Hallo,
Nunja ich bin wieder nüchtern. Vorweg muss ich eigentlich erwähnen, dass ich momentan NOCH kein Alkoholproblem habe. Es aber immer mehr darauf hinauslaufen wird.
Mir hat die Antwort, "Wisst ihr warum Menschen diesen Alkohol-Rausch, sprich wenn man Besoffen ist so sehr mögen? Denn dieser Zustand ist frei von Sorgen und Gedanken. So wie wir ursprünglich einst geschaffen wurden.", sehr gut gefallen.
Allerdings würde ich nicht unbedingt Alkohol-Rausch sagen. Sondern generell Rausch. Alkohol ist es bei mir erst seit ca. 1 Jahr. Vorher waren es andere Dinge. Je mehr ich über oben genanntes nachdenke, desto mehr finde ich, habe ich eigentlich immer irgendeine Form von Rausch gesucht. In meiner Familie gab es nur Probleme. Streit, Ärger, Hass. Liebe kenne ich nur vom Sagen hören. Ich habe damals schon immer gemieden zuhause zu sein. War den ganzen Tag draussen. War in einem Schützenverein, Fußballverein, Tennisverein, Tisch-Tennisverein, Landjugend, sogar Ministrant, ich habe anscheinend sogar mal an Gott oder etwas Ähnliches geglaubt oder mich einfach nur damit abgelenkt, um nicht an die Realität erinnert zu werden. Ich hatte damals auch noch wirklich, wahre Freunde. Keine Saufkumpanen wie es mir zur Zeit vorkommt. Wenn einer anruft und sagt, "hey treffen wir uns", gehts immer nur ums Saufen. Ich habe eigentlich keine Lust darauf, aber besser als alleine rumsitzen ist es auf jeden Fall. Aufgrund der Scheidung habe ich umziehen müssen, zu meinem Vater, den ich eigentlich überhaupt nicht kenne. Nur als Tyrann. Nunja, jetzt wohne ich woanders, am A**** der Welt. Kein Fußball mehr, kein Tennis, nichts. Ich meine ich hab früher zuhause sogar versucht im Haushalt so viel es geht zu machen. Ich war mit 8 Jahren selbstständiger als einige 18-Jährige Freunde von mir, die sich im Ofen nicht mal eine Pizza machen können. Ich bin mit 12 Jahren mit meinem Vater mit arbeiten. Mittlerweile denke ich habe ich das nur gemacht, weil ich einfach wissen wollte, was ein Vater ist, da er nie zuhause war. Was mich zum überlegen bringt, wieso er nie zuhause war, hasst er uns alle? Ich habe nebenbei teilweise exzessiv Videospiele gespielt, mich einfach immer sofort irgendwie ablenken können. Nunja ab 12 Jahren hab ich mich da dann mehr in die Arbeit reingesteigert, Malern. Es war eigentlich ziemlich schön, bisschen "rumbatzen". Das ist dann bis 15/16 einigermaßen gut gegangen bis ich dann aber bei der Arbeit auch auf das wahre Gesicht meines Vaters gestoßen bin, ausserdem kann ich mich nie länger mit einer gleichen Beschäftigung abfinden. Ich hatte eigentlich gut verdient aber dann hinterher alles in ner gewissen Kaufrauschphase alles sinnlos ausgegeben. Naja dann war der Umzug dazwischen. Mir war einfach saulangweilig bzw. es ist saulangweilig hier. Früher konnte ich noch Tag und Nacht auf dem Fußballplatz mit Freunden spielen bis man totmüde ins Bett gefallen ist. Allerdings war/ist derartiges nicht mehr möglich. Dann habe ich mich intensiv mit Computer beschäftigt, anfangs noch rumgebastelt, PCs selber zusammengebaut, andere repariert, nebenbei bisschen Geld damit gemacht. Allerdings dann nur noch in virtuellen Welten festgehangen 4 Jahre lang. Naja Ich bin eines Morgens aufgewacht und hab mir gedacht, ich spiele zu viel, habe teilweise 3 Tage durchgezockt, kaum was gegessen 1 Tag geschlafen, usw. Meinem Vater war das egal, es war eh keiner daheim. Hat also auch keiner mitbekommen. In der Schule hat man es nur gemerkt, da ich 1/3 des Jahres "krank" war, zuhause zocken eben. Geschwänzt. Mir war alles egal, hauptsache an nichts denken müssen. War wenn ich dann mal in der Schule war immer noch die ganze Zeit geistig im Spiel. 