nein, Feierabend ist Feierabend. Wenn ich mich mit den Leuten gut verstehe, dann geht man auch mal nach dem Feierabend was trinken, ist aber nun nichts tägliches. Zu allererst sind es Kollegen und keine Freunde...
 

blackstone

Aktives Mitglied
Für mich ist Arbeit Arbeit und Privatleben eben dieses. Ich bin auch nicht so der Typ, der sich seine Freunde unter den Kollegen sucht. Ich bin zwar nicht so, dass ich sekundengenau an der Stempeluhr stehe. Aber regelmäßige Überstunden der Firmenloyalität wegen lehne ich ebenfalls strikt ab.

Aber es gibt auch andere Arten von Menschen. Und die respektiere ich auch. Wenn sich also Kollegen untereinander treffen, dann find ich das ok. Falls ich mal gefragt werde und ablehne, hab ich auch kein schlechtes Gewissen. Wenn mich die Leute dafür schief anschauen, dann ist das eben so. Hab ich auch keine Probleme mit. Dafür habe ich ja eben diesen Abstand.

Was überhaupt nicht ginge wäre, wenn das von oben als gezwungen zu lebende Firmenphilosophie gehandhabt würde. Wenn ich sowas merken würde, dann würde ich da nur so lange bleiben, bis ich was neues habe. Ich bin Mitarbeiter meiner Firma gegen Gehalt. Kein Sektenmitglied, kein Familienmitglied.

Um mich derartig mit meiner Firma zu identifizieren verdiene ich erstens nicht gut genug und habe zweitens auch nicht die Firma selbst mit aufgebaut, dass ich da so eine Verbindung spüre.

Klar HÄTTE das gern jeder Arbeitgeber. Da ich aber von ihm auch nicht alles bekomme, was ich gern hätte, sehe ich keinen Grund es umgedreht zu tun.

Ich lehne eigentlich auch strikt die Einstellung ab, dass der Arbeitgeber ÜBER einem als Arbeitnehmer steht. Es ist eine beidseitige Abhängigkeit und man sollte sich nicht alles gefallen lassen. Es gibt auch Arbeitsgerichte. Und in jeder Firma ist was faul. Was meint ihr, wie schnell manch Arbeitgeber eine Kündigungsdrohung zurückzieht wenn er merkt, dass der Arbeitnehmer dann a) sofort Kündigungsschutzklage einreicht und b) mal die rechtlich bedenklichen Missstände gleich mit anprangert (zB. fehlender Betriebsrat ab gewisser Firmengröße, fehlende Brandschutz oder Sicherheitsrichtlinien usw)
 
G

Gelöscht 86791

Gast
@TE

Ich sehe das genau so wie Du, ich hätte ebenfalls keine Lust nach der Arbeit mit Kollegen wegzugehen oder mich am Wochenende mit ihnen zu treffen.
Ich arbeite um leben zu können, nicht umgekehrt.

Und das hier ist wohl der größte Schwachsinn:

Die Empfangskraft erzählte mir, dass sie jeden Morgen aufstehe und sich ja so total auf die Arbeit freue und richtig traurig wäre, wenn dann Wochenende ist, denn das Team sei ja sowas von spitze und sie wären hier eine große Familie..
WTF?!
 
Du musst es ja nicht so handhaben.
Eben das ist das Problem, ich denke bzw gehe fest davon aus, dass es so erwartet wird, dass ich das ebenfalls so handhabe. Denn für die anderen ist es ja z.B. selbstverständlich, dass man z.B. keinen Urlaub nimmt, wenn kein adäquater Ersatz da ist, unbezahlte Überstunden macht, "zum Wohle der Firma" oder weil ja sein "Herzblut" drinsteckt und so weiter..

Und ich kann ja schlecht im Bewerbungsgespräch sagen "Sorry, aber Arbeit ist für mich Arbeit und sobald ich ausgestempelt hab, hat sich das Thema für mich für diesen Tag erledigt!" ;)
 

Fantafine

Sehr aktives Mitglied
Ich liebe meine Kolleginnen, wir gehen hin und wieder gemeinsam essen oder fahren auch mal ein Wochenende zusammen weg. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig.

Warum das schwachsinnig sein soll, seine Kollegen zu mögen und sich aufeinander zu freuen, verstehe ich nicht. Man verbringt einen Großteil seines Tages auf der Arbeit, da finde ich es sehr hilfreich, sich gut zu verstehen. Macht das Leben leichter. Man MUSS seinen Job und seine Kollegen nicht hassen.

Alles für die Firma finde ich übertrieben, ich mache meinen Job so gut ich kann und bin auch gerne bereit, mal reinzuklotzen. Das heißt aber mitnichten, dass ich mein Leben dem Job unterordne und Arbeit an erster Stelle steht. Es heißt für mich Life-Work-Balance und nicht Work-Life.
 

_cloudy_

Urgestein
Hallo.

Sich mit den Kollegen verstehen ist ja schön und wünschenswert,

aber:

- überstunden keine Minute unbezahlt arbeiten

- Urlaub einreichen, wann DU den haben willst

- Freizeit ist Privatzeit. Man kann maaal was mit den Kollegen machen, aber nie pflichtmässig oder regelmässig, weil das erwünscht ist.


Ich glaube auch nicht, dass diese Praxis nochmal so eine finden wird, die ihre Firma so verehrt.
 

Arktur

Sehr aktives Mitglied
Ich stehe sowieso meiner Arbeit eher distanziert gegenüber, aber immerhin habe ich das Glück, dass es hier bei uns im Büro keinerlei gemeinsame Freizeitverpflichtungen gibt. Zwar organisiert mein Teamleiter hin und wieder mal eine gemeinsame kleine Bergwanderung oder ähnliches, aber wer keine Lust oder keine Zeit hat, wird zum Glück nicht schief angeschaut. Es beteiligt sich immer nur ein Teil der Leute an diesen Aktivitäten. Und normalerweise ist es so, dass ich die Arbeit hinter mir lasse, sobald ich das Büro verlassen habe. Ich arbeite nicht von zuhause weiter und werde auch nicht vom Büro aus angerufen.

Für mich ist meine Freizeit auch sehr wichtig, denn das ist der Teil meiner Lebenszeit, der mein eigentliches Leben ausmacht. In meiner Freizeit beschäftige ich mich mit meinen persönlichen Interessen und treffe Freunde oder kümmere mich um meine alte Mutter.
 

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