1 Tag vor meinem Abitur habe ich nicht mal eine Ahnung gehabt, wie ein Abitur aussieht, hab mir dann im Internet alte Abituraufgaben runtergeladen, eine durchgelesen und mit so einer Vorbereitung auch noch bestanden. Lächerlich eigentlich wenn ich daran denke, dass man mit NULL lernen Abitur machen kann. Nunja, auf jeden Fall bin ich wie gesagt aufgewacht und dachte mir: Ab heute ist Schluss mit zocken! Und genau so war es dann auch. Nur was macht man denn dann den ganzen Tag, wobei ich erstmal festgestellt habe dass ich eh nur noch Nachts auf war. 2-3 Tage auf 1 Tag schlafen, das war mein Rhythmus. In der Zwischenzeit eben an Silvester nach der Arbeit und einem heftigen Streit mich total weggeschüttet, dass ich im Delirium Auto gefahren bin. Ich bin froh, dass der Unfall passiert ist. Und auch dass niemandem etwas passiert ist, wobei ich froh gewesen wäre wenn ich einfach nur etwas schneller gewesen wäre, da mein Auto 2 cm vor einer dicken Betonmauer zu stehen gekommen ist und ich nicht einmal einen blauen Fleck hatteobwohl ich mit 120 durch den Ort gefahren bin und so einiges umgemäht hatte. Die ganze Zeit war aber immer irgendwie komisch. Ich hab da nur 3 Dinge gemacht. 2-3 Monate exzessiv Auto gefahren immer aus Langeweile auf der Autobahn mit Vollgas dahingebrettert, wo wir bei Geschwindigkeitsrausch wären. Ich war einfach süchtig. Dann 2-3 Monate wieder exzessiv zocken, oder mal am Wochenende Krankenhaussaufen, es gab keine Feier an der ich nicht ein Delirium hatte. Alkohol schmeckt scheuslich, allerdings ist die Wirkung, wenn man alles vergisst einfach nur toll. Und das gute bei mir bzw. eigentlich das schlechteste ist, dass es mir am nächsten Tag ganz normal geht, kein Erbrechen, keine Übelkeit, nichts. Mittlerweile leg ich mich immer mit irgendwelchen Leuten an, weil es mir einfach einen gewissen Kick gibt, ein kleiner Adrenalinrausch. Nunja mir würde noch einiges Einfallen, vor allem merke ich immer, dass ich zwischenzeitlich manche Dinge vergesse. Das Krasseste überhaupt war aber als ich eines Tages aufgewacht bin und in einem richtigen Trancezustand mich auf den Weg in den Wald gemacht habe mit meinem Taschenmesser mit dem ich mich umbringen wollte. Gott sei Dank war es aber zu stumpf und ich hab als ich mich ruckartig aufgeschnitten habe einen derartigen Schock bekommen, dass es kaum geblutet hat. Davon hat aber eh keiner was mitbekommen, die Narbe ist zwar groß, allerdings kann man sie leicht unter der Uhr verbergen. Naja aufgrund des Unfalles wurde ich zu Sozialstunden verurteilt und zur Alkoholsuchtberatung. Ich war zwar bei der Beratung aber die Sozialstunden habe ich nicht geanz geleistet gehabt. Deshalb wurde ich angewiesen den Jugendarrest für eine Woche anzutreten. Habe ich allerdings alles nicht so ernst genommen, weil mir einfach nur noch alles scheißegal ist und ich einfach nichts mehr ernst nehme. Ich meine wofür auch. Naja 6 Wochen später wurde ich dann eben von der Polizei abgeholt und in den Arrest gebracht und ich muss sagen ich hatte mich in der Woche besser gefühlt als je zuvor. Es war einfach toll. Endlich wieder ein geregelter Tagesablauf. ich musste schon um 5 aufstehen Frühstück machen helfen. Es war herrlich. Ich hatte mich fast wieder so gefühlt wie als Kind. Und die Wärter dort waren einfach nur klasse. Mir hat es dort sichtlich gefallen, weshalb mich dann alle einfach nur irgendwie beneideten und lachen mussten, dass es einem in so einer Anstalt so gut gefällt. Ich fühlte mich paradoxerweise freier denn je. Kein Fernseher, kein Alkohol, keine Drogen, kein Tabak, kein Internet, nichts! Ausser gute alte deutsche Literatur wie Kafka, Mann, Schiller etc. Und natürlich etwas Arbeit nebenher. Ich fühlte mich aber auch einfach nur sicher. Ich hab mich jedes mal wohl gefühlt als ich wieder in meine Zelle gesperrt wurde. Das einzig nervende war nur dass man sich nur jeden 2. Tag duschen durfte und ich mindestens 1 mal am Tag duschen muss. Ich weis nicht wieso, aber ich muss es einfach. Allerdings war es dann doch auch ziemlich angenehm am Ende der Woche, mal wieder seinen eigenen Geruch zu riechen. Naja ich hör mal auf. Lange Texte wirken immer zu erschreckend als dass sie wer liest. Ich wünsch Euch eine gute Nacht.
lg AloneintheDark